Avenae. Lisa W. Barbara. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lisa W. Barbara
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754182161
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dann sowas?

      "Na gut, ist mir doch egal."

      Was bildete sie sich denn ein?

      Darauf erwiderte das Mädchen nichts mehr, was auch besser für sie war, denn ich würde diese Diskussion ohnehin gewinnen.

      „Du bist Avenae, hab ich Recht?“

      Jetzt war ich ziemlich verwirrt. Woher in Gottes Namen kannte sie denn meinen Namen?

      "Es ist sehr unhöflich Menschen einfach so auszuspionieren, wenn man nicht mal den eigenen Namen preisgibt."

      "Oh, du hast nicht gefragt", meinte sie.

      Richtig. Sie hatte dieses Duell gewonnen, wenn auch nicht auf faire Art. Aber was war schon fair?

      Also gut, dann ließ ich ihr halt den Spaß und nickte.

      „Mein Name ist Vivienne."

      Ich musste mich ziemlich zurückhalten, um nicht laut los zu prusten. Doch irgendwie gelang es mir nicht so ganz und ich brach in großes Gelächter aus, was nicht lange anhielt, da sie mich über die Schulter anstarrte.

      "Fifi?", fragte ich unter meinem prustenden Gelächter.

      "Nein, Vivienne. Nicht Fifi. Sei nicht so albern."

      Sie war ziemlich sauer. Aber ich konnte einfach nicht anders.

      Vivienne. Fifi. Braves Hündchen.

      "Und bist du heute schon Gassi gegangen, Fifi?"

      Sie starrte mich an. Doch meine Worte hatten nicht die gewünschte Wirkung, denn sie ignorierte meinen spöttischen Tonfall und stand auf.

      "Sehr lustig. Aber im Gegensatz zu dir habe ich schon geduscht und rieche also nicht nach Hund."

      Zwei zu Null für sie. Verdammt, wenn sie so weitermachte, dann verlor ich womöglich noch meinen guten Ruf.

      Ich musste ziemlich bescheuert aussehen, denn sie lachte laut und zufrieden auf.

      „Das tut mir leid mit deinem Hals. Das wollte ich nicht."

      Ja sicher, Hündchen.

      Sie warf mir ein Pflaster zu. Ich fing es auf, wenn auch ziemlich ungeschickt. Wütend, dass sie es mir so blöd zugeworfen hatte, ging ich an den Spiegel, wusch mir das Blut weg, wobei ich schön brav an ein schönes Croissant mit vieeeel Marmelade dachte und klebte mir das Pflaster mit kleinen Kätzchen an die Stelle, wo das Messer meine Haut aufgeschnitten hatte.

      "Ein bescheuerteres hast du nicht mehr gefunden, oder?"

      "Oh, ich finde es passt ganz gut zu dir."

      Verdammt, Drei zu Null für sie.

      "Danke Fifi."

      "Nenn mich nicht Fifi", sagte sie ruhig, wenn auch in ihrer Stimme ein bisschen Ärger zu hören war. Hah, Drei zu Eins.

      Sie drückte sich von der Wand weg und packte ihre Sachen zusammen.

      "Dusch dich lieber mal", meinte sie und drückte mir meinen Föhn in die Hand.

      Ich schaute an mir herunter. Meine Jacke und die Jeans konnte ich vergessen. Na toll. Sie waren mit kleinen Blutstropfen übersäht und da ich nicht wollte, dass man mich einsperrte weil man mich für eine Mörderin oder so was in der Art hielt, fing ich an mich auszuziehen. Ich würgte erneut und als ich nur noch in dem Top dastand, drehte ich mich um und lief zu meiner Wohnung.

      Naja egal. Ich würde ihr die Sachen einfach vor die Tür legen. Und wehe ich bekomm sie nicht sauber wieder zurück.

      Dann würde ich halt heute mal mein neues Kleid einweihen, das ich mir letzte Woche gekauft hatte. 49,99 Euro, zwar kein Schnäppchen aber was leistet man sich schon im Leben.

      Hoffentlich begegnet mir keiner, in meinem lächerlichen Aufzug. Und wie sollte es auch anders sein, ging die Nebentür von mir auf und ein junger Mann trat heraus, gerade, als ich den Zweitschlüssel unter einem kleinen Blumentopf hervorzog.

      Er blickte mich verwirrt und belustigt an.

      "Kein Wort", schnauzte ich ihn an und er hob kapitulierend die Arme und lehnte sich in den Türrahmen.

      "Kann ich dir irgendwie helfen?"

      Natürlich.

      "Seh ich vielleicht so aus? Hast du mal einen Spiegel?"

      Als er mich verwirrt ansah, meinte ich seufzend: "Ich wollte nur nachsehen, ob auf meiner Stirn hilfsbedürftiges Mädchen in Not steht."

      Das Lächeln, das er aufsetzte, während er mich beobachtete, brachte mich zum rasen.

      "Hast du nicht was zu tun? Vielleicht kleine Hündchen in Not vor bösen Katzen retten?"

      Oh verdammt, andersrum. Naja, egal, solange er meinen lahmen Witz verstand.

      "Nein, aber ich wollte dir eigentlich nur das Päckchen geben, das gerade für dich abgegeben worden ist, Avenae."

      Ah, dann war es also der Postbote, der geklingelt hatte. Anscheinend war ich ihm zu langsam gewesen und er hatte es meinem Nachbarn gegeben, der offensichtlich ein Neugierdeproblem hatte und nicht mal die Post der Nachbarn in Ruhe lassen konnte.

      "Oh vielen Dank. Du kannst es mir ruhig geben."

      Da ich kein Päckchen sah, war ich im ersten Moment verwirrt. Doch dann zog er es hinter der Tür hervor. Es war klein. Sehr klein. Wenn nicht zu sagen winzig.

      "Du bist doch die Kleine aus dem Red oder?"

      Wunderbar. Warum lasse ich mir nicht gleich meinen Lebenslauf auf mein Gesicht tätowieren?

      "Ja, stell dir vor."

      Er reichte mir das Paket und ich wollte danach greifen, doch er zog es wieder weg.

      "Ich heiße Tom. Du wohnst schon eine ganze Weile hier oder? Ich bin erst in dieses Haus gezogen, davor hab ich in Berlin gewohnt, aber das erzähl ich dir wann anders. Schade, dass wir uns bisher noch nicht kennengelernt haben. Wie wärs, wenn du später nach der Arbeit rüberkommst und wir ein bisschen feiern? Sozusagen als Einstand?"

      Was bildete er sich ein? Das gibt’s doch nicht? Meinte er ernsthaft, dass ich ja sagen würde?

      Wütend entriss ich ihm das Päckchen, während er mir lächelnd in die Augen sah und ich ging zu meiner Tür, wobei endlich das Schloss aufsprang und ich hinein schlüpfte.

      Fluchend pfefferte ich alles in eine Ecke und holte aus meinem Schrank mein neues Kleid heraus. Es war wunderschön, strahlend weiß und Spitze am Saum.

      Ich ging in mein Bad und duschte ausgiebig. Danach föhnte ich mir die Haare und zog mich an.

      Mein Blick streifte die Uhr. Ojee, in zehn Minuten sollte eigentlich mein Laden offen sein.

      Hastig griff ich nach der braunen Umhängetasche und stopfte eine Wasserflasche hinein. Gottseidank hatte ich immer alles in der Tasche, wenn es mal wieder schnell gehen musste, so wie jeden Tag eigentlich.

      Dann griff ich nach meinem großen Schlüsselbund, rannte in Richtung Tür, wobei ich über etwas stolperte und zum zweiten Mal heute Morgen hinfiel. An manchen Tagen sollte man einfach im Bett bleiben, dachte ich seufzend, blickte nach unten und sah das Päckchen und die Post. Richtig. Ich hob es hoch, packte es in meine Tasche und hob die Post auf, während ich aufstand. Rechnung, Rechnung, Rechnung, ein Katalog, noch eine Rechnung. Landete alles auf den Boden. Na toll. Ich bin ja so einsam.

      Hinter mir schloss ich die Tür ab und hatte keine Zeit mehr auf den Aufzug zu warten (wo ich eh nur gezwungenermaßen hinauf fuhr; blöde Klaustrophobie) und rannte alle sieben Stockwerke hinunter. Für die Figur konnte es ja nicht schaden. Draußen hatte ich wieder Probleme mit dem blöden Fahrradschloss, bekam es dann doch auf und ich fuhr los.

      Gerade noch rechtzeitig, nachdem ich ein langsames Polizeiauto überholte, kam ich zu meinem kleinen Stand. Ich fuhr beinahe den Postboten über den Haufen.

      "Oh, sorry."

      Keuchend