Zwölf sind einer zu viel. Bine Thunder. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Bine Thunder
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754134801
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gezogen …

      … aber es war doch sehr schön mit den alten Herren.

      1935 kaufte Karl sich sein erstes Auto, einen Tatra mit einem Vier-Zylindermotor und Anfang 1936 musste er zur Musterung, die Einberufung erfolgte dann zum ersten Oktober. Das Auto wurde verkauft und der Abschied vom Hotel erfolgte mit einer internen, feucht fröhlichen Feier …

      Papa wurde zur Gebirgs-Attilerie nach Iglau eingezogen, es ging zu den Pferden, die für ihn ein ganz neues Kapitel waren. Das erste Jahr ging ohne Probleme vorüber, im Herbst 1937 wurde an allen Tagen am Schießplatz trainiert. Anfang Januar war er dann beim Langlauf in Novi Mesta und anschließend in Lopkov in der Slowakei und den legendären Karpaten, zum dreißig Kilometer Langlauf mit vollem Gepäck.

      Im Frühjahr 1938 hatte es dann politisch in der Tschechoslowakei angefangen, die Deutschen zu verfolgen. Konrad Henlein hieß der Führer der Sudetendeutschen Nazis. Das machte sich auch stark beim tschechischen Militär bemerkbar, eines Tages waren die Mäntel der Gefreiten mit Hakenkreuzen in roter Farbe bemalt. Papa war damals im Krankenstand und hatte die Aufgabe, die Türschilder neu zu beschriften und er hatte weiße, schwarze und rote Farbe zur Verfügung. So fiel zuerst der Verdacht auf unseren Vater, er wurde eingesperrt und ins Militär-Gefängnis nach Brünn gebracht. Dort war es sicherlich nicht sehr schön, obwohl er beteuerte, dass er unschuldig sei!

      Am Fronleichnamstag konnte Karl dann aus dem Gefängnis fliehen, Freunde besorgten Zivilkleidung und Geld und er fuhr mit der Bahn über Prag, ins Erzgebirge, dann nach Chemnitz und mit dem Zug nach Passau, von dort mit dem Schiff auf der Donau nach Wien zu seinen Verwandten, einer Schwester seiner Mutter.

      Karl hatte ja keine Papiere musste sich aber irgendwo anmelden und um Asyl ansuchen. Österreich gehörte damals noch zum Großdeutschen Reich. Er kam in ein Aufnahmelager und musste ohne Lohn, nur für Essen und Unterkunft schwer arbeiten, etwas anderes, als unsere heutigen Flüchtlinge vorfinden!

      Im August wurde dann das Sudetendeutsche Freicorps aufgestellt, die angehenden Soldaten wurden in SA-Uniformen gesteckt und bekamen die deutsche Militärausbildung. Im September 1938 ging es an die Böhmisch-Mährische Grenze und im gleichen Monat wurde das Sudetenland von der Deutschen Wehrmacht besetzt, das unrühmliche Unheil der damaligen Deutschen begann unaufhörlich seinen Vormarsch …

      Die Tschechen hatten nun ihr Sudetenland verloren und zogen sich hinter diese Grenze zurück, dies hatte den Vorteil, dass Karl ohne Gefahr seine alte Heimat mit seinen Eltern und seinen Geschwister besuchen konnte, ohne verhaftet zu werden.

      Weihnachten 1938 wurde gemeinsam zu Hause gefeiert und am fünften Januar, seinen Geburtstag, ist Karl zum Reichsarbeits-Dienst eingerückt …

      … es sollte seine längste je statt gefundene Reise werden, es ging über Breslau, Frankfurt-Oder, durch den polnischen Korridor nach Königsberg in Ostpreußen, am nächsten Tag nach Memel, wo sie eingekleidet wurden.

      Die Ausbildung begann mit dem Klappspaten, nach zwei Wochen wurde die Verteilung der Ausgebildeten vorgenommen, Karl kam nach Löwenstein auf die Schreibstube. Löwenstein lag jedoch sehr abwegig einer Großstadt und so verbrachten die jungen Männer ihre Frei-Zeit von Samstag bis zum Sonntagabend im Kaffeehaus. Auf den Bänken des Cafés hatten die netten Herren übernachtet und sie waren somit, die ersten Gäste am Sonntag-Morgen.

      Am ersten Oktober wurde Karl zur Verwaltungsschule des Reichs-Arbeitsdienstes in Braunsberg abkommandiert.

      Nach dieser Schule wurde unser Vater nach Rastenberg als Gruppen-Zeugmeister versetzt und hier lernte er einen Heinz Grahl kennen, der Karl zu seinen Aufbau-Kommando nach Blaustein mitnahm, er besuchte seine Freundin Editha.

      Als die Drei, hübschen Männer dort ins Lager kamen, da hatten die Arbeits-Maiden keinen Ausgang und sie verbrachten den Nachmittag bei den Führerinnen in der Baracke bei Kaffee und einer rosa Torte. Zwei Wochen später fuhr Karl erneut mit Heinz und dem Fahrrad nach Blaustein, zuerst kehrten sie im Wirtshaus ein und sie tranken sich Mut an. Danach ging es zur bekannten Baracke von der Editha und es gab erneut Kaffee und einen warmen Ofen, denn draußen war es bereits ziemlich herbstlich kühl geworden.

      Die jungen Männer hatten ja schon im Wirts-Haus „vor geglüht“ und da ging das Erzählen schon wie von selbst. Karl machte seiner heimlichen Errungenschaft klar, dass sie einmal nach Rastenburg zu ihm kommen sollte, Heinz müsste nicht unbedingt davon wissen, was auch wieder verständlich war …

      … Editha lies nicht sehr lange auf sich warten und sie brachte eine Kameradin mit, Karl hatte auch einen Kumpel mitgebracht und so ging es zu Viert ins Café Küstner. Karl bestellte Sekt und gab sich mit Spendierhosen, sie tranken Bruderschaft. Später gingen sie spazieren und Karl setzte seiner neuen Flamme die „Pistole“ auf die Brust und bat sie, sich für Karl oder Heinz zu entscheiden.

      Karl wollte in drei Tagen eine Antwort erhalten, er wollte wissen woran er mit ihr war …

      … ihr Entschluss fiel für Karl aus!

      Karl war über diesen Entschluss mehr als glücklich und es wurde unsere Mutter …

      ***

      Der 2.Weltkrieg hatte am 1.September 1939 mit dem Überfall auf Polen begonnen und sollte erst am 2.September 1945 enden …

      … er brachte viel Leid unter der Bevölkerung, mit mehr als 26 Millionen Tote weltweit,davon allein in Deutschland 6,3 Millionen Tote …

      Der 1. Weltkrieg war 1918 zu Ende, die Menschen atmeten wieder leichter das Leben kam wieder in den Vordergrund …

      … man sprach von den Goldenen Zwanziger Jahren, es war der Zeitraum zwischen 1924 bis 1929. Der Begriff veranschaulicht den wirtschaftlichen Aufschwung in den 20er-Jahren, der in vielen Industrieländern seinen Einzug hielt und er stand auch für die Blütezeit der Kunst, der Kultur und der Wissenschaft …

      … kurz vor diesen Goldenen Zwanzigern erblickte unsere Mutter das Licht der Welt …

      ***

      Unsere Mutter entstammt den Preußen, sie kam aus Pommern, das auch das Weizacker-Land genannt wurde …

      Ihre Geburtsstadt war Pyritz in Pommern, hier wurde sie im Wonnemonat Mai 1921 geboren. Der Vater entstammte auch dieser Stadt und die Mutter kam aus Woltersdorf, Landkreis Greifenhagen.

      In Woltersdorf wurde auch ihre Mutter Else, 1892 geboren. Meine Großeltern hatten in Woltersdorf einen hundert Hektar großen Bauernhof in dem benannten Weizacker-Gebiet, dazu gehörte auch ein Waldgebiet in der Buchheide mit einem See von fünfundzwanzig Hektar.

      Viele wissen nicht, wo dieses schöne Land liegt? Damals war Pommern im Deutschen Kaiserreich, die Kornkammer des Reiches. Pommern liegt an der Ostsee, war damals schon eine Perle gewesen, schon in dieser Zeit gab es hier an der Küste viele Badeorte mit schönen Stränden und vielen Feriengästen.

      Es gab viel Wald und eine ertragreiche Landwirtschaft, große Güter und reiche Bauernhöfe, aber auch viele arme Leute nach dem ersten Weltkrieg. Die meisten Männer waren arbeitslos und die zu ernährenden Großfamilien waren der Inflation, Ende der Zwanziger Jahre, ausgesetzt.

      Die älteren Menschen und auch die Großeltern sprachen oft von der „guten alten Zeit im Kaiserreich“, vor dem ersten Weltkrieg.

      In den Jahren 1920 bis 1933 hatte sich alles grundlegend geändert …

      … Unsere Großmutter berichtete unserer Mutter aus ihrem Leben und sie wollte dies uns, in ihrer Weise mitteilen, damit wir alle verstehen, was ihnen Pommern als Heimat bedeutete …

      … nun noch ein bisschen Geschichte …

      Schon 500 v. Chr. siedelten hier germanische Volksstämme, bis 1206 unternahmen die Polen, verschiedene Kriege gegen Pommern. 1124 aber taufte Otto von Bamberg die ersten Bürger von Pommern in Pyritz und 1140 gründete er das Bistum Altstädter Burg. 1181 kam Pommern zum Deutschen Reich und 1186 wurde die Stadt Pyritz erwähnt. 1301 gab es bereits eine Stadtmauer und später wurde diese Stadt auch das „Pommersche Rothenburg“ genannt.

      In den nächsten Jahrhunderten wurde es öfter durch