„Er merkt, wenn du ihn nicht magst“, drohte Franzi und Neomie nickte zustimmend. Wiebke schwieg nachdenklich.
Nach dem Mittagessen verbreitete sich bei Franzis Gruppe große Unruhe. Die Mädchen waren viel zu früh im Stall, um die Ponys von der Weide zu holen, zu putzen und zu satteln. Pünktlichst standen sie bereit und warteten auf Franzi, die noch Rafi fertig machte.
„Nimmst du nicht Svartur?“ Lisa sah ihre Freundin erstaunt an.
„Nein, ich muss ihn erst noch ein paar Tage auf dem Platz reiten, bis ich mit ihm ins Gelände gehe. - Ich könnte ihn höchstens als Handpferd mitnehmen“, überlegte Franzi.
„Dann würde ich aber Blika reiten und nicht Rafi. Die zwei mögen sich nicht besonders“, gab Lisa zu bedenken.
„Stimmt.“ Franzi wandte sich an das dunkelhaarige Mädchen, das Blika ritt: „Julia, wir müssen tauschen. Ich nehme Svartur als Handpferd mit.“
Das elfjährige Mädchen kam mit der Stute zu Franzi. Die eilte zu Svartur und kam bald darauf mit dem Rappen zurück.
„Wir führen die Ponys über den Hof und am Wiesenweg steigen wir auf.“ Franzi nahm die Zügel von Blika und stellte sich mit den zwei Ponys an das Tor. Schweigend zog die Gruppe los. Der vielzählige Hufschlag hallte laut auf dem Pflaster. Kein einziger Strohhalm zeugte davon, dass Olli und Franzi schlechte Arbeit leisteten. Da war Margarete Knoll mehr als pingelig. Franzi öffnete das schmiedeeiserne Tor mit den goldenen Pferdeköpfen und ließ die Mädchen durchmarschieren.
„So jetzt gurtet noch mal nach, kontrolliert die Länge der Steigbügel und steigt auf. Nehmt die Zügel so weit auf, dass die Ponys nicht fressen können.“
Franzi hatte Svartur an einem vier Meter langen Seil. So konnte er auch mal einen Satz zur Seite machen, ohne sie gleich aus dem Sattel zu reißen.
Endlich saßen alle. Franzi gab weitere Anweisungen:
„Bitte bleibt in dieser Reihenfolge, überholt nicht und haltet genügend Abstand zum Vordermann. Wenn ihr zwischen den Ohren eures Ponys die Hinterhufe des Ponys vor euch seht, dann habt ihr einen guten Abstand.“
Die Gruppe setzte sich in Bewegung. Franzi ritt am Anfang und Lisa am Ende. Keines der Mädchen sprach ein Wort, alle waren konzentriert bei der Sache. Das Wetter war genau richtig, nicht zu kalt, trocken und nicht windig. Die Isis schnaubten zufrieden und schritten fleißig auf dem weichen Grasweg. Es roch nach frischem Mist, die Grillen zirpten und von Weitem hörte man einen Traktor fahren.
Franzi dachte sich einen Witz nach dem anderen aus, um die Mädchen aufzuheitern. Allmählich löste sich die Anspannung und die Mädchen fingen an, zu lachen und zu plaudern.
Der Wiesenweg gabelte sich. Ein befestigter Weg führte in den schattigen Wald hinein und ein unbefestigter verlief am Waldrand entlang.
„Wir reiten heute nicht in den Wald, sondern bleiben auf dem Weg.“ Franzi deutete den Wiesenweg entlang und drehte sich wieder um.
„Vielleicht reiten wir morgen in den Wald und machen dort ein paar Übungen.“
Svartur sah sich die Tannen, vereinzelte Buchen und die Vogelbeerbüsche, die den Wegrand säumten, aufmerksam an, beroch alles, aber erschrak nicht und machte auch sonst kein Theater.
Eine Stunde ritten sie entspannt vor sich hin, als plötzlich vom Wald heraus ein lauter Knall Mensch und Tier zusammenzucken ließ. Svartur schlug erschrocken einen Haken zur Seite, Blika sprang mit. Andskoti galoppierte panisch über die angrenzende Wiese. Wiebke krallte sich in der Mähne fest und zog an beiden Zügeln. Da Franzi alle Hände voll zu tun hatte ihre zwei Isländer unter Kontrolle zu halten, galoppierte Lisa hinter Wiebke her und rief ihr Anweisungen zu: „Nimm den rechten Zügel auf und reite eine Volte!“ Der Rest der Gruppe beobachtete gespannt Wiebke und Lisa. Wiebke gelang es, eine große Volte zu reiten. Danach eine kleinere und schon hatte sie Andskoti wieder unter Kontrolle.
Als sie die Gruppe erreichten, erklärte Lisa:
„Ihr müsst bei so was ganz schnell reagieren, sodass eure Ponys gar nicht ins Rennen kommen. Nehmt nur einen Zügel auf und biegt den Hals nach innen, so können die Ponys nicht davon rennen. Das üben wir doch in jeder Stunde.“ Wiebke nickte heftig schnaufend und rückte ihren Helm wieder zurecht. „Danke Lisa, das war cool“, lobte Franzi ihre Freundin. Lisa und Wiebke reihten sich wieder ein. Nervös tänzelte Svartur am Strick vor und zurück und hin und her. Nun waren die Ponys hellwach. Kurz darauf erschreckte den Rappen wieder etwas. Schutzsuchend drückte er sich so nahe an Blika, dass sie auswich und Franzis Knie zwischen Blika und einem Baumstamm gequetscht wurde. Franzi klatschte heftig mit dem Seilende auf Blikas Hals und die Stute sprang vom Stamm weg. Franzi fluchte. Den ganzen Rückweg musste Svartur nun irgendwelchen pferdefressenden Monstern ausweichen und riss ständig am Seil.
Als sie endlich am Hof ankamen, war Franzi völlig entnervt und hatte Schmerzen im rechten Arm und Bein. Erschöpft glitt sie von Blika. Olli befand sich gerade mit seiner Gruppe im Stall, als sie hineinkamen.
„Ja, hallo! Na, wie hat es geklappt? Du siehst nicht gerade begeistert aus.“
„Kannst du mir bitte Svartur abnehmen?“, fragte sie matt.
Er nahm den Führstrick in die Hand und sah sich Svartur an. „Was habt ihr denn mit dem gemacht? Der ist ja klitschnass.“
„Wir sind nur im Schritt geritten, aber er hat sich so aufgeregt.“ Franzi rieb sich ihren Arm.
„Na, du Schlimmer, über was hast du dich denn so aufgeregt?“
„Plötzlich hat es im Wald brutal laut geknallt, wie ein Gewehrschuss. Die Ponys sind total erschrocken“, berichtete Lisa und Franzi nickte. „Und danach konnte ich Svartur vergessen, er hat nur noch gesponnen.“
„Das ist schon eine eigenartige Sache. Zurzeit knallt es oft im Wald. Ich weiß gar nicht, was die um diese Zeit jagen.“ Olli rieb den Wallach mit Stroh ab.
„Wir können ja mal Frau Knoll fragen, nicht, dass noch ein Unfall passiert“, schlug Franzi vor.
Nachdem die Ponys versorgt waren, ging Franzi nach oben und legte sich erschöpft und frustriert auf ihr Bett.
Um mit Svartur im Gelände zu reiten, ist es einfach noch zu früh. Ich muss langsam machen und ihm Zeit geben. Wenn ich ihn jedes Mal als Handpferd mitnehme, wird er schon ruhiger werden. Zu Hause habe ich diese Möglichkeit nicht mehr.
Sie setzte sich auf und betrachtete ihr verletztes Knie. Eine leichte Schwellung zeigte sich schon jetzt. Auf der abgeschürften Haut bildete sich Wundwasser. Franzi hüpfte auf einem Bein zum Waschbecken und ließ kaltes Wasser über einen Waschhandschuh laufen, drückte ihn aus und machte sich einen Umschlag damit. Die Wunde brannte.
Als es Zeit fürs Essen wurde, legte sie den Waschhandschuh auf die Heizung und humpelte in den Speisesaal.
„Na Franziska, was ist denn mit deinem Bein passiert?“ Besorgt blickte Frau Knoll auf Franzis Bein. Franzi erzählte es ihr. Die Hofbesitzerin sah das Mädchen nachdenklich an. „Franziska, bitte tue mir einen Gefallen und verschone uns in diesen Ferien mit irgendwelchen Abenteuergeschichten.“ Franzi lächelte, als könnte sie kein Wässerlein trüben. „Ich werde mir Mühe geben. - Wissen Sie vielleicht, warum es dauernd im Wald so knallt?“
„... so als würde jemand schießen“, fügte Lisa noch hinzu. Margarete Knoll blickte die Jugendlichen ernst an. „Der letzte Stand war, dass keiner so genau wusste, wer oder was das Knallen verursachte. Die Polizei und die Jäger wollten die Augen offen halten, denn es ist wirklich schlimm, die ganze Herde schießt dann kopflos die Weide hinauf. Auch das Wild wird ständig aufgescheucht. Ich werde noch mal mit Bauer Wild sprechen, ob der Näheres weiß.“
„Stimmt, am Freitag, als ich ankam, war es genauso“, erinnerte sich Franzi.
„Echt komisch, aber wir werden es herausfinden, gell Franzi.“ Olli schmunzelte.
„Ihr werdet gar nichts herausfinden! Ich