Fluch der Vergangenheit. Joann M.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Joann M.
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742708595
Скачать книгу
Moment daran denken, dass sie ihm nicht mal frische Unterhosen mitgegeben hat.

      Es war fast halb vier in der Früh, als sie sich neben ihrem Sohn auf dem Wohnzimmersofa hingelegt hat. Als sie um halb sieben den Wecker hörte, fühlte sich ihr Kopf wie ein Kürbis an.

      Leise schlich sie sich aus dem Wohnzimmer raus und stieg in die Dusche. Das unbequeme Sofa machte sich in ihrem Nacken bemerkbar genauso wie der fehlender Schlaf. Auch ein starker Kaffee half ihr nur halbwegs einen klaren Gedanken zu fassen. Normalerweise war es Elias, der sowohl unter der Woche wie auch am Wochenende seine Eltern zum Aufstehen drängte. Nicht so am heutigen Morgen. Ihr Sohn schlief wie Stein und sie hatte sogar Mühe ihn wach zu bekommen. Während sie die Brotzeitbox füllte, rief sie Monika an.

      „Hi, kannst du heute aufsperren? Daniel ist im Krankenhaus.“

      „Was ist?“, fragte die noch verschlafene Aushilfskraft.

      „Kannst du? Ich erzähle dir alles später.“

      „Ja, sicher.“

      Zur Leylas Erstaunen fragte Elias erst mal nicht nach seinem Papa. Im Kindergarten jedoch, fing er an zu weinen und klammerte sich an seine Mama, was bis zum heutigen Tag nie passiert war.

      „Was hast du mein Liebling?“, fragte Leyla, obwohl ihr bewusst war was in ihrem Kind vorging.

      „Stirbt Papa jetzt?“

      „Nein. Wie kommst du den darauf. Er ist nur gestürzt und ich fahre jetzt gleich zu ihm.“

      „Ich will mit dir kommen.“, jammerte Elias.

      „Nach dem Kindergarten, ja?“

      Elias nickte und ging zu seinem besten Freund spielen. Leyla überlegte kurz die Kindergärtnerin ins Bild zu setzten, doch als sie ihr Handy klingeln hörte ließ sie es bleiben.

      Sie ging ran und war froh die Stimme ihres Mannes zu hören.

      „Bring mir bitte was zum anziehen mit. Ich kann nach Hause.“

      „Wirklich? Bist du dir sicher?“

      „Ja. Alles okay.“, beruhigte Daniel seine Frau. „Und nimm meine Zigaretten mit.“, fügte der starke Raucher hinzu.

      Als Leyla das Krankenzimmer betrat, sprang Daniel aus dem Bett raus und meinte: „Na endlich. Wer ist im Laden?“

      „Moni. Beruhige dich, sie packt es schon.“

      „Ja schon, aber gerade heute holt Herr Blum seine Bestellung ab. Ich ziehe mich schnell an, ja?“

      „Und die Ärzte haben wirklich nichts dagegen?“

      „Nein. Es war nur ein Anfall. Ich muss Tabletten nehmen, dann passiert es nicht mehr. Versprochen.“, redete er mit ihr, während er sich den Pulli überzog. Leyla kam diese egal Einstellung ihres Mannes fast schon verdächtigt vor.

      „Ich gehe trotzdem einen Arzt fragen?“, sagte sie.

      „Lass es Schatz. Ich muss dir was beichten.“

      „Was denn?“

      „Im Auto, ja? Lass uns jetzt gehen.“, sagte Daniel und beichtete später seiner Frau, dass er seit seiner Kindheit an Epilepsie litt.

      „Seit deiner Kindheit? Wieso hast du mir nie davon erzählt!?“, fragte Leyla zornig.

      „Ich hab´s vielleicht verdrängt oder vergessen.“

      „Wie kann man so etwas vergessen?“

      „Das letzte Mal hatte ich so was mit vierzehn, an dem Tag als mein Vater starb. Seit dem hatte ich keinen einzigen Anfall mehr. Irgendwann habe ich die ganzen Pillen auch nicht mehr genommen. Genauer gesagt ab dem Zeitpunkt als wir zusammengezogen sind. Es ist ja nie was gewesen...Wieso hätte ich dir was erzählen sollen. Außerdem glauben viele was weiß ich was, woher die Krankheit kommen würde.“

      „Trinkst du deswegen so gut wie nie Alkohol?“.

      „Ja. Das habe ich damals meiner Mutter hoch und heilig versprochen.“

      „Und.. Und ist es.. Na ja.. Könnte Eli auch..“

      „Nein. Um Gottes Willen. Nein. Ich bin mit drei von einer Leiter gefallen, das könnte der Grund sein. Die Stelle ist nicht operabel. Zumindest damals war es so. Ich wollt´s dir damals erzählen. Bei Elkes Junggesellenabschied, als du mich gefragt hast ob ich ein Problem mit Alkohol hätte... Dass ich mich wie trockener Alki benehme.“

      Leyla wunderte sich damals, dass Daniel weder Bier noch Wein trank. Zeitlang nahm sie an, er würde es ihr zur Lieber ablehnen, da sie damals noch eine Muslimin war. „Du bist doch kein trockener Alki?“, fragte sie ihn einmal.

      Er verneinte es damals mit einem charmantem Lächeln und meinte: „Schlimm. Man wird gleich als ein trockener Alki abgestempelt, nur weil man nichts trinkt.“

      „Ich hätte es trotzdem gerne gewusst. Das gestern war die Höhle für mich. Ich dachte du stirbst oder so. Und Elias....“

      „Hat er mich so gesehen?“, unterbrach Daniel seine Frau.

      „Ja. Ich konnte nichts tun. Er ist gekommen, während du gekrampft hast.“

      „Scheiße.“, sagte Daniel, zündete sich eine Zigarette an und versank in Gedanken.

      „Geh schon mal in den Laden, ich komme gleich nach.“, meinte er sobald sie zu Hause waren.

      „Du schaust nicht gut aus. Lege dich doch noch bisschen hin, ich schaffe es schon.“

      „Mir fehlt nichts. Wirklich. Ich habe nur Muskelkater, aber es ist normal nach einem Anfall. Und gegen Kopfweh habe ich Tabletten bekommen.“ Daniel gab Leyla einen Kuss und verschwand im Bad.

      Sie ging in den Laden, wo sich Monika sichtlich abmühte alle Kunden zufrieden zu stellen.

      Sofort ging sie dieser zu Hand und bediente Frau Alber die eine gute Stammkundin war.

      „Wie geht’s dir? Du siehst wirklich abgekämpft aus.“, sprach Monika sofort Daniel an, als sie ihn reinkommen sah..

      „Alles gut. Danke, dass du gekommen bist. Wo ist die Bestellung?“, lenkte er ab und fragte Leyla leise: „Du hast ihr doch nicht erzählt, dass ich einen Anfall hatte?“.

      „Ja. Doch. Was hätte ich den sonst sagen sollen.“

      „Ich will nicht, dass es jemand weiß.“, sagte Daniel kühl, was Leyla zur Weißglut brachte.

      „Sag mal, was soll denn das? Es ist eine Krankheit und kein Ungeziefer. Soll ich jetzt lügen, oder was?“

      Daniel sah Herr Blum kommen und widmete sich voll und ganz dem Kunden zu. Die vorbestellten Körbe voller Feinkostspezialitäten, sahen wieder mal fantastisch aus.

      „Wunderbar.“, sagte Herr Blum und ließ mehr Geld da, als es nötig war.

      „Ich muss zum Kindergarten.“, sah Leyla auf ihre Uhr.

      „Ja. Aber beeile dich, schau mal was los ist.“

      „Und wo soll Elias bitteschön bleiben?“

      „Kannst du nicht Esin fragen? Es ist vor Weihnachten. Wir müssen das Geschäft mitnehmen.“

      Sie wusste, dass ihr Mann es gut meinte. Dennoch war sie es satt, Elias zu ihrer Schwester bringen zu müssen. Der Feinkostladen war zwar auch ihr Traum, doch es bedeutete mehr Verzicht wie sie sich das gedacht haben. Vor allem auf die Zeit mit ihrem Kind wollte Leyla zunehmend nicht verzichten, was oft zum Streitigkeiten zwischen ihr und Daniel führte. Er weigerte sich mehr Personal einzustellen, obwohl sich inzwischen eine zusätzliche Kraft von den Finanzen her ausgehen würde. Damals waren sie sich sicher, dass es richtig war sich selbständig zu machen. Beide waren sich sicher....

      2.

      Elias Kindergärtnerin riss Leyla aus den Gedanken raus.