Eine (Geschichte) von Vielen.. Tanja Christine Sugar. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tanja Christine Sugar
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783847699163
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Januar 2009 einen Termin. Bis zu diesem Tag schauten mein Mann und ich im Internet nach und fanden so allerhand. Manches beruhigte mich und manches machte mir Angst, wie es halt so ist, in so einer Situation. Die Verhärtung hatte sich ja auch etwas zurückgebildet und das ließ auch mich auf eine Hormonstörung oder einen gutartigen Tumor hoffen.

      Die Nächte gingen langsam vorbei – ich hatte Nachtdienst vor dem Untersuchungstermin – und meine Gedanken kreisten dauernd um meine Brust. Ich hatte die letzte Nacht geschafft und legte mich schließlich mit einem mulmigen Gefühl ins Bett. (Ich musste ja bald wieder aufstehen, hatte meinen Arzttermin.). Der Wecker klingelte, ich ließ das Badewasser ein und machte mich aufgeregt zurecht. Die Fahrt nach Kronach ging schnell, vor lauter Gedankenkreisen, konnte ich mich gar nicht an die Ankunft erinnern.

      Die Wartezeit war unerträglich.

      Frau Dr. Leiß tastete die Brüste ab und machte eine Ultraschalluntersuchung. Schon seit Jahren ging ich zu ihr und ich hatte immer vollstes Vertrauen, konnte mich auf sie verlassen. Sie wirkte ruhig und sprach so, als ob es nichts Besonderes wäre, was sie da sah.

      Sie sagte: „Das Obere, sehen Sie, ist verhärtetes Brustdrüsengewebe. Aber da drunter ist was, da kann ich nicht erkennen, was das ist. Sie müssen zur Mammographie und das abklären lassen. Danach sehen wir weiter, was zu tun ist.“ Mit der Überweisung in der Hand ging ich und fuhr nach Hause.

      Mein Mann meinte: „Du wirst sehen, das ist nichts Schlimmes und die ganze Aufregung war umsonst.“ Wie gesagt, er ist immer derjenige, der mich beruhigen kann.

      Die Mammographie !?

      Der Termin zur Mammographie war gleich gemacht und so fuhr ich mit meiner Schwägerin – weil mir übel war vor Angst – ins Krankenhaus. Den Tag weiß ich nicht mehr genau, aber es war irgendwann Ende Januar.

      Die Arzthelferin rief mich auf. Im Behandlungszimmer zog ich mich aus und wartete auf den großen „Akt“. Da fragte sie mich, ob ich schwanger wäre und ich antwortete ihr mit den Worten „ich denke nicht“. Sie darauf: „Wie, Sie denken nicht?!“ „Naja, 100 prozentig kann ich es nicht sagen, da ich keine Verhütungsmittel nehme und ja nun die 2. Zyklushälfte sei, aber zu 98 % bin ich es nicht.“ Da ging die Diskussion erst richtig los. Ich entgegnete ihr, dass mir durch den ganzen Stress mit der Brust eh alles vergangen sei und wenn es doch durch einen dummen Zufall soweit gekommen wäre und ich hätte Krebs, müsste ich es ja sowieso abtreiben. Sie meinte dann, sie würde den Arzt erst einmal fragen müssen, sie verstünde mich zwar, aber sie kann die Mammographie nicht so einfach durchführen.

      Als sie wiederkam, sagte sie ich solle einen Zettel unterschreiben, dass ich das alles auf meine Kappe nehme und die Verantwortung trage, falls ich doch schwanger wäre und ich dann später, sollte das Kind eine Behinderung haben, nicht ihnen die Schuld geben könne. Also gut, ich unterschrieb diesen Wisch und sagte: „Können wir nun endlich loslegen?“.

      Während dieser ganzen Diskussion stand ich oben ohne da. (Entblößt und sehr, sehr ängstlich)Es sollte nun endlich losgehen, als das Telefon klingelte. Und wer war da wohl dran? – Richtig! Der Radiologe.

      Plötzlich war er der Meinung, mein unterschriebener Zettel wäre nicht ausreichend. Der Chef sei nicht da und er würde die Verantwortung nicht übernehmen. Ich solle mir einen Schwangerschaftstest holen, diesen durchführen und je nach Ergebnis wieder kommen. Lustig, nicht wahr?!

      So wurde ich nach einer halben Stunde oben ohne dumm dastehend und diskutierend heim geschickt. Gut, sie wollen auf Nummer sicher gehen. Aber für mich war es in dem Moment alles andere als beruhigend. Einen Schwangerschaftstest machen, 10 Tage, bevor die Regel kommen sollte – wie sollte das funktionieren?! Also bin ich unverrichteter Dinge wieder nach Hause gefahren worden und wartete nun auf meine Regel. Diese kam dann auch sechs Tage später und mit ihr die Hoffnung, dass sich der große Knoten vielleicht auch in Luft auflösen könnte.

      Aber dem war nicht so. Er blieb unverändert an derselben Stelle, nur die Verhärtung um diesen herum war weg. Ich war genervt und gestresst von der Arbeit und von meiner Brust mit dem Knoten darin.

      Der nächste Mammo-Termin. Diesmal am 05.02.2009. Die Arzthelferin wusste schon über mich und meinen Fall Bescheid. Deshalb ging es auch recht schnell. Da war er nun – der 05.02.2009 und wieder ging es mit meiner Schwägerin ins Krankenhaus. Dieses Mal verlief alles reibungslos ab und ich empfand auch entgegen mancher Behauptungen aus dem Internet keinen Schmerz bei der Mammographie. Das bisschen Druck kann man schon aushalten, ist ja auch schnell vorbei. Man steht halt immer ein wenig verkrampft da, aber das ist alles halb so wild. Man muss wirklich keine Angst haben. Nach der Untersuchung wartete ich mit der Arzthelferin auf den Arzt. Ich muss sagen,sie war wirklich sehr nett und hat ihre Arbeit super gemacht. Gerade bei so einem sensiblen Thema braucht man Menschen mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen. Da kam er, der Radiologe, begutachtete die Bilder und tastete mich ab. Er meinte, es wäre ein circa 3 cm großes Fibroadenom (Fettgeschwulst) und zu 98 % wäre es gutartig. Er würde mir auch 100 % geben, aber dann würde ich keine Nachsorgemammographie mehr umsonst bekommen. In einem halben Jahr solle ich zur Überprüfung wieder eine Mammographie machen lassen, aber ich wäre ja noch so eine junge Frau, da sei seiner Meinung nach nichts Bösartiges.

      Überglücklich eilte ich nach draußen zu meiner Schwägerin und freudig kauften wir gleich Kuchen, um daheim - nach der Anspannung - ein bisschen zu feiern, da es ja „gut“ ausging. Emi, mein Mann, war auch sehr glücklich und froh über dieses Ergebnis.

      Gutartig ? Bösartig ? Ein komisches Gefühl

      Dieses Glück währte aber nicht lange, denn ich hatte so ein ungutes Gefühl im Bauch. Ständig dachte ich daran, was sich da wohl in meiner Brust befindet. Außerdem war es so, als ob eine innere Stimme zu mir sagte „Ruf deine Frauenärztin an, da ist was nicht in Ordnung. Warte nicht so lange, der Knoten in deiner Brust ist nichts Gutes.“

      Also rief ich nach circa einer Woche bei Dr. Leiß an und erfuhr von der Arzthelferin, dass sie schon Post für mich weggeschickt hätten. Ich sollte erneut in die Praxis kommen. Die Chefin wollte noch eine weitere Ultraschalluntersuchung plus Stanzbiopsie machen. Für sie ergab die Mammographie keinen klaren Befund. Ich ließ mir gleich einen Termin für den 19.02.2009 geben.

      Das gab auch wieder ein Theater. Ich musste eher von der Arbeit weg, aber ich sagte, meine Gesundheit gehe vor! Schließlich durfte ich dann doch eher gehen, musste aber meiner Stationsleitung den Grund nennen und ihr sagen, dass es sich um einen Knoten in meiner Brust handelt.

      Ich ging um 13.00 Uhr von der Arbeit heim, duschte und dann zu meiner Ärztin. Um 14.15 Uhr hatte ich den Termin. Nach einer gefühlten Ewigkeit voller Unruhe kam ich endlich an die Reihe. Die Ärztin schaute sich mittels Ultraschall noch einmal alles ganz genau an und sagte: „Dieses Risiko gehe ich nicht ein. Schauen Sie, die Ränder hier sind ganz verwaschen.“ Sie zeigte mir auch ein Bild von einem Fibroadenom und einer Zyste. Da waren die Ränder sauber abgegrenzt und nicht wie bei mir so unsauber, eben „verwaschen“. Sie sagte noch: „Was ist, wenn es bösartig ist und ich schicke sie nicht zur Stanze? Wer muss sich dann den Schuh anziehen, wenn der (der Radiologe) meint, es ist zu 98 % gutartig? Die restlichen 2 % Risiko übernehme dann ich, oder wie?“

      Es war mir klar, sie hatte Recht! Sie setzte sich an ihren Schreibtisch, verlangte von ihrer Arzthelferin die Nummer von der Coburger Frauenklinik und machte für den 26.02.2009 einen Termin zur Stanzbiopsie. Sie erklärte mir, dass ich dort in guten Händen wäre und der dortige Chefarzt sein Handwerk verstehe. Ich glaubte ihr. Was wollte ich auch machen.

      Die nächsten Tage verbrachte ich, indem ich zu meiner besten Freundin Susanne ging und ihr die Ohren vollquasselte oder zu meiner Schwägerin fuhr und mich mit meinem Neffen vergnügte oder mit meinem Mann redete.

      Der Rosenmontag war mein letzter Arbeitstag. Als ich zum Frühdienst kam, waren Ramona und Gitta schon da. Ramona hatte auch ihren letzten Tag auf unserer Station. Sie wurde ab März auf die Station 1 versetzt und so zog sie ihr Handy aus der Tasche und sagte zu Gitta, sie solle mal ein Foto von uns machen, zum Abschied. Ich muss dazu sagen, wir