Sky-Navy 08 - Der Wrack-Planet. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742738011
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      Die Vorfahren von Lieutenant Akiko Horota stammten, wie bei Hiroshi, aus dem alten Japan. Die schlanke Offizierin mit den mandelförmigen Augen war eine Augenweide. Es gab hartnäckige Gerüchte an Bord, dass sie sich auf keine Beziehung einlasse, da sie mit der Blackwing verheiratet sei. In jedem Fall war sie eine der fähigsten Ortungstechnikerinnen und Navigatorinnen der Sky-Navy. Hiroshi Yagoda gefiel vor allem ihr rückenlanges, seidig wirkendes schwarzes Haar. Der Eins-O war erleichtert, dass diese Haarpracht unter einem Raumhelm oder einem Virtual-Reality-Helm nicht wirklich störte. Als Kavalleristin hätte sie wegen der Sensoren des Kampfhelms auf ihre lange Frisur verzichten müssen. Auch jetzt ragte das füllige Schwarz unter dem Rand des Helms hervor. „Koordinaten für den Sturz sind fixiert und Daten synchronisiert. Keine Abweichung messbar. Nav ist bereit für Sturz-Impuls.“

      „Danke, Nav. Arms?“

      Lieutenant Flicks saß an der Waffenkontrolle des Schiffes. An seiner Konsole waren gelbe Bereitschaftslichter zu sehen, nur ein einziges blinkte Grün. „Alle Waffentürme eingefahren und gesichert. Railgun entladen und gesichert. Status Gelb. Automatische Verteidigung an Tetronik abgegeben. Synchronisation der Zielbeobachtung mit Scannern und Sensoren ist aktiv. Automatische Abwehr ist bereit und auf Status Grün.“

      „RO?“

      Ensign Carlisle reckte einen Daumen empor. „Radio Operator an Captain: Sender und Empfänger für Normalfunk, Cherkov-Überlichtfunk und Hiromata-Nullzeit-Funk sind im Status Grün. Soeben hat Upper Area Control Arcturus uns einen guten Flug gewünscht. Habe bestätigt und unseren Dank ausgerichtet.“

      Jen-Li lächelte unwillkürlich. „Recht so, Ensign. Rudergänger?“

      Lieutenant Willcox trug ebenfalls den VR-Helm. Seine Hände lagen an den beiden Joysticks, mit denen er die Antriebe und Flugbewegungen des Kreuzers kontrollierte. „Alle Werte mit Nav und Maschine synchronisiert, Captain. Alle Anzeigen sind Grün. Ruder ist bereit.“

      „Tech an Captain: Hiromata ist zu einhundert Prozent aufgeladen. Bereit zum Sturz.“

      „Ruder, Freigabe zum Sturz, wenn bereit.“ Jen-Li lehnte sich entspannt zurück und warf seinem Freund einen lächelnden Blick zu. „Hinaus in die Freiheit.“

      „Ruder Aye. Freigabe zum Sturz, wenn bereit. Nullzeit-Sturz wird eingeleitet. Sturzimpuls erfolgt in Zehn… Neun… Acht…“ Lieutenant Willcox zählte mit ruhiger Stimme rückwärts. „Sturz.“

      Die D.S. Blackwing verschwand aus dem Arcturus-System, um ohne Zeitverlust an ihren Zielkoordinaten zu erscheinen.

      Kapitel 5 Die Überlebenden

       Kandahaar, leichtes Zweischiff der Norsun

      Die ausführende Hand des Schiffes hatte tatsächlich eine Art Wunder vollbracht.

      Es war Nacht und die Kandahaar stand in einer kleinen Senke, die ringsum von sanft ansteigenden Hügeln umgeben wurde. Trotz der schweren Schäden war es dem Piloten gelungen, den Kreuzer auf ebenem Kiel zu landen. Hen-Talar starrte mit Schaudern auf den Rumpf. Große Segmente waren herausgebrochen, durch die zerstörerische Wirkung des Zersetzers verschwunden oder durch die Überbeanspruchung der Zelle aus dieser gelöst. Rings um den Kreuzer und unter ihm lagen Teile dieser Segmente, dazu Stücke von Wänden oder Decken sowie ein paar Einrichtungsteile. An beiden Kugeln waren mehrere der Ebenen freigelegt. Nur der Mittelteil schien von Allem seltsam unberührt.

      Inzwischen war die Besatzung dabei, den Kreuzer zu räumen.

      Insgesamt hatten 267 Norsun überlebt, die sich nun außerhalb des Schiffes einrichten mussten. Mancher war mit dieser Entscheidung von Hen-Talar nicht glücklich, doch der junge Kommandant ließ keinen Zweifel, dass er seine Befehle unter allen Umständen durchsetzen würde.

      „Man kann sehen, wie stark die Stabilität beeinträchtigt ist“, hatte er der angetretenen Besatzung erklärt. „Mancher mag glauben, dass unser Schiff ihm noch immer ein schützendes Heim bieten kann, doch lasst euch nicht täuschen. Jede kleine Erschütterung des Untergrundes kann die Zelle in Schwingungen versetzen. Schwingungen, welche unsere Kandahaar endgültig zusammenbrechen lassen können. Wollt ihr von ihren Trümmern erschlagen werden oder eure jeweiligen Stammwelten wiedersehen?“

      Die Norsun hatten sich betroffen angesehen und erregt aufeinander eingeredet. Alle trugen noch ihre Luftanzüge, hatten die Helme jedoch auf den Rücken zurückgefaltet.

      „Hier draußen ist es gefährlich“, hatte einer gerufen.

      „Hier gibt es keine Töter, die uns gefährlich werden können“, widersprach Sker-Lotar. „Im Wrack ist es viel gefährlicher, als hier draußen.“

      „Außerdem haben einige unserer Hände ihre Stabwaffen“, wandte Londar, einer der Worte des Schiffes ein. Neben Hen-Talar als Hoch-Wort hatten immerhin sieben weitere Offiziere überlebt, denen es langsam gelang, mehr Ordnung in die Besatzung zu bringen.

      Die kurze Phase nach der Landung war chaotisch gewesen. Alle versuchten das Schiff schnellstens zu verlassen, griffen nach Teilen der Notausrüstung und rannten über die herabgelassenen Rampen auf den Boden der Quarantäne-Welt. Fort von dem Schiff, von dem sie fürchteten, es werde über ihren Köpfen auseinander fallen.

      Dann hatten die Fliehenden sich langsam gesammelt und festgestellt, dass es ziemlich dunkel und sehr kalt war. Ein steter Wind ging, der die Luft mit Staub und Körnern feinsten Gesteins füllte. Da war der Anblick des Wracks nicht mehr erschreckend, sondern verhieß Schutz vor einer fremden Welt.

      Viele wollten daraufhin zurück an Bord. Hen-Talar und die Worte des Schiffes mussten mit Gewalt drohen, um sie daran zu hindern. Sie sammelten jene um sich, die sich rechtzeitig mit Stabwaffen versehern hatten. Dies ernüchterte die ängstlichen Besatzungsmitglieder, denn es waren Fälle bekannt, in denen Hoch-Worte Gewalt gegen die eigene Mannschaft angewendet hatten. Hen-Talar beabsichtigte das durchaus nicht, doch er wusste auch, dass, zum Überleben auf einer fremden Welt, Disziplin erforderlich war. Die Stärkeren würden sich um die Schwächeren kümmern müssen, bis das Rettungsschiff sie abholte.

      „Fügt euch den Worten“, befahl Hen-Talar mit erhobener Stimme und drohend aufgerichteten Kopffühlern. „Es wird nicht lange dauern, bis man uns abholt, doch bis dahin müssen wir ein Lager errichten. Teile unserer Notfallausrüstung wurden im Schiff zurückgelassen. Wir brauchen sie. Sker-Lotar, unsere Hand des Wissens, wird eine Gruppe an Bord führen und entscheiden, welche Bereiche noch betreten werden können und was an Brauchbarem zu bergen ist. Londar wird den Aufbau des Lagers beaufsichtigen. Wir werden es dort, auf jenem Hügel, errichten. Er bietet gute Sicht und…“

      „Es ist kalt“, kam eine jammernde Stimme.

      Eigentlich war es das nicht, denn die isolierten Luftanzüge verhinderten, dass man fror.

      „Hier gibt es jede Menge Buschholz. Sammelt es und entzündet es mit einer Stabwaffe. Feuer werden euch wärmen und sie werden es dem Rettungsschiff erleichtern, uns zu finden“, behauptete Hen-Talar. „Und jetzt folgt den Worten und erledigt eure Arbeiten.“

      Die ausführende Hand des Schiffes gesellte sich zu ihm, während sich die Mannschaft zerstreute und den Befehlen der Offiziere folgte. „Es wird ihnen Mut machen, Hoch-Wort“, meinte der Pilot. „Auch wenn ich mir sicher bin, dass man aus dem Orbit die kleinen Wärmefeuer nicht erkennen kann.“

      „Ich weiß“, räumte Hen-Talar ein.

      „Da die Maschinen abgeschaltet sind, können wir auch das Kurzsprechgerät nicht benutzen, um mit der Orbitalstation in Verbindung zu treten.“

      „Auch das weiß ich.“

      „Verzeih, Herr, ich meine nur, dass wir vielleicht einen der Energiespeicher im Schiff wieder aktivieren sollten, um das Sprechgerät zu besetzen. Wenigstens bis wir Kontakt bekamen.“

      „Beim Feuerfall von Istwagh, ich wünschte wirklich, das