Sky-Navy 20 - Die verborgene Welt. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753189604
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gestoßen sind.“

      Omar ibn Faheds gebräunter Teint war noch einen Hauch dunkler geworden. „Die Aktivierung erfolgt bei den Norsun von einem Augenblick auf den nächsten. Bei uns dauert es hingegen … Wie lange? Fünf Sekunden? Sechs Sekunden?“

      „Ausgezeichnet geschätzt, Sir“, lobte die Hoch-Koordinatorin. „Exakt 5,7 Sekunden.“

      „Diese Mistkerle“, knurrte der Hoch-General. „Sie sorgen also dafür, dass sich unsere Schutzfelder deutlich langsamer aufbauen?“

      „Und das ist nicht der einzige nette Unterschied“, antwortete die Bergner. „Vielleicht ist Ihnen auch der zweite aufgefallen?“

      „Ja, ist er“, brummte Faso. „Bei den Norsun sitzen die Wabenfelder praktisch Stoß an Stoß, bei den an uns übergebenen Konstruktionsplänen gibt es einigen Abstand zwischen den einzelnen Feldern, was bedeutet, dass sie dort keinen Schutz bieten, was die Wahrscheinlichkeit für einen Treffer erhöht.“

      Tamilak nickte. „Diese überflüssigen Rahmen, mit denen sie in den Konstruktionsplänen für uns die Waben einfassen, bewirken, dass ein paar Prozent unserer Schiffsrümpfe nicht geschützt werden können. Was natürlich ohnehin für alle Bereiche gilt, in denen der Rumpf durch Antrieb, Sichtluken, Hangartore, Personenschleusen und dergleichen nicht mit Wabenfeldern versehen werden kann.“

      „Die Burschen haben sich eine Hintertür offen gelassen“, stellte John Redfeather fest. „Falls es doch zu einem Kampf zwischen uns kommt.“

      „Was uns zwei Dinge beweist, John“, sagte Omar mit harter Stimme. „Man kann ihnen nicht trauen und sie rechnen mit einem künftigen Konflikt.“

      „Wenn man ihre Geschichte kennt, dann kann uns das nicht verwundern.“ John schüttelte den Kopf. „Trotzdem, diese Sollbruchstellen erscheinen mir ziemlich plump. Die Norsun müssen doch damit rechnen, dass wir genauer hinschauen und sie entdecken.“

      „Davon sollten wir ausgehen“, stimmte die Hoch-Koordinatorin zu. „Und wir haben etwas gefunden, das diese Annahme untermauert.“

      „Bei Allah, was denn noch?“ Der Grimm in ibn Faheds Stimme war nicht zu überhören.

      „Bevor ich darauf eingehe, möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf unsere Versuchsanordnung Zwei lenken. Wir schalten Anordnung Eins erst einmal ab und aktivieren Nummer Zwei alleine. Danach werden wir Eins und Zwei gleichzeitig aktivieren, auch wieder zeitlich synchronisiert.“

      Redfeather verschränkte die Arme. „Jetzt bin ich aber gespannt, Candice.“

      Die zweite Versuchsanordnung wurde aktiviert. Bei ihr waren die Wabenelemente im hellen Grau-Weiß der Sky-Navy gehalten. Von einem Moment zum nächsten flimmerten sie in sattem Gold.

      Ibn Fahed ließ ein zufriedenes Brummen hören, dann wurden beide Versuchsanordnungen gleichzeitig eingeschaltet, was den Unterschied noch auffälliger machte.

      „Ausgezeichnete Arbeit, Ladies“, lobte John die beiden Wissenschaftlerinnen. „Jetzt reagieren unsere Wabenfelder ebenso schnell wie die der Norsun und es gibt keinen Abstand mehr zwischen den Waben.“

      „Ein Verdienst von Hoch-Ingenieur Penders.“ Candice deutete auf den Leiter des Werfthangars 3.

      Penders strahlte erneut tiefe Zufriedenheit aus. „Hollmann Constructions freut sich, der Navy wieder einmal behilflich sein zu können“, sagte er in gespielter Bescheidenheit. „Wir haben die Waben nicht mit seitlichen Rahmenelementen verbunden, sondern von unten her. So, wie es wahrscheinlich auch die Norsun machen.“

      Vermutlich würde Hollmann Constructions dem Ingenieur einen ansehnlichen Bonus zahlen. Redfeather gönnte es ihm. „Ausgezeichnet. Damit haben wir die beiden Hintertüren beseitigt. Aber das wird den Norsun sicher auffallen.“

      Commodore Faso räusperte sich. „Die Abänderungen, welche die Norsun in den Konstruktionsplänen für uns vorgenommen haben, sind eigentlich so offensichtlich, dass sie uns auffallen müssen. Könnte es sein, dass es sich hierbei um einen Test handelt?“

      „Dann wäre es ein recht plumper Test“, gab Candice zu, „aber wir halten es für möglich. Es könnte allerdings auch sein, dass die Norsun dadurch feststellen wollen, wie tief unser Verständnis für ihre formbare goldene Energie reicht. Immerhin basiert ein wesentlicher Teil ihrer Defensivmaßnahmen und Offensivkraft auf dieser speziellen Energieform.“

      Mehrere Grafiken erschienen auf dem Monitor. Als Gesamtansicht, Explosionsgrafik und Detailansicht. Da die Norsun die menschliche Sprache, Schrift und Werte sehr gut kannten, war alles im Interlingua ausgeführt.

      „Nun, dann habe ich da einen Vorschlag.“ Fasos Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. „In einigen Tagen ist doch die Konferenz auf dem Mars, an der unsere Hoch-Offiziere und auch die Kommandanten der Norsun teilnehmen werden. Ganz abgesehen von der gesamten Presse des Direktorats. Das wäre doch die ideale Gelegenheit, unseren ersten Kreuzer mit Wabenschirm vorzustellen. An der Reaktion der Norsun müssten wir erkennen können, ob sie unsere Veränderungen ihrer Konstruktionspläne bemerken.“

      „Na schön, aber was sollte das für Auswirkungen haben?“

      Faso brauchte nicht lange zu überlegen. „Wenn sie unsere Weiterentwicklung als gefährlich einstufen, werden sie sich künftig hüten, uns weitere Einblicke in ihre Technologie zu gestatten. Wenn sie es hingegen hinnehmen und auch künftig einen begrenzten Technologietransfer befürworten, dann ist das vielleicht ein Zeichen dafür, dass man sie, wenn auch mit gebotener Vorsicht, als verlässliche Partner betrachten kann.“

      Ibn Fahed lachte und schlug dem verdutzten Faso auf den Rücken. „Bei Mohammed, Faso, wenn John Sie eines Tages feuert, dann bekommen Sie sofort einen Job bei meiner Cav.“

      „Genau so werden wir es machen“, sagte John.

      „Ich protestiere, Sir, ich habe nicht vor, zur Cav zu wechseln.“

      Der Hoch-Admiral war einen Moment irritiert, bis er begriff, dass sein Adjutant einen Scherz gemacht hatte. So ungelenk er auch sein mochte, so löste er doch die Anspannung, die sich aufgebaut hatte.

      Penders hatte lange genug im Auftrag von Hollmann Constructions für die Navy gearbeitet und wusste, über welche Dinge man schweigen musste. „Die Orion und die Blackwing werden in drei Tagen fertig sein, Admiral.“

      Hoch-Admiral John Redfeather ließ seinen Blick von der Versuchsanordnung zur D.S. Orion schweifen. „Ausgezeichnet, Mister Penders, ganz ausgezeichnet. Dann trete ich jetzt vor die Medienmeute und berichte ihr, dass wir anlässlich der Konferenz auf dem Mars den ersten Kreuzer der Navy mit Wabenschirm vorstellen werden.“

      Kapitel 3 Die Daten des Feinds

       Labor 408-SR-06, Wissenschaftliche Forschungsabteilung, Deck 408, Sky-Base Arcturus

      Jennifer Hartmann war eine ausgesprochen hübsche Frau, die schon dadurch auffiel, dass ihr ihre kupferroten, seidigen Haare bis weit über den Rücken fielen. Sie war jung, intelligent und einer der wenigen Menschen, die zu den Spezialisten auf dem Gebiet der Hiromata-Technologie und der Tetronik gehörten. Sie war Tech-Lieutenant und hatte zur wissenschaftlichen Forschungsabteilung der Sky-Navy gehört, bis Major Joana Redfeather sie in den Stab ihres ersten Bataillons der fünften Raumkavallerie geholt hatte. In den Missionen, die Jennifer anschließend erlebt hatte, hatte sie gelernt, dass sie sich weit mehr für ein Forschungslabor begeistern konnte als dafür, irgendeinem Feind als Zielscheibe zu dienen. So war sie wieder in der Forschungsabteilung der Sky-Base Arcturus gelandet und, gemeinsam mit Hoch-Koordinatorin Candice Bernger, maßgeblich an der Entwicklung der Nullzeit-Scanner beteiligt gewesen. Noch vor wenigen Wochen hatte sie daran geforscht, welche Möglichkeit es vielleicht geben könnte, mit dem Nullzeit-Funk nicht nur kurze und lange Impulse, sondern auch Bild und Ton zu übermitteln. So sehr sie dieses Thema fasziniert hatte, es hatte nicht ihr Leben bestimmt. Im Gegenteil, sie war den Vergnügungen der Basis ausgiebig nachgegangen und hatte dabei nicht viel anbrennen lassen.