Von Anmerkung und Geisterhand. Tarius Toxditis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tarius Toxditis
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752924107
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Geschichte. Liegt ja auch erst ein paar Tage zurück.

      Anmerkung Also dann doch das Imperfekt.

      Geisterhand Also, eigentlich ist unsere Geschichte schon eine vergangene.

      Anmerkung Ähem!

      Geisterhand Nix ähem!

      Anmerkung Doch ähem! Worauf du jetzt eigentlich noch wartest? Nachdem all dies geklärt?

      Geisterhand Wir könnten schon viel weiter sein. Deinem Dauerfunken sei Dank!

      Anmerkung Fängst du etwa schon wieder mit diesem Theater an?

      Geisterhand Apropos Theater: wo ist die Bühne denn jetzt eigentlich?

      Anmerkung Und ich dachte, es geht an einem Gully los.

      Geisterhand Und vor allem, der Vorhang? Wo ist der Vorhang?

      Anmerkung Müsste der nicht sowieso mal gelüftet werden?

      Geisterhand Kein Wunder bei dem Gestank.

      Anmerkung Was!

      Geisterhand Ja, worauf wartest du denn noch?

      Anmerkung Als ob ich nicht schon dabei wäre.

      Geisterhand Alles andere wie ein Pläsir!

      Anmerkung Sehr verehrtes Publikum,

      es ist mir ein außerordentliches Vergnügen, Ihnen nun die Geisterhand präsentieren zu dürfen! Hierzu Vorhang auf!

      Geisterhand Zu viel der Ehre!

      Anmerkung Jetzt mach du auch mal endlich mal voran!

      Geisterhand Geht es nicht eigentlich um die Geschichte? Die zu präsentieren ist? Und weniger um mich? Bei aller Ehre?

      Anmerkung Ähem!

      Geisterhand Ich bin die lustige Geisterhand, fleißig, freundlich und durchaus elegant.

      Anmerkung Ich glaub, ich werde nicht mehr!

      Geisterhand Es war also einmal an einem Freitag; die Nachmittagssonne über unserer Vorstadt schien mild, ein leichter Wind dazu.

      Abrahams Laden befand sich im Prinzip zwischen Kalles Imbiss auf der einen Seite und dem Schulhofzaun auf der anderen Seite- aber dies hatten wir ja bereits, oder etwa nicht?

      Wieso ich dies dennoch noch einmal erwähne? An dem zweistöckigen Wohnhaus, wo der Antiquitätenladen untergebracht war, und zwar seit Jahrzehnten schon, oh, wer dies schon so genau wusste, verlief an der Seite, wo der Zaun angrenzte, und zwar unmittelbar, eine Regenrinne. Die vortrefflich zu glucksen verstand, vor allem dann, wenn es ruhig war, und vor allem nachts.

      Genau davor befand sich eine Haltestelle. Wenn nicht gerade Schulschluss war, waren die Linienbusse, die dort hielten, gewöhnlicherweise leer. Vereinzelte lediglich, denn sie war und ist erst die zweite Station nach der Endstation hier bei uns in der Vorstadt.

      Doch genau das war ein zusätzlicher Knackpunkt; denn der betroffene Linienbus hatte an der Absperrung von Gunnar Günsch abzubremsen, kaum dass er an der Haltestelle wieder angefahren war. Was den Verdruss der jeweiligen Busfahrer nicht gerade minderte. Nein, ganz im Gegenteil.

      Anmerkung Und unter Pläsir schien wohl was anderes zu verstehen gewesen zu sein.

      Geisterhand Du mir aus dem Herzen sprichst. Irgendwie zumindest.

      Es war also Freitag nachmittags, als eben dieses von mir beschriebene Malheur abermals passierte. So dass der soeben angefahrene Linienbus wieder abzubremsen hatte. Und wie gesagt zum Verdruss des Busfahrers.

      Anmerkung Busfahrerin. Geisterhand Aber ja natürlich, mein Lieber. Hätte ich auch schon noch gesagt. Und alles andere wie eine Unbekannte hier bei uns. Schließlich bediente sie seit etlichen Jahren die Linie durch unsere Vorstadt. Das Fenster an der Fahrerseite aufgeklappt, schaute sie auf Gunnar, wobei ihr die Verärgerung im Gesicht geschrieben stand.

      Anmerkung Bei der Busfahrerin es sich um Madeleine Wurm handelte. Unter ihrer hellblauen Busdienstmütze quoll lockiges, ins Brünette neigende Haar, welches ihr bis zu den Kragen reichte, hervor. Ungefähr dreißig wirkte unsere Busfahrerin nicht ganz zuletzt aufgrund ihres sommersprossigen Gesichts noch recht jung.

      Geisterhand Ihre Verärgerung hatte neben der Fahrbahnverengung durch die Ewigkeitsabsperrung noch einen weiteren Grund.

      Anmerkung Na klar, Madeleine wollte nach Hause.

      Geisterhand Denn es war für sie die letzte Tour des Tages. Dementsprechend eilig sie es hatte.

      Anmerkung Aber warum hören wir nicht einfach mal rein?

      Geisterhand Von nicht allzu weit hörte man die Glocke unserer kleinen Vorstadtkirche zur halben Stunde schlagen.

      Gunnnar Günsch Madeleine, was ist denn jetzt schon wieder mit dir?

      Madeleine Wurm Dass du das auch noch fragst.

      Gunnar Günsch Wenigstens das wird man ja wohl noch dürfen.

      Madeleine Wurm Jeden Tag die gleiche Scheiße hier!

      Gunnar Günsch Das kannst du aber so jetzt auch nicht sagen.

      Madeleine Wurm Doch! Und wie ich das sagen kann! Außerdem habe ich gleich Feierabend! Und es dementsprechend eilig! Falls dich das interessiert!

      Gunnar Günsch Mensch! Und wie mich das interessiert!

      Geisterhand Mühselig lenkte Madeleine ihren Bus an Absperrung und Gunnar vorbei, nicht ohne mit den Backboard- Reifen auf den Bordstein vor Kalles Imbiss zu fahren, doch wäre dies anders so gut wie gar nicht möglich gewesen. Sodann sie die Stelle endlich passiert, wurde sichtbar, dass sich auch vor Abrahams Ladentür etwas tat. An der stand nämlich Abrahams Frau, mit einer Hand an der Klinke wohlgemerkt.

      Anmerkung Nicht mehr die Allerjüngste, vertrat sie ihren Mann häufig im Laden. Mit grauer Dauerwelle versehen, quellte unter dem pinken Kittel der vierzehnfachen Mutter eine hellblaue Bluse, die an den Ärmeln hochgekrempelt, hervor.

      Vor ihrem Laden vorgefahren war ein kleiner orangefarbener Straßenkehrwagen, in welchem Berry Weckerknecht. Berry selbst steckte natürlich in einer orangefarbenen Straßenkehrkluft. Nicht nur durch sein Kurzhaarschnitt wirkte der ungefähr Dreißigjährige stets äußerst gepflegt.

      Berry Weckerknecht Was? Sie auch mal draußen?

      Abrahams Frau Na, hören Sie mal! Schließlich muss auch ich mal frische Luft schnappen.

      Berry Weckerknecht Wieso? Gibt’ s in Ihrem im Laden keine?

      Abrahams Frau Na, erlauben Sie mal!

      Berry Weckerknecht Man hat ja wohl noch das Recht, fragen zu dürfen.

      Abrahams Frau Sehen Sie lieber zu, dass Sie Land gewinnen. Bevor Sie mir mit noch mehr Frechheiten kommen.

      Berry Weckerknecht Ganz im Gegenteil!

      Abrahams Frau Als ob Sie nichts anderes zu tun hätten.

      Berry