Just a little Teenage-Dream. Ewa A.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ewa A.
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753192154
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Feier übernimmt“, beruhigte sie sich selbst.

      Ein tröstendes Wort für mich, ihre Tochter, die sitzengelassene Braut, hatte sie allerdings nicht übrig. Dass mein Selbstwertgefühl zu dem Zeitpunkt auf dem Stand eines gebrauchten und wieder getrockneten Teebeutels angelangt war, brauche ich wohl nicht zu erwähnen, oder? Frustrierter konnte ich nicht mehr werden.

      Traurig erklärte ich ihr: „Es hörte sich eher an, als würde er die Hochzeit nicht absagen, sondern sie nur mit einer anderen Braut feiern.“

      Mutter trauerte schwer dem entgangenen gesellschaftlichen Aufstieg nach, derweil mein Vater im Hintergrund nebenbei fragte: „Muss ich was zahlen? – Nein? Na, wenigstens ist das umsonst.“

      Ja, da hatte er ausnahmsweise mal den Nagel auf den Kopf getroffen.

      Kapitel 3

      Wenn du Glück hast, hast du einen Menschen, dem du alles erzählen kannst, wirklich alles, ohne dass du dich für irgendetwas schämen musst. Einen Menschen, der dir genau das sagt, was du brauchst. Nicht das, was du hören willst (das ist etwas anderes). Er sagt dir das, was für dich in dieser Situation am besten ist, auch wenn es manchmal wehtut.

      Und bei mir war dieser Mensch meine langjährige Brieffreundin Marie Thomas. In der sechsten Klasse bekam im Englisch-Unterricht jeder Schüler einen Brieffreund zugewiesen. Und ich bekam Marie. Eine bessere Wahl als das Schicksal hätten wir selbst nicht treffen können: Zwei Mädchen im selben Alter, gleich und doch verschieden. Sie ist Yin und ich bin Yang. Sie ist klein und ich bin groß, sie ist schwarzhaarig und ich bin rothaarig …. Oh, mein Gott, das hört sich an, als sähen wir aus wie - Dick und Doof?

      Naja, auf jeden Fall verstanden wir uns von Anfang an super. Alle anderen Brieffreundschaften machten nach einiger Zeit den Abgang, aber wir schrieben uns gegenseitig, dass die Schwarte krachte. Englisch wurde für mich zur zweiten Muttersprache und Deutsch für Marie.

      Oft kam sie mich in den Ferien besuchen, weil meine Eltern nie genug Geld hatten, um mir eine Reise nach England zu finanzieren. Im Gegensatz zu meiner Familie hatten Maries Eltern nie Geldsorgen, da ihnen eine gut florierende Restaurantkette gehörte. Und seit Marie als Eventmanagerin arbeitete, war Geld das kleinste ihrer Probleme. Sie wohnte in London, während ihre Eltern ein älteres Landhaus außerhalb der Stadt hatten.

      Seit ich meine eigene Wohnung hatte, telefonierten wir regelmäßig miteinander. So war es letztendlich nur logisch, dass Marie, meine beste Freundin, auch meine Trauzeugin werden sollte.

      Ehrlich, ich weiß nicht, wie oft wir uns schon am Telefon gegenseitig die Ohren voll geheult hatten, wegen irgendwelcher Deppen, die uns die Herzen gebrochen hatten. Doch ich hatte diesmal den König aller Deppen gezogen – Peter.

      Ich musste Marie einfach anrufen und während des Telefonats machte sie mir den Vorschlag, der mein ganzes Leben verändern sollte.

      „So ein Mistkerl! Wie kann er dir das nur antun? Und sie, dieses hinterhältige Luder. Wie ich solche Frauen hasse! Honey, wie wäre es, wenn du die Koffer packst und zu mir nach London kommst? Lass den ganzen Mist hinter dir, du hast doch sowieso bald Urlaub.“

      Ja, drei Wochen Urlaub hatte ich bei meinem Chef beantragt, der übernächste Woche beginnen sollte.

      Das hieß, ich würde Desiree noch eine Woche lang an meinem Arbeitsplatz über den Weg laufen. Der einzige Trost war, dass sie in einer anderen Abteilung arbeitete und uns ein Stockwerk voneinander trennte. Das war dann aber auch schon alles, was mir diesen Spießrutenlauf ein wenig angenehmer machen würde, denn schließlich müsste ich den restlichen Kollegen sagen, dass die Hochzeit flachfiel. Sonst würden sie noch vergeblich vor der Kirche warten oder mir in der Kantine vor versammelter Belegschaft ein Geschenk überreichen wollen.

      Nein, nein, nein. Nur, wenn ich schon daran dachte, bekam ich Schweißausbrüche.

      Wenn Desiree nicht ganz so bescheuert wäre, wie sie aussah, würde sie vielleicht für sich behalten, dass sie meinen Ex-Verlobten ehelichen wollte. Doch mir war klar, dass dieser Gedanke in das Reich der Phantasie gehörte. Nein, Desiree schämte sich nicht die kleinste Bohne dafür, einer Arbeitskollegin den Bräutigam ausgespannt zu haben.

      Also nahm ich Maries Vorschlag an. Ich gab mich der Hoffnung hin, dass bis nach dem Urlaub Gras über die ganze Sache gewachsen sein und ich mein Leben wieder so führen könnte wie vor dem Reinfall namens Peter. Schließlich starb die Hoffnung immer zuletzt.

      Irgendwann entdeckt jeder von uns, dass es nicht nur den Himmel auf Erden gibt, sondern auch das Gegenstück. Diese eine letzte Woche bei der Arbeit, bevor ich meinen Urlaub antreten konnte, da durchschritt ich meine persönliche Hölle auf Erden.

      Mein vorrangigstes Ziel lautete, mein Büro zu erreichen und dabei nicht in Desirees Fängen zu landen. Deswegen benutzte ich nicht den Haupteingang wie gewöhnlich, wo der einzige Aufzug im ganzen Haus war, sondern den Hintereingang, wo es lediglich ein Treppenhaus gab. Also joggte ich in Höchstgeschwindigkeit die Treppen ins dritte Stockwerk hoch und den Gang entlang, bis ich vor meiner Bürotür zum Stehen kam.

      Zu dem Zeitpunkt hatte ich dann einen hochroten Kopf und die Schnappatmung eines an Land geworfenen, sechs Kilo schweren Karpfens, der jeden Moment vor seinen Schöpfer treten würde. Leider muss ich gestehen, dass ich sportlich eine absolute Null bin (na, was für eine Überraschung!).

      Froh, unbemerkt an meinem Ziel angelangt zu sein, versteckte ich mich gleich hinter meinem Schreibtisch. Doch zwei der tratschsüchtigsten Kolleginnen watschelten direkt nach meiner Ankunft in mein Zimmer herein und drangsalierten mich mit Fragen.

      „Karen, ist das wahr? Desiree erzählt unten, sie wäre die neue Verlobte von deinem … ähm, jetzt wohl Ex-Freund.“

      „Hat er dich wirklich wegen Desiree verlassen? Das behauptet sie zumindest.“

      Zu allem Übel kam in diesem Moment mein Chef, herein. Herr Becker verzog den Mund und grunzte abfällig, was mir zeigte, dass er das neueste Gerücht nun ebenfalls gehört hatte. Nach einem Blick auf mich, die kollabierend, mit roter Gesichtsfarbe, die einem Pavian-Hintern alle Ehre gemacht hätte, halb unter dem Schreibtisch lag, war ihm wohl sofort klar, dass er die Gerüchte, dass mein Verlobter mich sitzengelassen hatte, nicht in Frage zu stellen brauchte. Immerhin brachte das Auftauchen meines Bosses das firmeninterne Abhörkommando dazu, sich eiligst zu verdrücken, wofür ich ihm insgeheim dankbar war.

      Beckers Stirn kräuselte sich unter seinen ergrauten Locken. „Wie sieht es aus, muss ich nun davon ausgehen, dass Sie Ihren Urlaub nicht antreten werden?“

      Keinerlei Mitgefühl schwang in der tiefen Stimme meines Chefs mit. Mein Verdacht, dass er in Wirklichkeit ein Alien war, verhärtete sich angesichts seines Gebarens immer mehr.

      „Nein, Herr Becker“, antwortete ich mit einem Räuspern. „Ich werde zwar nicht heiraten, aber meinen Urlaub werde ich trotzdem nehmen. Natürlich ohne den Heiratssonderurlaub.“ Mein Gesicht schmerzte bei dem Versuch eines falschen Grinsens.

      Mit ruckartigen Bewegungen schob Herr Becker die Brille auf seiner Knollennase zu Recht. „Gut, gut. Dann wäre ja alles geklärt.“ Er nahm seinen Aktenkoffer und verschwand in seinem Büro.

      Aufatmend ließ ich mich in meinen Bürostuhl zurückfallen und widmete mich meiner Arbeit.

      Seltsamerweise hatten in dieser Woche viele meiner Arbeitskollegen etwas mit mir zu besprechen, was natürlich nur immer der Aufhänger war, um brühwarm etwas über die geplatzte Hochzeit in Erfahrung zu bringen.

      Mit dem geschnieften Satz „Tut mir leid, ich kann noch nicht darüber reden“ konnte ich allen Gesprächen aus dem Weg gehen.

      Um Desiree nicht anzutreffen, ging ich immer etwas früher, vor der eigentlichen Mittagspause, in die Kantine. Mein Plan funktionierte auch gut - bis Mittwoch.

      Ich lief gerade am Lift vorbei, als sich plötzlich dessen Türen öffneten und ich Desiree gegenüber stand. Sie streckte in diesem Moment die linke Hand vor sich aus und zeigte ihren Freundinnen, die sie giggelnd umringten,