Patrick und die rote Magie. Peter Schottke. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Peter Schottke
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783738009378
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getroffen. Du hast keinerlei Ähnlichkeit mit ihm.”

      Patricks Selbstsicherheit sank kläglich in sich zusammen. „Nein?”, erkundigte er sich. „Nicht mal ein kleines bisschen?”

      Die Zwergwachen schüttelten die Köpfe.

      Na Mahlzeit, dachte Patrick, also werde ich wieder mal gefangen genommen und abgeführt.

      Kapitel 3: Schutzschirm

      Obeidian stieß die Schlafzimmertür auf und stand eine Sekunde später schnaufend am Bett des Königs. Der Arztzwerg musste so etwas geahnt haben, denn er hatte sich bereits einige Meter entfernt.

      Dumpfes, rötliches Licht prägte die Atmosphäre; Fenster und Wände waren mit roten Tüchern verhängt. Über das Bett waren Decken gebreitet worden, allesamt tiefrot. Die Königin stand mit zufriedenem Lächeln neben dem Bett.

      Die Bettoberfläche lag glatt, keine Spur des Kranken war zu erkennen.

      „Minorität! Ich bin hier, um Euch von den neuesten Entwicklungen zu unterrichten”, redete Obeidian auf die Kissenlandschaft ein.

      „Ich bin hier, Obeidian.” Die Stimme erklang hinter Obeidians Rücken und ließ ihn herumwirbeln.

      König Zwergulin stand vor einem Spiegel und richtete seine Kleidung.

      „Euer Minorität …”, flüsterte der Minimister.

      „Eine Herausforderung, ja?” Des Königs Stimme klang fester als erwartet, wenn auch nicht so kräftig wie früher. Zwergulin trug knielange Hosen aus derbem Wildleder, dazu lange Schaftstiefel mit Metallspangen sowie ein lederverstärktes Wams, dessen Verschnürung er soeben vor seinem Oberkörper festzurrte. Sein Gesicht war blass und ernst.

      „Eine Herausforderung”, bestätigte Obeidian.

      „Und die Gnome ziehen den Belagerungsring vermutlich immer enger, was?”

      Obeidian schluckte. „So ist es.”

      Zwergulin nickte grimmig. „Na bitte. Genau so eine Situation, wie wir sie mögen, was, Obeidian?”

      „Nun …”

      Der König streifte feste Handschuhe über. Seine Stimme gewann an Kernigkeit. „Was haben wir nicht schon alles zusammen ausgestanden, hm? Damals, in den guten alten Zeiten! Da haben wir sie alle in die Tasche gesteckt, stimmt’s, mein treuer Obeidian?”

      „Gewiss, doch …”

      „Und so wird’s auch diesmal sein. Abschirmung, das ist es, worauf es ankommt! Hier hat sie prächtig funktioniert!”

      Verwundert drehte Obeidian sich zum Arztzwerg um.

      Eifrig erläuterte der Mediziner: „Wie Seine Minorität ganz richtig sagt: Wir schirmen den Raum gegen rote Magie ab. Die Tücher wirken wie Filter; sie lassen bestimmte Komponenten der Magie nicht durch, versteht Ihr?”

      Obeidian konnte sich zwischen Kopfschütteln und Nicken nicht entscheiden. „Ich kann es kaum glauben! So etwas Simples wirkt gegen Torturiels Magie? Rote Tücher?”

      „Es sind nicht die Tücher, es ist die Farbveränderung des Lichts, die sie bewirken.”

      „Sei es, wie es ist”, jubelte der Minimister, „endlich besitzen wie eine Abwehrwaffe!”

      „Ganz so einfach ist es leider nicht, Obeidian”, meldete sich Zwergulin. „Erklär’s ihm, Doktor.”

      Wieder sprach der Arztzwerg: „Wir können nur die Rötlichkeit der Magie herausfiltern. Doch das war sehr wichtig! Es hat uns in die Lage versetzt, die Abwehrkräfte Seiner Minorität zu stärken. Wir haben es jedoch nach wie vor mit Magie zu tun, mit der gefährlichsten Sorte. Gegen diese eigentliche Zauberkraft sind wir machtlos.”

      „Das bedeutet …?”

      „Das bedeutet -”

      „Das bedeutet”, griff Zwergulin ein, „wir müssen zur Quelle der Magie vordringen, um sie endgültig auszuschalten. Dazu brauchen wir weitere Wappnung.”

      „Aber inzwischen werden die Gnome -”

      „Ha! Diesen infamen Eindringlingen werden wir’s so richtig zeigen, nicht wahr?”

      „Tja …”

      Zwergulin fuhr herum und sah Obeidian in die Augen. „Raube mir nicht mein Selbstvertrauen!”

      Der Minimister klappte seinen Mund zu und schwieg.

      Zwergulin betrachtete sich im Spiegel und nickte knapp. „Nun also das Dringendste. Du wirst dich in unsere Familiengruft begeben. Nimm dir zwei Helfer mit.”

      Obeidians Mund klappte wieder auf. „In … die … Familien-”

      „-gruft”, ergänzte Zwergulin. „Ich brauche eines der Erbstücke, die dort aufbewahrt werden. Auf der Marmorstele, hinten, ganz am Ende des ältesten Gewölbes.”

      Das Gesicht des Minimisters war ein einziger Ausdruck des ungläubigen Verstehens.

      „Du weißt, wovon ich rede.”

      Obeidian nickte, Schweißperlen auf seiner Stirn.

      „Dann mach dich auf den Weg.”

      Minimister Obeidian verneigte sich und gehorchte, wie es seine Art war.

      Kapitel 4: Knotenkniffligkeiten

      Die Hochebene südlich von Winzlingen ist ein lang gestreckter Ausläufer der Vorgebirge, die im Westen in die Vulkanberge übergehen. Struppiges Gras, mit Steinbrocken durchsetzt, kennzeichnet ihre leicht abschüssige Oberfläche.

      Die Aussicht auf das Tal, die Stadt Winzlingen und den könig-zwergiglichen Palast auf der Insel inmitten des Seerosengrabens war atemberaubend. Was Patrick den Atem aber mehr beraubte, war die Tatsache, dass er an einen Baumstamm gefesselt war. Ansonsten hätte er die Aussicht bestimmt besser zu würdigen gewusst.

      Die Grenzwachen hatten ihn vor sich hergetrieben, aus den Wäldern auf die Grasebene hinaus.

      „Was habt ihr mit mir vor?”, hatte Patrick gefragt.

      „Na, was wohl?”, gab einer der Bewacher zurück. „Du wirst in den Palast gebracht und sobald der König Zeit findet, wird er entscheiden, was mit dir zu geschehen hat.” Er hob mit gespieltem Bedauern die Schultern. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er einem Hochstapler besondere Gnade zuteil werden lässt.”

      Er drängte Patrick mit seiner Spießwaffe weiter vorwärts und während sie über die Hochebene wanderten, bemerkte der Junge einen Punkt am Himmel, der hin und her zu taumeln schien.

      Aber dann rief der eine Zwerg aus: „Was ist denn da los?”, und er meinte damit nicht den Punkt am Himmel, denn er war bis zur Kante der Hochebene vorgetreten, und er zeigte nicht nach oben, sondern auf die Landschaft um die Zwergenhauptstadt herum.

      Dort wimmelte es von bewaffneten, brüllenden Angreifern.

      Den Wachen fielen fast die Augen aus dem Kopf. „Ein Angriff auf die Hauptstadt!” – „Sind das nicht diese verfluchten Grubengnome?” – „Das sieht ja übel aus!” – „Komm, wir müssen da runter!”

      Als der eine schon losrennen wollte, hielt ihn sein Spießgeselle zurück. „Was machen wir mit dem da?”

      Ratlos betrachteten sie Patrick. „Den können wir jetzt nicht gebrauchen. Wir lassen ihn hier.”

      „Gut, aber wir sollten ihn zumindest fesseln.”

      „Dazu ist keine Zeit. Komm schon.”

      Patrick schöpfte Hoffnung, doch der zweite Wächter hatte bereits ein Seil entrollt. Er drängte ihn gegen einen Baum und begann ihn fachmännisch festzubinden. Die schartige Borke pikte Patrick in den Rücken, während