Kishou IV. Michael Kornas-Danisch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Kornas-Danisch
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754909676
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Weg entlang, der einem Wagen Platz bot.

      Mit erhöhter Aufmerksamkeit nutzen sie die gewonnene Bequemlichkeit des Weges, der sich am Ende der großen Parzelle in verschiedene Richtung aufspaltete. Für Madame KA gab es hier offensichtlich keine Qual der Wahl. Wie selbstverständlich ritt sie in einen der Wege hinein, der halbrechts gelegen, in einen dichten Wald hinein führte, und sich alsbald verbreiterte. Die Fülle der Natur schien von nun an etwas geordneter. Es konnte aber auch täuschen, und nur dem Pfad geschuldet sein, der sich gradlinig durch das Gehölz schnitt. Tiefe Eindrücke von Wagenspuren zu beiden Seiten zeigten an, dass er häufig genutzt wurde.

      Nach einem längeren Anstieg und folgendem kürzeren Abstieg des Weges, stießen sie auf ein weiteres Feld, das dem Ersteren nicht unähnlich war. Es war allerdings um einiges größer – und es war hier gerade ein geschäftiges Treiben auf ihm zu erkennen. In einiger Entfernung waren mehrere Gestalten zu sehen, die sich in gebückter Haltung am Boden zu schaffen machten – ein höchst friedvoller Anblick, der auch in Kishou nicht die Spur einer Gefahr signalisierte. Sie hielten inne und blickten gespannt zu den dort Arbeitenden hinüber.

      „Boorh entscheidet: Breenen verdrängen dort das Allsein!“

      „Wieder ein Geistesblitz von dem Muskelträger!“, quäkt das Untere Squatsch leise. Er war aber selbst so sehr gespannt, dass er sogar die nun üblicherweise folgende Entschuldigung gegenüber Kishou vergaß.

      „Und jetzt?“, fragte Kishou.

      „Wir werden zu ihnen gehen, und sie befragen, was sich verhält in diesem Drom!“, stellte Habadam nüchtern fest.

      „So ist es entschieden!“, meinte Mo und stieg bereits von ihrem Biesel.

      Die anderen folgten ihrem Beispiel. Sie gingen noch ein Stück weit den Weg entlang, bis sie geradewegs zwischen den Reihen der Setzlinge auf die Breenen zumarschierten. Es waren sechs von ihnen, die dort mit irgend etwas in der Erde beschäftigt waren. Jetzt erhoben sie sich einer nach dem anderen – sie hatten wohl die Fremden bemerkt. Zunächst verhielten sie sich abwartend, und schauten den Ankömmlingen entgegen – dann aber machten sie auf der Stelle kehrt, und rannten unter lauten, unverständlichen Rufen quer über das Feld. Sie sprangen auf einen Wagen mit zwei Zugtieren davor, dass auf der anderen Seite des Feldes abgestellt war, und fuhren eilig davon.

      Kishou schaute ihnen enttäuscht nach. „Mist!“, ließ sie sich vernehmen.

      „Eine gewisse Wahrscheinlichkeit stand durchaus für ein solches Verhalten!“, meinte Habadam.

      „Ja!“, schloss sich ihm Madame KA an. „In unseren Erscheinungen verhält sich zuviel des Fremden!"

      „Du meinst, weil ihr so groß seid!“, verstand Kishou. Die Breenen waren wohl etwas größer von Gestalt als sie selbst – zumindest diejenigen, die sie hier vorfanden – aber doch Zwerge gegen Boorh und Mo. Selbst Madame KA überragte sie noch um einiges. „Ich hab’ auch ganz vergessen den Mantel wieder anzuziehen!“, stellte sie nun auch erschrocken fest.

      „Kein Problem!“, winkte das Untere Squatsch ab. „Die Blaurockstange und der Brusthaarträger wären ihnen dadurch nicht sympathischer erschienen. Nicht sympathischer! Kein Problem das!“

      Sie kehrten zurück zu ihren Bieseln, und setzten ihren Marsch fort.

      „In der kleinen Begegnung mit den Breenen verhält sich noch ein weiteres Rätsel zu uns!“, meinte Habadam, während sich eine seiner Hände in seinem dichten Bart verlor.

      „Du sprichst von der Braanin unter ihnen!“, erriet Madame KA sofort.

      „Ja!“, bestätigte Habadam.

      „So ist entschieden, das die Grenze nicht verschlossen ist, zum Vierten Tal der Vierten Ebene des Vierten Droms!“. Bemerkte Mo.

      „Erstaunlich! Höchst erstaunlich!“, grübelte Habadam.

      „Ihr meint …“, horchte Kishou auf. „… wir kommen ganz einfach und ohne Probleme in das Vierte Tal der Vierten Ebene des Vierten Droms?“

      „Eine Grenze muss immer erst überschritten werden!“, reagierte Madame KA. „Was dem einen zugestanden ist, kann dem anderen verwehrt sein!“

      Kishou empfand die Vorstellung einer grundsätzlich begehbaren Grenze dennoch als hoffnungsvoll. „Na gut, aber es klingt allemal besser als das, was wir bisher immer erlebt haben!“.

      Das Land erwies sich in seinem weiteren Verlauf als sehr hügelig und durchwachsen von Felsformationen, die hin und wieder die verschwenderische Natur kurz unterbrachen. Immer wieder trafen sie auf Wegverzweigungen, und wo sie auf größere ebene Fläche stießen, waren diese zumeist mit allerlei Anpflanzungen bewirtschaftet. Sie durften der Stadt Trital auf den befestigten Wegen schon ein gutes Stück nahe gekommen sein, als sie erneut auf Breenen trafen, die gerade ein Feld bearbeiteten. Von einer Bepflanzung war noch nichts zu sehen, aber soviel man bereits erkennen konnte, reihten sich kleine, spitze Erdhügelchen über das weite Felde aneinander. Es mochten mehr als zwanzig Breenen sein, die dort auf dem Feld waren. Auch Braanen schienen wieder unter ihnen sein, wie die dunklere Farbe ihrer Mäntel anzeigte.

      „Wollen wir’s nochmal versuchen?“, frage Kishou zweifelnd!“

      „Boorh entscheidet: Wartet!“ Er warf Mo einen kurzen Blick zu, wendete sein Biesel, und stürmte in die Richtung davon, aus der sie gekommen waren. Kurz darauf war klar, was er vorhatte. Er umrundete das Feld, um auf dessen andere Seite zu gelangen. Wozu das gut sein sollte, war zumindest Kishou noch nicht so recht klar …

      „Es ist entschieden!“, meint Mo plötzlich und stieg von ihrem Biesel.

      Diesmal vergaß Kishou die Verkleidung nicht – war aber nun unsicher, welche sie wählen sollte. „Wenn es hier auch Braanen gab – also Bewohner des Tals des Vierten Droms ... „Welchen der beiden Mäntel soll ich dann anziehen?“

      „Wählt den helleren – den des Breenen!“, empfahl Madame KA. „Aber bedeckt euer Gesicht. Wir wissen noch zu wenig über die hiesigen Verhältnismäßigkeiten und dem Hiersein der Braanen!“

      Eilig zog sie das Gewand über die Schultern, knöpfte es zu, und schlug die große Kapuze über ihren Kopf. Die Sinnhaftigkeit ihrer Verkleidung durfte zwar im Anbetracht ihrer Begleitung in Zweifel gezogen werden, aber vielleicht war es ja doch vor allem ihr Anblick, die eine solche Reaktion der Bewohner des Droms hervorrief. Immerhin hatte bislang noch niemand im Großen Belfelland auf ihre Erscheinung normal reagiert. So gerüstet marschierten sie geradewegs auf die Arbeitenden zu.

      Schon bald erhoben sich die ersten der grau berockten Gestalten. Rufe waren zu hören, und bald hatten sich alle erhoben, und starrten zu ihnen hinüber. Kishou hatte sich an die Spitze gesetzt – wohl in der Hoffnung, dass ihre Erscheinung als scheinbarer Breene etwas vertrauenerweckender wäre.

      Tatsächlich gelang es ihnen, sich ein wenig mehr zu nähern, als beim ersten Mal, bevor die Breenen – zunächst etwas zögerlich – dann jedoch nicht weniger panisch und unter lauten Rufen Reißaus nahmen. Sie liefen zu beiden Seiten des Feldes verstreut auseinander, um ihre Wagen zu erreichen. Augenblicke später stoben die Zugtiere mit den Fuhrwerken davon – bis auf Einen …

      Mo nahm sofort Kurs auf ihn, und wusste wohl auch, warum. Sie fanden einen breit grinsenden Boorh bei ihm, dessen riesige Pranken die Arme zweier Breenen wie Schraubstöcke umschloss. „Boorh entscheidet: Nach der Tat könnt ihr nun Worte vom Allsein trennen!“

      Die beiden Breenen starrten mit offenen Kapuzen und weit aufgerissenen Augen von einem zum anderen, als fürchteten sie ihr jähes Ende.

      „Ihr müsst keine Angst haben!“, meinte Kishou sofort, die sich mit weit vorgezogener Kapuze bemühte, ihr Gesicht zu verbergen. „Ihr könnt ja nicht wissen, wer wir sind, aber …“

      „Wir … wir wissen, wer ihr seid!“ stotterte der eine sofort in Kishous Worte hinein. „Alle wissen es!“

      „Ihr wisst, wer wir sind?“, staunte Kishou.