Avenae. Lisa W. Barbara. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lisa W. Barbara
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754182161
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doch als ich nichts und niemanden sah, den ich zusammenstauchen konnte, wollte ich wieder in meine Wohnung gehen, als ein Geräusch an meine Ohren drang. Es war ein Wimmern, fast nicht zu hören, aber es war so bittend, dass ich einfach nachsehen musste.

      Da ich einer der größten Angsthasen war, den es auf der Welt gibt, griff ich nach meinem Föhn, der an meiner Tür hing, nur um ganz sicher zu gehen, dass sich nicht ein Irrer auf mich stürzte.

      Ich zog die Tür hinter mir zu, wobei ich im Eifer einen Schlüssel vergessen hatte, was mir fast jeden Tag passierte, fluchte leise und schlich die Treppen hinunter.

      Keiner begegnete mir auf meinem Weg. Gelegentlich hörte ich jemanden hinter einer Tür schnarchen oder im Schlaf murmeln.

      Dann, im fünften Stock erblickte ich die Wohnung, deren Türe nur leicht angelehnt war.

      Ich atmete langsam durch, straffte die Schultern, hob den Föhn kampfbereit vor mich hoch und drückte die Tür auf. Immerhin bin ich sehr mutig, sagte ich mir, doch ich wusste, dass es nicht stimmte. Ich konnte noch nicht mal in meiner eigenen Wohnung ohne Licht im Dunkeln aufs Klo gehen, so viel Schiss hatte ich. Wenn das nun ein Typ war, der nur darauf wartete, dass ein kleines Mädchen, deren einzige Waffe ihr Föhn war, den Raum betrat, um sich an ihr zu vergreifen? Ich wusste nicht mal, ob ich den Mut besaß, jemanden ins Gesicht zu schlagen, wenn ich spüren konnte, dass ihm die Nase brach.

      Eigentlich war ich fest davon überzeugt, rückwärts wieder den Raum zu verlassen, doch ich hörte plötzlich wieder dieses Geräusch. Es war nicht mehr als ein kleiner Schluchzer, aber immerhin, ich hörte es.

      Langsam schlich ich um die Ecke und drückte mich an die Wand um nicht gesehen zu werden. Man, hatte ich vielleicht Angst.

      Vorsichtig lugte ich hinter der Ecke hervor. Dort stand ein Mädchen im Bad mit dem Rücken zu mir gewandt. Ich sah ihr Gesicht im Spiegel, es war schmerzverzerrt. Sie hatte schwarze lange gewellte Haare und helle Haut. Ich hatte sie noch nie gesehen.

      Aufgrund ihres Schluchzens wollte ich zu ihr gehen, doch dann fiel mir wieder ihr Gesicht auf. Sie blickte auf etwas, dass sie in der Hand hielt und ihr offensichtlich diese Schmerzen zuzog, doch ich konnte nicht erkennen was es war. Um besser sehen zu können, machte ich einen Schritt nach vorne, was ein Fehler gewesen war. Das Mädchen wirbelte herum und sah mir direkt in die Augen. Mein Atem stockte. Ein Auge war blau und eines war dunkelbraun, zwar nichts schlimmes, aber es war seltsam und irgendwie machte mir das noch mehr Angst. Sie durchbohrte mich mit ihrem Blick. Feindselig starrte sie mich an. Nur mühsam konnte ich mich von ihrem fesselnden Blick losreisen, um einen Moment später auf ihre Hände zu starren. In der rechten Hand hielt sie ein kleines Messer, das nun auf mich gerichtet war.

      Ich hatte keine Ahnung, was sie machte, dann sah ich die Wunde. Doch bevor ich zu ihr gehen konnte, würgte ich und mir wurde schlecht. Ich konnte kein Blut sehen.

      Wie perplex stand ich da, als sie auf mich zustürmte und mich zu Boden schmiss. Sie drückte mir das Messer an den Hals. Ich riss erschrocken die Augen auf und wollte schreien, doch meiner Kehle entwich nur ein klägliches Gurren. Ich merkte schlagartig, dass das auch besser so war.

      „Einen Mucks und ich schneide dir die Kehle durch.“

      Das Mädchen sah bei diesen Worten sehr ernst aus. Doch ich musste etwas sagen.

      „Ich tu dir doch nichts“, versuchte ich und die kalte Klinge an meinem Hals wurde fester in meine Haut gedrückt. An der Stelle, wo das Messer meine Haut berührte wurde es nun warm und etwas rann an meinem Hals hinunter. Ich würgte, als ich den leicht salzigen Geruch vernahm und langsam konnte ich spüren, wie mein Geist meinen Körper verließ.

      „Was willst du dann hier?“

      „Kannst du bitte das Messer von meinem Hals wegnehmen? Du kannst mich ja weiter bedrohen, wenn's dir so viel Spaß macht, aber die einzige Waffe" ich deutete auf meinen Föhn, der nutzlos einige Meter weit weg lag und an den ich niemals kommen würde, "habe ich leider fallen gelassen und kann so keine Gefahr für dich darstellen.“

      Ich sprach schnell und der Druck auf meinem Hals verstärkte sich. Das Blut rann nun warm über meinen Hals und meine Augenlider flackerten.

      Dann wurde der Druck schwächer und ließ nach, als das Mädchen bemerkte, dass ich Recht hatte. Ich war keine Bedrohung für sie. Gottseidank. Ich konnte mich aufsetzen und meinen Hals berühren. Ein Schmerz durchzuckte mich und als ich die Hand vors Gesicht hob, sah ich daran rotes Blut kleben.

      Das Mädchen reichte mir ein Tuch. Ich drückte es dankbar auf meinen Hals um die Blutung zu stoppen. Mit einer Hand versuchte ich aufzustehen, doch das Mädchen drückte mich mit beiden Händen erneut auf den Boden. Ich sah sie an. Sie hielt immer noch das Messer in meine Richtung, an dem mein und der Wunde an ihrem Arm nach zu urteilen, auch ihr Blut klebte. Ihgitt, hoffentlich bekam ich kein AIDS oder sowas!

      „Es hat bei mir geklingelt, und als ich nachgesehen hatte, hab ich dich gehört. Ich wollte dir nur helfen!“

      Und plötzlich lachte das Mädchen laut auf. Es war kein fröhliches Lachen, sondern ein gequältes, ein bisschen hysterisches, schrilles Lachen.

      „Mir helfen?“, lachte das Mädchen mich aus.

      War sie verrückt? Na toll. Ausgerechnet ich steh hier mit einem psychopathischen Mädchen im Bad, war ja klar.

      „Wer hat dir das angetan?" Ich zeigte auf ihren Arm.

      Sie wandte den Blick ab.

      "Schon gut." Ich bekam unwillkürlich Mitleid mit dem Mädchen, das nun die Tränen zurückhalten musste, was allerdings ein bisschen unecht aussah, irgendwie gespielt.

      "Brauchst du Hilfe? Ich kenn ein paar Polizisten, zu denen kann ich dich bringen?"

      Sie schüttelte den Kopf. "Nein, damit kannst du mir nicht helfen, das muss ich allein durchstehen."

      "Aber…"

      "Lass es stecken."

      Das Mädchen schien die Verwirrung von meinem Gesicht ablesen zu können. Denn sie lächelte. Diesmal war es jedoch ein freundliches Lächeln.

      „Danke.“

      Ich zuckte mit den Schultern und nickte ihr zu.

      Das Mädchen blickte mir in die Augen. Sie ließ das Messer sinken und stand auf. Ich erhob mich ebenfalls. Sie ging zum Spiegel und legte das Messer in das Waschbecken.

      „Tut mir leid, dass ich dich bedroht hab. Ich dachte, sie kommen zurück… Und frag lieber nicht, wer sie sind, denn ich sag's dir nicht."

      "Okay, schon gut. Lass mal deinen Arm sehen.

      Oh, ich glaub das muss genäht werden. Du solltest in ein Krankenhaus gehen, sonst bekommst du eine hässliche Narbe. Würde zwar eh nichts an deinem Aussehen ändern, aber ich find Narben einfach nur hässlich..."

      Ich ignorierte den Würgereiz und nahm ein Handtuch. Vorsichtig tupfte ich ihr den Arm ab und spülte das Blut weg. Der Schnitt war zwar nicht sehr tief, doch ziemlich lang und es sah echt übel aus.

      "Nein, ich will keinen Arzt. Kannst du mir einfach nur einen Verband rummachen, dann geht’s schon wieder."

      Sie ging zum kleinen Schrank und holte einen Verband hervor. Ohne mir in die Augen zu blicken, reichte sie mir den Verband und hielt mir ihren Arm hin.

      "Na gut. Aber du versprichst mir, dass du morgen zum Arzt gehst?", versuchte ich erneut, während ich ihr den Arm verband.

      "Ich…", sie seufzte und gab auf. "… okay, ich versprech´s."

      "Sehr gut!", sagte ich erfreut.

      "So, das wärs. Also, willst du wirklich nicht reden? Vielleicht kann ich dir helfen?" Woow, Ave, heute bist du aber mal wieder sozial.

      Sie riss ihren Arm von mir weg und durchwühlte den Schrank.

      "Ach, du hast überhaupt keine Ahnung, also lass es einfach und geh wieder dahin zurück wo du hergekommen bist."

      Geschockt