DAS BÖSE BRINGT DEN TOD. Theo Gitzen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Theo Gitzen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754170823
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beobachtet hatte, verloren, lief er mit seinem leeren Korb die Treppe vom Hotel zu seinem Fahrrad hinunter und rempelte einen Mann an, der dort stand und sich scheinbar angeregt mit seiner Frau unterhielt.

      „Blödmann - kannst du nicht aufpassen“ – schnauzte ihn der gut gekleidete Mann an. Es waren nicht die ersten Worte die er auf Deutsch hörte. Auch wenn er mit „Blödmann“ nichts anfangen konnte, so merkte er doch, dass dies wohl nichts Gutes war. Die gut gekleidete, blonde Frau hingegen sagte nichts. Sie taxierte Junis, der wie angewurzelt dort stand, ganz langsam von oben bis unten. Er wollte sich entschuldigen, aber außer einem sorr… kam ihm nichts über die Lippen. Seine Augen klebten an dieser sehr gut gekleideten, eleganten und wunderschönen Frau. Die blonde Frau sprach kurz und scheinbar eindringlich mit dem (ihrem?) Mann. Der nickte abfällig und klopfte seinen Anzug ab. Jetzt drehte sich die Frau wieder zu Junis um, der immer noch wie aus Stein gemeißelt dastand und nicht in der Lage war sich zu bewegen.

      „Kannst du mich verstehen“ - fragte sie auf Deutsch und nach-dem er keine Reaktion zeigte, fragte sie ihn erneut auf Englisch.

      “Do you speak English?”

      Wie in Trance antwortete er – “Yes”.

      “Very good! Please come to this hotel tomorrow and ask for Miss Brigitte Wellmann from Germany”. Gleichzeitig schob sie ihm eine Visitenkarte in die Hand. „OK?“

      Junis nickte! Brigitte drehte sich um und verschwand im Hotel. Er war wie aufgedreht. Hatte die halbe Nacht nicht schlafen können. Irgendetwas in ihm spielte verrückt. Sie, diese blonde, fremde Schönheit ging ihm nicht aus dem Kopf. Doch insgeheim sagte er sich; sicherlich ist sie mit diesem Lackaffen verheiratet und hat eh kein Auge für dich. Als er am nächsten Tag im Hotel nach Brigitte aus Germany fragte, wurde er gebeten, in der Lobby Platz zu nehmen. Noch nie hatte er eine solch feudale Umgebung aus einem Sessel heraus in Ruhe betrachten können. Wurde er doch sonst, wenn er seine Brote lieferte, immer am Empfang bedient. Er beobachtet Männer in Anzügen mit Ledertaschen, Frauen in tollen, farbigen Kleidern mit hohen Stöckelschuhen und reichlich Schmuck um den Hals. Was für eine feudale Gesellschaft. Insgeheim wünschte er sich nichts sehnlicher als dazu zu gehören.

      “Hello, nice that you have followed my invitation” - hörte er die Stimme hinter sich. Erschrocken drehte er sich um. Sie war noch hübscher und aufregender als gestern. Sein Blick fiel auf ihre langen, schlanken Beine, die in hohen Stöckelschuhen steckten und erst am Rocksaum, der ihre Knie bedeckte, endeten. Der Gedanke, wo sie wirklich enden würden, ließ ihn fast ohnmächtig werden.

      Brigitte, die seine abtastenden Blicke förmlich auf ihrem Körper spürte, was sie keineswegs als unangenehm empfand, streckte ihm mit einem leichten Lächeln um die Mundwinkel ihre Hand entgegen.

      „Ich bin Brigitte Wellmann und die Sekretärin von GK-Cologne aus Köln.-Germany. GK steht für Groß-Küchen“ - ergänzte sie.

      Ein wenig irritiert von diesem jungen Mann, der sie so unver-hohlen, ja fast ausziehend anschaute, kam sie jedoch ohne Umschweife direkt zur Sache.

      „Wir sind eine deutsche Firma und vertreiben Großküchen und Küchengeräte weltweit. Jetzt starten wir auch mit einer Filiale in Beirut. Dazu brauchen wir einen Mann der sich auskennt und uns zu vielen Firmen, Hotels und Speiseein-richtungen als Dolmetscher und Fremdenführer begleitet“. - ist das was für sie?“ - fragte Brigitte Junis nachdem sie ihre Firma beschrieben hatte. „Wir zahlen 500 DM, das sind so ca. 300 $/pro Monat“. -überlegen sie es sich – wenn ja, dann geht’s ab Übermorgen los. Sie finden mich hier im Hotel“. Gab ihm die Hand - und wie sie gekommen war, so verschwand sie auch wieder.

      Junis hatte zwar nur die Hälfte verstanden, aber sein Entschluss stand fest. Er würde sein Leben ändern. Er würde ab jetzt keine Brote mehr ausfahren.

      Und da war noch etwas – „Brigitte“

      Brigitte wusste- Junis würde für sie arbeiten. Aber nicht nur, dass sie ihn als Kontaktmann brauchten, irgendwie fand sie diesen Junis hübsch und seine Augen wirkten an- und aus- ziehend zugleich und irritierten sie ein wenig.

      Was sie jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte, es sollte der Beginn einer intensiven Liebe werden.

      Die Freundinnen

      Die Familien standen eng zusammen und verstanden sich ausge-zeichnet. Während Halim und Fadi sich vorrangig um den Aufbau ihres Geschäftes kümmerten, versorgten die beiden Frauen Halima und Elena nicht nur den Haushalt, sondern übernahmen auch die Erziehung ihrer Kinder. Wovon allein Halim und Halima mit den Zwillingen „Jasin und Fatima“ und dem Nachzügler „Junis“, insgesamt drei beitrugen, während Fadi und Elena mit „Leila“ nur eine Tochter zur Welt gebracht hatten.

      Fatima und Leila waren wie Schwestern. Sie waren nicht nur gleich alt, sie hatten auch immer nur Blödsinn im Kopf. So erzählten sie Kunden, denen sie das frisch gebackene Brot auslieferten, das sie damit dreimal um die Moschee in Minet ee-Mosn gelaufen seien und es nun geweiht sei und glücklich mache. Oder sie schickten ihre Freundinnen zum Schweizer Käseladen um sieben Käselöcher zu kaufen. Dass die Freundinnen sich dann regelmäßig mit einer großen, schweren und verschlossenen Holzkiste voller „NICHTS“ abquälten, um sie in die Bäckerei zu bringen, lag zum einen daran, dass sie Fadi und den Besitzer der Käserei mit ihrem kindlichen Charme um den Finger gewickelt und beide quasi zu Komplizen gemacht hatten. Das lag aber nur daran, dass diese ebenfalls einen riesigen Spaß hatten, die anderen Kinder hinters Licht zu führen. Auch jetzt im Alter von neunzehn Jahren besaßen sie immer noch den Schelm in ihren Augen und ihr Lächeln hatte nicht an Kraft verloren.

      Jasin hingegen war ein sehr ruhiger und bescheidener Junge. Er erledigte seine Aufgaben, die ihm seine Eltern oder auch Fadi auftrugen, mit viel Hingabe und einem unendlichen Eifer. Während er sich mit seiner Schwester des Öfteren heftig stritt, verstand er sich mit Leila komischerweise sehr gut. Sie nörgelte nie an ihm herum und half ihm auch immer, wenn er mal in Verzug mit seinen Aufgaben war. Irgendwie suchten sie immer die Nähe des anderen. Und so wurde aus einer Kinderfreund-schaft echte Liebe.

      Drei Jahre zuvor, steckten Jasin und Leila mitten in der Pubertät. Ohne es zu begreifen, entwickelte sich bei beiden ein immer stärker werdender Wunsch den anderen zu berühren und auch zu küssen. Aber keiner traute sich den ersten Schritt zu machen.

      Bis zu dem Tag, als beide Elternpaare einen Termin bei einem großen Makler bezüglich einer Geschäftserweiterung hatten.

      Die Arbeit war erledigt und bis auf Jasin und Leila auch niemand mehr im Hause. Sie saßen wie immer nach der Arbeit im Innenhof des Hauses auf weichen Kissen und tranken Tee. Plötzlich stand Jasin auf und verschwand ohne etwas zu sagen im Haus. Leila machte sich darüber keine Gedanken. Bis er wieder vor ihr stand. In seiner rechten Hand hielt er eine Flasche „deutschen Sekt“ und in der linken ein Wasserglas. Seine Augen leuchteten und ein verschmitztes Lächeln huschte über sein Gesicht.

      „Was willst du damit und wo hast du das her“ - fragte Leila.

      „Los- Bring es wieder weg!“

      „Ich hab’s von Junis“. Er sagt, es ist wie ein Zaubertrank. Er hätte es probiert und danach ….“

      „Sei still - Ich will’s nichts davon hören. - sicherlich ist da Alkohol drin“.

      Plopp – Leila erschrak, hatte Junis doch einfach die Flasche geöffnet. Jetzt füllte er das Wasserglas bis zum Rande voll und hielt es ihr hin.

      „Ich will nicht“ - sie drehte scheinbar angewidert ab

      „Schau doch wie schön es prickelt und wie es duftet“ - flüsterte Jasin.

      Langsam drehte sie sich zu ihm um. Schaute auf das Glas und dann in seine Augen. Da war so etwas Tiefes, etwas was ihr sagte – tu es und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie nahm das Glas und trank einen großen Schluck

      „iih“ – sie schüttelte sich, was war das für ein scharfes Zeug.

      „puuuh – was ist das denn?“ -sie schüttelte sich erneut und verzog