Das unglaublich unglaubwürdige Leben des Hannemann. Hans-Dieter Heun. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans-Dieter Heun
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742728463
Скачать книгу
href="#u326aa999-2341-545d-aced-d213ed1439de">Drei Dinge braucht der Mann, dachte der Zauberer: Ein kräftiges Essen, eine kräftige Frau und einen starken Gott. Die dachte anders, Sie fühlte das Schwinden Ihrer Übersicht.

       Der Zauberer hatte die Reise vollzogen, brannte aus dem Drang zu erzählen. Gott fand es zum ewigsten Mal schade, dass Ihr keine Neugierde gegeben war, denn ...

       Der Zauberer stand in der Ecke, er fühlte sich einsam. Gott war mit sich selbst beschäftigt. Sie fühlte Phantastisches, etwas völlig Neues, Unbekanntes, Sie wusste nicht weiter.

       Die Reise vorüber, das Spiel vorbei? Der Zauberer rätselte. Gott grübelte. Und doch waren die ewig gleichen Rätsel nur die ewig gleichen Unterbrechungen im ewig gleichen Sein. Und diese Rätsel waren willkommen.

       Ausgeträumt

      Zwischengeplänkel

       Impressum neobooks

      Das Ende

      Das

      unglaublich

      unglaubwürdige

      Leben des Hannemann

      Hans-Dieter Heun

      Das

      unglaublich

      unglaubwürdige

      Leben

      des

      Hannemann

      zwischen

      Töpfen

      Flaschen

      und

      Frauen

      Alle Rechte

      Hans-Dieter Heun

      Egglham, Niederbayern

      [email protected]

      Cover: Michael Weiler / Muhhh-Tv

      [email protected]

      Layout: René Kanzler

      www.rene-kanzler.com

      „Nimm dich in Acht vor ihren roten Haaren, vor diesem Schmuck, mit dem sie einzig prangt. Wenn sie damit den armen Mann erlangt, so lässt sie ihn sobald nicht wieder fahren.“

      Alle Frauen sind Lilith, Lilith ist in jeder Frau. Und der Rausch – Satans Morgengabe bei der Erschaffung der Welt – treibt den willenlosen Mann in ihre Arme.

      Der Koch kam aus seiner Küche. Er hatte Zucchini-Blüten mit Schafskäse gefüllt, danach zweihundertvierundsechzig Knoblauchzehen geschält und jeweils dreiunddreißig Kloben – heilige Zahl – der saftstrotzenden Stinkerzwiebeln in acht, ehemals auf grüner Wiese Krabbelkäfer und Ringelwürmer pickende glückliche Hühner gefüllt. Anschließend die Flattertiere auf Drehspieße gesteckt und für die Männergesellschaft über offenem Feuer gebraten. Er hatte weiterhin saftig gebratene Filets vom Drachenfisch in frisch gehackten Kräutern gewälzt und auf eine Thymian-Tomaten-Butter gesetzt. Er hatte zwei köstliche Marillen-Mohn-Strudel gebacken, Stücke davon an ein Kompott aus in Wodka geschmorten Klaräpfeln gelegt und dazu ein selbst gerührtes Bourbon-Vanilleeis gereicht. Danach war seine Männerklientel zu Mokka nebst ein paar Gläschen sündig-exklusiven Irgendetwas übergegangen, und er hatte die Zeit bis zum allgemeinen angeheiterten Aufbruch genutzt, um für den kommenden Tag sieben Wildenten zu rupfen und auszunehmen. Sogleich hatte seine Küche ein dermaßen übler Gestank nach vergärendem Vogelfutter erfüllt, nach übelster Wildentenscheiße, dass er den Schalter der Abluft auf die höchste Stufe stellen musste und selbst zwei Fernet Branca brauchte, um sein Kotzen zu verhindern.

      Endlich waren die Arschgeigen verschwunden, seine verehrten, ihm blind in seiner Küchenphilosophie folgenden männlichen Gäste. Er kochte nur für Männer, die Herren der Schöpfung. Der Koch hielt sich an das selbstgesetzte eiserne Gesetz: Sein weithin berühmter Fresstempel blieb für Weiber, ja selbst für die selten gewordenen Damen verschlossen. – Weiber verstehen nichts vom Essen und schon gar nichts vom Kochen. Sie schaufeln überirdische Kochkunstwerke allein als unbedingt notwendige Nahrung in sich hinein, haben noch dazu unsinnige Änderungswünsche. Weiber vermögen nicht sinnlich zu speisen, sie täuschen allenfalls den Lippenorgasmus vor. Möglicherweise bekommen sie ihren Höhepunkt bei Torten, den aufgemotzten Sahnefettmachern. Männer sind da anders, verstehen, verfolgen seine Kunst, sind selbst kreativ am Herd. Männer sind eben Männer.

      Feierabend, alle Gäste, leicht benebelt, verschwunden. Alle bis auf einen, Schmiernippel auf seinem Stammplatz am Tresen mit Blick in die Küche hockend. Feuerwasserabend, das Saufen konnte beginnen. Der Koch nahm den Platz am Zapfhahn hinter der Bar ein, zwei bis drei Männerarmlängen von Schmiernippel entfernt. „Was trinken wir?“

      „Wo bist du denn gerade?“, Schmiernippel, feinsinniger Saufkumpan und hoch vergeistigter Narr, saß vor einem halb getrunkenen Pils.

      „Wildenten, ich bin bei Fernet und Bier.“

      „Dann bleiben wir auch vorerst dabei.“ Schmiernippel trug mit Stolz diesen Ehrennamen, weil er jeden Abend, an dem der Koch den Laden öffnete, seinen Gaumen, Rachenraumnippel, hinreichend mit geeigneten Getränken schmierte. Der Koch zapfte zwei frische Pils, schenkte zwei Fernet ein – Magen- und Seelenputzer eines scharfäugigen Adlers –, ließ ein Pärchen mit gekonntem Schwung über die Theke bis zu seinem Jünger rutschen, hob sein Schnapsglas der Decke entgegen und sprach die weihevollen Worte: „Mögen die Göttinnen uns für würdig befinden.“ Und Schmiernippel mit nämlichen Anstand: „Mögen sie uns für diese Nacht gewogen sein.“ Sie schluckten gleichzeitig die schwarzbraune Medizin und kühlten die geforderten Gaumen mit blondem Pils.

      „Los, an die Arbeit.“ Die Kumpane rückten schwere Tische an die polierten Holzwände, zogen die Leinenwäsche ab – benutzte befleckte, lose geknuddelt, in den Schmutzwäschekorb, nicht gebrauchte blütenreine Tischdecken, sorgsam gefaltet und gestapelt, für den nächsten Abend auf den Serviertisch. Sie ketteten Hängelampen aus Porzellan fünf Kettenglieder höher und stellten die Stühle auf die Tische, schufen derart Platz zum Tanzen, Träumen und möglicherweise auch wieder einmal zum Schweben. „Wer war es denn das letzte Mal?“

      „Astarte, die nackte Fruchtbarkeitsgöttin.“ Schmiernippel wischte mit dem Handrücken Bierschaum von seinem buschigen Oberlippenbart. „Astarte erschien als junge Ziege und knabberte urplötzlich erblühende Rosenknospen von deinen Holzwänden. Da hinten in der Nische sind noch die Spuren ihrer kleinen Hufe.“ Der Nippel machte einen Ausfallschritt und deklamierte trunken: „Oh meine Göttin, wildes Zicklein von ungezügelter Leidenschaft. Du kamst in unsere Unterwelt, um mich als deinen Geliebten zu suchen. Du schürtest alsbald mein Verlangen und brachtest mich zum Schweben.“

      „Schmiernippel, du spinnst.“ Der Koch war noch relativ nüchtern. „Welche