Graf machte eine Pause.
"Sollten wir ein Zeichen bekommen, dass Ihre Beschaffungspläne, Señor Almirante, von der Regierung mitgetragen werden, dann kann alles zügig gehen. Einen passenden Schiffsentwurf, der an Ihre spezifischen Anforderungen angepasst werden müsste, haben wir. Die Ausarbeitung eines detaillierten Angebotes mit exakten Zahlen dürfte nicht länger als drei Monate dauern. Für den Aufbau einer Finanzierung rechne ich mit einem halben Jahr. Die Vertragsverhandlungen sollten ebenfalls nicht länger als drei Monate dauern, die Verhandlung der Kreditverträge nochmal denselben Zeitraum. Vielleicht lässt sich das eine oder andere straffen. Mit Glück und Unterstützung könnte in anderthalb Jahren ein Vertrag in Kraft sein."
Admira Chavez räuspertesich.Dann sagte er:
"Señor Graf, ich darf Ihnen für Ihre Ausführungen herzlich danken. Vor allem freue ich mich, dass Sie trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation, in der sich mein Land befindet, nicht von vornherein meinem Vorhaben keine Chancen einräumen. Insofern bin ich froh über die aufgezeigten Perspektiven. Ich möchte Sie und Señor Kinzel gerne, wenn Ihre Pläne es erlauben, für morgen in das Casino unserer Marine zu einem Mittagessen einladen, zu dem ich zwei meiner engsten Mitarbeiter hinzuziehe. Ich wäre dankbar, wenn Sie bei dieser Gelegenheit einige der heute geäußerten Gedanken noch einmal wiederholen wollten. Bitte gestatten Sie mir, mich zurückzuziehen. Es war ein sehr interessantes Gespräch!"
Chavez stand auf, und die drei anderen erhoben sich ebenfalls.
Bevor Chavez, begleitet von Walter Fernandez, zur Tür ging, sagte er noch:
"Ich möchte Ihnen noch sagen, dass mein Freund und Verwandter Walter mein volles und absolutes Vertrauen genießt, und zwar in allen, ich wiederhole, in allen Fragen. Hasta mañana, Señores."
`Aha´, dachte Graf.
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Enrique Pato hörte in seinem Kopfhörer, wie Chavez und Fernandez das Wohnzimmer betraten.
"Und? Bist du zufrieden?" fragte Fernandez.
"Ja, absolut. Vielen Dank, Walter. Ich denke, es war ein sehr gutes Treffen."
"Ich hatte heute früh ein Treffen mit Minister Bustamante. Ich wollte ihn motivieren, unser Projekt zu unterstützen und mit Scaloni darüber zu reden. Er hat mich praktisch rausgeschmissen. Und dann ruft er Graf an und will ihn heute noch sehen! Ich hoffe, ich habe keinen Schaden angerichtet."
"Bustamante? Es wäre nicht schlecht, ihn auf unserer Seite zu haben, gerade bei seiner engen Freundschaft mit Scaloni."
"Ja, hatte ich auch gedacht. Aber er wurde plötzlich völlig wild! Ich hoffe, dass das keine negativen Auswirkungen hat. Womöglich beschwert er sich bei dir über mich. Oder macht das Projekt kaputt. Dem traue ich alles zu."
"Walter, ich hab´ ihm neulich gesagt, dass ich neue Schiffe brauche, wenn ich seine Fischgründe schützen soll. Wo ist Liliana? Ich will mich von ihr verabschieden."
Die Schritte entfernten sich.
Pato konnte aus seinem Apartment das Funkgerät in Fernandez Wohnung so steuern, dass er die in den drei verschiedenen Telefonen eingebauten Mikrofone abhören konnte. Wo genau sie waren, wusste er zwar nicht, vermutete aber den Geräuschen nach, dass eines im Flur stand.
Von dort hörte er der Verabschiedung Chavez´ von Liliana zu, die sich auf den Austausch von Höflichkeiten beschränkte.
Dann fiel die Wohnungstür zu.
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Roxana fuhr zunächst in die Innenstadt und parkte vor dem Hotel. Sie schaute die Glasfront hinauf. Irgendwo dort, hinter einem diese Fenster hatte sie die wunderbarste Nacht ihres Lebens verbracht.
Es tat ihr beinahe körperlich weh, jetzt nicht bei Rupert zu sein. Sie wollte einfach in den Arm genommen, gestreichelt und getröstet werden.
Gleichzeitig wusste sie, dass sie ihm nie, niemals die Szene würde schildern können, die sich heute früh in ihrem Haus abgespielt hatte.
Sie hatte sowieso mit Garcia Schluss machen wollen, nach der Nacht mit Rupert! Sie hatte aber gehofft, dass dies in Ruhe würde gehen können, vielleicht in Freundschaft.
Sie wusste nicht, was Garcia plante, aber er tat es auf eigene Faust!
Sie musste Rupert warnen!
Roxana stieg aus und ging zum Hoteleingang.
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Oberst Garcia verließ sein Büro und fuhr, so schnell der Verkehr es erlaubte, zu Roxanas Haus. Den Schlüssel hatte er noch in der Tasche.
Mit zitternden Fingern versuchte er, den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Er stocherte, versuchte, der Schlüssel passte nicht.
Oberst Carlos Garcia brauchte eine ganze Weile, bis er merkte, Roxana hatte ein anderes Türschloss einbauen lassen. Er war ausgesperrt!
Er konnte es nicht fassen!
Als er versuchte, ihr Handy anzurufen, wurde er nach dem dritten Klingelzeichen weggedrückt.
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"Daran, dass die Verbindung zwischen Chavez und Walter stimmt, habe ich keinen Zweifel. Aber, Lutz, ohne die Politik wird das nicht laufen," sagte Rupert Graf gerade zu Kinzel, als Walter wieder auf die Terrasse trat. Er setzte sich zu ihnen.
"Rupert, Admiral Chavez ist mit dem Betrag, den Sie gestern vorgeschlagen haben, nur schweren Herzens einverstanden. Er hofft, dass Sie den Betrag noch aufstocken. Im Übrigen war er sehr angetan von dem Gespräch. Er ist der Ansicht, es war ein guter Anfang. Wann ist Ihr Termin mit Bustamante?"
"Um 17 Uhr 30, "antwortete Kinzel.
"Dann ist ja noch Zeit," sagte Walter. "Bustamante hat Admiral Chavez vor einigen Wochen angerufen und ihn sehr bedrängt, mehr für den Fischereischutz zu tun. Er ist sozusagen einer der Urheber des Projektes."
Walter Fernandez zögerte einen Augenblick.
"Ich hatte heute früh ein Gespräch mit Bustamante. Da machte er allerdings nicht den Eindruck, als ob er das Vorhaben unterstützen wolle. Ich wollte Ihnen dies sagen, bevor Sie dorthin gehen."
Dieses Eingeständnis war Walter nicht leicht gefallen.
"Naja, wir werden sehen," sagte Graf.
Liliana kam dazu, und alle drei standen auf, um zu warten, bis sie sich gesetzt hatte.
Graf sagte:
"Liliana, bitte lassen Sie mich Ihnen danken für das wunderbare Buffet und dafür, dass Sie Ihr wunderschönes Heim für dieses Gespräch zur Verfügung gestellt haben. Einen angenehmeren Ort hätte ich mir nicht vorstellen können."
Er strahlte sie an.
Liliana war völlig hingerissen.
"Vielen Dank, Rupert, das ist sehr freundlich, dass Sie das sagen," sagte sie und schlug die Augen nieder.
Graf wandte sich wieder an Walter:
"Walter, treffen wir uns doch nach unserem Gespräch mit Bustamante! Ich kann mir nicht vorstellen, dass es länger als eine Stunde dauert. Lutz, wo ist das Ministerium?"
"Fünf Minuten von unserem Büro. Wir können in Señor Grafs Hotel eine Kleinigkeit essen."
Alle standen auf, Graf und Kinzel verabschiedeten sich von Liliana, Graf mit Handkuss.
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Enrique Pato hörte die Verabschiedung Grafs und Kinzels in seinem Kopfhörer. Von den Eheleuten Fernandez war nichts zu hören, offenbar saßen beide noch auf der Terrasse.
Er ließ das Tonband zurückspulen, nahm es aus dem Gerät und legte ein neues Band ein.
Das