Der Hausgeist. Jean-Pierre Kermanchec. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jean-Pierre Kermanchec
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783847615477
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sich um den gleichen Täter handeln. Aber wo lag das Motiv. Ohne Motiv keine Tat, lautet meine Maxime. Also ich musste das Motiv finden. Aber, überlegt doch einmal, warum sollte jemand eine Bombe vor einer Bank explodieren lassen wenn er nicht einbrechen will?“

      „Weil er sich über etwas geärgert hat, oder vielleicht betrogen wurde oder so.“ Annick war so eifrig bei der Sache, dass sie gar nicht merkte, dass dies eine rein rhetorische Frage von Rampi gewesen war. Dennoch ging er sofort auf Annick's Antwort ein.

      „Ja, das könnte man sich vorstellen. Aber“, fuhr Rampi fort, „warum sollte ein Mann oder eine Frau bei zwei verschiedenen Banken eine Bombe platzieren. Über zwei Banken ärgert man sich doch nicht gleichzeitig.“

      Den Kindern leuchtete dies ein. Bevor sie sich weitere Möglichkeiten überlegen konnten fuhr Rampi in seinem Bericht aber bereits fort.

      „Es gibt für mich nur eine Lösung des Problems. Ich bin mir sicher, dass die Anschläge von etwas ablenken sollen. Irgendetwas wird von diesem Attentäter geplant und er will seine eigentlichen Absichten mit diesen Anschlägen vertuschen. Aber wovon könnte er ablenken wollen?“

      Tiefes Schweigen hatte sich jetzt auf dem Dachboden breit gemacht. Die Kinder dachten so angestrengt nach, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.

      Keinem fiel daher auf, dass die Tür zum Dachboden leise aufgestoßen worden war. Zuerst konnte man nur eine kleine schwarze Nase erkennen, dann tauchten zwei spitz nach oben gerichtete Ohren auf. Benji hatte das Warten satt gehabt und sich auf die Suche nach den Kindern gemacht. Er hatte zwar meist nach wenigen Minuten genug von den dreien, aber wenn sie sich einmal nicht um ihn kümmerten dann störte ihn das auch. Er kam sich richtig vernachlässigt vor. Jetzt hatte er die drei schon fast eine Stunde lang nicht mehr gesehen. Auf der Straße war auch nichts los gewesen und geschlafen hatte er beinahe sechs Stunden lang. So hatte er sich auf die Suche nach den Kindern gemacht, in der Hoffnung mit ihnen ein wenig zu spielen oder vielleicht, das wäre das Schönste, einen langen Spaziergang machen zu können. Für Benji war das Spazierengehen wie das Zeitunglesen für seinen Herrn. Die Welt war voller interessanter Neuigkeiten. Benji konnte an den Gerüchen alles erkennen. Er konnte feststellen, ob seine Freundin Tämmy oder sein Freund Othello, der Telly gerufen wurde, schon unterwegs gewesen waren, und ob es sonstige Neuigkeiten gab. Also hier waren sie! Was es wohl hier oben Interessantes zu sehen gab? Benji machte sich mit einem lautet „Wau, Wau“ bemerkbar. Rampi fuhr so zusammen, dass er beinahe von seinem Stuhl gefallen wäre. Da Rampelpampel vor Hunden schreckliche Angst hatte, machte er sich sofort unsichtbar. Jetzt, so meinte er, wäre er in Sicherheit. Er hatte nicht mit der Nase von Benji gerechnet. Zielstrebig ging Benji auf den Stuhl zu um, Rampelpampel zu beschnuppern. Sobald dieser sich nach rechts oder links bewegte drehte auch Benji sich in diese Richtung. Das Männlein konnte sich zwar unsichtbar machen aber einen Geruch gab er dennoch ab. Für Benji war dies ausreichend um ihn immer wieder zu entdecken.

      Annick, die Benji's besondere Freundin war, erkannte sofort die Situation in der sich ihr neuer Freund befand. Sie lief zu Benji, ergriff sein Halsband und zog ihn weg von Rampi. „Benji“, sagte sie mit leiser Stimme, „das ist doch unser neuer Freund, er heißt Rampi und ist ein Hausgeist und Detektiv.“ Benji schien dies nicht zu beeindrucken. Ob Hausgeist oder Detektiv war ihm egal. Es war jemand im Haus der nicht hinein gehörte, und das störte Benji ganz gewaltig. Sein Knurren war nicht zu überhören und er ließ das Männchen auch nicht aus den Augen, oder genauer gesagt, nicht aus der Nase. Schließlich beruhigte er sich aber doch. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis Rampi sich wieder zu zeigen wagte. Als er wieder sichtbar war, mussten alle wie auf ein Kommando hin laut lachen. Benji hatte seine Ohren fast in die waagerechte gelegt, sein Maul stand weit offen. Sein Schwanz, der normalerweise steil nach oben zeigte, hing schlaff herunter und zwischen seinen kleinen, kurzen, schwarzen Beinchen sah man ein kleines Bächlein. Benji hatte vor lauter Schreck über das plötzliche Auftauchen des Männchens seine Blase nicht mehr unter Kontrolle halten können. Es dauerte aber nicht sehr lange und er hatte sich wieder beruhigt. Annick hatte ihn inzwischen zur Tür getragen und ihn auf die oberste Stufe gesetzt.

      „Du musst noch ein wenig auf uns warten, wir müssen mit Rampi noch einiges besprechen, dann werden wir mit dir einen tollen Spaziergang machen.“

      Annick schloss die Tür hinter sich und hörte, wie Rampi bereits wieder mit Isabelle und Olivier sprach. Als sie wieder bei den anderen war, sagte Rampi gerade, “...und dann könnten wir ja versuchen festzustellen, ob es in nächster Zeit etwas in dieser Richtung geben wird.“

      „Was denn“, fragte Annick, da sie den Anfang nicht mitbekommen hatte. Isabelle klärte Annick sofort auf.

      „Rampi, meint, dass der Täter es vielleicht auf irgendeinen Besucher abgesehen hat, der unser Land in nächster Zeit besuchen wird. Die Anschläge sollen also nur davon ablenken. Rampi sagt, dass die Polizei, bei so einem Verdacht viel strengere Kontrollen durchführen würde. Für unseren Täter wäre dies aber ärgerlich und sein Vorhaben würde damit schwieriger auszuführen sein. Wir müssen uns jetzt auf die Suche machen, um festzustellen, ob ein solcher Besuch ansteht oder?“

      „Oder ob wir doch auf der falschen Fährte sind“, fuhr Olivier fort. „Wir müssen morgen damit anfangen.“

      Die Kinder waren sich einig, die jungen Detektive konnten ihre Arbeit aufnehmen. Isabelle, Olivier und Annick holten Benji's Leine und machten, wie von Annick versprochen, einen sehr langen Spaziergang mit ihrem Hund. Es wurde auf der ganzen Strecke nur noch über den Fall gesprochen. Wer was zuerst machen sollte, ob man sich die Aufgaben aufteilen könnte, welcher Weg am schnellsten zu einem brauchbaren Ergebnis führen würde und vieles mehr. Erst gegen Ende des Weges überlegten die drei, wie man Benji dazu bringen konnte, mitzumachen und in Rampelpampel einen Freund und nicht einen unerwünschten Eindringling zu sehen.

      „Wenn Rampi, auch einen Hund hätte dann wäre das Problem gelöst“, meinte Annick schließlich. Benji hatte noch jeden gern, sofern der auch einen Hund besaß.“

      „Nein, das stimmt nicht“, meinte Isabelle, „nur wenn es ein Hundemädchen war.“ Olivier, der die ganze Zeit über zugehört hatte ohne auch nur ein Wort zu sagen, hatte plötzlich eine Idee.

      „Vielleicht müssten wir Benji einen ganzen Tag lang bei Rampi auf dem Dachboden lassen. Danach würde Benji Rampi kennen und Rampi Benji.“

      Die Idee war verblüffend einfach, aber sicherlich genau das Richtige. Sie sollten sich einfach aneinander gewöhnen.

      Kapitel 2

      Am nächsten Morgen, die Eltern hatten die Kinder gerade gebeten, so langsam aus den Federn zu kommen, um sich für die Messe fertig zu machen, schlich Annick die Treppe zum Dachboden hinauf. Sie hatte Benji unter den Arm geklemmt. Heute musste er sich an Rampi gewöhnen. Die Entscheidung hatten die drei Kinder noch am gestrigen Abend gemeinsam getroffen. Sie wollten keine Zeit verlieren, der Eingewöhnungsprozess sollte möglichst schnell von statten gehen. Er musste auf den Speicher, um sich an Rampi zu gewöhnen. Annick öffnete die Tür, setzte Benji auf den Boden und schloss die Tür rasch hinter sich. Sie konnte gerade noch sehen, wie Benji verdutzt dastand und mit traurigen Augen zu ihr hoch schaute. Es tat Annick leid, ihn allein auf dem Dachboden zu lassen, aber es musste einfach sein. Auch ihr war keine andere Lösung eingefallen. So leise wie sie nach oben gegangen war, so leise schlich sie sich wieder nach unten. Mutter durfte nichts merken, sie hätte es nie geduldet, den kleinen Hund allein auf dem Speicher zu lassen.

      „Annick, Isabelle, Olivier, kommt zum Frühstück“, hörte sie Mutter rufen. Sie antwortete auch sofort mit einem deutlichen „ich komme Mama“ und rannte die Treppe nach unten.

      Mutter hatte den Tisch gedeckt und Vater saß bereits am Kopfende des Tisches. Gerade war er dabei einen Schluck Kaffee zu trinken, als Mama mit einem Schmunzeln im Gesicht rief, „das Paddelboot ist unterwegs.“ Diese Bemerkung galt Vater. Immer wenn sein Kaffee zu warm war, er aber nicht warten wollte mit dem Trinken, dann schlürfte er den Kaffee. Mama konnte das nicht leiden und sagte jedes Mal zu Papa er würde Geräusche von sich geben wie ein Paddelboot. Am Anfang hatte Papa sich immer darüber geärgert, weil