Der Hausgeist. Jean-Pierre Kermanchec. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jean-Pierre Kermanchec
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783847615477
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sich wieder auf seinen Stuhl und biss in einen kleinen grünen Apfel, den er sich aus der Hosentasche gefischt hatte.

      „Schade, ich hätte ein paar Assistenten gebrauchen können, aber wenn ihr nichts für die Kriminalistik übrig habt, dann muss ich meine Fälle auch weiterhin allein lösen. Gerade der aktuelle Fall ist ganz schön verzwickt und ich hätte Hilfe gut gebrauchen können.“ Kaum hatte er seinen Satz beendet, als er auch schon verschwunden war. Annick wollte ihren Augen nicht trauen.

      „Wo ist der Rampelpampel denn jetzt“, rief sie und sah Isabelle und Olivier an. Die Kinder drehten sich im Kreis und versuchten im schwachen Licht der Dachluke den Zwerg zu finden. Vergebens, Rampelpampel war verschwunden. So schnell wollten sie sich aber nicht geschlagen geben.

      „Der hat sich bestimmt versteckt“, meinte Isabelle und fing an zu suchen.

      „Babbel“, rief Olivier, „der kann sich doch nicht versteckt haben, er saß doch auf dem Stuhl und plötzlich war er verschwunden, der hat sich unsichtbar gemacht. Das können doch Geister, oder nicht?“

      „Aber wenn er sich unsichtbar machen kann, dann könnte er ja vielleicht doch ein Detektiv sein! Wenn wir nicht gelacht hätten, könnten wir jetzt endlich etwas Spannendes machen und müssten nicht auf diesem langweiligen Dachboden sitzen“, meinte Annick und sah traurig auf den leeren Stuhl der vor ihr stand.

      „Das ist wahr“, erwiderte Isabelle und sah voller Verdruss Olivier an.

      „Meint ihr wir könnten ihn um Verzeihung bitten, damit er wieder mit uns spricht und sich uns zeigt?“, fuhr Isabelle fort.

      „Klar“, sagte Annick und überlegte sofort mit welchen Worten man den kleinen Hausgeist wieder besänftigen könnte.

      „Olivier, Isabelle, ich hab eine Idee“, rief Annick, „wir könnten ihn doch einfach alle drei bitten sich zu zeigen und dann sagen wir ihm, dass es uns leid tut. Damit er uns auch glaubt, machen wir ihm ein kleines Geschenk. Was haltet ihr davon?“

      „Aber was schenken wir ihm denn?“, fragte Olivier mit nachdenklicher Miene.

      Die drei standen im Kreis, sahen sich gegenseitig an und überlegten angestrengt, was sie dem Männchen als Geschenk geben könnten. Es wollte ihnen einfach nichts einfallen.

      „Menschenskind, ich hab's“, rief Olivier und sein Gesicht verlor sofort die Sorgenfalten, die er noch vor wenigen Sekunden quer über der Stirn hatte.

      „Wir müssen ihm einfach einen Kriminalfall anbieten den der kleine Kobold lösen könnte. Er ist doch Detektiv, wenigstens hat er das behauptet.“

      „Aber er arbeitet doch gerade an einem Fall“, warf Annick ein und fuhr fort, „vielleicht könnten wir ihm unsere Hilfe anbieten bei der Lösung. Er hat doch gesagt, dass er Hilfe brauchen könnte.“

      „Benji“, rief Isabelle, „Benji könnte doch auch helfen, der hat ja so eine tolle Nase. Der kann schließlich selbst nach zwei Monaten noch eine Spur finden.“

      „Übertreibe bitte nicht Babbel. Benji ist zwar wirklich sehr gut beim Spuren suchen aber vielleicht nicht gerade so gut, außerdem mag er bestimmt Rampelpampel nicht. Ihr wisst doch, dass er selbst mit anderen Kindern nichts zu tun haben will.“

      „Und wer bitte ist dieser Benji?“, fragte Rampelpampel plötzlich von seinem Stuhl aus. Er hatte sich wieder sichtbar gemacht und saß mit übereinander geschlagenen Beinen, genüsslich an seinem Apfel kauend, da. Anscheinend hatte er die ganze Zeit über den Kindern zugehört. Sein Interesse war durch die letzte Bemerkung von Annick geweckt worden.

      „Benji“, beeilte sich Annick, um das Interesse von Rampelpampel zu schüren, „ist ein toller Hund. Eigentlich heißt er Bambus von Schwarzwasser, aber uns gefiel Benji besser. Es ist ein sehr kluger Hund. Er hat ein schwarzes Fell mit drahtigen krausen Haaren. Die Rasse wird Scotch Terrier genannt. Er ist sehr lieb.“

      „Und beißt jeden den er nicht mag“, fügte Babbel vorlaut hinzu.

      „Aber doch nicht jeden, Babbel.“ Annick befürchtete, dass Rampelpampel aus lauter Angst vor Benji wieder verschwinden könnte.

      „Nur die Bösen“, klärte Olivier das Männchen auf. Er hatte sich inzwischen auf den Boden gesetzt, etwa 2 Meter entfernt vom Kobold. Er konnte seine Neugierde nicht länger zähmen und brachte das Gespräch nun auf das was ihn eigentlich interessierte, nämlich auf den Fall, den das Männchen mit ihnen lösen wollte.

      „Also, du sagtest, du könntest Assistenten gebrauchen bei deinem Fall? Um was für ein Problem geht es denn dabei?“

      „Nun“, begann Rampelpampel bewusst langsam und betrachtete die Kinder der Reihe nach, „es geht um den wohl größten Fall von Sprengstoffdiebstahl in der Geschichte von Luxemburg und um einige seltsame Anschläge im ganzen Land. Ich habe schon einige Nachforschungen angestellt, aber allein komme ich nicht so recht weiter.“

      Olivier war Feuer und Flamme. Von dem großen Sprengstoffdiebstahl hatte Vater erzählt. Die Geschichte schien wirklich sehr spannend zu werden. Olivier überlegte, wie sie wohl helfen könnten. Schließlich mussten sie ja auch in die Schule, lernen und sich um Benji kümmern. Aber Benji könnte ja mitmachen. Dann müsste man nicht extra mit ihm spazieren gehen. Aber wie sollte man das mit der Schule und dem Lernen hinbiegen. Während er noch intensiv in Gedanken an dem Problem arbeitete, hörte er Rampelpampel plötzlich sagen:

      „Also, ich dachte mir, dass wir mit unseren Nachforschungen in der nächsten Woche anfangen, da habt ihr ja Ferien.“

      Klar, dachte Olivier, wir haben ja Ferien in der nächsten Woche. Wie konnte ich das nur vergessen. Es waren zwar nur kurze Ferien aber dafür könnten es spannende werden.

      „Ja, und übrigens“, sagte Rampelpampel plötzlich, „ihr könnt mich einfach Rampi nennen. So dürfen mich meine Freunde rufen, aber nur die.“

      „Klar, Rampi, wir sind ja deine Freunde“, beeilte sich Annick zu sagen und Isabelle bekräftigte die Aussage durch ein lautes „und ob!“

      „Hör mal Rampi, du musst uns aber ein wenig mehr über die Sache erzählen, bis jetzt wissen wir nur, dass es um den gestohlenen Sprengstoff geht.“ Olivier wollte keine Zeit verlieren.

      Annick hatte es sich neben Isabelle und Olivier gemütlich gemacht und hatte ihre Augen gespannt auf Rampi gerichtet, in der Hoffnung, dass er ihnen endlich Näheres über die Sache erzählen würde. Als sie ihn so ansah, bemerkte sie, dass Rampi ein ganz liebes Gesicht hatte. Er lächelte praktisch immer.

      „Also, vor einigen Wochen wurde, wie ihr wisst, eine größere Menge an Sprengstoff aus einer Kiesgrube im Norden des Landes gestohlen. Zuerst geschah nichts. Die Polizei und die Gendarmerie standen vor einem Rätsel. Etwa zwei Wochen später explodierte dann eine selbst gebastelte Bombe vor der Raiffeisenkasse in Bous. Was mich sofort wunderte war, dass die Sprengstoffmenge so dosiert war, dass sie nur wenig Schaden anrichten konnte. Die Eingangstür zur Bank und einige Scheiben auf der anderen Straßenseite wurden durch die Explosion zerstört. Aber die Bank wurde nicht beraubt, man fand keinen Erpresserbrief, auch wurden keinerlei Forderungen oder Bedingungen an die Bank gestellt. Die Luxemburger Zeitung hatte auch keine Briefe oder Forderungen erhalten. Seltsam dachte ich mir damals. Wieso sprengt jemand eine Tür, wenn er überhaupt nichts will. Das Risiko gesehen zu werden ist ja schließlich sehr groß. Die Bombe war übrigens in einer Papiertüte der Cactus Supermarktkette versteckt. Es blieb alles geheimnisvoll. Weitere 8 Tage später detonierte der nächste Sprengkörper. Wieder war es vor einer Bank. Diesmal vor der Sparkasse in Bonnevoie in Luxemburg. Aber auch hier bekam niemand einen Erpresserbrief oder eine Forderung gestellt. Die Polizei konnte nur Sachschaden feststellen. Als ich von diesem zweiten Anschlag hörte, wurde ich noch misstrauischer. Der Fall begann mich zu interessieren. Ihr müsst wissen, dass ich zu den besseren Detektiven gehöre, so wie Sherlock Holmes oder Hercule Poirot, ich opfere meine kostbare Zeit nur den ganz großen Kriminalfällen. Also ging ich an den Tatort und begann mich umzusehen. Ich habe dabei einen ganz wesentlichen Vorteil, da ich mich unsichtbar machen kann werde ich von niemandem aufgehalten. Ich sah mich also um. Die Polizei hatte auch hier erneut eine