Guan Tai hob abwehrend die Hände vor seine Brust, „Ich komme nicht mit, ich frage nur für ihn“, sein Blick zeigte auf seinen neuen Freund.
„Kein Problem!“, der Taxifahrer winkte den Ausländer ins Auto.
„Kannst du ihn fragen ob ich die Fahrt auch in Euro bezahlen kann, ich habe vor der Reise leider sehr wenig Geld gewechselt, es reichte nur für ein Essen und für das Busticket, das ich mir kaufen musste. Die von der Tai Chi Schule sollten mich eigentlich vom Flughafen abholen, sie kamen jedoch nicht. Ich hab es daraufhin auf eigene Faust versucht“, entgegnete der Ausländer.
„Was soll die Fahrt denn kosten?“, fragte Guan Tai den Fahrer.
„60 Yuan!“
„Hm, er sagt er hat nur Euro dabei ist das ok?“
„Was soll ich denn mit Euro?“
Guan Tai wandte sich dem Ausländer zu: „Er sagt er nimmt keine Euro.“
„Was soll ich…, dann muss ich wohl laufen…“, lamentierte der Ausländer, der nun gedankenverloren schien.
„Kennst du ihn?“, fragte der Taxifahrer Guan Tai. Anfangs hatte er angenommen die zwei währen Bekannte, da sie etwa gleich alt waren. Jetzt dämmerte es ihm, dass Guan Tai hier nur zu helfen versucht.
Wu Guan Tai griff in seine Hosentasche, holte seinen Geldbeutel heraus und reichte dem Fahrer 60 Yuan. „Ich sehe ihn heute zum ersten Mal.“
Der Ausländer schaute etwas verwirrt zu Guan Tai. Der Taxifahrer nickte jedoch und forderte den Ausländer gestikulierend auf, in das Auto zu steigen.
Der Ausländer kramte wieder in seiner Tasche, holte einen 10 Euro Schein hervor und reichte diesen Guan Tai mit einem dankbaren Gesichtsausdruck.
Guan Tai jedoch lehnte ab und schob die Hand des Unbekannten bei Seite.
„Ist schon ok!“
„Bitte, nimm es!“
„Nein, Nein, es ist in Ordnung. Wenn Geld ein Problem lösen kann, dann gebe ich es gerne dafür aus.“
Der Ausländer verstand dass Guan Tai das Geld nicht bloß aus Höflichkeit ablehnte. Er steckte den Schein achtlos in seine Hosentasche zurück, stieg rasch in das Taxi ein und bedankte sich tausendfach bei dem anonymen Wohltäter. Als Guan Tai gerade gehen wollte, winkte ihn der Fahrer nochmal zu sich und streckte ihm 20 Yuan entgegen:
„Das war eine noble Geste von dir und das obwohl du so jung bist, ich alter Geizkragen habe den Fahrpreis wohl etwas zu hoch angesetzt“, sagte der Fahrer lachend. Guan Tai nahm das Geld und lächelte zurück.
Das Taxi fuhr davon, durch das offene Fenster hörte Guan Tai den Ausländer nochmal „Xiexie!“, rufen, „Danke“, wohl das einzige Wort, das er auf Chinesisch kannte.
Wu Guan Tai machte sich nun auf den Weg. -Wenn ich mich beeile schaffe ich es noch leicht zum Abendessen. Vorausgesetzt der Meister ist überhaupt da, der braucht echt ein Telefon-; jetzt wirklich.
Das Wudang Gebirge liegt im Herzen Chinas in der Provinz Hubei. Es zieht sich über 400 Kilometer und gilt als heilig. Viele daoistische Meister ziehen sich seit jeher dorthin zurück um nach dem Dao zu suchen und im Einklang mit der Natur zu leben. Seit Wu Guan Tai denken konnte lebte sein Meister in diesem Gebirge. Er pilgerte jedoch auch sehr viel umher, manchmal sogar über Jahre, deshalb machte sich Guan Tai´s Verstand möglicherweise zu Recht Sorgen darüber, dass er bei seiner Ankunft eine leere Hütte vorfinden könnte. Aber tief in seinem Herzen wusste er, dass der Meister da sein würde. Er musste an diesen Traum denken, den er vor drei Tagen geträumt hatte. Der Meister war ihm erschienen und hatte ihn gebeten zu ihm zu kommen. Er hatte ihm außerdem gesagt, dass es sehr wichtig sei und dass er Guan Tais Hilfe benötigen würde. Aber auch, dass Guan Tai dabei sehr viel lernen würde. Da gerade die Semesterferien angefangen hatten, hatte er genügend Zeit gehabt. Guan Tai sagte daher eine Reise mit Freunden ab und machte sich auf den Weg nach Wudang. Einer seiner Freunde hatte damals gefragt „Du glaubst doch nicht wirklich dass dir dein Meister erschienen ist, oder?“. Guan Tai hatte darauf nichts erwidert. –Du wirst es nicht verstehen, der Meister kann weitaus mehr als du glaubst.-
Kapitel 3
- Washington D.C., USA-
Ein Mann rannte aufgeregt durch ein Großraumbüro auf eine Tür zu, auf der stand:
Administrator of National Aeronautics and Space Administration (NASA)
FRANK COHEN
Er klopfte an der Tür und stürmte gleich rein. „Mr. Cohen, Houston meldet etwas, das Sie sich unbedingt ansehen sollten.“
Mr. Cohen musterte den Eindringling. Cohen war kein Mann der leicht aus der Ruhe zu bringen war, was jeder in seiner Gegenwart spürte und dadurch automatisch auch ruhiger wurde.
„Robert wie oft habe ich Ihnen gesagt, dass Sie mich Frank nennen sollen“, sagte Cohen in einem ruhigen Tonfall.
Der Eindringling neigte seinen Kopf etwas zur Seite und sagte fast schon verschwörerisch: „Frank, kommen Sie mit, es geht um die Nationale Sicherheit.“
„Nationale Sicherheit “, ahmte Frank Cohen den Mann nach, „was haben Sie denn?“
„Kommen Sie doch einfach mit und sehen Sie selbst“, sagte der Mann ohne das Gesicht zu verziehen.
Frank Cohen atmete tief durch, stand langsam auf und griff nach seinem Sakko.-Was habe ich damit zu tun?- „Zeigen Sie mir was Sie haben.“
Der große dünne Mann vor ihm schoss sofort aus dem Büro, so dass der stabile und eher gemütliche Frank Cohen kaum mit ihm Schritt halten konnte. Die beiden gingen in einen leeren Konferenzraum und der dünne Typ holte aus einem Regal einen silbernen Koffer heraus. –Was will er denn damit?- dachte Cohen, der wusste, dass sich darin ein abhörsicheres Satellitentelefon befand.
„Setzen Sie sich Mr. Cohen“, stotterte der Dünne „oh verzeihen Sie, Frank. Es dauert eine Weile.“
„Es dauert eine Weile? Wieso haben Sie mich dann gerade so gedrängt?“
„Ich mache nur was mir aufgetragen wurde. Ich sollte Sie schnellstmöglich mit Houston verbinden“, antwortete der dünne Typ geduldig.
Frank Cohen setzte sich auf einen der Stühle und verschränkte wartend seine Arme vor der Brust.
„Und wozu das Satellitentelefon?“
„Es ist abhörsicher.“
„Abhörsicher?“ –Sie wissen dass ich das weiß.-
„Die Nationale Sicherheit“, erinnerte der dünne Mann den gemütlichen Frank Cohen.
„Natürlich, die Nationale Sicherheit.“ Frank Cohen war alles andere als aufgeregt. Nach einer Weile hörte er wie der Dünne mit jemandem „aus“ dem Koffer kommunizierte.
„Mr. Cohen“, er drehte den Koffer zu Frank Cohen, der dann ein Fernsehbild sehen konnte. Im Bild war sein alter Kollege zu sehen der etwas verstört schien.
„Jon! Du hättest mich auch auf mein Handy anrufen können wozu die Mühe mit dem Satellitentelefon“, auf Cohens Gesicht erschien ein breites Grinsen.
„Frank, schön dich zu sehen. Wir haben hier etwas. Du solltest vielleicht nach Houston kommen.“
„Was? Kein wie geht’s, kein wie läuft’s mit deiner Diät? Immer noch der alte Jon, nur Arbeit im Kopf! Was ist denn bei euch los?“
„Ich bin nicht sicher, ob ich dir das am Telefon sagen sollte…“