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darum gebettelt hatte. Es sei zu dreckig für einen kleinen Laird hatte sie immer wieder betont. Manchmal durfte er auch mit seinem Vater hierherkommen und schaute Tevin, dem Stallmeister, bei der Arbeit zu, während sein Vater sich für einen Jagdausflug fertig machte. Der Junge sehnte die Zeit herbei, in der auch er das Reiten erlernen durfte. Oft hatte er seine Eltern gefragt, wann es denn soweit sei, aber seine Mutter vertröstete ihn immer wieder und meinte, es wäre zu gefährlich. Wie er diese übertriebene Fürsorge hasste!

      Obwohl er sich nur wenig körperlich betätigte, hatte der Junge eine hohe, kräftige Statur und wirkte älter als seine Altersgenossen. Er fragte sich, warum er nicht endlich auf einem Pferd durch das Gelände reiten durfte. Verärgert aufgrund dieser Gemeinheit trat er zu Vika, die ihn mit sanftem Blick aus ihren wunderschönen, dunkelbraunen Augen mit den langen Wimpern ansah. Er streichelte gerade ihren weichen, hellbraunen Hals, als er plötzlich einen Jungen hinter sich bemerkte. Dieser blickte ihn aufmerksam an.

      Bis ins Mark erschrocken zuckte der Sohn des Lairds unwillkürlich zusammen. Das amüsierte den anderen offensichtlich.

      „Na, hast du dich verlaufen?“, fragte der andere Junge, der ungefähr im gleichen Alter war.

      Der Sohn des Lairds hatte ihn schon oft beobachtet und schnell für ihn Sympathie empfunden. Mit seinen etwas längeren blonden Haaren und der wettergegerbten Haut wirkte er verwegen und frei. Er hatte halb lange einfache Hosen und keine Schuhe an. Um seinen Hals trug er ein Lederband, welches unter seinem groben Leinenhemd verschwand.

      „Ich heiße Arthur und du bist Sean, stimmt`s?“, fragte der andere Junge.

      Der Sohn des Lairds benötigte eine Weile, bis er antworten konnte. Er war es nicht gewöhnt, mit anderen Kindern zu sprechen und spürte eine große Unsicherheit in sich. Doch die Erscheinung seines Gegenübers zog ihn in den Bann.

      „Ich bin Sean McCunham“, sprach er dann stolz. Seinen zweiten Vornamen Afton verschwieg er, weil er sich für diesen schämte. Sein Vater hieß genauso und dessen Vater vor ihm und so weiter, aber Sean fand den Namen einfach schrecklich. „Ich bin der Sohn des Lairds von Dunnottar Castle.“

      Scheinbar unbeeindruckt nickte Arthur. „Dass du der Sohn des Lairds bist, weiß ich schon. Meine Mutter erzählt manchmal von dir. Aber sonst hast du immer diese komische alte Frau dabei und darfst nicht mit uns sprechen.“

      „Das ist Maiga, sie folgt mir fast überall hin“, sagte Sean niedergeschlagen. „Heute hatte ich das erste Mal Glück und den Mut, so dass ich mich fortschleichen konnte. Ich muss dann auch zurück, bevor sie bemerkt, dass ich weg bin.“

      Und schon rannte er davon.

      „Sehen wir uns mal wieder?“, rief ihm Arthur hinterher. Komischerweise gefiel ihm der junge Laird, aber er tat ihm auch etwas leid. Die seltsame Kleidung, die der Junge anhatte, ließ ihn schmunzeln. Warum musste er im Sommer lange Hosen und ein Hemd mit einer karierten Weste darüber tragen? Auch Schuhe in der warmen Jahreszeit waren ihm fremd. Die Kinder der Angestellten trugen nur im Winter einfache Holzschuhe. Seans Vater war kein großzügiger Laird und so bekamen seine Bediensteten nur das Nötigste.

      Sean rannte so schnell er konnte nach Hause, völlig verwirrt aufgrund der unerwarteten Begegnung. Zum Glück hatte niemand das Fehlen des kleinen Ausreißers bemerkt, bevor dieser wieder in sein Schlafgemach schlüpfte. Der wagemutige Ausflug blieb ohne negative Konsequenzen für Sean. Er dachte euphorisch an den Jungen im Stall.

       Ob ich ihn bald wiedersehen werde? Und warum kennt mich seine Mutter?

      Zwei

      - 1689 -

      Sean war glücklich. Er schaute wieder einmal aus seinem Fenster, doch er hatte nicht mehr diese zermürbende Sehnsucht nach Gesellschaft und Dazugehörigkeit in sich.

      Drei Jahre waren ins Land gegangen und ja: Sean hatte Arthur wiedergesehen. Sogar ziemlich oft.

      In den letzten drei Jahren gab es viele Veränderungen in Seans Leben.

      Er hatte neue Freunde gewonnen. Nun war es nicht mehr nur der alte Angus, zu dem er eine nähere Beziehung außerhalb seiner Familie pflegte, sondern vor allem die Familie Burton, Arthurs Familie. Fiona, die Zofe seiner Mutter war doch tatsächlich Arthurs Mutter! Sean wusste zuvor nichts über ihre Familie, sie war ja nur eine Angestellte.

      Nach seinem Ausflug damals in die Stallungen hatte Sean fieberhaft nach einer Möglichkeit gesucht, diesen sympathischen Jungen wiederzusehen. Etwas mutiger geworden, befragte er seine Eltern eines Tages zu den Kindern auf Dunnottar Castle.

      „Warum interessieren dich plötzlich diese Kinder?“, hatte seine Mutter Raelyn ihn gefragt. „Du bist etwas Besseres, Sean.“

      „Aber Mutter“, widersprach er zum ersten Mal, „Ich beobachte sie schon lange. Sie sind so fröhlich, besonders der eine Junge, der mit den halb langen blonden Haaren.“

      „Ich habe keine Ahnung, wen du meinst“, sagte seine Mutter abwehrend.

      Sean ließ enttäuscht den Kopf hängen.

      Da trat unerwartet Raelyns Zofe zum Tisch, die während des Essens im Hintergrund auf Anweisungen ihrer Herrin gewartet hatte. Sie räusperte sich schüchtern und signalisierte damit, dass sie zu sprechen wünschte.

      „Ja, Fiona?“, sprach die Lady von Dunnottar Castle gebieterisch.

      „Mylady, wenn ich etwas dazu sagen darf: der junge Laird meint sicher meinen Jungen, Arthur.“ Damit knickste sie vor der Lairdschaft und senkte wieder den Blick.

      „Ja genau! Arthur heißt er!“ Sean war aufgeregt von seinem Stuhl aufgesprungen und schaute erwartungsvoll zwischen seinen Eltern und der Zofe hin und her.

      „Setz dich, Junge.“ Sein Vater Alistair hatte streng das Wort ergriffen. „Was ist das für eine Aufregung? Und woher kennst du denn den Namen des Jungen?“

      Die dunkelbraunen Augen des Lairds strahlten eine Mischung aus Neugier, Belustigung und Zorn aus.

      Sean schoss die Schamröte ins Gesicht. Mist! Jetzt habe ich mich doch verraten. Mühsam suchte er nach einer Antwort: „Ähm… Ich war einmal mit Maiga auf dem Hof und die Kinder spielten gerade. Und da ist zufällig sein Name gefallen. Darf ich ihn kennenlernen? Bitte! Er ist doch der Sohn von Fiona und wir mögen Fiona.“

      Man konnte in Raelyns Gesicht deutlich erkennen, dass sie zwiegespalten war. Sie schätzte Fiona als eine durchaus ehrbare und anständige Person ein und sie respektierte diese Frau als ihre Zofe, doch trotzdem gehörte sie zum einfachen Volk.

      „Ich werde es mir überlegen und jetzt Ende der Diskussion“, ertönte die ernste Stimme der Lady.

      „Vielen Dank, Mutter.“

      Sean freute sich sehr über diesen kleinen Triumph und wusste, dass dieses Thema noch nicht beendet war. Er fragte höflich, ob er sich entfernen dürfe und ging vergnügt zu seinem Zimmer. Fiona, die sich wieder im Hintergrund hielt, lächelte. Sie mochte Sean und würde sich über eine Freundschaft der beiden Jungen freuen. Alistair lächelte ebenfalls. Er war erstaunt über den aufkommenden Mut seines Sohnes, gegen seine Mutter zu rebellieren. Alistair befand sich seinerseits nicht völlig im Einklang mit der Erziehungsweise seiner Gemahlin und wünschte sich für seinen Sohn schon seit Längerem mehr Freiheiten und Selbstbestimmung. Schließlich würde Sean einmal der Laird von Dunnottar Castle sein. Doch Alistair fehlte oft selbst der Mut, seiner Gattin zu widersprechen.

      Als sich ein paar Tage später die Familie McCunham beim Mittagsmahl traf, verkündete Seans Mutter mit gemischten Gefühlen: „Also gut, Sean, du darfst dich mit Fionas Sohn treffen, aber nur unter Aufsicht, versteht sich.“

      Sean stand vor Staunen der Mund offen.

      „Danke!“

      Sean sprang auf, umarmte seine überrumpelte Mutter und dann seinen Vater, der sich über die stürmische und ungewohnte Vertrautheit seines Sohnes freute.

      Raelyn strich ihr Kleid glatt, nestelte an ihrer Frisur herum und sagte