Sehnsucht nach südlicher Sonne und schönen Mädchen - Teil 1. Enno Woelbing. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Enno Woelbing
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742745279
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wärmenden Sonne im Garten Ausschau nach dem Zaunkönig und seiner Königin. Sie waren nicht da. Sie reckte sich und freute sich an der Wärme der Sonne, die sie mit ihren Strahlen umwerben wollte und das ihr entgegengehaltene Gesicht streichelte. Das hatte gut getan, sie seufzte. Etwas fehlte, nicht nur das Königspaar, und die Strahlen der Sonne waren nicht mehr so warm.

      Gut, sie war nicht mehr die Jüngste, aber es machte immer noch Spaß, umworben zu werden – in jeder Beziehung – das hatte gefehlt.

      Es war Tittenmolly, seltsamerweise, und sie war sogar nüchtern, als sie es ihr sagte.

      „Du bist verheiratet mit ihm. Warum?“

      „Ja! Warum nicht?“

      Tittenmolly, sie schielte ein bisschen, aber nicht immer, kratzte sich ganz ungeniert am unteren Bauchende.

      „Er wird öfter weg sein, er ist auf der Suche. Ich habe in seine Augen gesehen. Passe auf, dass daraus keine Jagd wird – aus der Suche, meine ich.“

      „Molly, er hat das Jagen nicht nötig, er hat alles, was er braucht, sogar noch mehr.“

      Molly kratzte sich immer noch. „Das hatte ich auch – und noch mehr.“

      Einige Zeit später lag ihr Fahrrad fünf Tage in der Hecke schräg gegenüber von Cindys Haus, ziemlich ramponiert, und sie selbst war es auch. Sie war von einem kräftigen Mann, mit dem sie gezecht und geschlafen hatte, gewaltig verprügelt worden, trotz kräftiger Gegenwehr, und beide nahmen nach fünf Tagen Cindys ärztliche Hilfe in Anspruch. Das Fahrrad blieb noch fünf Tage in der Hecke liegen. Mit dem kräftigen Mann blieb Molly ebenfalls liegen, sie zechten, und sie bekam keine Prügel, denn sie hatte endlich seinem Wunsche nach „von hinten, aber richtig von hinten, hat er gesagt“, nachgegeben und gut dabei verdient.

      Dann war Chris tatsächlich weg für ein paar Tage, und das wiederholte sich mehrmals, bis es zur Gewohnheit wurde, gut getarnt als Teilnahme an irgendwelchen geschäftlichen Terminen oder berufsbildenden Lehrgängen.

      Cindy freute sich, wenn er wieder da war, pünktlich zur angegebenen Zeit. Es tat ihr leid, dass sein Beruf und seine Geschäfte ihn so sehr beanspruchten und er anfing, von Anspannung und Hektik zu sprechen. Doch er sagte auch: „Wer nicht weggeht, kann auch nicht wiederkommen.“

      Diese Aussage konnte sie nicht einordnen, sie erregte sie und machte sie unsicher, und als Chris von Stress sprach, tat er ihr unsagbar leid. Sie begann für ihn und um ihn zu leiden. Und sie litt noch mehr, als sie seinen schlechten Appetit beim Essen bemerkte. Dass seine Geschäfte im Augenblick schlecht gingen, tat er als eine weitere momentane instabile Situation ab, er behielt recht damit, und Cindys Leiden wurde wieder geringer. Seine hellen Augen sahen über die inzwischen in Gold gefasste randlose Brille auf sie herab, und es genügte ein einziges kurzes Strahlen – sie liebte ihn über alles, mehr als ihr eigenes Leben. Den Gedanken an eine andere Frau wies sie entsetzt und sich schüttelnd vor einem Gefühl des Ekels zurück. Sie umarmte ihren Mann und drückte ihn so fest sie nur konnte.

      „Chris, ich liebe dich. Weißt du das?“

      „Ja, das weiß ich.“

      Er spürte ihre Unruhe und streichelte über ihr Haar. In seinen Augen glänzte es, sie sahen über sie hinweg. Aber Cindy war glücklich.

      Vor wenigen Tagen war in einer anderen Stadt eine junge Frau nach einer zärtlich und stürmisch begonnenen Liebesnacht entsetzt und angeekelt davongelaufen, nachdem sie etwas über sich von einem blonden, bärtigen Hünen hatte ergehen lassen müssen, das sie nicht gewollt hatte. Sie hatte nur ein wenig glücklich sein wollen. Zurückgeblieben waren Kondome mit Himbeergeschmack.

      Die hellen Augen sahen immer noch über die schöne Frau hinweg, die Hand streichelte nicht mehr.

      „Kannst du nicht auch verkaufen, Herzi?“

      Sie hatte nichts zu verkaufen.

      „Hast du das nicht schon einmal gefragt?“

      Cindy war sich nicht sicher. Doch – er hatte diese Frage schon einmal gestellt. Was sollte sie verkaufen?

      „Ich verstehe deine Frage nicht, uns geht es doch gut, mein Junge.“

      Er wollte aus einer gesicherten Position heraus das Leben erleben und sprach von einer zukunftsweisenden Entwicklung. Das letztere verstand sie nicht.

      „Die Zukunft entwickelt sich von selber, und in gesicherter Position befinden wir uns. Warum was ändern?“

      Sie sagte es noch einmal:

      „Uns geht es doch gut.“

      Es ging ihnen auch gut, in allen Belangen, im Bett, na ja, es könnte öfter mal sein. Bei ihm schien sich ein altersbedingtes Unvermögen einzustellen – schließlich war sie Ärztin – irgendwann verabschiedete sich die Kraft der Jugend. In der folgenden Zeit, langsam – fast schleichend langsam – verabschiedeten sich, aber in größeren Abständen zueinander, die Freunde aus den so genannten, aber existierenden, besseren Kreisen der Stadt von den Mellins. Das heißt, sie hielten sich von ihnen freundlich entschuldigend fern. Der Arzt und Timo nicht. Sie waren da, wenn sie gebraucht wurden und kamen auch so. Der Arzt lebte mit seiner großen Familie in geordneten Verhältnissen: „In jeder Beziehung, auch im Bereich der Emotionen und als Franzose in Deutschland.“ Das sagte er oft, und seine deutsche Ehefrau wusste, dass es so war. „Voila.“

      Es wurde dies geredet, es wurde das geredet. Genaueres wusste oder sagte keiner.

      „Timo, du bist doch sein neuer Freund, was ist eigentlich los mit Chris? Weißt du etwas?“

      „Wieso ich? Du bist doch Ärztin, ist er nicht gesund? Er sieht aber sehr gesund aus. Blendend würde ich sagen, wenn ich sein Äußeres beurteilen müsste.“

      Cindy meinte nicht das Äußere. Das erkannte sie auch. Sie meinte das Innere.

      „Frau Doktor, muss ich dich aufklären? Wenn ich seine Gedanken kennen würde, ja, dann, Gedanken sind Kräfte, lerne seine Gedanken kennen.“

      Timo sah sie nachdenklich an und versuchte ein Lächeln. Cindy auch. Sie spürten, dass sich ihr gemeinsames verunglücktes Lächeln auf halbem Wege zu treffen versuchte; sie hatten beide das gleiche Problem, eine schwer zu lösende Aufgabe. Ihre Schwierigkeit bestand darin, auch das war gleich, dass sie es beide nicht so recht wahrhaben wollten.

      Timo schob seine Müdigkeit auf einen Wetterumschwung. In Wirklichkeit begann er langsam müde zu werden, sich mit Lindas ständigem Meckern und ihrer schrecklichen Eifersucht auseinandersetzen zu sollen.

      ‚Verteidige dich!’

      ‚Es gibt nichts zu verteidigen.’

      ‚Du warst nicht angeln. Bei welcher Frau warst du?’

      ‚Ich war bei keiner Frau!’

      Dann nur noch Toben und Schreien.

      Ihr letztes Toben und Schreien war noch ganz frisch in Erinnerung, auch ihre tiefe Niedergeschlagenheit mit vielen Tränen danach. Er schüttelte sich und knurrte was von hinterlistig und falsch.

      „Timo, das hat Chris auch gesagt. Ich glaube, er hat Recht. Glaubst du, dass er auch so ist?“

      Er wusste es nicht. Er wusste von sich nur, dass alle seine Frauen, mit denen er zusammengelebt hatte – bis auf eine einzige, sie war anders gewesen – so ähnlich wie Linde gewesen waren. Ein inneres Spiegelbild seiner Mutter.

      „Er ist doch meine große Liebe, aber ich bin nicht seine. Kennst du das mit der großen Liebe, Timo?“

      „Hm, ha, hm hm! Hm hm! Ich kenne es, Cindy, ich kenne es und glaube mir, ich fühle mich oft so, als hätte ich mir einst selbst mein Leben gestohlen. Bevor Cindy weiter fragen konnte, sagte er schnell:

      „Nein, du kennst sie nicht. Keiner meiner Freunde kennt sie. Es ist zu lange her. Außerdem habe ich von meiner Schwester geträumt, und das ist ein ganz schlechtes Zeichen, denn ich habe nie aufgehört, sie zu lieben, die Schwester.“

      Es wusste