Sky-Navy 20 - Die verborgene Welt. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753189604
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fünfseitige Originalkonstruktion unserer Freunde ein wenig abzuändern, da sich das neue Design leichter in unsere Außenhüllen integrieren lässt. Auch die Farbe der Waben konnte unserem Standard angeglichen werden, ohne dass ihre Funktion dadurch beeinträchtigt wird. Für die erste Demonstration haben wir eine Sektion der Orion ausgewählt, bei der, auch bei Fehlfunktion des neuen Schirms, kein ernsthafter Schaden zu befürchten ist.“ Candice rückte das Schwebemikrofon in eine günstigere Stellung. „Captains, hier ist Hoch-Koordinatorin Bergner in der Versammlung des hohen Rates. Sie können nun nach Plan mit der Vorführung beginnen.“

      Die Kommandanten bestätigten. Nur Augenblicke später legte sich ein intensiver goldener Schimmer über die Orion. Ein Countdown begann zu zählen, dann feuerte ein Waffenturm der Delaware. Erst mit dem HE-Laser, dann folgten Raketen und schließlich eine lange Garbe der Gatling-Kanone. Die Feuerleitung war so präzise, dass nur eine einzelne Wabe getroffen wurde. Doch auch als alle drei Waffen des Kampfturms gleichzeitig schossen, zeigte sich am goldenen Schimmer keinerlei Veränderung.

      „Wir gehen nun zur zweiten Phase über, bei der die Delaware alle Waffen, mit Ausnahme der Railguns und Raketentorpedos, willkürlich und ohne Zielvorgabe gegen die Orion einsetzen wird.“

      Die Delaware neigte sich ein wenig nach vorne und seitlich, da sie so die meisten ihrer Waffen einsetzen konnte. Dann eröffnete sie einen massiven Beschuss.

      Im Saal waren begeisterte Rufe zu hören, als die Orion alles ohne Schaden hinnahm.

      Auch Candice Bergner schien sehr zufrieden, als sie zum Höhepunkt kam. „Die Delaware wird nun auf Abstand gehen und nacheinander zwei Raketentorpedos abfeuern. Haben Sie Verständnis, dass wir vorsichtshalber die Sprengköpfe deaktiviert haben. Das ändert ja nichts an der Effektivität dieser überlichtschnellen Raumgeschosse.“

      Während die Delaware nun manövrierte, um einigen Abstand zwischen die beiden Kreuzer zu bekommen, besprachen die Ratsmitglieder erregt die Anzeigen auf dem Bildschirm. Die Schadenskontrolle der Orion zeigte keinerlei Beeinträchtigung. Nur auf den Anzeigen der Systemüberwachung war der hohe Energiebedarf für das neue Schutzfeld zu ersehen.

      Schließlich war die Delaware in Position. Während alle Blicke wie gebannt auf der Holo-Kugel und den Bildschirmen ruhten, blickte John erneut verstohlen zu Gordon-Gor.

      Erregte Stimmen ließen John wieder zur Projektion der Ereignisse blicken. Der erste Raketentorpedo war abgefeuert worden. Der Orion blieben nur wenige Sekunden zur Reaktion. Scheinbar mühelos schien der Wabenschirm das heranrasende Projektil in sich aufzusaugen und zu neutralisieren. Erneute Begeisterung im Saal, dann folgte das zweite überlichtschnelle Geschoss.

      Entsetzte Schreie ersetzten den Jubel. Der goldene Schimmer erlosch schlagartig und der Torpedo schlug in die Flanke der Orion. Die enorme Wucht des Aufpralls zerfetzte Segmente des Wabenschirms und der darunterliegenden Rumpfpanzerung. Der Rumpf wurde durchschlagen und offensichtlich die Luft in einer dahinter liegenden Sektion entzündet, denn für ein paar Augenblicke schlug eine Feuersäule hervor, bis der Sauerstoff aufgezehrt war.

      Während im Saal Entsetzen und Stimmengewirr herrschte, erkannte John bei Gordon-Gor den Ausdruck tiefer Zufriedenheit. Er glaubte sogar die klickenden Laute des Gelächters der Norsun zu hören.

      „Offensichtlich fehlerhafter Fehler“, sagte das Höchst-Wort laut.

      Bao Wang bat entschieden um Ruhe, doch es dauerte eine Weile, bis die Disziplin die Oberhand gewann. Der ausführende Rat sah John herausfordernd an. „Ich kann mich den Worten unseres Gastes nur mit größtem Bedauern anschließen. Es sieht ganz danach aus, Hoch-Admiral John Redfeather, als gäbe es noch viel Arbeit, bis der Wabenschirm unserer Freunde fehlerfrei funktioniert.“

      Candice Bergner konnte nur hoffen, dass auf der Orion niemand zu Schaden gekommen war. Captain Jellenkova hatte sicher alles Menschenmögliche getan, um dies auszuschließen. „Ich bitte die hohen Räte um Verständnis“, bat sie und lächelte freundlich. „Immerhin handelt es sich um die Vorführung eines Prototyps, mit dem wir noch keine Erfahrung gesammelt haben. Wir müssen nun sehr genau analysieren, ob es innerhalb des Systems zu einer Überlastung kam oder ein Fehler in der Umsetzung der Konstruktion vorliegt.“

      John Redfeather erkannte eine gewisse Genugtuung in der Mimik von Gordon-Gor, während die beiden anderen Norsun eher betroffen wirkten. „Ich darf darauf hinweisen, dass diese Vorführung keineswegs ein Fehlschlag war. Sie haben miterleben können, wie viel Beschuss die Orion schadlos überstanden hat, bis es zu diesem unglücklichen Vorfall kam. Es kann sich nach meinem Ermessen jedoch nur um einen kleinen Fehler handeln, der zu diesem bedauerlichen Zwischenfall führte und den das Team um unsere wissenschaftliche Hoch-Koordinatorin sicherlich rasch beheben wird.“

      „Dieser bedauerliche Zwischenfall zeigt leider deutlich, wie sehr wir im Augenblick auf die Unterstützung unserer Freunde angewiesen sind“, sagte Bao Wang in die Stille des Saals.

      Mbuto Sangales erhob sich. „Wir stehen sicherlich alle noch unter dem Eindruck dessen, war wir gerade miterlebt haben. Ich schlage vor, die Versammlung für eine kurze Pause zu unterbrechen, in der wir uns alle stärken können. Danach können wir die Beratung dann wieder aufnehmen.“

      Der Beschluss war selten einmütig.

      Kapitel 6 Geheimabsprache

       Büro des hohen Rates Mbuto Sangales

      John Redfeather sah nur eine Möglichkeit, Gordon-Gor noch erfolgreich entgegentreten zu können: Er musste der kleinen Mutter Gerrun von seinem Verdacht berichten, dass die Konstruktionspläne auf Betreiben von Gordon-Gor verändert worden waren, und darauf hoffen, dass die kleine Mutter auf Seiten der „Hüter des Eis“ stand. Sie hatte schon bewiesen, dass sie tatsächlich eine Befürworterin der Menschen war, doch das besagte nicht, dass sie sich offen gegen den Oberbefehlshaber der großen Mutter stellen würde. Zumal sie bedenken musste, dass dieser eigentlich nicht ohne das Wissen und Einverständnis der Oberherrin aller Norsun handeln würde.

      John musste die kleine Mutter unter vier Augen, am besten noch in Begleitung von Sker-Lotar sprechen, der sich ebenfalls schon oft als Fürsprecher der Menschen bewährt hatte und der ebenfalls eine gesunde Abneigung gegen Gordon-Gor hegte. Er war inzwischen in den Verdacht gegen das Höchst-Wort eingeweiht und hatte kaum Überraschung gezeigt.

      „Gordon-Gor ehrlose Ehre“, hatte der Wissende ohne Zögern gemeint. „Für Norsun große selbstverständliche Verständlichkeit, Interessen und willentlicher Wille von großer Mutter und Stämmen der Norsun an erster Stelle. Gordon-Gor willentlicher Wille Gordon-Gor zuerst. Nicht ehrenhafte Ehre.“

      Candice Bergner und Hoch-General Omar ibn Fahed verhalfen John zu der notwendigen Möglichkeit. Sie nahmen Gordon-Gor und Kentor-Ger in Beschlag, indem sie mit beiden die Möglichkeit eines Fehlers in der Konstruktion des Wabenschirms diskutierten. Diese Zeit nutzte der Wissende Sker-Lotar, die kleine Mutter gemeinsam mit John in das Büro von Mbuto Sangales zu dirigieren, wo John schonungslos von seinem Verdacht berichtete.

      Die Zeit der gemeinsamen Verhandlungen in der Outer-Rim-Station und die Gefangenschaft durch Desara-dal-Kellon trugen sichtlich dazu bei, dass die kleine Mutter den Ausführungen von John aufmerksam zuhörte. John berichtete vom Verhalten des Höchst-Wortes in der Schlacht um Tensa, sein Verhalten bei den Verhandlungen über den Bündnisvertrag und die Verzögerung des Hilferufes an die große Mutter. An einige Dinge konnte sich die kleine Mutter gut erinnern, in anderen Dingen musste sie auf das Wort von John vertrauen.

      Sker-Lotar gab sicherlich den Ausschlag, als er am Ende von Johns Ausführungen die Fühler nach vorne legte. „Menschenwesen John Redfeather ist ehrenhafte Ehre und spricht wahrliche Wahrheit. Gordon-Gor ist schändlich schandhaftes Wesen.“

      „Solche unehrenhafte Ehre?“ Die kleine Mutter begann im Büro des hohen Rates eifrig auf und ab zu gehen. John musste unwillkürlich lächeln, da er dies ebenfalls oft in seinen Räumen tat, wenn er sich auf ein Problem konzentrierte. Dabei legte er meist auch die Hände