Pferdesoldaten 2 - Im Krieg gegen Mexiko. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Pferdesoldaten
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738087734
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sich ihren endgültigen Sieg nicht nehmen lassen. Die Dragoner mussten hektisch um ihr Leben kämpfen, immer wieder vom Feind angegriffen.

      Am Lager der Mexikaner waren andere Klänge zu hören.

      Matt Dunhill konnte, eher zufällig, einen Blick dorthin werfen und erbleichte unwillkürlich. Nun waren auch die Lanzenreiter im Sattel. Viel mehr als das… Mehrere Kompanien gingen bereits in geordneter Formation zum Angriff über. Die Lanzen waren noch hoch erhoben und die kleinen Wimpel schienen lustig zu flattern, doch wenn diese Waffen erst gesenkt wurden…

      Dass die Lanzenreiter jetzt vorgingen, bewies Matt, dass der Kampf erst wenige Minuten dauerte. Er hatte die Empfindung, er sei schon vor einer Stunde über die Kuppe des Hügels geritten, aber Adrenalin und Kampfgetümmel verzerrten das Zeitempfinden. Auf jeden Fall war es höchste Zeit, um zu verschwinden und den Mexikanern das Feld zu überlassen.

      Pistolenschüsse waren zu hören. Sie stammten von jenen Dragonern, die es tatsächlich geschafft hatten, sie für den kostbaren Augenblick aufzusparen, in dem man sich vom Feind lösen musste. Einzelnen Reitern gelang es nun tatsächlich, sich aus dem Wirbel der Kämpfenden zu entfernen, aber es waren nur wenige.

      Sergeant Friedrich Schmitt warf die Lanze des Kompaniewimpels Prentiss zu, der sie geschickt auffing. Schmitt und Perkins waren die letzten Überlebenden der Fahnenwache und beeilten sich nun, gemeinsam mit dem Corporal, den Hügel hinaufzureiten.

      Die Chancen für die Männer der B-Kompanie standen denkbar schlecht. Sie wurden zu sehr von der Übermacht der mexikanischen Kavalleristen bedrängt. Ihre Verluste stiegen.

      Dann schien ein Wunder zu geschehen.

      Bei den Mexikanern ertönten abermals die Hörner.

      Ungläubig und dankbar registrierte Matt Dunhill, wie die Kavalleristen ihre Pferde herumzogen und zurückwichen. Die Umklammerung der B-Kompanie löste sich auf.

      Erschöpfte Dragoner trieben ihre Pferde, einzeln oder in kleinen Gruppen, in Richtung der Hügelkuppe.

      Dunhill und Clyborn stellten fest, dass es kaum vierzig Männer waren, die dem Gefecht entkamen. Viel zu viele waren tot oder lagen verwundet und kampfunfähig am Boden. Die Reste der F- und C-Kompanien erreichten gerade die Hügelkuppe. Matt beobachtete seinen Freund Deggar, der die Reiter zu ordnen versuchte. Man konnte sehen, dass etliche Dragoner ihre Musketoons nachluden, doch viele achteten nicht auf die Befehle der Offiziere und Unteroffiziere, und ritten auf der anderen Seite den Hügel hinab, um die relative Sicherheit der Wagenburg aufzusuchen.

      Erneute Trompetensignale ließen Matt in Richtung der Mexikaner blicken und jetzt begriff er erschaudernd, warum sich die Kavalleristen zurückgezogen hatten.

      Es war eine breite Front von Lanzenreitern, in mehreren Linien hintereinander gestaffelt, die mit frischen Pferden die Verfolgung der fliehenden Amerikaner aufnahm.

      „Weg hier!“, keuchte James Clyborn.

      Ihre Pferde brachten nur einen schlappen Galopp zustande und mussten sich den Hang hinauf kämpfen. Was zu Beginn des Gefechtes zum Vorteil der Dragoner gereichte, wurde nun zu ihrem Nachteil, denn die frischen mexikanischen Truppen holten in Windeseile auf.

      Matt Dunhill wandte sich im Sattel um, nahm die Zügel zwischen die Zähne und versuchte hastig, seine Pistole nachzuladen. Schräg hinter ihm ritten zwei seiner Männer um ihr Leben, dicht gefolgt von Lanzenreitern.

      Die Männer mit den Lanzen boten einen ungewöhnlichen Anblick. Viele von ihnen saßen nicht in den Sätteln, sondern standen in den Steigbügeln. Es schien fast, als schwebten sie über ihren Pferden. Matt sah, wie einer der Mexikaner einen der Dragoner einholte. Der Mexikaner beugte sich ruckartig vor und stieß mit der Lanze zu, die er zugleich mit einer fließenden Bewegung wieder zurückzog. Der Dragoner stieß einen spitzen Schrei aus und fiel vom Pferd, während der Lanzenreiter an ihm vorüber preschte.

      Matt Dunhill hörte den rasenden Hufschlag hinter sich.

      Er musste nur noch das Zündhütchen aufsetzen, doch er begriff, dass ihm die Zeit hierzu fehlte. In einer Mischung aus Angst und Zorn schleuderte er die Pistole gegen den anstürmenden Lanzenreiter und verfehlte. Neben dem Mann tauchte ein mexikanischer Offizier auf, der seinerseits die Pistole gegen Matt richtete.

      Matt Dunhill sah die braungelbe Pulverwolke vor der Mündung wallen und spürte einen brutalen Schlag gegen seine Brust.

      Dann wurde ihm schwarz vor Augen.

      „Matt!“ Thomas Deggar sah seinen Freund vom Pferd stürzen. „Gottverdammt, Matt!“

      Die Überlebenden der B-Kompanie erreichten die dünne blaue Linie auf der Hügelkuppe.

      Lanzenreiter näherten sich und die Amerikaner gaben eine unregelmäßige Salve ab, die nur wenig Wirkung zeigte.

      Ohne Deggars Befehl abzuwarten, wandten die meisten Dragoner jetzt die Pferde und flüchteten. Thomas Deggar blieb keine Wahl, als auch den anderen Männern den Befehl zum Rückzug zu geben.

      Es wurde ein Rennen auf Leben und Tod.

      Den Hang hinunter und von den tödlichen Lanzen verfolgt.

      Die Mexikaner hatten gesiegt und wollten mehr. Sie wollten den verhassten Amerikanern eine vernichtende Niederlage zufügen. Zu oft hatten die Yankees den Sieg davongetragen und die Reiter Mexikos wollten ihre Rache.

      Unten vor dem Hügel warteten Major Benjamin Holmes und seine Männer.

      So unbegreiflich es auch sein mochte, doch es waren keine zwanzig Minuten vergangen, seitdem Brenton´s Kompanie A über die Hügelkuppe geritten war.

      Holmes und seine Männer hatten die verstrichene Zeit gut genutzt.

      Die dreißig schweren Frachtwagen bildeten eine kleine Wagenburg, in deren Inneren die Pferde der abgesessenen Kompanie G standen. Captain Walters Männer bildeten Schützengruppen zwischen den Fahrzeugen und den Sechspfündern, die vor der Wagenburg in Richtung auf den Hügel ausgerichtet waren.

      Captain Saunders, Kommandeur der Artilleriebatterie war erfahren. Seine Geschütze standen im perfekten Abstand. Er hatte Mulden ausheben lassen, in denen die Lafettenschwänze ruhten. Nicht um den Rücklauf der Waffen zu dämpfen, sondern um ihnen mehr Erhöhung zu verschaffen. Bei der Batterie handelte es sich um die übliche Mischung. Zur Hälfte waren es langläufige Kanonen, zur Hälfte Haubitzen mit kurzen Rohren. Mit beiden konnte man massive Vollgeschosse oder Kartätschen verfeuern, doch die Kanonen trugen mit ihren langen Rohren ein gutes Stück weiter.

      Saunders wartete, bis die letzten Dragoner die Hügelkuppe verlassen hatten und die Lanzenreiter über den Hügel galoppierten. Das kleine Teleskop vor Augen schätzte er die Entfernung und die voraussichtliche Wirkung seines Feuers ein. Er passte den perfekten Zeitpunkt ab, als er den beiden Kanonen den Feuerbefehl gab.

      Die beiden Vollgeschosse prallten zwischen den fliehenden Dragonern und den Lanzenreitern auf den sanft ansteigenden Boden des Hangs, sprangen hoch und schlugen in die Reihen der Verfolger. Die Wucht der Eisenkugeln war so groß, dass sie blutige Bahnen in die hintereinander reitenden Mexikaner rissen.

      Obwohl nur zwei Geschütze gefeuert hatten, war das Artilleriefeuer ein Schock für die Mexikaner.

      Wahrscheinlich hätten die meisten Lanzenreiter dennoch angegriffen, aufgeputscht von Adrenalin und Siegesrausch, doch ihr Befehlshaber war erfahren und rechnete sich aus, dass der mögliche Gewinn das Risiko nicht lohnte. Er ließ zum Rückzug blasen.

      Thomas Deggar zügelte sein erschöpftes Pferd bei Major Holmes.

      „Herrgott, Deggar, was ist passiert?“, fragte der Major, obwohl jeder sehen konnte, was geschehen war.

      „Mit Verlaub, Major, die Mexikaner haben uns den Hintern versohlt“, antwortete Deggar mit krächzender Stimme. Sein Mund war ausgetrocknet, die Kehle heiser und seine Worte waren kaum verständlich.

      Captain Walters kam heran. „Thomas, sind das alle?”

      Thomas Deggar nickte müde. „Das sind alle und wir können