fucking Kerle. Ruth Broucq. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ruth Broucq
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750222632
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war seine Frau eine hysterische rebellische Person, die oft auf ihn losgegangen war, sodass er sich nur hatte verteidigen müssen. So wie ich diese Frau inzwischen schon mehrmals vor meiner Wohnung hatte erleben müssen, zweifelte ich keineswegs daran dass diese Person irre war. Also fragte ich nicht weiter nach.

      Oft passierte es auch, dass sie uns nachts abpasste, wenn wir Feierabend machten, und uns dann verfolgte. Schließlich war es sogar so weit, dass ich mein Auto versteckte, mir einen abgelegenen Parkplatz suchte, um dieser lästigen Verfolgungsjagd zu entgehen. In meinen Augen war diese Frau nicht zurechnungsfähig. Bei ihr musste man mit Allem rechen.

      Reiselust- Reisefrust

      Um mal von dem Stress, den wir durch Francos Frau hatten, abzuschalten, buchte ich eine Flugreise nach Gran Canaria. Eine Woche Sonne, Meer und keine nervende Furie vor unserer Haustür, eine verlockende Aussicht.

      Ich kannte diese Insel schon sehr gut, weil ich mit Francos Vorgänger schon mehrmals auf den Canaren war, aber für Franco war Spanien natürlich Neuland, weil er, wie alle deutschen Italiener, immer nur in Italien Urlaub gemacht hatte.

      Als wir die Tour-Angebote durchsahen, wollte Franco unbedingt auf „Haifischfang“ gehen. „Ich weiß nicht, ich kann doch nicht schwimmen. Und vielleicht werden wir seekrank? Sollen wir nicht einen anderen Ausflug machen?“ meldete ich meine Bedenken an.

      Aber Franco prahlte: „Ach, so ein Quatsch. Von so einem bisschen an der Küste lang schippern wird man doch nicht seekrank. Stell dich mal nicht so mädchenhaft an. Dir kann doch nichts passieren, ich ja bei dir. Ich passe schon auf dich auf. Keine Angst.“ Nun ja, als Sizilianer musste er es eigentlich wissen.

      Als Franco vor der Fahrt zum Hafen das

      Frühstückspaket mit Heißhunger verzehrte, lehnte ich dankend ab: „Nein, danke. Ich kann jetzt noch nichts essen, mein Magen ist wie zugeschnürt. Dass du schon essen kannst, ob das gut ist?“

      „Aber du musst was essen, es ist bestimmt nicht gut, mit leerem Magen auf die Schiffstour zu gehen. Hoffentlich verträgt das dein Magen.“ Zweifelte er an meinem Verhalten. Ich war skeptisch.

      Das Schiff entpuppte sich als originales Fischerboot und war relativ klein. Nur acht Leute hatten diese Tour gebucht, und alle waren guter Laune. Außer mir. Erstens war ich unausgeschlafen, denn es war morgens sechs Uhr früh, und das fand ich schon schrecklich genug, aber dann kam auch noch hinzu, dass ich diesen stinkenden Fischkutter nicht als sicheres Schiff ansehen konnte. Franco gab sich als seefest, als sei es ein gewohntes Hobby regelmäßig auf Angeltour zu gehen.

      Ich war sehr skeptisch, denn je weiter wir auf die offene See hinausfuhren umso mehr schaukelte der Kahn, als sei er nur eine Nussschale. Die See hatte einen sehr bewegten, hohen Wellengang. Ängstlich blieb ich an Deck, auf dem Eckplatz, sitzen und klammerte mich beidseitig an der Reling fest.

      Der erste Mann, der mit dem Kopf über der Reling hing und die Fische fütterte, war Franco. Er verteilte das ganze Frühstückspaket an die Fische. Es ging ihm so schlecht, dass er ganz grün im Gesicht war. Dann dachte er wohl das Richtige zu tun, und machte einen entscheidenden Fehler, er ging unter Deck. Dort wurde zu allem Überfluss das Essen zubreitet, Fisch gebraten, was den Leuten gar nicht gut bekam.

      Nach und nach gingen alle Tourgäste erst mit dem Kopf über die Reling und anschließend, dummerweise, unter Deck. Dort hingen die ganzen Passagiere mit den Köpfen über Eimern, bis auf mich.

      Ich blieb krampfhaft auf meinem Platz sitzen und ließ mir den Wind um die Nase wehen. Ich holte immer tief Luft, und weil mein Magen leer war, konnte auch nichts rauskommen. Also war ich die einzige, die das Abenteuer „Haifischfang“ ohne kotzen überstand. Denn ich nahm auch nichts zu mir. Aber wirklich gut ging es mir auch nicht, denn ein flaues Gefühl hatte ich schon in meinem leeren Magen.

      Als wir mittags wieder in den Hafen von Puerto Rico einliefen war mir zwar auch übel, aber ohne dass mein Magen sich gedreht hatte. Schön war der Ausflug nicht. Mein Aufpasser war recht kleinlaut, aber ich klug genug, das Thema nicht mehr zu berühren.

      Kaum zurück gab es neue Probleme. Franco erklärte mir, dass er nach Sizilien müsse. „Meine Schwester hat angerufen, sie sagt, dass die Maurer schon seit zwei Wochen nicht mehr aufgeraucht sind. Ich muss mal den Handwerkern den Marsch blasen, wenn ich mich nicht persönlich da sehen lasse, wird mein Haus nie fertig. Und meine Brüder wollen ebenfalls nach dem Rechten sehen, wir haben der Baufirma zu lange nicht auf die Finger gesehen. Es gibt nur ein Problem, die Autos meiner beiden Brüder halten so eine lange Fahrt nicht durch. Kannst du einen Leihwagen für uns mieten?“

      Erstaunt fragte ich: „Dir ist schon klar, dass ich dann mitfahren muss? Sonst könnte es für euch unterwegs dicke Probleme geben und für mich hier auch.“

      „Ja natürlich sollst du mitkommen. Das ist doch toll, dann lernst du auch meine älteste Schwester kennen, und du siehst mal was für ein großes Haus ich für uns, in unserem schönen Heimatort, baue. Also, fahren wir morgen oder übermorgen?“

      Ich war hocherfreut, dass Franco mich in seine Familie einführen wollte, hätte ich jetzt noch Zweifel an seinen ehrlichen Absichten gehabt, wären die spätestens in dem Moment weg gewesen.

      Schnell war geklärt wie lange wir bleiben wollten, was ja die Leihwagenfirma wissen musste, und was für ein Fahrzeug wir mieten wollten.

      Drei Tage später starteten wir zu Viert, in einem VW-Jetta nach Sizilien.

      Gleich am Reisebeginn gab es eine italienische Diskussion, denn Franco wollte auch fahren, was seine Brüder energisch ablehnten, weil Franco keine Fahrerlaubnis hatte. „Was? Das kommt ja überhaupt nicht in Frage! Ohne Führerschein ans Steuer? Aber nicht solange ich im Auto sitze, ich bin doch nicht lebensmüde! Nein Ruth, das dürfen wir nicht erlauben, der Kerl kann nicht Autofahren. Der ist schon zweimal durch die Prüfung gefallen. Der ist zu blöd dazu. Das mache ich nicht mit!“ empörte sich der jüngste Bruder.

      Aber auch der zweite, sonst sehr ruhige Domenico sagte entschieden: „Nein Franco, du fährst nicht! Sie Ruth fährt ja auch, dann sind wir drei Personen mit Führerschein, das ist genug zum abwechseln. Der Rino hat Recht, Ruth, das können wir nicht erlauben.“

      Erst nachdem ich Franco zugesichert hatte, dass ich ihm das Fahren beibringen würde, sobald wir auf Sizilien sind, gab er klein bei und wir konnten endlich starten.

      Es war eine fürchterlich lange Fahrt, über zweiunddreißig Stunden, ohne große Pausen. Zwar wechselten wir alle zwei Stunden, damit kein Fahrer müde wurde, aber ich musste um jede Pinkelpause kämpfen, fast betteln. Denn hauptsächlich der Jüngste, Rino, fand meine „ständige Pinkellei“ unnormal.

      „Bei mir ist es normal, dass ich jede Stunde Pipi muss, ob es dir passt oder nicht. Oder soll ich ins Auto pinkeln? Was soll der Quatsch? Wir haben doch Zeit, oder kriegt jemand ein Kind oder liegt jemand im sterben, dass wir pünktlich da sein müssen?“ schimpfte ich.

      Als wir endlich angekommen waren, staunte ich nicht schlecht, wie gut situiert die Familie war. Alle Geschwister hatten eigene Häuser, nur Francos und Rinos gemeinsames großes Haus, war im Rohbau. Nur der Innenausbau noch in Arbeit, was allerdings zurzeit stagnierte. Die älteste der sechs Geschwister, Anna, war mittlerweile wieder in der Heimat, und hatte für ihre Familie ein großes Mehrfamilienhaus gebaut, in dessen Erdgeschoss sie einen Supermarkt betrieb. Fast konnte man vor Neid erblassen, wie gut die ganze Familie da lebte, was sie sich alle in jahrelanger Arbeit, in Deutschland, erarbeitet hatten. Alle Achtung, dachte ich im Stillen.

      Der Ort lag mitten in Landesinneren, circa dreißig Kilometer vom Strand von Agrigento entfernt, auf halber Höhe, an einem zweitausend Meter hohen Berg. Das tägliche rauf und runter, wenn wir zum Strand fuhren, war gewöhnungsbedürftig für meine Ohren, aber schlimmer war der Fahrunterricht. Es war schon schwer genug, einem so unbegabten und ungeduldigen Menschen wie Franco es war, etwas beizubringen, aber am Berg anfahren, das ging nur auf Kosten der Kupplung. Es kostete mich viel Geduld und ebenso viel Schweiß, bis er endlich Auto fahren konnte. Er war wahnsinnig glücklich darüber und nahm sich vor, in Deutschland den dritten Anlauf