Du in meinem Kopf. Ewa A.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ewa A.
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783754184882
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sah mich um, doch außer meiner Freundin und mir war niemand in unserer Nähe. Seltsam!

       Zur Hölle, wieso bewegt sich meinen Kopf? Ich will das nicht. Wer, wer macht das? Und wer spricht da?

      »Hey, nein, wer spricht da? Wer und wo bist du?«, rief ich gereizt. Doch ich bekam keine Antwort. Da stand nur Sam vor mir, die mich beobachtete, als sei ich eine Irre.

      »Wer soll sprechen? Hier ist niemand außer uns. Nur du und ich.«

       Der rote Lockenkopf?Fuck! Wo kommt die denn auf einmal her? Wieso redet die mit mir, als würde sie mich kennen? Moment mal ... War das gerade meine Stimme? Aber ... ich habe wie ein Mädchen geklungen. Das kann doch gar nicht sein, denn erstens bin ich ein Kerl und zweitens wollte ich das gar nicht sagen.

      Scheiße, scheiße, scheiße! Ich war wahnsinnig geworden. Mich hatte der Schlag getroffen und ich hörte eine fremde, fremde männliche Stimme in meinem Kopf. Nein, nein, nein. Das durfte nicht sein. Du wirst nicht verrückt, Hazel. Du wirst nicht schizophren! Ausgeschlossen! Das konnte ich jetzt nicht gebrauchen.

       Hazel?

      Sam legte ihre Hand auf meine Schulter. »Alles in Ordnung mit dir?«

      Ohne es zu beabsichtigen, schnappte ich grob ihre Finger. »Hey, was soll das? Lass das!«, polterte es angriffslustig aus meinem Mund.

      Erschrocken ließ ich Sam los und schlug mir die Hand vor den Mund. Scheiße, das hatte ich gar nicht gewollt.

      »Oh, entschuldige, ich rühr dich nie wieder an«, maulte Sam beleidigt. »Ich habe mir nur Sorgen um dich gemacht.«

       Ist Hazel das Mädchen mit der langen, braunen Mähne und den schmuddeligen Klamotten? Ich bin jetzt Schmuddel- Hazel?

      Ungewollt beugte ich plötzlich meinen Kopf und starrte auf meine Hände, die ich langsam vor meinen Augen drehte, als hätte ich sie noch nie zuvor gesehen. Dabei kannte ich jeden einzelnen der zehn Ringe, die ich an meinen Fingern trug. Ich wusste genau, welches der vielen Armbänder ich wann und wo gekauft hatte, die meine beiden Handgelenke bedeckten. Ich hatte sie heute Morgen angezogen. Mir war auch klar, dass der dunkelblaue Metalliclack bereits von meinen Fingernägeln abblätterte und sie noch kürzer wirken ließ. Auch die weißen Farbflecke auf meiner ausgefransten Jeans waren nichts Neues für mich. Beim letzten Projekt im Kunstkurs hatte ich mit zu flüssiger Farbe und einem breiten Pinsel hantiert.

       Oh nee! Ausgerechnet die? Wieso? Und warum überhaupt? Das kann doch nicht wirklich passieren. Das kann nur ein Traum sein. Verfluchte Scheiße, es muss ein Traum sein. Ja, genau. Als ich am Longshaw Peak stürzte, muss ich mir den Kopf angeschlagen haben. Ich träume das alles bloß. Ja, das ist die einzige Erklärung, die logisch klingt.

      O Gott, ich war wirklich ein Schizo und mein zweites Ich konnte mich nicht leiden! Es beleidigte mich sogar. Es nannte mich Schmuddel-Hazel. Eindeutig: Ich war ein Fall für den Psychiater. Ich sollte mir schleunigst einen suchen, bevor mir mein zweites Ich, also ich selbst, mir noch etwas antat.

       Du, du kannst meine Gedanken hören? Hazel, hörst du mich, obwohl ich nicht mal den Mund bewege?

      Oh, Hiiiilfe! Hiiiilfe! So helft mir doch! Ich musste ganz dringend zu einem Arzt! Und zwar so schnell wie nur möglich!

       Hazel, nein, warte, das ist nur ein Traum. Zwar ein ziemlich krasser, aber nicht die Wirklichkeit. Hoffe ich.

      In meiner Panik versuchte ich aufzustehen. Ich wollte vor der Stimme in meinem Inneren weglaufen, ihr entkommen. Aber mein Körper gehorchte mir nicht, wie er sollte. Es fühlte sich an, als könnte ich nur die rechte Hälfte bewegen. Die linke tat nichts, sie blieb bewegungslos am Boden hocken. Verdammt, hatte ich einen Schlaganfall? War das auch die Erklärung für die Stimme in meinem Kopf?

       Wir haben einen Schlaganfall? Nein, nein, das glaub ich nicht. Hazel, hör mir zu: Offensichtlich teilen wir uns deinen Körper und ich verfüge über eine Seite. Mann, das ist ja echt voll abgefahren. Das kann nur ein Traum sein.

      Oweia, jetzt nannte mein schizophrenes, männliches Ich mich schon beim Namen, lachte mich aus und glaubte, es würde träumen. Das war gar nicht gut.

       Ganz ruhig, Hazel. Ich habe verstanden. Du willst aufstehen? Gut, dann werde ich das jetzt auch tun – zusammen mit dir. Okay?

      »Sag mal, willst du da noch ewig am Boden hocken bleiben?« Ungeduldig stand Sam über mir.

      »Nein, das wollen wir nicht!«, purzelte es ungewollt aus meinem Mund.

      »Wir? Du redest jetzt in Mehrzahl von dir?« Sam zog ihre Augenbrauen in die Höhe. »Oh, Eure Majestät Hazel Penelope Brown. Langsam mach ich mir Sorgen, dass dich irgendetwas am Kopf erwischt hat. Ehrlich.«

      »Ich meinte natürlich: Ich will aufstehen«, beeilte ich mich, meine vorige, unbeabsichtigte Aussage zu korrigieren. Im Stillen bat ich: Liebes schizophrenes, männliches Ich, halt bitte, bitte einfach meine Klappe!

      Nach einem angstvollen Atemzug versuchte ich erneut aufzustehen. Obwohl ich spürte, dass ich keine Macht über das linke Bein und den Arm hatte, bewegten sie sich. Allerdings nicht so geschmeidig wie üblich, wie die auf der rechten Seite, sondern aufgeregt federnd als wäre diese Körperseite nervös. Ich kam mir vor wie eine fremdgesteuerte Marionette, deren linke Gliedmaßen an Fäden hängten. Dementsprechend unbeholfen kam mein Körper auch auf die Füße. Es brauchte Zeit und musste zum Brüllen aussehen, wie ich einseitig torkelnd aufstand.

       Also erstens: Hazel Penelope Brown - was ist das für ein komischer Name? Was Dümmeres ist deinen Eltern wohl nicht eingefallen, was? Und zweitens: Ich bin nicht dein schizophrenes, männliches Ich, sondern ein Kerl aus Fleisch und Blut. Okay, jetzt zwar gerade nicht, aber im Normalfall. Mein Name ist Connor Ward und offensichtlich habe ich einen Traum, in dem ich in deinen Körper verfrachtet wurde. Zwar komisch, dass ich ausgerechnet in deinem landen musste, da ich dich nur vom Sehen kenne. Aber womöglich liegt es daran, weil ich dich vorhin im Park mit deiner Freundin bemerkt habe. Denn wenn ich ehrlich bin, finde ich dich irgendwie niedlich. Du gehörst zwar zu den Freaks und wirkst irgendwie schmuddelig und abgerissen, allerdings auf eine verquere sexy Art. Ja, wahrscheinlich faszinierst du mich auf seltsame Weise und deswegen träume ich von dir.

      »Ah haha«, lachte ich panisch auf.

      »Was gibt es da zu lachen?«, fragte mich Sam und begutachtete mich noch immer mit einer Mischung aus Sorge und Wut.

      »Och, nichts«, stammelte ich.

      Connor Ward? Mein Ich hielt sich für Connor Ward und hielt mich für einen niedlichen, schmuddeligen Freak mit Sexappeal? Das war krass!

       Herrgott, hör mir doch mal zu: Ich bin nicht dein schizophrenes Ich. Ich bin kein Teil von dir. Du bist du, Hazel Penelope Brown, und ich bin ich, Connor Ward, der Kapitän der New Stamford Tigers.

      Ach, du heilige Scheiße, Connor Wards Geist war in meinen Körper gefahren? Wie? Und vor allen Dingen warum? Aber … das war doch unmöglich.

       Oh Mann, endlich hat sie es gerafft. Und offenbar ist es doch möglich – zumindest in meinem Traum. Alles was du dich fragst, frage ich mich auch, Hazel. Wieso träume ich? Weshalb bin ich gestürzt? Wo liegt mein Körper jetzt? Und noch viel wichtiger: Wie schwer bin ich verletzt? Oh heilige Scheiße, womöglich bin ich tot. Und das alles ist gar kein Traum, sondern real?

      »Gehen wir jetzt weiter oder willst du da noch Wurzeln schlagen?« Sams Stimme riss mich aus der aberwitzigen Unterhaltung, die sich in meinem Inneren abspielte. Mit erwartungsvoller Miene stand sie vor mir und gab mir mit den Händen ein Zeichen, dass ich vorwärtsgehen sollte.

      Ich zögerte, denn ich befürchtete, dass mein Körper mir wieder nur zur Hälfte gehorchen würde.

      »Ja, ist ja gut.« Vorsichtig versuchte ich einen ersten Schritt, dann den