Erinnerungen eines Schwarzen Jägers. Jenson Lemovsky. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jenson Lemovsky
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750230927
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geht es

      los…, sie suchen Freiwillige zur Erstellung von Freikorps! Endlich treten wir Napoleons Truppen in den Hintern!

      VATER

      Rede nicht so, Heiner! Helfe deinem Bruder das Holz aufzusammeln!

      Der Vater nimmt den Zettel und liest.

      VATER(Fortsetz.)

      Bekanntmachung:

      „Kein junger Mann, welcher jetzt 17 Jahr erreicht, und noch nicht das 24. Jahr zurückgelegt hat, kann, wenn der Krieg fortgesetzt werden sollte, zu irgend einer Stelle, Würde oder Auszeichnung kommen, wenn er nicht ein Jahr bei aktiven Truppen, oder in diesen Jäger- Detachements gedient hat…!“ Der ist nicht vom König!

      HEINER

      Ich will nach Breslau, ich will ein Jäger werden, wie du einer warst!

      VATER

      Nein, keine Widerrede!

      HEINER

      Vater, du kennst die Franzosen besser, als jeder andere…! Du weißt, ich muss gehen!

      Der Vater nimmt Heiner an den Schultern und blickt ihm verständnisvoll in die Augen.

      VATER

      Hast du überhaupt eine Ahnung, was dich da erwartet? Ja, ich war ein Jäger! Ich bin immer noch stolz, meinen Beitrag geleistet zu haben!

      Aber was ich dort gesehen habe, hat sich wie ein niemals endender, starker Kopfschmerz in mein Hirn gebrannt! Das Elend, den Schmerz, den Tod, die Verstümmelungen…!

      Zivilisierte Menschen, Freunde haben vor lauter Hunger den Pferden, auf denen sie saßen, ein Stück Fleisch herausgebissen! Und die haben es nicht einmal gemerkt, weil es Winter war und sie schon fast erfroren waren! Ich wurde neunmal verwundet! Einmal so schwer, ich dachte, ich muss sterben! Immer wenn sich das Wetter ändert schmerzen meine Wunden! Ich hätte mich gern anders entschieden!

      HEINER

      Aber du hast gekämpft…! Du hast für die gleiche Sache gekämpft für die ich jetzt kämpfen möchte! Hat dich dein Vater damals zurück gehalten?

      VATER

      Das konnte er nicht! Die Franzosen haben ihn getötet!

      HEINER

      Dann weißt du, dass ich das tun muss! Ich habe Großvater niemals kennengelernt! Ich fühle…, es ist nicht richtig, dass die Franzosen hier sind! Ich weiß, dass ihr euch sorgt, aber Vater…, bitte!

      Der Vater geht in sich. Er weiß, dass er seinen Sohn nicht halten kann. Er schaut seiner FRAU und MUTTER der Söhne in die Augen, die in der Tür des Hauses steht.

      VATER

      Ist morgen Früh, früh genug…, dann kannst du den heutigen Tag noch mit uns verbringen?!

      Der Mutter läuft eine Träne der Wange hinunter. Beide, der Vater und Heiner fallen sich in die Arme.

      VATER(Fortsetz.)

      Max, hilf mir bitte! Ich muss noch ein Pferd beschlagen!

      Max und der Vater gehen Richtung Stall.

       4./AUSS.-INN./ STALL - SCHMIEDE - TAG

      Max geht in einen Pferdestall der an das Wohnhaus angrenzt. Der Vater wirft ein paar Scheite Holz in ein Feuer.

      Dann nimmt er einen Hufeisen-Rohling mit einer Zange aus dem Feuer und bearbeitet ihn auf einem Amboss, „KLING, KLING, KLING“.

      Zum Schluss kühlt er ihn im Wassereimer, „ZISCH“.

      Max steht in der Tür.

      VATER

      Hebe bitte seinen rechten Hinterhuf an, dass ich das Eisen aufschlagen kann!

      Max geht unsicher auf das Pferd zu. Er streichelt es am Kopf. Zögerlich geht er zu einem der Hinterhufe und versucht ihn anzuheben.

      VATER(Fortsetz.)

      All die Jahre, die du mir nun schon hilfst! Und du hast immer noch Angst vor Ihnen! Tiere spüren das, weißt du?! Deine Angst überträgt sich auf das Pferd und es wird ebenfalls ängstlich!

      Das Pferd wird unruhig und tritt aus. Max wird gegen die Wand geschleudert. Der Vater schüttelt lächelnd den Kopf.

       5./INN./ WOHNHAUS - TAG

      Die Mutter steht vor einem Kamin/Backofen und zieht einige Brote heraus. Schlichte Einrichtung: Großer Tisch in der Mitte. Die Betten dicht am Ofen. Einige Regale mit Krügen, Geschirr und Anziehsachen. Viele Öllampen und Kerzen.

      Heiner reibt die Leibe mit einer nassen Bürste ab.

       6./INN./ BAUERNHOF - MORGENDÄMMERUNG

      Heiner nimmt seinen Mantel vom Tür Haken und zieht ihn an. Das Feuer KNISTERT im Kamin. Die Mutter wickelt einen Leib Brot in ein Tuch und schnürt es zu.

      MUTTER

      Wer geht mit dir?

      HEINER

      Hannes, vom Nachbarhof und ein Mediziner aus Erfurt!

       7./AUSS./ BAUERNHOF - TAG

      Heiner tritt mit seiner Mutter vor die Tür. Es ist ein sehr kalter Morgen. Die Sonne geht auf. Max und sein Vater kommen mit einem Pferd aus der Scheune.

      Es trägt Zaumzeug und, statt eines Sattels, eine graue Decke. Er übergibt es Heiner. Der Vater zieht noch ein kleines Säckchen aus der Manteltasche und gibt es Heiner.

      VATER

      Hier…, du wirst es brauchen!

      Heiner öffnet ihn und sieht einige Geld-Taler.

      Heiner nimmt seine Familie noch mal in die Arme und steigt aufs Pferd.

      VATER(Fortsetz.)

      Einen Moment noch!

      Der Vater flüstert Max etwas ins Ohr. Max läuft ins Haus und kommt wenig später mit einem etwas vergilbten Säbel zurück. Max gibt ihn seinem Vater, der gibt ihn Heiner.

      VATER

      Der hat mir damals durch manch schwierige Lage geholfen!

      Heiner winkt noch mal kurz und reitet dann langsam davon. Traurig und stolz zugleich schaut die Familie ihm nach.

      MUTTER

      Wird er das schaffen?

      VATER

      Ich habe es unter Major Schill auch geschafft!

       8./INN./ BAUERNHOF - NACHT

      Das Feuer KNISTERT ruhig im Kamin. Die Familie schläft auf Strohbetten um den Kamin herum.

      Die Familie wird plötzlich aus dem Schlaf gerissen, als sich LAUTE STIMMEN nähren. Man kann hören, dass es Franzosen sind. Sie sind betrunken. Verunsichert stehen sie auf und streifen sich ihre Mäntel über.

      Der Vater hebt sein Bett hoch. Ein Loch im Boden kommt zum Vorschein. Er nimmt Max und stößt ihn hinein. Dann stellt er das Bett wieder darüber.

      Max kauert sich hin und beobachtet das weitere Geschehen durch die Bodenritzen. Er hat große Angst.

      Die Franzosen näheren sich LAUT-GRÖHLEND dem Haus.

      In diesem Moment stoßen die französischen Soldaten die Tür auf. Der Vater nimmt schützend seine Frau in den Arm. An den Uniformen ist zu erkennen, dass es vier Infanteristen sind.

      Zwei sprechen deutsch mit Akzent. Ihr Anführer hat eine große Narbe über die