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Was Roxana weckte, war ein warmes und erregendes Gefühl in ihrem Schoß. Sie brauchte im Halbschlaf eine Weile, um festzustellen, dass Rupert der Urheber war.
Sie versuchte, still zu liegen, aber die Erregung durchströmte sie wie in Wellen.
Trotzdem hatte er weiter die Innenseiten ihrer Oberschenkel gestreichelt.
Roxanas sexuelle Erfahrungen waren begrenzt. Nach dem entsetzlichen Erlebnis mit den Polizisten während ihrer Fahrt von Arequipa nach Lima hatte sie sich nicht vorstellen können, jemals freiwillig mit einem Mann beisammen zu sein. Später, in Lima, hatte sie sich ein paar mal verliebt und Beischläfe ihrer Verehrer über sich ergehen lassen, ohne je selbst rechte Freude zu finden. Freude fand sie, wenn sie sich selbst befriedigte. Ab und zu, wenn sich einer genügend Zeit nahm, machte es ihr Spaß und es erregte sie.
Mit Garcia war es ähnlich. Wenn sie zusammen waren, hatte seine Erregung sie mehr erregt als das, was er mit ihr tat. Die Tatsache, dass sie jemanden dermaßen zu erregen vermochte, sorgte für ihre eigene Erregung.
Mit Rupert war das anders. Was er tat, war darauf angelegt, ihr Freude zu machen. So war es vorgestern Nacht und gestern früh gewesen, als sie diejenige war, die ihn unbedingt in sich spüren wollte. Rupert hatte keine von sich aus Anstalten gemacht, in sie einzudringen.
Und so war es jetzt.
Sie zog Rupert zu sich hoch und öffnete sich ihm so weit sie konnte. Sie war aufs Höchste erregt.
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Garcia hatte fünfzig Meter hinter Kinzels Wagen geparkt und sah zu, wie ein Mann, assistiert von einem Jungen in Schuluniform, sich mit einem Eimer Wasser und einem Lappen daran begab, den silbergrauen Mercedes zu waschen. Der Junge reinigte den Innenraum des Fahrzeuges mit einem Schwamm und einem Handfeger.
Gegen viertel vor zehn erschien Kinzel mit einem weiteren Mann, der sich hinter das Steuerrad setzte. Kinzel stieg hinten ein.
Der Mercedes startete.
Als Garcia sich hinter Kinzels Wagen in den Verkehr einfädelte, brauchte er einen Moment, um zu realisieren, dass im Heckfenster des Mercedes ein Sonnenschutzrollo heraufgezogen war.
Nach wenigen hundert Metern bog der Mercedes auf die Straße zur Plaza San Martin, umrundete die Grünfläche mit dem Denkmal des Generals San Martin, um dann in die Avenida Nicola de Pierola einzubiegen.
Gracia versuchte, einen Abstand von nicht weniger als fünfzig Metern zu halten. Der Verkehr war dicht. Garcia wollte nicht riskieren, dass er an einer Ampel würde halten müssen, und der Mercedes führe weiter.
Nach dem zweiten Block bog der Mercedes plötzlich nach rechts in eine der Gassen, die mit fliegenden Händlern bevölkert waren. Dies waren überwiegend Indios, die hier ihre Waren feilboten, Stoffe, Pullover aus Lamawolle, Obst, Gemüse, aber auch Nähnadeln, Spielzeug, Handtaschen. Es gab hier eigentlich nichts, was es nicht gab.
Als Garcia um dieselbe Ecke bog, sah er den Mercedes am Ende des Blocks erneut nach rechts in die Calle Ocona abbiegen.
Es ging zurück über die Plaza San Martin, und nach ein paar Minuten hielt der Mercedes erneut vor Kinzels Büro.
Im Vorbeifahren sah Garcia, dass nur der Fahrer noch im Auto saß. Von Kinzel war nichts zu sehen.
Garcia konnte im Rückspiegel sehen, wie der Fahrer ausstieg und in Kinzels Büro verschwand.
Garcia ärgerte sich maßlos, aber ihm blieb nichts anderes übrig, als wieder seine Warteposition zu beziehen.
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Kinzel hatte, im Gewimmel der indianischen Marktfrauen stehend, den weißen Toyota vorbeifahren sehen.
Er hatte auch den Fahrer wiedererkannt, den Kerl mit den Hamsterbacken, auf den Graf ihn gestern aufmerksam gemacht hatte.
Kinzel hatte Mühe, den zahlreichen Kaufanpreisungen zu entgehen, die ihm die Indiofrauen in ihren bunten Trachten und ihren Männerhüten auf den Köpfen machten.
Er ging zurück zur Hauptstraße, bog dort nach rechts und betrat nach wenigen Metern die Halle des Hotels Crillon.
Aus einem der Sessel erhob sich Rupert Graf und grinste ihn an.
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Am meisten beeindruckt war Kinzel von dem nächtlichen Gespräch mit Präsident Scaloni.
„Und wie willst du das mit dem Geld machen?“ fragte er. „Das kriegst du doch nie durch die Compliance!“
Die deutschen Unternehmen hatten nach dem Verbot der Schmiergeldzahlung im Ausland äußerst strenge Regeln eingeführt, die sicherstellen sollten, dass keine illegalen Zahlungen angeboten würden.
Graf zuckte mit den Schultern.
„Muss ich sehen. Wenn ich nach Hause fahre und erzähle, ich hätte einen Auftrag über sechshundert Millionen hereinholen können, diesen aber abgelehnt, weil Freundlichkeiten verlangt worden sind, klopft man mir nicht etwa auf die Schultern und lobt mein ethisches Verhalten. Man wird mich wegen meiner Blödheit feuern! Und wenn wir keine Aufträge mehr hereinholen, feuert man uns auch.“
"Wo ist das Mädchen jetzt?" wollte Kinzel wissen.
"In meinem Zimmer," antwortete Graf.
Sie besprachen, wie sie zukünftig kommunizieren könnten.
Handies konnte man abhören. In den meisten Ländern konnte man sogar metergenau feststellen, wo sich der Besitzer eines Handys befand. Es blieb nur, einen Code festzulegen, den außer ihnen beiden niemand verstehen würde.
"Dass deine Telefonate mitgeschnitten werden, wissen wir jetzt. Ob du zuhause abgehört wirst, musst du prüfen lassen. Es gibt sicherlich jemanden, der das herausfinden kann. Der kommt mit einem Peilgerät, das Funkwellen selbst geringer Stärke messen kann. Wir müssen Walter Bescheid geben. Am besten, wir treffen ihn nochmal. Ich muss ihm ja ohnehin über letzte Nacht berichten. Ruf ihn an und bestell ihn hin, wo wir ungestört sprechen können. Das Hotel Bolivar ist tabu. Auch Walter muss seine Wohnung auf Wanzen hin überprüfen. Mit den Telefonen könnt ihr nichts machen. Ich weiß nicht, ob die hier Anrufe zurückverfolgen können, aber wahrscheinlich können sie. Im Übrigen habe ich fest vor, die fünfzehn Millionen bei Walter abzuziehen."
Ludwig Kinzel war wie erschlagen. Er wollte nur einen Auftrag akquirieren!
"Hinter was sind die denn her?"
"Lutz, wir reden über ein Projekt der ´nationalen Sicherheit`. Allein das reicht aus, den Beteiligten auf die Finger zu gucken! Hinzu kommt, dass es Leute gibt, die über Handsalben Bescheid wissen wollen, entweder, um selbst was abzubekommen, oder weil es zur Erpressung aus politischen oder eigennützigen Gründen nützlich ist."
"An was können die denn interessiert sein, Rupert?"
"Na, an den Kontakten! Wer mit wem spricht, wer wann wen trifft! Hieraus ergibt sich ein Muster! Es lässt sich ableiten, wer das Projekt unterstützt. Vielleicht macht einer der Beteiligten einen Fehler, redet zu laut über zukünftige Einkünfte, was weiß ich! Das Projekt ist noch ganz am Anfang. Warte mal ab, bis unsere Wettbewerber mit ihren staatlichen Industrien dahinter kommen! Die haben ihre Botschaften hinter sich und werden todsicher versuchen, herauszufinden, auf wen wir uns hier verlassen. Hast du schon ein neues Handy?"
„Wann hätte ich das denn besorgen sollen?“
„Kann euer Hausmädchen lesen und schreiben?“
„Nur sehr unzulänglich.“
„Dann kaufe zwei Prepaid-Telefone und lass sie auf das Mädchen registrieren. Eins gibst du ihr, und sagst, sie soll im Notfall erreichbar sein. Das andere behältst du. Mach es so, dass sie von dem zweiten Apparat nichts merkt. Wenn sie nicht lesen kann, wird sie nicht merken, dass zwei Apparate auf ihren Namen laufen. Wann kommt dein Fahrer?"
"Jetzt