Sky-Navy 08 - Der Wrack-Planet. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742738011
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„Hier ist Wosul, Wort der Maschine, Herr. Eine der Hauptverbindungen des Schwingungsantriebs ist beschädigt.“

      „Eine Folge der Zersetzung?“

      „Nur indirekt, Herr. Der Zersetzer hat einige der tragenden Elemente der Schiffskonstruktion geschädigt. Diese Schwächung der Stabilität und die fortwährende Belastung des Schiffes unter Höchstfahrt, führen unweigerlich zu weiterer Instabilität.“

      „Berichte mir, wenn weitere Schwächen auftreten“, befahl Hen-Talar und unterbrach die Verbindung.

      Er befand sich in dem, was man eine Zwickmühle nennen konnte. Ließ er die Kandahaar weiter mit Höchstleistung fliegen, belastete der Triebwerksschub die Stabilität des Rumpfes und er konnte, im extremsten Fall, während des Fluges auseinander brechen. Ließ er den Kreuzer jedoch langsamer fliegen, benötigte man mehr Zeit zum Erreichen des Zielplaneten und die Auswirkungen des Zersetzers konnten ebenfalls zu seiner Zerstörung führen.

      Hen-Talar entschied sich, auf Geschwindigkeit und die Robustheit der Konstruktion zu vertrauen.

      Knapp zwei Tage später erreichte der angeschlagene Kreuzer endlich das Ziel.

      „Ausführende Hand der Sprecher, rufe die Orbitalstation und schildere unsere Lage. Sie sollen unseren Landekurs verfolgen und dann ein Rettungsschiff senden.“

      „Herr, ich kann die Station nicht erreichen“, meldete der Funkoffizier nach kurzer Zeit. „Möglicherweise steht die Station jenseits des Planeten und wird von unseren Sprechwellen nicht erfasst.“

      „Hoch-Wort, wir können nicht warten, bis die Station aus dem Planetenschatten tritt“, mahnte die ausführende Hand der Maschine. „Die Schäden in der Konstruktion haben sich durch die Belastung während der letzten Zyklen ausgebreitet. Jedes Flugmanöver kann nun zum Brechen des Rumpfes führen.“

      Hen-Talar verschränkte die Hände auf dem Rücken und wanderte ein paar Schritte durch die Zentrale. Sie hatten keine Wahl. Der Eintritt in die Lufthülle würde eine hohe Belastung für das Schiff mit sich bringen, doch wenn sie im Orbit warteten, so würde dies den Zerfall höchstens verlangsamen. Ein Überleben für die Mannschaft war jedoch nur auf dem Boden des Planeten möglich. Dort gab es eine atembare Atmosphäre, ein erträgliches Umfeld und sie konnten mit der Notausrüstung aus dem Schiff ein provisorisches Lager errichten, bis man sie abholte.

      „Ich spreche das Wort“, kündigte er schließlich an. „Ausführende Hand der Sprecher, versuche weiterhin, Kontakt aufzunehmen. Ausführende Hand des Schiffes, wir landen. Ich gebe unser Schicksal in deine erfahrenen Hände.“

      „Meine Hand folgt deinem Willen, Herr.“

      Hen-Talar wusste, dass der Pilot der Kandahaar erfahren war. Wenn es einen Norsun gab, dem es gelang, das Schiff sicher zu Boden zu bringen, dann saß er gerade an den Kontrollen. Trotzdem verspürte er zunehmende Unsicherheit, als der Kreuzer in der Umlaufbahn langsam schwenkte und in Schwerefeld und Lufthülle eintrat. Die Haupttriebwerke waren abgeschaltet und in den unteren Dritteln der beiden Kugeln öffneten sich die Blenden der Atmosphäreantriebe.

      Der besorgte Blick galt den Anzeigen der Systemkontrolle. Etliche Lichter zeigte schon seit Langem das besorgniserregende Grün des Totalausfalls. Nur wenige zeigten ihre volle Funktion in beruhigendem Blau. Einige flimmerten Gelb und Hen-Talar konnte nur hoffen, dass die betreffenden Funktionen bis zum Aufsetzen durchhielten.

      Die Kandahaar sank auf ebenem Kiel nach unten. Die große Panoramascheibe der Zentrale diente wieder als Bildschirm, der die näher kommende Oberfläche zeigte. Norsun bevorzugten Planeten mit viel Sonne und viel Pflanzenwuchs. Nicht zu viele Wasserflächen, damit die Luftfeuchtigkeit gering blieb. Diese Bedingung konnte die Welt unter Hen-Talars Füßen immerhin erfüllen, ebenso wie eine atembare Atmosphäre mit den richtigen Druckverhältnissen und eine akzeptable Schwerkraft.

      Sker-Lotar trat in die Zentrale und eilte zu Hen-Talar. Das Hoch-Wort hatte die Hand des Wissens aufgefordert, ihm alle verfügbaren Informationen über jene Welt zu besorgen, welche, wenn auch hoffentlich nur für kurze Zeit, die Heimat der Überlebenden sein würde. Außer den Notfallkoordinaten dieses Planeten war den meisten Besatzungen nur sehr wenig über diesen Planeten bekannt.

      „Herr, ich konnte deinem Wunsch entsprechen und habe einige Informationen entdeckt.“

      Der Wissenschaftler hielt dem Kommandanten einen kleinen Kristallspeicher entgegen.

      Hen-Talar kreuzte ablehnend die Kopffühler. „Ich habe jetzt keine Zeit, mir ein Sehgerät zu suchen. Schildere mir die Fakten in deinen Worten.“

      „Meine Hand folgt deinem Willen, Herr.“ Sker-Lotar deutete eine respektvolle Verbeugung an. „Es ist eine Welt um zu Überleben, mehr nicht. Sie ist trostlos und wenig einladend. Keine Wälder und nicht die gewohnte Sonne. Es ist eine ausgedehnte Hügellandschaft mit unzähligen Senken und Ebenen. Braune Moose und niedriges Buschwerk sind der Hauptbestandteil der Vegetation. Es gibt eine Unzahl an Kriechtieren, jedoch keine Flugwesen.“

      „Gefährliche Raubtiere?“, unterbrach Hen-Talar besorgt.

      „Nein, Herr. Wenigstens sind die bisherigen Geretteten nie auf welche gestoßen. Die große Mutter und die Mütter haben wohl dafür gesorgt, dass man auf dieser Welt ohne Lebensgefahr auf die Rettung warten kann.“

      „Die Weisheit der großen Mutter und der Mütter ist unübertroffen“, erwiderte Hen-Talar automatisch, obwohl er keineswegs davon überzeugt war. Doch solche Zweifel äußerte man nicht laut, wollte man nicht auf einen sehr einsamen Posten versetzt werden oder sogar für immer verschwinden.

      „Ausführende Hand der Bionik an das Hoch-Wort“, kam es über den Kommunikator. „Alle Bions sind in die Depots befohlen und dort deaktiviert worden.“

      „Gut. Dort sind sie am Besten geschützt, sollte es zu einer harten Landung kommen.“

      Die künstlichen Wesen waren für harte Arbeit und den Kampf erschaffen worden, dennoch waren sie gegen starke Erschütterungen empfindlich. Obwohl die bionischen Platinen in ihren Schädeln in einer Dämpfungsflüssgigkeit schwammen, konnten sie bei einem harten Aufprall beschädigt werden und zu Fehlverhalten der Konstruktionen führen. Es gab Berichte über Bions, die in solchen Fällen ihre eigenen Herren angegriffen hatten. Bedauerlicherweise verhinderte die Weisung der großen Mutter und der Mütter, die Wesen so zu programmieren, dass dies unter keinen Umständen geschehen konnte. Die Kommandanten eines Schiffes oder einer Stammwelt sollten die Möglichkeit behalten, die Kampfwesen im Notfall auch gegen dem Wahnsinn verfallene Norsun einzusetzen. Jeder, der sich gegen die große Mutter oder die Mütter wandte, konnte nur dem Wahn verfallen sein.

      „Sind die anderen Vorbereitungen abgeschlossen?“ Hen-Talar wusste, dass er diese Frage eigentlich vor dem Befehl zur Landung hätte stellen sollen. Ein Fehler, der ihm nur unterlaufen sein konnte, da er sich so sehr um sein Schiff sorgte. Glücklicherweise steckte sein Stachel im Futteral des Luftanzuges, so dass niemand die Pheromone der Verlegenheit wahrnahm, die er im Augenblick verströmte.

      „Alle Hände folgten deinem Willen“, versicherte der Systemkontrolloffizier.

      „Dann möge die ausführende Hand des Schiffes uns mit Geschick zur Oberfläche bringen“, meinte der Kommandant erleichtert.

      Alle Norsun, die nicht am Arbeitsplatz auf ihre Pheromonstachel angewiesen waren, trugen nun geschlossene Luftanzüge. Die Bions waren in den Depots gesichert und abgeschaltet. Die Notfallausrüstung und Vorräte lagen in den unteren Bodenschleusen bereit. Alle waren informiert, dass eine der Schleusen nicht benutzt werden durfte, da der Zersetzer sie beschädigt hatte. Nun kam es nur darauf an, dass die Kandahaar sanft genug aufsetzte, und die Vorbereitungen nicht dadurch zunichte gemacht wurden, dass die unteren Pole der Hantelkugeln zerquetscht wurden.

      Hen-Talar und Sker-Lotar standen Seite an Seite vor der großen Panoramascheibe und beobachteten die Projektion der Landung. Vielleicht hätten sie sich eine sichere Position und einen festen Halt verschaffen sollen, doch sie waren zu gebannt und neugierig, ob die Landung gelingen werde.

      Eigentlich