Erinnerungen eines Schwarzen Jägers. Jenson Lemovsky. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jenson Lemovsky
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750230927
Скачать книгу

      Der Postkurier tritt ins Zimmer, grüßt militärisch und gibt Lützow einen Brief.

      KURIER

      Herr Major von Lützow, eine Depesche des Königs!

      Er geht wieder. Lützow öffnet den Brief und liest ihn laut vor.

      SARNOWSKY

      Was steht drin, Lützow?

      LÜTZOW

      Major Sarnowsky, Major Petersdorff…, dass was wir gehofft haben! “Ich

      erteile Ihnen auf Ihr Schreiben vom Neunten des Monats sehr gern die Erlaubnis, ein Freikorps unter folgenden, von Ihnen vorgeschlagenen Bedingungen zu errichten, nämlich…”!

      Sarnowsky springt auf und stößt einen Freudenschrei aus. Er geht zu einer Kommode an der Wand, nimmt eine Rotwein-Flasche, befüllt drei Gläser und reicht sie weiter.

      Sie stoßen an, heben die Gläser hoch und rufen im Chor, “Hurra, hurra”. Dann trinken sie aus.

       17./INN./ KIRCHE - TAG

      Eine Kirche in Rogau: Lützow und seine ANHÄNGER bekommen die feierliche Einsegnung. Die Kirche ist voll.

      Auf einem Podest steht ein PREDIGER und hält eine Rede. Mitten in der Predigt kommt immer mal wieder Gelächter von den Anwesenden. Die Stimmung ist ausgelassen fröhlich.

      PREDIGER

      Also schwören wir nun den Eid für die Sache der Menschheit, des Vaterlandes und die Religion weder Gut noch Blut zu schonen, und zu siegen oder zu sterben, für die gerechte Sache!

      Darauf die ganze Kirche im Chor: „Wir schwören!“ Lützow rinnt eine Träne der Wange herunter. Der Prediger fällt auf die Knie und reißt die Arme gen Himmel.

      PREDIGER(Fortsetz.)

      Gott, ich flehe dich an! Segne meine

      Kämpfer und gib ihnen die Kraft für den Kampf!

       18./INN./ SCHEUNE - TAG

      Eine große Scheune eines Gutshofes, etwas abgelegen von Ammerbach, bei Jena.

      Mitten in der Scheune ein großer Strohhaufen, in dem Max liegt und schläft. Ein Karren steht neben einer Box mit zwei Pferden. Überall verstreut sind Seile und verschiedene Werkzeuge.

      OPA(V.O.)

      28.März! Heute erfuhr ich, dass Frankreich der Krieg erklärt wurde! Schweden tritt dem Bündnis Preußen- Russland gegen Frankreich bei! Ich habe in Ammerbach, bei Jena in einer Scheune einen Schlafplatz gefunden! Es hat mich noch niemand entdeckt…, noch nicht!

      Die Tür der Scheune öffnet sich. Ein attraktives, etwa siebzehn-jähriges Bauernmädchen, LARA geht hinein und hängt einen Eimer an einen Haken. Sie wirkt sehr zierlich und doch ziemlich stark.

      Sie entdeckt Max und erschrickt kurz. Vorsichtig greift sie ein etwa eineinhalb Meter langes, morsches Brett und geht langsam auf ihn zu.

      Sie kniet sich vor ihn, begutachtet ihn, bis Max sich bewegt. Lara zuckt hoch und schlägt mit voller Wucht auf Max, so dass das Brett zerbricht. Der springt völlig erschrocken hoch und geht zwei Schritte zurück.

      LARA

      Feind oder Freund?

      MAX

      (völlig benommen)

      Was?

      LARA

      Folge meinen Lippen, F E I N D oder F R E U N D?

      MAX

      Kommt darauf an, auf welcher Seite du stehst!

      LARA

      Ich bin Freund!

      MAX

      Dann bin ich es auch!

      LARA

      Was ist passiert? Bist du beim Pferdeklau eingeschlafen?

      MAX

      Nein! Ich, ich bin…!

      LARA

      Warum schläfst du hier…? Wo ist deine Familie?

      Max setzt sich und senkt den Blick.

      MAX

      Meine Eltern sind tot! Mein Bruder ist nach Breslau, um ein Jäger zu werden! Ich habe nur noch ihn…!

      MAX schaut Lara an.

      MAX(Fortsetz.)

      …ich muss ihn finden!

      Lara setzt sich neben ihn.

      LARA

      Wie heißt du überhaupt? Ich bin Lara!

      MAX

      Mein Name ist Max!

      VATER VON LARA(O.S.)

      Lara…, was dauert da solange?

      LARA

      Ich muss gehen…, hast du Hunger?

      Max nickt.

      LARA(Fortsetz.)

      Ich bin gleich wieder da!

      Lara geht.

       19./INN./ SCHEUNE - DÄMMERUNG

      Max brennt eine Öl-Lampe an und stellt sie auf die Deichsel vom Karren. Er geht zu einem der Pferde,

      gibt ihm etwas Stroh und streichelt es.

      MAX

      Na du…, du schaust so traurig! Ist Lara eine Liebe, behandelt sie euch gut? Sie scheint ganz nett zu sein!

      LARA

      Ist sie auch…, der heißt übrigens Karl!

      Lara steht an der Tür mit einem Krug Wasser und einem Teller mit Brot und Wurst. Sie geht zu Max. Der stürzt sich auf das Essen. Beide setzen sich ins Stroh.

      LARA(Fortsetz.)

      Entschuldige, dass es etwas gedauert hat…, musste meiner Mutter noch helfen!

      MAX

      Schon gut!

      LARA

      Du willst also deinen Bruder finden?

      MAX(isst nebenbei)

      Ja…, ich hoffe, er ist in Breslau!

      LARA

      Nein, das Korps geht nach Leipzig!

      Max schaut etwas verwundert.

      MAX

      Was…? Woher weißt du das?

      LARA

      Ich habe überall meine Spitzel!

      MAX

      Nach Leipzig…, wie komm ich denn dahin?

      Lara überlegt kurz.

      LARA

      Mit mir!

      MAX

      Wieso mit dir?

      LARA

      Du wolltest doch bestimmt Karl stehlen, oder?

      MAX

      Nein, ich schwöre es!

      LARA

      Wenn du Karl willst, musst du mich mitnehmen! Außerdem weiß ich, wo wir hinmüssen!

      Mit einem erleichterten