Von Anmerkung und Geisterhand. Tarius Toxditis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tarius Toxditis
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752924107
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bis dahin gekommen war, nun schildern.

      Erwähnt worden ist ja bereits, dass gerade das erste Freitagsgebet im neuen Domizil stattgefunden hatte.

      Und eigentlich ist alles zur Zufriedenheit verlaufen, gerade aus der Sicht des neuen Imams. Erwähnt sollte in jenem Zusammenhang vielleicht noch einmal werden, dass alles noch sehr improvisatorisch war.

      So hatte man kurzerhand die ehemalige Lagerhalle des ehemaligen Firmengebäudes zur neuen Moschee umfunktioniert.

      Zwar wurde in den Wochen zuvor Wände und Decken gestrichen, auch ein frischer Boden verlegt; doch wirkte die Ausschmückung gerade an den geweißelten Wänden noch äußerst spärlich; um nicht zu sagen, spartanisch.

      Wenigstens konnte man vor jenem Freitag noch eine Minbar herbeischaffen. Etwas, was sich bezüglich der ersten Veranstaltung jedoch auf jeden Fall gelohnt hatte, denn war die Moschee recht gut gefüllt. Hauptsächlich von Türken, welche vor allem die verwinkelten, engen Gassen bewohnten und einen nicht unwesentlichen Anteil unserer Vorstadt ausmachten. Nicht zuletzt für sie das neue Islamische Zentrum errichtet worden, was für sie erhebliche Erleichterungen bedeuteten. Denn waren sie bis hierher darauf angewiesen, eine Moschee aufzusuchen, die in einem anderen Stadtteil lag und mehrere Kilometer entfernt war, war dies alles nun quasi vor der eigenen Haustür.

      Mit Hasan Ibrahim Rahman wurde dann auch der Imam für die neue Einrichtung einberufen. Will damit gesagt worden sein, erst wenige Wochen zuvor ist er mit seiner Familie in unsere Vorstadt eingezogen. Eine kurze Zeitspanne, die jedoch ausgereicht hatte, um einiges zu erleben; beziehungsweise mitzumachen.

      Ursache hierfür sein Sohn Mustafa, welcher gerade mal fünf. Auf der anderen Seite sehr lebhaft, vielleicht manchmal etwas zu lebhaft. So hatte es den Kleinen bei einer Toberei einmal bis in einen von unserer Vorstadt nahegelegenen Wald verschlagen, wo er an einem Abhang, unter dem sich die reißende Stelle eines kleinen Flusses befand, geraten war. Zufälligerweise konnte durch die Aufmerksamkeit des Waisenmädchens Clairie noch rechtzeitig Hilfe geholt werden, so dass der Junge vor dem Allerschlimmsten bewahrt werden konnte- am Ende etwas unterkühlt, sonst nichts.

      Doch nicht lange jedoch sollte es dauern, bis dem Jungen ein weiteres Unglück widerfuhr. Diesmal im Verkehrsgarten, welcher sich im Übrigen im Hinterhof des Polizeipostens von Olias Frech befand. Dort löste sich eine simulierte Tanksäule an einer simulierten Tankstelle aus ihrer Verankerung und stürzte auf Mustafa. Und wie es der Zufall so wollte, war auch in diesem Falle das Waisenmädchen Clairie in unmittelbarer Nähe, so dass auch diesmal zügig Hilfe geholt werden konnte. Und bei alldem hatte sich Mustafa bis auf ein paar blaue Flecke nichts weiter zugezogen.

      Die Dankbarkeit von Hasan Ibrahim Rahman jedoch keine Grenzen kannte. Dies ging sogar soweit, dass er sich bereit erklärte, das Waisenmädchen, welches im Übrigen zehn Jahre, zu adoptieren. Zumindest gab es hierfür schon Mal Vorgespräche, sowohl mit Oberschwester Theresa, welche ihres Zeichens die Leiterin des Waisenhauses war, wie auch mit Großbürgermeister Klein, dessen Vorstadt- Rathaus im Übrigen gleich um die Ecke neben der Kirche; beziehungsweise von der Moschee nur ein paar Steinwürfe entfernt.

      Mit der Billionärs- Ur- Enkelin Tissie Andere hatte Hasan Ibrahim Rahman auch noch ein weiteres Mädel kennen und schätzen gelernt. Eine der ersten Begegnungen im Übrigen vor Tunkels Tankshop stattgefunden hatte. Tissie wohnte allerdings nicht in unserer Vorstadt, sondern fernab in einem Schloss.

      Habe dies deswegen alles erwähnt, weil die Begegnungen zwischen dem Imam und Tissie für unsere Schilderungen auch noch von Bedeutung sein wird.

      Zunächst jedoch zurück zum ersten Freitagsgebet in der neuen Moschee: natürlich dankte Hasan Ibrahim Rahman hierbei Allah, dem Allmächtigen, für seine Großzügigkeit, mit welchem er ihnen jene Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt hätte.

      Weiterhin ging er auf die unmittelbare Nachbarschaft zwischen dem Islamischen Zentrum und der Vorstadtkirche ein. Denn war es am Ende nicht lediglich ein Zaun? Welcher das Gelände vor ihrem Gebäude von dem Garten, der die Kirche umzingelte, trennte?

      Der Imam sprach weiterhin von einer öffentlichen Eröffnungsfeier ihres neuen Hauses, die mit einem Tag der offenen Tür begleitet werden sollte, so dass sich breite Bevölkerungsschichten unseres Viertels, also auch Nicht- Muslime, sich ein Bild von dem neuen Zentrum machen könnten. Was vielleicht auch dazu beitragen könnte, gegen eventuell aufgekeimte Vorurteile und oder Vorbehalte sowohl gegenüber dem Islam wie auch gegen ihre neue Einrichtung wirksam entgegenzutreten.

      Auch erwähnte Hasan Ibrahim Rahman, dass es bereits mehrfach zu Begegnungen zwischen Pfarrer Kühnert und ihm gekommen wäre. Wobei der Pfarrer ihm von einem Kirchhoffest unterrichtet hätte, welches zufälligerweise für denselben Tag geplant wäre, an welchem sie ihre Eröffnungsfeier angesetzt hätten.

      Daraufhin hätten sich der Pfarrer und er verständigt, den Zaun für diesen Tag abzubauen: beziehungsweise einzureißen, was zeitgleich ein Symbol für eine durchlässig Ökumene wäre.

      Und dann erwähnte er auch noch, dass auf dem Kirchhof eine Erzählung stattfinden sollte, vorgetragen von einem gewissen Helm Hops. Wer das sein sollte, könnte er, der Imam zwar auch nicht sagen, doch würde ihm von Pfarrer Kühnert zugesichert, dass es sich um einen Bewohner aus dem nahegelegenen Wald handelte.

      Insgesamt war Hasan mit dem Verlauf der ersten Veranstaltung zufrieden; mehr wie das. Seine Stimmung sollte jedoch etwas getrübt werden, als er den Gemeinschaftsraum, welcher gut gefüllt, betreten hatte. Trotz des Gedränges dort gelang es ihm, sich bis zum Kaffeeautomaten vorzuschieben. Welcher im Übrigen einer von Pfarrer Kühnert, und welcher seit Jahren in einem Schuppen stand, da man sich für den Gemeinschaftsraum des Pfarramts einen moderneren angeschafft hatte.

      Anmerkung Am Automaten ein auch nicht gerade gänzlich Unbekannter, und einer der wenigen Türken hier, die nicht in unserer Vorstadt wohnten. Nein, sondern am Rand des nun auch schon mehrfach erwähnten Waldes, wo er einen Dönerladen betrieb. Keine Frage, dass es sich hierbei um Ali handelte. Äußerlich unterscheidet sich der vierzehnfache Vater kaum von seinen Landsleuten, welche überall im Raume verteilt. So trug der etwas Kleingewachsene, der darüber hinaus über einen kräftigen, schwarzen Schnauzer verfügte, ebenfalls ein schlichtes Sakko.

      Ali Ich weiß natürlich nicht, ob es Ihnen schon aufgefallen ist?

      Geisterhand Der Imam zuckelte mit den Achseln, frei nach dem Motto “keine Ahnung, was der jetzt gerade wohl meinte“.

      Ali Die Becher.

      Geisterhand Erneutes Zuckeln des Imams, während er einen Becher aus dem Automaten hervorzückte.

      Ali Knallbunt.

      Geisterhand Der Imam schaute sich um. Tatsächlich hatten die Kaffeebecher, die die Leute in den Händen hielten, unterschiedlichste Farben: so gab es weiße wie schwarze, orangene wie blaue, gelbe, violette und rote; der von Hasan hingegen grün.

      Hasan Ibrahim Rahman Na und.

      Ali Passt doch nicht so recht zu uns. So Knallbuntes.

      Geisterhand Daraufhin Ali ein weiteres Zuckeln vom Imam anheim wurde, doch, doch, ganz sicher dem so war.

      Geisterhand Mithin machte ihm beim Umschauen durch die Reihen etwas anderes zu schaffen; nämlich dass der Raum überhaupt noch nicht über Tische und Stühle verfügte; so dass die Leute notgedrungen stehen mussten, wohl oder übel!

      Unterm Strich betrachtet ein Indiz, wie sehr hier noch vieles improvisorisch war. Auf der anderen Seite kam dem Imam eine der Begegnungen mit Pfarrer Kühnert in den Sinn. Hierbei erwähnte der Pfarrer unter anderem auch mal den Antiquitätenladen vom alten Abraham, und dass man bei dem nahezu alles bekäme, auch Möbelstücke.

      Wenig