Tod in der Ville Close. Jean-Pierre Kermanchec. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jean-Pierre Kermanchec
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738011562
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      Kapitel 3

      Nach dem Umzug am Sonntag war Ewen froh, dass die Filets Bleus vorbei waren. Auch der Nachmittag in Concarneau ging dem Ende entgegen. Für Ewen waren die Filets Bleus damit hoffentlich für einige Jahre kein Gesprächsthema mehr.

      „Ewen, ich würde ganz gerne mit dir eine Kleinigkeit essen gehen. Dann müssen wir zu Hause nicht kochen.“

      „Das können wir gerne machen“, meinte Ewen.

      „Wohin sollen wir gehen? Hier in Concarneau?“

      „Ich habe in der Zeitung von einem neuen kleinen Restaurant gelesen, dass vor vier Wochen in Pont Aven aufgemacht hat. Es ist ja nicht weit bis nach Pont Aven. Vielleicht können wir das ausprobieren.“

      „Das lässt sich machen. Muss man dort reservieren?“ Ewen war schon des Öfteren ohne Reservierung in ein neues Restaurant gegangen und musste dann enttäuscht und hungrig weitergehen, weil alle Tische bereits besetzt waren.

      „Lass uns sicherheitshalber anrufen. Hast du die Nummer dabei?“

      Carla nickte und suchte in ihrer Handtasche nach dem Zeitungsausschnitt aus dem Ouest France, den sie ausgeschnitten und sicherheitshalber eingesteckt hatte.

      „Hier Liebster, das Restaurant heißt Cheminées d´antan und liegt in der rue des Meunier, in Pont Aven.“ Sie gab Ewen die Telefonnummer.

      Ewen rief an und ließ den letzten Tisch für sie reservieren.

      „Wie gut, dass ich angerufen habe“, meinte Ewen.

      Es dauerte nicht lange, bis sie in Pont Aven angekommen waren. Sie fanden einen Parkplatz direkt vor dem Restaurant. Ewen und Carla stiegen aus und gingen auf das Haus zu, aus massivem Granit gebaut. Die kleinen braunen Fensterrahmen passten gut zu den grauen Mauern des alten Gebäudes. Sie traten ein. Obwohl Ewen mit seinen 1,76 m nicht gerade groß war, musste er sich doch etwas bücken, um nicht mit dem Kopf an den Türrahmen zu stoßen.

      Der junge Besitzer, der auch der Koch war, kam ihnen entgegen und fragte nach ihrem Namen. Das Restaurant war ausgebucht. Ewen konnte den Grund schnell erkennen. Es gab nur sechs Tische in dem Restaurant, und wenn er richtig gezählt hatte, standen insgesamt nur 18 Sitzplätze zur Verfügung. Sie wurden zu einem kleinen Tisch in der Nähe des Fensters geleitet und nahmen dort Platz. Der Besitzer brachte ihnen die Speisekarte und nannte die heutigen Frischfischangebote, dann ließ er ihnen Zeit zur Auswahl.

      Ewen sah sich um. Das Lokal war etwas spartanisch ausgestattet und erweckte nicht den Eindruck eines luxuriösen Speiselokals. Ewen ließ sich überraschen was die Küche zu bieten hatte. Die Speisekarte war nicht umfangreich, was ja durchaus ein Qualitätsmerkmal war und darauf hindeutete, dass die Küche nur Frisches verarbeitete. Die Bedienung trat an ihren Tisch und fragte nach ihrer Wahl. Carla hatte sich für die Encornets als Vorspeise entschieden und Ewen für die Foie Gras Maison. Danach wählte Carla eine Dorade und Ewen ein Filet de Boeuf.

      Carla wollte etwas mehr über das neueröffnete Restaurant erfahren und fragte die Bedienung:

      „War dieses Gebäude schon immer ein Restaurant?“

      Die Dame schmunzelte.

      „Oh nein, vor dem Krieg ist es ein Bordell gewesen. Als der Krieg dann vorbei gewesen ist, hat es jemand gekauft und zu einer Bar mit kleinem Restaurant umgebaut. Als das Restaurant Ende der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts aufgegeben worden ist, hat sich niemand mehr um das Haus gekümmert, und es ist verfallen. Können Sie sich vorstellen, dass sogar Bäume hier drinnen gewachsen sind? Dann ist das Haus wieder gekauft und in den späten Achtzigern erneut zu einem Restaurant umgebaut worden. Das kleine Restaurant ist ganz gut gelaufen, aber auch der neue Besitzer hat es vor einigen Jahren aufgeben müssen.

      Nun hat der junge Monsieur Kergoat das Haus gemietet und sein erstes Restaurant eröffnet. Seit zwei Monaten sind wir jetzt hier und das Restaurant ist jeden Tag ausgebucht.“

      Carla bedankte sich für die ausführlichen Informationen. Sie warteten gespannt auf das Essen.

      Zusammen mit den Getränken brachte die Bedienung auch ein Tellerchen mit Butter und einen Korb mit Brot.

      „Das Brot ist nach einem alten Hausrezept selbst gebacken“, fügte sie mit gewissem Stolz hinzu.

      Carla und Ewen stellten sofort fest, dass es ganz ausgezeichnet schmeckte. Von ihrer Vorspeise waren sie auch äußerst zufrieden. Sowohl die Encornets als auch die Foie Gras schmeckten ausgezeichnet. Nach dem genauso hervorragenden Hauptgang waren sie begeistert und würden das kleine Restaurant jederzeit weiterempfehlen.

      So hatte der Besuch der Filets Bleus für Ewen noch ein überaus angenehmes Ende gefunden.

      Am Montagmorgen, als Ewen Kerber im Kommissariat in Quimper eintraf, saß sein Kollege Paul Chevrier schon an seinem Schreibtisch. Er las gerade den Bericht, den Dustin Goarant, der Leiter der Spurensicherung, erstellt hatte und sah sich das Ergebnis der Obduktion an, die Yannick Detru geschickt hatte.

      „Guten Morgen, Ewen, wir kommen langsam voran mit unserem neuen Fall. Ich habe am Samstag noch nach dem Wagen von Alain de Rochefort fahnden lassen. Er fährt immer noch denselben Wagen. Wir haben seinen Peugeot 806 auf dem Parkplatz gegenüber der Ville Close gefunden. Dustin ist noch dabei den Wagen zu untersuchen. In Dustins Bericht habe ich den Hinweis auf einen Notizzettel gefunden, den er im Jackett des toten de Rochefort gefunden hat. Ich habe ihn mir angesehen. Auf dem Zettel stehen Buchstaben und Zahlen in unverständlicher Anordnung hinter- und untereinandergeschrieben. Wir haben dem Papier noch keinen Sinn zuordnen können.“

      Paul reichte Ewen den Zettel, der in einer kleinen Plastiktüte steckte.

       MD, jf

       12 MJ M

       14 PG

       14 SB

       12 CR

      „Schon etwas seltsam. Alle Zeilen fangen mit zwei Ziffern an, gefolgt von jeweils zwei Buchstaben. Nur in der ersten Zeile sind es drei Buchstaben. Wir sollten es den Kollegen von der Entschlüsselungsabteilung geben. Es könnte sich ja um einen Code handeln oder um eine verschlüsselte Nachricht. Ich kann daraus nichts herauslesen.“ Ewen betrachtete die Notiz aufmerksam.

      „Es geht mir auch so. Man hat auch noch sein Portemonnaie, samt dem darin enthaltenen Geld, seinen Schlüsselbund und sein Handy gefunden. In seinem Portemonnaie waren über 600 Euro. Einen Raubmord können wir also ausschließen. Weiterhin hat Dustin eine Quittung aus der Crêperie gefunden, die er vor seinem Tod besucht hat, was uns die zwei Amerikaner bereits bestätigt haben.

      Yannick hat uns mitgeteilt, dass de Rochefort mit einer 7,65 mm Pistole erschossen worden ist. Die Kugel hat ihn aus sehr kurzer Entfernung getroffen. Der Schuss ist direkt ins Herz gegangen und sofort tödlich gewesen. Er hat auch kleinere Schmauchspuren entdecken können. Andere Verletzungen hat er nicht gefunden.

      Dustin versucht bereits, an Hand des Projektils zu klären, ob die Waffe in unserer Datei zu finden ist. Dustin tippt auf eine Beretta. Am Tatort hat er die dazugehörige Patronenhülse gefunden. Die Waffe muss schon öfter benutzt worden sein, denn sie zeigt starke Abnutzungserscheinungen im Lauf auf, die an dem Projektil sichtbar sind. Damit dürfte es einfach sein, die Waffe zu identifizieren. Dustin geht übrigens davon aus, dass ein Schalldämpfer benutzt worden ist, daher die nur geringen Schmauchspuren. Das Handy habe ich an Gallic gegeben, damit er es sich genau ansieht.“

      „Das ist ja schon eine ganze Menge an Informationen. Lass uns doch das alles drüben in meinem Büro an der Pinnwand markieren, dann haben wir eine bessere Übersicht.“

      Paul folgte Ewen in sein Büro, dort hefteten sie die gefundenen Beweisstücke unter die Tatortbilder. Auch die zwei Bilder, die das junge amerikanische Paar ihnen zur Verfügung gestellt hatte, hefteten sie an die Wand. Ewen sah sich die Kopie des Notizzettels an. Das Original hatte Paul in die Akte gelegt