Schwur auf Rache. Carola Schierz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Carola Schierz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738049206
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und äugte immer wieder vorsichtig zu ihnen herüber. Die Kaltensteiner waren es schon gewöhnt, dass das Mädchen immer eine Zeit brauchte, um sich zu öffnen und winkten ihr nur kurz zu. Falko seinerseits musterte sie aufmerksam. Luise war ein ausgesprochen hübsches Mädchen. Sie hatte langes rotbraunes Haar, eine kleine Stupsnase und einen süßen Schmollmund. Das Auffälligste aber waren ihre ungewöhnlich grünen Augen. Jeder, der sie zum ersten Mal sah, wurde von ihrem Blick gefesselt, fast so, als würde das Kind hypnotische Fähigkeiten besitzen.

      Bei einer Tasse Tee und etwas Gebäck plauderte die kleine Gesellschaft über alles, was sich in der Zeit seit ihrem letzten Zusammentreffen ereignet hatte.

      „Was machen die Geschäfte?“, erkundigte sich Fürst Siegmund irgendwann interessiert bei seinem Vetter. Er war ein hagerer Mann Ende dreißig, mit dunklem Haar und einem dichten Vollbart. Sein Blick wirkte kühl und durchdringend, auch wenn er immer sehr freundlich schien. Fürst Friedrich dagegen hatte, genau wie sein Ältester, dunkelblondes leicht gelocktes Haar. Oft fiel es ihm störrisch ins Gesicht und ließ ihn noch immer sehr jugendlich wirken.

      „Alles zum Besten. Wir hatten im letzten Jahr eine Rekordernte und die Einkünfte aus den Märkten können sich auch sehen lassen, wie du selbst weißt. Wir werden unseren Kindern, sollte uns das Glück weiter so hold sein, ein stattliches Erbe hinterlassen!“

      Bei den letzten Worten des Vaters schaute Falko peinlich berührt auf seinen Teller. Dann hob er den Blick und begegnete den grünen Augen. Luise schaute ihn mit einem breiten Grinsen an. Im Gegensatz zu ihm liebte sie es, wenn dieses Thema zur Sprache kam. Dann fühlte sie sich wichtig und das wiederum mochte das verwöhnte Mädchen besonders gern. Falkos Schwestern kicherten albern, was seinem Wohlbefinden nicht gerade dienlich war.

      „Das klingt sehr zufriedenstellend, mein Lieber!“, antworte Siegmund und lächelte. „Lass uns in die Bibliothek gehen und detaillierter darüber reden. Die Damen langweilen sich bei geschäftlichen Themen doch nur und ich habe noch einige Fragen an dich!“ Mit einem entschuldigenden Blick zu ihren Frauen, erhoben sich die Männer und verließen den Raum.

      „Und schon haben sie uns wieder verlassen“, stöhnte Dora resigniert auf. Sie war eine kleine, eher rundliche Person, mit einem sehr hübschen Gesicht und dem gleichen rotbraunen Haar wie Luise. „Ich bekomme Siegmund in letzter Zeit kaum noch zu sehen. Er hat immerzu irgendeine Besprechung und wenn er dann einmal bei mir ist, hängt er ständig seinen Gedanken nach.“

      Katharina, eine große schlanke Frau mit edlen Zügen, strich sich eine blonde Strähne aus der Stirn und sah sie mitleidig an. „Nun, meine Liebe, wir werden uns wohl damit abfinden müssen, dass unsere Männer mit Leib und Seele ihren Pflichten nachgehen. Aber lass uns das Beste daraus machen. Ich hätte Lust, noch auf einen Spaziergang um die Burg zu gehen. Nach der langen Fahrt wäre ein bisschen Bewegung sehr angenehm und die Kinder könnten noch ein wenig herumtollen.“

      Dora fand die Idee gut. Sie mochte Katharina sehr und verbrachte gern Zeit mit ihr. Es war wunderbares Wetter und die Sonne stand noch recht hoch am Himmel.

      Siegmund und Dora hatten die alte Burg aufwändig renovieren lassen und sich so ein behagliches Heim geschaffen. Blickpunkt in fast jedem der Räume waren die kunstvoll gestalteten Kamine. Verschiedene Meister der Bildhauerzunft hatten sich hier verewigt. Alle Wände erstrahlten in hellem Weiß, so dass man dadurch über den spärlichen Lichteinfall hinweggetäuscht wurde. Die Einrichtung war zum größten Teil im Jagdstil gehalten und an den Wänden befanden sich zahlreiche Trophäen von Siegmunds erfolgreichen Fährtengängen.

      Durch das große Eichenportal verließen sie die Burg. Von der Sonne geblendet kniff Falko die Augen zusammen. Marie und Klara, seine Schwestern, liefen sofort voraus und spielten Fangen. Die beiden Damen waren in allgemeinem Klatsch vertieft und Falko ließ sich etwas zurückfallen, um seine Ruhe zu haben. Zu seinem Leidwesen musste er feststellen, dass Luise nicht von seiner Seite wich.

      „Willst du nicht ein wenig mit den Mädchen spielen?“, fragte er sie genervt.

      Sie ließ sich durch seine abweisende Haltung nicht beirren. „Nein, ich bleibe lieber bei dir!“ Mit der Hand wies sie auf das Stoffsäckchen an seinem Gürtel. „Was hast du da drin? Zeig es mir! - Bitte!“

      „Nein, das geht dich nichts an! Das ist Männersache!“ Um seine Worte zu unterstreichen legte er schützend eine Hand über seinen Schatz.

      Schmollend blickten ihn die smaragdgrünen Augen an.

      'Wie eine Hexe!', dachte er bei sich, konnte aber nicht mehr ganz so hart bleiben. „Vielleicht zeige ich es dir ja ein andermal.“

      Das schien das Mädchen ein wenig zu versöhnen. „Wie gefällt dir mein Kleid?“, fragte sie ein wenig zu keck für ihr Alter.

      Falko zog die Stirn in Falten. Was interessierte ihn ihre Garderobe? Mürrisch zuckte er mit den Schultern. „Ganz nett. Ist mir aber ziemlich egal.“

      Luise schien das nicht gehört zu haben, denn sie sprach schnell weiter. „Übermorgen in acht Jahren werde ich siebzehn! Dann werden wir beide heiraten und ich werde bestimmt die schönste Braut auf der ganzen Welt sein.“

      „Kann sein“, antwortete er desinteressiert. Es war ihm egal, wie sie irgendwann als Braut aussah. Für ihn war das Ganze nur eine Art Pflichterfüllung, an der man nicht vorbeikam, wenn man erwachsen wurde.

      „Dann werden wir für immer und ewig zusammen sein. Freust du dich schon?“, schwärmte sie weiter.

      Falko stöhnte auf. Bei dem Gedanken allein, bekam er schon Panik. „Hör zu, ich habe jetzt wirklich keine Lust zum Reden. Außerdem werden wir überhaupt nicht viel zusammen sein, denn ich bin später ein großer Kriegsherr und fast nie zu Hause.“

      Nun war Luise doch gekränkt und redete für den Rest des Tages kein Wort mehr mit ihm. Falko war damit zufrieden und beachtete sie nicht weiter.

      Nach dem Abendessen las Luises Mutter allen noch ein wenig aus einem Buch vor. Dann wurden die Kinder zu Bett geschickt. Falkos Familie bewohnte drei der Gästezimmer. Eines seine Eltern, eines teilten sich Marie und Klara und zu seiner Freude hatte er das dritte ganz für sich allein. Im Bett packte er sofort seine hölzernen Freunde aus und spielte mit ihnen eine Schlacht nach. Immer wieder musste er den einen oder anderen Krieger zwischen den dicken Daunendecken suchen. Dann verstaute er sie alle wieder in das Säckchen und schob es unter sein Kopfkissen.

      Am nächsten Morgen erwachte Falko, als die Magd mit frischem Waschwasser hereinkam und die Vorhänge öffnete.

      „Eure Mutter lässt ausrichten, dass sie den jungen Herren zum Frühstück im Speisezimmer erwartet.“ Das Mädchen deutete einen Knicks an und verließ den Raum. Mit hochgereckten Armen ging Falko ans Fenster und streckte sich. Auch heute war das Wetter wunderbar. Sein Blick fiel auf den kleinen Teich im Burggelände und er beschloss, sich nach dem Frühstück heimlich davonzustehlen, um dort ungestört spielen zu können.

      Genau das tat er dann auch. Nur seiner Mutter flüsterte er unter dem Siegel der Verschwiegenheit seinen Plan zu, damit sie sich keine Sorgen machte. Diese verstand ihren Sohn nur zu gut und sah ihm lächelnd nach.

      Es wurde ein recht heißer Vormittag und Falko setzte sich zwischen die Büsche ans Ufer. Mit den Füßen im Wasser genoss er die Ruhe und spielte mit seiner Armee. Er war so in sein Spiel vertieft, dass er gar nicht bemerkte, wie sich Luise heranschlich. Das Mädchen hatte ihn zunächst in der Burg gesucht und dann von einem Fenster aus gesehen.

      „Hier hast du dich also versteckt! Aber ich habe dich doch gefunden. Ätsch!“ Undamenhaft steckte sie ihm die Zunge heraus. Dann fiel ihr Blick auf die kleinen Figuren. „Waren die in dem Säckchen drin?“ Neugierig trat sie näher.

      Da es nun eh keinen Sinn mehr hatte die Truppe zu verstecken, setzte er eine wichtige Miene auf und begann zu erklären: „Das ist meine Armee. Der hier ist der Hauptmann Parsifal. Das andere sind seine treuen Soldaten. Ich bin ihr Oberbefehlshaber!“

      Verständnislos blickte Luise auf die Figuren. „Willst du darum später unbedingt in den Krieg ziehen? Ich finde das furchtbar! Meine Mutter sagt, im