Mellow Tior. Shey Koon. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Shey Koon
Издательство: Bookwire
Серия: Mellow Tior
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742758354
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durchdrang ihn. Er fiel bewusstlos in sich zusammen und stürzte hart auf dem Boden.

      „Mellow, was ist passiert? Warte ich helfe dir.“

      Minja ließ ihren Teller fallen und hechtete ihm zur Hilfe. Ohne Umschweife blickte sie nach außen ins Freie, doch sie stellte nichts Bemerkenswertes fest und schloss die Türe sofort wieder. Sie rüttelte an Mellow, aber es half nicht, er blieb regungslos. Sie zog den bewusstlosen Mellow an die Couch zurück, hievte ihn mit aller Kraft auf das Sitzpolster. BigBig flog aufgeregt durch das Wohnzimmer und tschiepte hektisch vor sich hin. Minja tätschelte das Gesicht ihres Freundes, packte ihn und schüttelte an den Schultern, doch Mellow blieb weggetreten. Erst Stunden später öffnete er seine Augen.

      Nach diesem eigenartigen Ereignis zog Mellow sich tagelang zurück, nahm kaum mehr Nahrung zu sich, verschmähte selbst die Schokolade und war unfähig BigBig zum Bach zu begleiten. BigBig hingegen kuschelte sich jede freie Minute unter Mellows Bettdecke, schenkte ihm seinen freundschaftlichen Beistand. Minja kümmerte sich fürsorglich um ihn, sorgte sich, wie es um ihn stand. Wenn Mellow schlief, dann brachte sie BigBig an den Bachlauf, belegte die Brote mit allem was aufzutreiben war, denn die Nahrungsmittel neigten sich dem Ende zu und die Geschäfte im Dorf blieben weiterhin geschlossen. Mellow träumte wirres Zeug. Er erholte sich nur langsam, aß schlecht und schwieg. Drei Tage später stand Minja in der Küche, holte die letzten Pommes Frites aus dem Kühlschrank und bereitete sie für Mellow mit ein wenig Paprika zu.

      „BigBig, was soll ich nur mit ihm anstellen? Wenn das so weitergeht, nimmt das noch ein schlimmes Ende.“

      BigBig nickte, als ob er sie klar verstanden hätte, drehte seinen Kopf zu den Flügeln und begann ausgiebig sein farbenprächtiges Federkleid zu putzen. Minja richtete das Essen auf einen Teller an und brachte es mit einem Tablett zu Mellow, der erschöpft den Tag verschlief. Beim Hinausgehen rückte der Astronautenanzug in ihr Blickfeld, blitzartig schoss ihr eine Idee durch den Kopf. Zaghaft zupfte sie an Mellows wolkenbestickte Bettdecke, während er sich hin und her wälzte. Im Halbschlaf winkte er genervt ab. Sie ließ nicht locker und schüttelte ihn solange, bis er wütend losschnaubte.

      „Lass mich doch mit deinem Quatsch in Ruhe! Ich will schlafen.“

      Minja rüttelte jetzt noch heftiger und brachte Mellow dazu seine Augen zu öffnen. Schlagartig war er wach und erschrak fürchterlich. Vor ihm stand Minja, eingezwängt in seinem weißen Astronautenanzug. Sie beugte sich über ihn.

      „Alo, kan ic dir elfen?“

      Minja tat so, als ob sie eine verirrte Außerirdische wäre und Mellow fand ihren Auftritt so lustig, dass er vor Lachen losprustete.

      „Ic omme on eit heer. Ein ame it Mars-ensch. Ud du?“

      Mellow kugelte sich und hielt sich mit beiden Händen den Bauch. Als seine beste Freundin auch noch gekonnt den Robot-Dance hinlegte, gab es kein Halten mehr und Mellow kullerte unter Tränen aus dem Bett.

      „Komm jetzt endlich!“, forderte Minja ihren Freund auf, während sie sich den engen Anzug abstreifte.

      „Ich habe gestern Spätabend etwas Sonderbares entdeckt, als ich mit BigBig zum Bach spazierte. Das musst du dir ansehen. So wie das Ding aussieht, ist es nicht von dieser Welt.“

      Mellows Neugierde erwachte schlagartig und obwohl er sich schwach bis in die Knochen fühlte, zog er sich ohne zu zögern an.

      „Minja ich bin bereit. Wir können sofort aufbrechen!“, drängelte er.

      Sie marschierten den menschenleeren Weg zum Bach, hin zu der Stelle, an der BigBig gewohnheitsmäßig seine Fische fing. Mellow erkannte nichts Ungewöhnliches im rauschenden Wasser. Jedoch Minja krabbelte durch das grüne dichte Unterholz, raschelte an jeder Ecke. Trotz des eifrigen Suchens kam sie mit leeren Händen zurück. Minja blieb ruhig und dachte angestrengt nach. Sie ging nochmals zum Ufer des Baches und schritt ihn Fuß um Fuß entlang ab. Auf einmal schrie sie vor Freude auf, hechtete mit einem weiten Kopfsprung in das kalte Wasser, schüttelte sich angewidert und tauchte ab. Wiederholt kam sie nach oben, holte tief Luft und tauchte erneut zu dem steinigen Grund. Mellow betrachtete verwundert das eifrige Schauspiel. Nachdem sie mehrere große Steine zur Seite geschoben hatte, griff sie nach einem Gegenstand, der sehr intensiv glänzte. Beim genaueren Hinsehen erkannte Mellow, dass von dem Fundstück eine überwältigende Strahlkraft ausging. Minja zog es lächelnd an die Wasseroberfläche und schwamm zurück zum Ufer. Sie hielt es über ihrem Kopf, wie eine Trophäe für den Sieger.

      Der gefundene Gegenstand war ein langer gebogener Stecken, an dessen Anfang ein blitzender Stern hing. Am anderen Ende befand sich ein hauchzarter blinkender Schweif, der vor herumfliegenden Funken nur so stob, wie ein Haufen glühender Flöhe.

      „Lebt das Ding etwa?“, platzte es aus Mellow spontan heraus.

      „Ich weiß es nicht.“, zuckte Minja mit ihren Schultern, nachdem sie aus dem kalten Bach geklettert war.

      Sie reichte es Mellow, der es aber nicht wagte, den Gegenstand in die Hände zu nehmen. Seine rätselnden Gedanken lösten ein unsicheres Gefühl in seiner Magengegend aus, also hielt er gebührenden Abstand, und betrachtete das Fundstück aus sicherer Entfernung.

      „Was ist das, Minja?“, fragte Mellow nach.

      „Das weiß ich doch nicht.“, antwortete Minja frierend. „Ich habe es gestern erst entdeckt. Spannend, findest du nicht? Vielleicht gehört es ja zu den Sternschnuppen, von denen du die ganze Zeit berichtest. Auch wenn ich sie nicht sehen kann. Wer weiß, das könnte doch so eine verlorene Schnuppe sein.“, antwortete sie mit einem belustigten Schmunzeln im Gesicht. „Los lass uns heimgehen, bevor ich mich erkälte. Ich brauche dringend trockene Kleidung.“

      Sie beschlossen einstimmig, das mysteriöse Fundstück mitzunehmen. Während Minja keinerlei Berührungsängste verspürte, verhielt sich Mellow sehr merkwürdig in der Nähe des blitzenden Gegenstandes. Er bestaunte ihn sorgfältig, aber es blieb ihm anrüchig.

      Jedoch, in dieser Nacht träumte er seit einer langen Zeit wieder vom goldenen See. Der Unterschied war dieses Mal nur, dass er sich selbst dabei beobachtete, wie er vor Mariana kniete. Ein überdimensionales Leuchten, das jeglicher Umschreibung trotzte, ging von ihm aus. Auch Mariana sah er in ihrer gänzlichen Blüte. Noch nicht einmal seine Augen kniff er zu, wie er es sonst gewohnt war. Er vernahm ihre Stimme auf zweierlei Weisen. Einmal mit seinem knienden Körper und einmal als der Beobachter von Oben.

      „Dieses Stück ist von einer Sternschnuppe abgesplittert worden. Es war für eine lange Zeit verlorengegangen. Deine Freundin Minja hat wirklich gut getippt, wenn auch aus purem Zufall. Das Fundstück wurde geschaffen zu der Zeit, als alles Seiende entstand. Es entstammt vom mächtigen Mittelpunkt des pulsierenden Universums, geschmiedet von den sterbenden grünen Riesen und abgekühlt im Meer des Jenseitigen. Es ist auf ewig mit deinem Geheimnis verbunden. Das ist dein persönlicher Glücksbringer, der dir helfen wird, deine Großmutter Aurilia zu finden.“

      Doch Mariana hob ihren Zeigefinger in die Luft und beschwor Mellow, es nicht früher anzufassen, als wie er sich sicher war, dass er die Zukunft mit aller Kraft und Energie tragen wollte.

      Dann drehte sie ihren Kopf nach oben, als ob sie erahnte, dass Mellow die Szene ebenso von außen betrachtete und wiederholte eindringlich ihre Ermahnung. Sein Bewusstsein verlor die Bilder am goldenen See und er schlief weiter mit einem ganz gewöhnlichen Traum.

      „Mellow, wach sofort auf!“

      Minja rüttelte heftig an ihrem schlafenden Freund.

      „Was ist denn? Lass mich schlafen!“, nörgelte Mellow, drehte sich um und wollte weiterschlafen.

      „Mellow, wenn du nicht sofort aufstehst, geschieht hier gleich ein Unglück. Bitte, wach auf.“

      Mellow öffnete mühevoll seine Augen und setzte sich auf. Er erschrak noch im selben Moment. Die Umgebung war in ein durchdringendes Feuer eingehüllt, der Raum dehnte sich auseinander und zog sich wieder zusammen. Wie schon vor ein paar Tagen tauchte die Fratze auf, schwebte ruhelos umher und eine Vielzahl von Händen griff um sich. Einer dieser Hände hielt das Fundstück fest. Es verschwand