Der Sprecher erklärt vieles. Der Bond-unerfahrene Hörer bekommt einen besseren Überblick, obwohl der Sprecher Unrichtiges von sich gibt. Er spricht von einer halb gesunkenen Dschunke statt von der Queen Elisabeth135 im Hafen von Hong Kong.
Schon im Hörspiel „Leben und sterben lassen“ sind dem Autor Fehler unterlaufen. Er scheint große Probleme mit den Namen zu haben: Aus Quarrel Jr. wird Skipper, Harold Strutter heißt bei ihm Trotter, und nachdem er Quarrel als diesen identifiziert hat, nennt er ihn Squorrel oder so ähnlich.
Es drängt sich die Vermutung auf, dass man bei der Produktion dieser Hörspiele nicht sehr viel Zeit gehabt hat. Der Sprecher ist an einigen Stellen zu langsam, dafür hört man anschließend den Filmton, der schon läuft, als der Sprecher noch zu hören ist, ein weiteres Mal. Es gibt Tonüberlagerungen und schlechte Schnitte.
Auch die zusätzliche „Spannungsmusik“ wertet das Ganze nicht auf. Und wenn die Stimme vom Tonband wieder von Bonds Beretta spricht, die von Tee Hee verbogen wird, kann der Bond-Fan nur den Kopf schütteln. Ebenso heißt es auf der Kassette, James Bond hätte die Brandbomben auf Kanangas Mohnfeldern gelegt, es war aber Quarrel.
Der Schreiber dieses Hörspiels schien eine Vorliebe für den Ausdruck „sprach es“ als Ersatz für „sagte“ zu haben und nervt den Zuhörer damit. In „Der Spion, der mich liebte“ bezeichnet der Sprecher Beißer als den „weißen Hai“, statt ihn beim deutschen Filmnamen zu nennen. In der englischsprachigen Originalversion heißt Beißer „Jaws“, und so hieß der Film „Der weiße Hai“ auf Englisch.
„Moonraker“ als Hörspiel - zehn Jahre nach dem Film erschienen - bietet wenig Neues. Zwar nutzte man für den Abspann den Originalsong (komplett), der auch am Ende des Films zu hören ist, doch liefen Film- und Sprecherton wieder asynchron. So ist der Sprecher schon bei der handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen Bond und Chang zu hören, als der Ton der in Drax' Labor sterbenden Wissenschaftler eingeblendet wird - eine Szene, die im Film viel früher läuft. Einziger Lichtblick sind die von Norbert Langer gesprochenen Kommentare, die dem Hörer ermöglichen, zumindest dem Plot zu folgen.
Kürzungen und Fehler gab es auch im Hörspiel „In tödlicher Mission“: Es beginnt wieder einmal ohne Pre-Title-Sequenz. Ohne den Film zu kennen, versteht niemand, warum Bond auf seinen Lotus verzichten muss und mit Melinas „Ente“ (2 CV) flüchtet. Weder hängt, wie behauptet, an Bonds Hotelzimmertür ein „Bitte nicht stören“-Schild, bevor er auf Bibi (Lynn-Holly Johnson136) trifft, noch versteht der Zuhörer, warum die „St. Georges“ gesunken ist. Als später von einer Treibmine die Rede ist, kann man dem Handlungsfaden kaum folgen. Klare Handlungen werden völlig verkehrt dargestellt: Columbo hat sein Tonband (mit dem das Gespräch zwischen Kristatos und Bond mitgeschnitten wird) nicht in der Tasche, und 007 hechtet auch nicht, wie behauptet, absichtlich durch das Klosterfenster, um Kristatos zu fangen. Wer den Film kennt, weiß, dass er während einer Schlägerei hindurchstürzt. Kristatos stirbt im Hörspiel übrigens zweimal (Tonwiederholung).
Ähnliche Probleme treten auch bei „Octopussy“ auf: Das Hörspiel beginnt sofort in der Residenz des Botschafters in Berlin. Es wird behauptet, dass Gobinda 007 mit einem Knüppel niederschlägt (obwohl er es mit der bloßen Handkante tut), Kamal Khan bekommt bei der Tigerjagd angeblich zunächst nichts von James Bonds Flucht mit. Orlows Tod wird verfrüht beschrieben: Er stirbt durch den Kugelhagel seiner eigenen Männer, und auch Kamal findet laut dem Sprecher bereits im Monsun-Palast „kein rühmliches Ende“. Die komplette Passage mit Bonds Kampf gegen Gobinda (dessen Verbleib im Hörspiel ungeklärt bleibt) auf der Außenhaut eines Flugzeugs und Kamals Absturz fehlen gänzlich.
Hörspiel-Übersicht:
Folge 1)
James Bond jagt Dr. No (1988)
Folge 2)
Liebesgrüße aus Moskau (1988)
Folge 3)
Goldfinger (1988)
Folge 4)
Diamantenfieber (1988)
Folge 5)
Man lebt nur zweimal (1988)
Folge 6)
Im Auftrag Ihrer Majestät137 (1988)
Folge 7)
Leben und sterben lassen (1989)
Folge 8)
Der Spion, der mich liebte (1989)
Folge 9)
Der Mann mit dem goldenen Colt (1989)
Folge 10)
Moonraker, streng geheim (1989)
Folge 11)
In tödlicher Mission (1989)
Folge 12)
Octopussy (1989)
Folge 13)
Die Welt ist nicht genug (2 Teile) (2000)
Zum Thema „Bond für die Ohren“ gehört auch der Sound in den Filmen. Ein Paradebeispiel ist „James Bond jagt Dr. No“ (1962). Alle Soundeffekte in diesem Film sind im positiven Sinne übertrieben.
Norman Wanstall138 war der verantwortliche Sounddesigner des ersten Bond-Abenteuers. Er entschied, in diesem damals futuristisch anmutenden Film die Geräusche zu verstärken und zu ergänzen.
Das Ganze wurde als „Steigerung des Produktionswertes“ des Films beschrieben.
Wanstall ließ Stimmen einfügen, die von Menschen im Hintergrund der entsprechenden Szene stammen sollten.
In der Casino-Szene am Anfang des Films unterhalten sich beispielsweise zwei Frauen über ihr Kleingeld. Am Hafen, als 007 und Quarrel erstmals aufeinandertreffen, sprechen zwei Fischer über ihre Netze.
Die Art der Geräuschzusammenstellung ist aufwendig. Wanstall, der seine Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit Winston Ryder139 gesammelt hatte, benutzte allein für das Geräusch des Zerdrückens der Statue auf Dr. Nos Tisch sieben verschiedene Tonelemente, die er miteinander kombinierte (eines davon war das Zerdrücken einer Cola-Dose). Norman Wanstall bezeichnete dieses Geräusch als eine der kompliziertesten und aufwendigsten Tonproduktionen an „James Bond 007 jagt Dr. No“.
Auch Bonds Flucht durch das Röhrensystem in Julius Nos Hauptquartier wurde durch zusätzliche unbekannte und auch real nicht existierende Geräusche verstärkt. Was mit dem Geräusch eines normalen Lüftungsschachts beginnt, steigert sich zu einem Dröhnen und fremdartigen Echo. Für das Donnern des heranrollenden Wassers erinnerte sich Wanstall an seinen Kollegen Gordon K. McCallum140. Dieser hatte ein Donnern für den Film „El Cid“141 erzeugt, das das Geräusch von galoppierenden Pferden darstellen sollte.
Wanstall lieh sich die Tonspur aus und legte sie über die Passage im Film, in der das Wasser auf 007 zuschießt.
Die Reaktionen auf die Soundeffekte in diesem Film waren nicht nur von Seiten des Publikums sehr stark, sogar in Radiosendungen wurde darauf eingegangen.
Wanstall führte seine Arbeit bei „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963), „Goldfinger“ (1964), „Feuerball“ (1965), und „Man lebt nur zweimal“ (1967) fort. Für „Goldfinger“ gewann er einen Oscar für die Soundeffekte.
Auch das übertriebene Geräusch beim Öffnen eines Vorhangs in „Feuerball“ (1965) stammt von Norman Wanstall.
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