Zwölf sind einer zu viel. Bine Thunder. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Bine Thunder
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754134801
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mein Opa unsere Oma, zu diesem Zeitpunkt aber noch als „knackiges“ junges Paar.

      Oma stammte aus Morawitz und hatte noch das alte Österreich/Ungarn mit seinem Viel-Völkerstaat erlebt.

      Morawitz, Kreis Wigstadl heißt Heute Vikor-Jarske Kopele und liegt nun in Polen, es war der Geburtsort unserer Oma 1888.

      Die Eltern unserer Oma hatten hier einen kleinen Bauernhof und insgesamt elf Kinder, teilweise zu diesen Zeiten noch sehr klein und noch nicht selbständig.

      Dazu kam auf dem Hof die Arbeit mit sieben bis acht Milchkühen und deren Kälber, dazu das Füttern der Tauben, der Gänse und der Hühner.

      Es war schon für die Kinder der Großfamilie kein einfaches Leben und jedes Familien-Mitglied musste tatkräftig mit helfen.

      Oma kam nach der Schule nach Troppau, zu einer reichen Familie als Köchin, hier blieb sie bis zur Heirat mit unserem Opa.

      Im Herbst wurde dann schon der älteste Bruder unseres Vaters geboren.

      Oma und Opa lebten zuerst, nach der eiligen Hochzeit und der Geburt, bei einer anderen Familie und es war eine sehr unruhigende Zeit mit dem 1. Weltkrieg. Es folgten mehrfache Umzüge und die Geburten unserer weiteren Onkels und unserer Tante, insgesamt hatten unsere Großeltern sechs Kinder, eine Tochter und fünf Söhne.

      Der 2. Weltkrieg forderte bei vielen Familien seinen Tribut, zwei Brüder unseres Vaters waren gefallen, Richard wurde über Neuburg an der Donau abgeschossen und Hans fiel in Russland. Unser Vater war auch als Soldat in Russland, genauso wie sein jüngster Bruder Franz, der sehr schwer krank, erst Anfang der Fünfziger Jahre aus der russischen Gefangenschaft nach Hause kam.

      Die Eltern unseres Vaters wurden 1946 aus der Tschechoslowakei vertrieben und kamen zuerst in ein Lager nach Epterode und später nach Furth im Walde, in Nordbayern.

      Unser Vater hatte da schon ein Haus am Walchensee in Oberbayern gebaut und er nahm, da seine Familie erst im Entstehen war, seine Eltern auf.

      Sein zwischenzeitlich heimgekehrter Bruder wohnte nun in Weil am Rhein, genauso wie die Schwester unseres Vaters. Die Großeltern folgten ihnen nach und zogen nach Säckingen am Rhein, Nähe der Schweizer Grenze.

      Opa starb im März 1957 und Oma im Mai 1977.

      ***

      Unser Vater wurde im Januar 1914 geboren, in einem sehr turbulenten Jahr der Weltgeschichte, denn mit dem Attentat in Sarajevo am 28.Juni 1914 begann der 1. Weltkrieg und dieser endete, mit siebzehn Millionen Tote, am 11. November 1918.

      Opa kam nach Kriegsende heim und wir zogen in einen anderen Ort, das war für meinen Vater und seine damaligen zwei Geschwister, eine komplett neue und abenteuerliche Umgebung.

      Eines Tages fuhren unsere Eltern, so erinnerte sich unser Vater, mit den Kindern nach Freudenthal und kauften uns Matrosenanzüge und für seine Schwester ein Matrosenkleid. Dann ging es zum Fotographen mit der neuen Pracht. Diese Erinnerungsfotos waren zu der Kaiserzeit schon üblich gewesen. Ansonsten wurden diese „Sonntags-Sachen“ nur zum Kirchgang angezogen.

      Inzwischen war Vater bereits sechs Jahre alt und musste zur Schule, dabei trug er noch lange Locken, die bis zu seiner Schulter reichten. Diese langen Haare mussten nun runter, denn er war ja ein Junge! Als die Locken ab waren, ging er nur noch mit einer Mütze auf die Gassen.

      Papa erinnerte sich gerne an seine Schul- und Kinderzeit, die Volksschule hatte vier Klassen und ihr Spielplatz war am Bahndamm neben dem Haus.

      Die Schulzeit verging viel zu schnell, ab der fünften Klasse ging unser Papa nach Friedland auf die Bürgerschule.

      Der Schulweg war jedoch sehr lang, zweieinhalb Kilometer und dieser Weg wurde an sechs Tagen die Woche zwei Mal am Tag zurück gelegt, Sommer wie Winter. Einen Schulbus-Zubringer, wie Heute üblich, gab es damals nicht, denn es war 1924!

      Auch die Schule war kein „Honigschlecken“, der Unterricht ging von acht bis Zwölf und von zwei bis vier Uhr, am Donnerstag auch bis fünf Uhr, Samstag war von acht bis eins verplant! Für den Schulweg trafen wir uns immer bei meinen Eltern und dann zogen wir gemeinsam in einer Gruppe von sechs bis sieben Kinder zur Schule.

      Die schönste Jahreszeit waren natürlich die großen Ferien, sie gingen vom Feiertag „Peter und Paul“ am 29.Juni bis zweiten oder dritten September. Papa und sein ältester Bruder waren dann immer bei der Großmutter auf dem Land, in den Ferien.

      Sie gingen mit aufs Feld, mussten die Kühe austreiben und hüten, durften nach getaner Arbeit ein Kartoffelfeuer anzünden und Kartoffeln braten.

      Es war eine anstrengende Zeit in den Jahren des Wiederaufbaues nach dem Krieg.

      Im Winter war mein Papa öfter mit seinem Vater bei der Großmutter zum Schweine schlachten, dies war dann immer mit einem Schlachtfest verbunden und zur Freude aller Anwesenden.

      Die Jahre auf der Bürgerschule vergingen genauso schnell, wie auf der Volksschule und die Lehre nahte. Die schöne Zeit mit Ferien und spielen war nun vorbei, Papa lernte nun bei seinem Onkel Karl in Wigstadl, im Hotel Rosenhof.

      Lehrjahre waren damals, genauso wie Heute, keine Herrenjahre. Es gab keine geregelte Arbeits- und Urlaubszeit, die anliegende Arbeit und die erforderlichen Aufgaben bestimmten das Leben. Früh um sieben begann der Betrieb und es ging bis Nachts um zwölf Uhr, solange halt Gäste anwesend waren. Sonn- und Feiertage waren Fremdwörter, nur am Hl. Abend war um vier Uhr Schichtende! In all den gesamten Lehrjahren war unser Papa nur ein Mal zu Hause und das für eine Woche.

      Im Dezember 1930 hatte Papa sich mit seinem Onkel zerstritten, wegen einer Knickerbocker-Hose, danach verlies er seinen Onkel und das Hotel …

      Seine Lehr- und Ausbildungszeit war bereits im September zu Ende und die angehängten Wochen fanden so einen unwürdigen Abschluss und es musste eine neue Arbeitsstelle gefunden werden. In der Gastwirtschafts-Zeitung las er, dass ein Oberkellner im Deutschen Haus in Budweis und ein Ober im Hotel Horbach in St. Joachimstal gesucht wurde.

      Seine Wahl fiel auf das zweite Angebot, denn es war weiter von zu Hause entfernt und Karl wollte nicht mehr unter dem Zugriff seiner Eltern stehen. Mitte März war es dann so weit, der spärliche Auszug wurde vollzogen. Nach der strengen Lehrzeit in Wigstadl wurde Karl wieder sehr fröhlich und ausgelassen, hier begann erst richtig seine Jugendzeit. Geld wurde genug verdient, Freunde und Freundinnen waren kein Problem, denn Karl war im örtlichen Skiclub und im Turnverein.

      Die Arbeit machte sehr viel Spaß und Freude und die Freizeit kam nicht zu kurz, nicht so wie beim Onkel in Wigstadl. Nach getaner Arbeit ging es mit den Freunden und -inen oft auf Bierreise, es gab in der Umgebung mindestens fünfzehn Wirtshäuser und die jungen Leute waren gern gesehene Gäste.

      Sein erstes Motorrad kaufte Karl sich 1933 von seinem eisern ersparten Geld, im Sommer ging es zur ersten großen „Sause“ auf Urlaub zu den Eltern nach Stohl.

      Seine Mutter lag ihm mit jeden Brief von zu Hause in den Ohren, „wann kommst Du uns einmal besuchen …?“, nun fragte seine Mutter nach drei Tagen, „… wann ich wieder abfahre …?“. Karl hatte gutes Geld in St.Joachimstal verdient und nun war er sehr regelmäßig mit seinem Vater und seinem Bruder abends ausgegangen, nüchtern kamen sie zum Leidwesen der Mutter nie nach Hause!

      1934 kaufte sich Karl ein schweres Motorrad vom Typ 500 FN, Heute mit einer Harley Davidson zu vergleichen, mit seinem Freund ging es für acht Tage quer durch das Elb-Sand-Stein-Gebirge.

      Im Sommer 1935 kam sein Vater mit seinem Chef auf Besuch in das Hotel, wo Karl arbeitete, Karl nahm sich frei und es ging gemeinsam in das Café Terminus. Der Chef von meinem Vater wollte jedoch etwas erleben und fragte, „ob es nicht etwas mit weiblicher Bedienung gäbe …?“, dies war dann auch sehr schnell im Schwarzen Adler gefunden. Aber dies war nicht ganz so nach dem Geschmack meines Großvaters, dem Weinhändler aus Südmähren, wir beschlossen in die Fortuna-Nachtbar zu wechseln und dort wurde es dann sehr gemütlich. Jeder von uns hatte nach kurzer Zeit ein kurz bekleidetes Mädchen auf seinen Schoss, erst in den Morgenstunden ging es zurück in das Hotel Horbach.

      Erst