Magisches Kompendium - Voodoo - Theorie und Praxis. Frater LYSIR. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frater LYSIR
Издательство: Bookwire
Серия: MAGISCHES KOMPENDIUM
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783753197395
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Doch auch, wenn einem Unrecht widerfährt, kann man sich vertrauensvoll an die Vodun / Loas / Iwas halten, denn wenn man so will, sind diese Energien, diese Geister, diese „halbgöttlichen Wesen“, dafür verantwortlich, dass die Schöpfung, dass das Leben der Menschen, in entsprechenden Bahnen verläuft. So sind die Vodun / Loas / Iwas darin berufen, als „Exekutive“, als ausführende Gewalt, als „Judikative“, als rechtsprechende Gewalt, als „Kontemplative“, als umsetzende Gewalt und in Teilen auch als „Legislative“, als gesetzgebende Gewalt zu agieren, um hier darauf zu achten, dass eine gewisse „Ordnung der Schöpfung“ beibehalten wird, und dass „Verfehlungen gegen die Schöpfung“ auch mit entsprechenden Strafen geahndet werden. Gleichzeitig existiert hier aber auch der Auftrag, dass die schöpferische, universelle Daseinsenergie überall verteilt wird, sodass Leben, Fruchtbarkeit, Expansion und Existenz überhaupt möglich sind. Und durch diese Einteilung muss man eigentlich jetzt schon erkennen, dass es hier eben nicht um wilde Sexorgien geht, um Schadensmagie, blutrünstige Rituale und auch nicht um gezielte Tötungsabsichten. Und doch gibt es diese! Sexualität wird im Voodoo ganz anders behandelt als in den anderen Religionen. Die Familie ist das Wichtigste, und wenn die Familie das Wichtigste ist, dann bedeutet dies, dass ein Kindersegen und die Größe der Familie absolut essenziell sind. Um jedoch einen Kindersegen zu erhalten, um die Familie zu vergrößern, den Einflussbereich zu vergrößern, muss man sich fortpflanzen, nun, und Fortpflanzung bedeutet eben Sex! Genau deswegen sind die Vodun / Loas / Iwas auch den körperlichen Freuden definitiv nicht abgeneigt. Ganz im Gegenteil. Auch die Vodun / Loas / Iwas haben Spaß am Sex, sie lieben die Lust, sie lieben die Freude, und doch ist es so, dass hier der sexuelle Akt, nicht als eine Orgie verstanden wird, nicht in der Öffentlichkeit zelebriert wird, sondern in den eigenen privaten vier Wänden. Und wenn man sich dann auch sofort auf den Aspekt des Blutes, und der Opferungen stürzen will, dann hat man auch hier recht, dass im Voodoo regelmäßig Blutopfer existieren, wobei Tiere, entweder Geflügel oder auch Huftiere, geopfert, geschlachtet werden, zu Ehren der Vodun / Loas / Iwas, gleichzeitig aber auch zur Verpflegung der Gemeinde, zur Verpflegung in der Festivität, zur Verpflegung der Familie dienen, denn es dürfte klar sein, dass in Ländern wie Haiti, Ghana, Togo, Benin und Nigeria keine gigantische Verschwendung existieren wird, dass man „mal eben“ eine Ziege für einige Dollar kauft, diese schlachtet, und dann das Fleisch nicht verwendet. Nein, definitiv nicht. Zwar ist das Jahresgehalt, dass Bruttonationaleinkommen pro Kopf laut Angaben der Weltbank in den letzten Jahren in Haiti gut gestiegen, sodass aktuell von knapp 1900 $ pro Jahr ausgegangen wird, doch ist dies immer noch nicht gigantisch viel. In Ghana beträgt der Wert 4650 $, in Nigeria 5700 $, während Togo mit 1800 $ und Benin mit 3400 $ im Ranking stehen.

      Wobei die Zahlen sich drastisch minimieren, wenn es um eine volkswirtschaftliche Rechnung geht, sodass hier Haiti 750 $, Ghana 1500 $, Togo 600 $, Benin 800 $ und Nigeria 2100 $ Jahresgehalt besitzen. Und ich denke, dass es logisch ist, dass man hier keine Lebensmittelverschwendung betreibt, was bedeutet, dass die Tiere zwar geopfert werden, dass die Tiere auch, aus europäischer und auch aus meiner persönlichen Sicht, sehr brutal und bestialisch umgebracht werden, dies aber eine religiöse Handlung ist, mit dem Hintergedanken, dass Tiere hier eben leider nur als Gegenstand, als Sache deklariert sind (was im deutschen Recht identisch ist), und einfach als Lebensmittel gesehen werden, die dann verarbeitet werden. So ist es kein Vorurteil, dass Voodoo mit Blut arbeitet, mit Blutopfern, nein, es ist religiöser Alltag. Doch wie gesagt, die Tiere werden nicht einfach aus Langeweile, aus Blutlust oder aus anderen idiotischen, menschlichen Gründen geopfert, nein, sie werden geopfert, um Opferspeisen zuzubereiten, um die jeweiligen Festivitäten, die gesamte Familie, die gesamte Belegschaft zu versorgen.

      Doch was bedeutet Voodoo eigentlich? Nun, Voodoo ist einfach ein anderes Wort für „Gott“ bzw. für „Götter“, sodass hier ganz einfach angezeigt wird, dass es auf der einen Seite eine Religion ist, gleichzeitig aber auch eine besondere Verbundenheit mit der Schöpfung existiert. Doch in diesem Kontext muss man auch wieder wissen, dass Voodoo auf der einen Seite monotheistische Strukturen hat, dass es ein übergeordnetes Schöpfungsprinzip gibt, gleichzeitig aber auch der Prämisse des Animismus folgt, was bedeutet, dass hier eine All-Beseeltheit der Natur existiert, und das alles in der Natur göttlich ist.

      So ist Voodoo eine sehr lebendige Religion, ein sehr lebendiges magisches System, welches zwischen den verschiedenen Glaubensparadigmen und praxisorientierten Alltagsbedingungen hin und her springt. Das Wort „Voodoo“ stammt aus der Sprach-Gruppe der Niger-Kongo-Gruppe, wozu sehr viele Sprachen zählen (in etwa 1400 Sprachen), wobei man hier Eingrenzungen treffen kann, auf so genannte Gbe-Sprachen, welche westlich von Nigeria gesprochen werden, also in den Ländern Ghana, Togo und Benin, wo die Ethnien der Fon, der Phla-Pherá, der Gen, der Aja / Adja und der Ewe leben, die alle im Voodoo beheimatet sind. Manchmal wird es sogar noch genauer verifiziert, dass es die Sprache Ayizɔ-Gbe ist, die speziell in Benin gesprochen wird, hier aber eine Untergruppe der Sprache der Ethnie der Aja ist. Oh ha! Wenn das nicht kompliziert ist. Nein! Ist es nicht, denn selbstverständlich wird hier der Begriff „Voodoo“ NICHT buchstabengetreu gefunden werden, da es ganz einfach um eine Lautschriftoffenbarung geht, sodass man sich selbst ausdenken kann, wie wohl damals Voodoo niedergeschrieben wurde. Vielleicht ist es dann doch nicht so schlecht, dass man statt Voodoo lieber das Wort Vodoú oder Vodún schreibt, oder? Auch dies muss jeder selbst wissen. Genauso, wie jeder für sich wissen soll, ob es wichtig ist, wie alt dieser Begriff ist. In Europa tauchte der Begriff Voodoo bzw. Vodún in einem Dokument auf, welches im Jahr 1658 vom Botschafter des Königs Philipp IV von Spanien verfasst wurde.

      Genauer gesagt, geht es um ein Schriftstück, was der Botschafter dem katholischen König Philipp IV überreicht hat. Hier soll es um den Gesandten des Königs „Lamadje Pokonu“ gehen, der Herrscher der Stadt Allada, welches die Hauptstadt des Königs Reich der Fon war, und im heutigen Benin liegt. So SOLL der Begriff nach Europa gekommen sein, doch es sind auch andere Ideen existent, denn die Herrschaftsdynastie der Fon wurde im Jahr 1610 bereits abgesetzt, sodass hier eine neue Herrschaftsdynastie, und zwar die der Aja / Adja initialisiert wurde. Da aber offensichtlich Spanien hier der europäische Zugangspunkt der Vokabel war, ist es eben AUCH denkbar, dass der Begriff aus der „Neuen Welt“ kam. Da bereits im Jahr 1503-1505 afrikanische Sklaven nach Haiti transportiert wurden, denn hier existierte schon die spanische Kolonialherrschaft, ist es ohne weiteres möglich und eigentlich auch logisch, dass in dieser Zeit auch die afrikanische Religion Haiti erreichte. Voodoo! Vodún! Daher ist es MÖGLICH, dass der Begriff „Voodoo“ von Afrika nach Haiti reiste, um dann von Haiti irgendwie wieder an den spanischen Hof zu reisen. Hier wird auch speziell der Begriff „Vodún“ gedeutet, auch wenn Voodoo in der französischen Sprache als „Vaudou“ geschrieben wird, und in der spanischen Sprache als Vudú.

      Aber es sind alles Spekulationen, sodass man sich darauf beschränken muss, dass der Begriff Voodoo irgendwann im 17. Jahrhundert Europa erreichte.

      Voodoo! Voodoo ist eine Religion, Voodoo ist aber auch Magie. Ach, im Übrigen, auf Haiti wird der Begriff „Vodóu“ verwendet, wobei sich die praktizierenden Menschen dieser Religion gerne als Sèvitè bezeichnen, was man mit „die, die den Geistern dienen“ übersetzen kann, oder sich auch als „Sèvis lwa“ bezeichnen, was man mit „Dienst an den Vodun / Loas / Iwas“ übersetzen kann. Es geht also hier um einen kreolischen Begriff, um die kreolische Sprache, die auf Haiti gesprochen wird, hier aber ein französisches Fundament hat. Doch Begriff und Sprache hin oder her … alles kommt letztlich aus Afrika, denn auch hier gibt es den Begriff „Vôdoun“, der sich auf die bereits erwähnte Sprache Ayizɔ-Gbe bezieht, die eben in Benin gesprochen wird bzw. wurde. Man sieht, dass es hier Unterschiede in den Bezeichnungen gibt, Unterschiede, die sich aber auch auf die Religion selbst beziehen. Und hier existiert ein Problem, denn es müssen hier verschiedene Verknüpfungen mit den anderen Religionen berücksichtigt werden. So existiert im Voodoo ganz klar ein Synkretismus mit dem Katholizismus. Ein Synkretismus ist eine Vermischung von verschiedenen Religionen, eine Vermischung, die auch eine Kreuzung von philosophischen Lehren impliziert. Wobei hier das haitianische Voodoo viel stärker betroffen ist, als das afrikanische Voodoo. Afrikanisches Voodoo? Es sei kurz erwähnt,