TSUMO - weinen ohne Tränen. Dantse Dantse. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dantse Dantse
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742794673
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Berührungen provozierte bei mir einen Megaorgasmus. Wir waren einfach im Rausch. Wir schrien vor Lust, so laut waren wir noch nie gewesen. Es war, als ob wir nicht mehr in dieser Welt waren.

      Ich war sicher, in einer parallelen Welt angekommen zu sein, und dieser Mann war nicht der Heiko, den ich immer gekannt hatte.

      Ich hatte in „Sex forever“ auch gelesen, dass Fremdgehen wie Opium wirken kann. War es das, was ich gerade erlebt hatte? Das fragte ich mich. Auf jeden Fall bekam ich danach große Angst. Ich war auf der einen Seite sehr glücklich, so etwas zu spüren, aber auf der anderen Seite ging eine Frage durch meinen Kopf: „Hat Emma ihm das alles heute beigebracht? Denn wenn es so ist, würde das heißen, dass sie viel mehr über Sex weiß als ich, ich werde niemals mithalten können. Könnte Heiko wirklich dann darauf noch verzichten?“ Diese Gedanken machten mich sehr unruhig.

      Die nächsten Wochen und Monate verliefen dann eigentlich sehr gut. Im Bett brachte Heiko mir immer etwas Neues bei, und ich genoss es sehr. Er wurde viel aufmerksamer und war sehr lieb. Es war, als ob er etwas kompensieren wollte, vielleicht aus schlechtem Gewissen, weil er mit Emma eine Affäre hatte? War es immer so, dass ein Partner noch mehr liebte, wenn er fremdging ist? Bzw., dass er mehr Liebe zeigte? Fakt war, dass ich überhaupt keinen Grund fand gegen Heiko vorzugehen. Anders als früher hatte er mehr Zeit für mich, nahm mich viel mehr als Frau wahr. Wir schliefen nun fast jeden Tag miteinander, und anders als früher bekam ich immer einen Orgasmus.

      Mein Liebesleben hatte sich durch mein Sexleben geändert. Ich hatte nie gewusst, dass ich es ertragen könnte, dass mein Partner auch nur daran dachte mit einer anderen Frau zu schlafen. Das war nun anders.

      Ich wusste es. Besser gesagt, ich ahnte, dass Heiko mit Emma, obwohl sie verheiratet war, noch immer eine Sexaffäre hatte, aber mir mangelte an nichts. Ja, ich vermutete es nur, weil ich die beiden, außer diesem einen Mal vor seiner Wohnung, niemals in einer Situation ertappte, aus der ich hätte schließen können, dass sie tatsächlich eine Affäre hatten.

      Auch die ständigen Äußerungen von Heiko wie: „Ach du, Melanie, du bist nur eifersüchtig, Emma ist nur nett zu mir, und sie ist eine gute Kundin und zahlt auch den privaten Unterreicht sehr gut. Ich liebe nur dich, mein Schatz“, sollten alle Verdächtigungen widerlegen. Aber ich wusste, dass sie etwas miteinander hatten, deswegen machte es mich wütend, wenn er mich als dumme Frau hinstellte.

      Als er mir dann die Sache mit dem Auslandspraktikum vorschlug, war ich sehr traurig darüber und fühlte mich in meiner Vermutungen bestätigt. Nun dachte ich, dass er mich nur loswerden will, um mit dieser Tussi ganz ungeniert seine Affäre zu genießen.

      Wie bereits gesagt, fand Heiko diese Interpretation von mir abwegig: „Wie kannst du nur so etwas von mir denken?“, beklagte er sich, und fügte etwas hinzu, was mir sehr wehtat: „Mit deinem Verhalten und deinen Unterstellungen bist du dabei, mich in Emmas Arme zu treiben. Du machst sie nur interessanter als sie ist. Ich fange jetzt wirklich an mich zu fragen, was sie außer Geld noch an sich hat, dass du sie so hasst.“

      Das war für mich hammerhart, denn er drehte das Ding so, dass ich die Verantwortung dafür trug, dass er mit ihr schlief und ich ließ die Sache nicht so stehen:

      „Nein, Heiko, nein, mein lieber Freund. So geht das nicht mit mir. Du bist das Allerletzte. Diesen Schuh ziehe ich mir nicht an. Du kannst dein unbeschnittenes Ding reinstecken wo du willst. Es ist mir egal. Aber über diese Frau möchte ich nie mehr etwas hören. Diesen Namen sagst du in meiner Gegenwart nie mehr wieder!“

      Wir sprachen danach nie mehr über Emma, und irgendwie schafften wir es, wieder Frieden ins Haus zu bekommen.

      Wie so oft im Leben, geschehen die meisten Sachen für den rationalen Menschen zufällig. Als ich eines Tages aus Langeweile einfach so im Internet googelte, stieß ich zufällig auf ein Stellenangebot für einen Job als Entwicklungshelferin in Kamerun. Die Stelle klang interessant, war auf 3 Jahre befristet, und die Konditionen waren auch sehr gut. Ohne zu zögern und wie ferngesteuert, rief ich sofort direkt dort an, um mich zu erkundigen. Das Gespräch war so toll, dass ich mich entschied, mich für den Job zu bewerben und am gleichen Tag ging meine Bewerbung raus.

      Eine Woche später war das Bewerbungsgespräch, 10 Tage später bekam ich die Stelle, und erst dann informierte ich Heiko, der so tat, als ob er traurig wäre.

      Ich musste dann in Frankreich einen Intensiv-Kurs von 6 Monaten absolvieren, um meinen Französisch zu verbessern und um mich für meinen Einsatz in Kamerun vorzubereiten.

      Heiko war nun nicht mehr so begeistert von der Idee, dass ich bald weggehen würde. Es war gut, dass wir nicht mehr über Emma geredet hatten. Ich hatte den Eindruck, dass es zwischen den beiden nicht mehr so funkte.

      Heiko versuchte mich davon abzubringen, die Stelle anzunehmen, aber meine Entscheidung stand schon fest: Ich würde nach Afrika fliegen, auch ohne Heiko.

      Die Beziehung war dennoch süß. Wir liebten uns weiter und sprachen davon, dass er mich dort besuchen kommen würde. Er war genervt, als ich ihm provozierend sagte, dass er dann, wenn ich weg war, endlich mal ganz ungeniert viel Zeit mit Emma verbringen konnte. Er dachte, dass ich die Beziehung aufkündigen wollte. Aber ich sagte ihm: „Nein Heiko, ich liebe dich, und es wird uns guttun, wenn wir uns für eine Zeit trennen und jeder für sich ist. Und freue dich doch, dass du zwei Freundinnen hast, die dich lieben. Das ist doch der Traum eines jeden Mannes.“ Dazu sagte er nichts, aber ich sah, wie unglücklich er war. Dadurch wusste ich nun endgültig, dass die beiden eine Affäre hatten, sonst hätte er doch sofort widersprochen. Es war mir nun aber sowieso egal. Er musste damit leben. Er war derjenige, der im Liebesrausch mit seiner Emma vorgeschlagen hatte, dass ich mal ausreisen sollte. Er meinte, er habe es damals nur zum Spaß gesagt. Er hatte aber nicht mit dem Gesetz der Natur gerechnet: gesprochene Worte haben eine eigene Energie, und was man sich wünscht, kann genau so passieren. Und in meinem Fall war es passiert, ohne dass ich explizit danach gesucht hatte, und ich war richtig glücklich darüber.

      Nach den 6 Monaten Vorbereitungszeit in Frankreich und zwei Wochen Urlaub in Deutschland war die Zeit gekommen „auf Wiedersehen, Deutschland“ zu sagen.

      Abflugtag nach Kamerun Frankfurt Airport, Terminal 2: Flug nach Paris

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      An meinem Abflugtag versammelten sich meine Freunde, meine ganze Familie und selbstverständlich Heiko am Frankfurter Flughafen, um sich von mir zu verabschieden.

      Ich war so aufgeregt. Ich hatte seit Tagen nicht wirklich geschlafen, nicht mehr richtig gegessen, denn je näher der Abflug kam, desto mehr Fragen schwirrten in meinem Kopf, auf die ich keine Antworten hatte. Das machte mich ein bisschen unsicher. Dieses Gefühl wurde durch die ängstlichen Fragen und Feststellungen von Verwandten und Freunden noch verstärkt, die zwar noch nie in Afrika gewesen waren, aber dennoch über alles Bescheid wussten, was dort Schlimmes passieren konnte. Von Ebola über Malaria, Krieg bis Aids. Alles war dabei. Afrika, wie wir es uns halt vorstellen.

      Ich fragte mich immer stärker, was dort in diesem fremden Land auf mich wartete. Ich hatte alles über Kamerun und Afrika gelesen und wusste nicht, ob ich dort wirklich durchhalten konnte. Aber ich war entschlossen diese Erfahrung zu machen. Es fühlte sich einfach gleichzeitig so schön erregend für mich an. Es war so, als ob eine unsichtbare Macht mich dorthin führte. Ich spürte, dass mein Leben in Afrika eine andere Richtung nehmen würde. Etwas Neues würde ich an mir entdecken, aber ich wusste damals nicht, was das sein würde.

      Am Flughafen kamen Erinnerungen in mir auf an die Gespräche mit Heiko, die wir in den letzten Monaten geführt hatten, als es feststand, dass ich fliegen würde. In dieser Zeit waren wir uns erstaunlicherweise viel näher gekommen als in den Monaten vorher. Er unterstützte meine Entscheidung nun, auch wenn das alles für ihn nicht einfach war. Ich wusste, dass er mir von ganzem Herzen Erfolg wünschte, aber er hatte ein Problem, und dieses machte ihm sehr zu schaffen. Seine größte Angst