>>Oh Gott Kinder, ich habe soeben schlecht geträumt<<, log sie um ihr Verhalten zu begründen.
>>Schau da ist unsere schöne Kirche<<, bemerkte Ron ganz aufgeregt freudig.
Jetzt sahen sie von weitem den prachtvollen Mormonentempel. Sehr viele Gläubige hatten sich vor der Kirche versammelt, um in den feierlichen Gottesdienst zu gehen.
Heute war ein besonderer Tag für die Mormonen, der Kirche Jesu Christi, der Heiligen, der letzten Tage.
Der Tabernakel Mormonen Chor mit seinen 325 Stimmen sollte den Gottesdienst festlich begleiten.
Ein herrliches sommerliches Wetter und der wohltuende Duft der Natur lies die Fahrt zu einem Erlebnis werden.
>>Seht da drüben vor der Kirche an dem Ginsterstrauch, stehen Onkel Bernard, Tante Erika und Christine. <<, sagte Anita freudig und deutete in die Richtung wo sie sie sah.
Ron hüpfte vor lauter Freude ungeduldig auf dem Rücksitz auf und ab.
>>Ja Kinder, sie sind da<<, freute sich Jessi Rulon erleichtert, als sie ihre Verwandten erblickte.
William Müller sah kurz hinüber zu ihr. Seine Blicke ließen ahnen, was er sagen wollte.
>>Ja, wir reden nicht mehr darüber. Wir wollen froh sein und den herrlichen Sommertag, den uns unser Herrgott geschenkt hat, gemeinsam verbringen. <<, antwortete seine Frau.
Kaum hatte der Wagen angehalten, sprangen auch schon die Kinder heraus und liefen eilig zu Onkel, Tante und Cousine.
Jessi Rulon schaute hinüber zu ihrem Mann. Ihre Augen waren voller Tränen. Jetzt nahm sie seine Hand und beugte sich zu ihm hinüber.
>>Ich liebe dich sehr William, bleib hier bei mir in Amerika und lass uns nicht alleine in Utah zurück. Ich habe große Angst. <<, flüsterte sie ihm zu, schloss die Augen und küsste ihm gefühlvoll auf seine Lippen.
William erwiderte ihre Liebe und drückte sie gefühlvoll ganz fest an sich heran.
>>Wir müssen zu Bernard und Erika. gehen, denn sie warten auf uns! <<, antwortete William auf ihre hoffnungsvolle Frage und gab sie behutsam aus seinen Armen frei.
Bevor sie zu ihren Verwanden gingen, sah William Müller noch einmal seine Frau an und sagte wehmütig: >>Lass uns mit den Kindern einen schönen Tag erleben. Es könnte unser letzter Tag sein mit ihnen. <<
Von diesem Augenblick an war der beginnende Tag von einer traurigen Fröhlichkeit überschadet wie nie zuvor, wenn sie in Salt Lake City in der Kirche waren.
Nachdem ereignisreichen, feierlichen Festgottesdienst trafen sie sich mit ihren Verwandten und Freunden zum Picknick, auf dem prachtvollen Rasen vor dem Mormonentempel.
Unter blühenden, grünen Bäumen und Sträuchern genossen sie die ihnen verbleibende kostbare Zeit ihres Lebens., in der bisher glücklichen Familie.
William Müller suchte noch einmal während des Gottesdienstes die spirituelle Nähe zu seinem Gott, um seinen Auftrag, den er sich selbst gegeben hatte, von ihm bestätigen zu lassen.
Gemeinsam besuchte die bisher glückliche Familie nach dem Picknick ein Eiskaffee in der Stadt und fuhren in den herrlichen Weltbekannten Stadtpark am Rande der City.
Erst spät am Abend flogen sie mit ihrem Hi Tech Autonomen Auto zurück nach Salt Lake City, in ihr schönes Zuhause am großen Salzsee.
Was niemand in der kleinen Familie bemerkt hatte. Jessi Rulon hatte ihre Schwägerin Erika eine Nachricht zugesteckt.
Als William Müller gegen 23:00 Uhr vor ihrem kleinen prachtvollen Holzhaus landete, schliefen die Kinder hinten im Wagen. Beide stiegen sie wortlos aus dem Wagen. Jessi nahm ihre noch halb schlafende Tochter in den Arm und ging voraus in das Haus.
William Miller nahm seinen schlafenden Sohn vorsichtig vom Rücksitz in seine kräftigen Arme. Dann schloss er mit einem Sprachbefehl die Tür seines Wagens.
Überlegend stand er jetzt vor seinem autonomen Land Rover und schaute ehrfürchtig hoch in die unendliche Weite, des Sternen bedeckten Himmels des Universums.
Der volle Mond stand an diesem herrlichen Abend hell am Firmament Für den extrem fundamentalistischen Mormonen William Müller war dies der schönste Augenblick seines religiösen Lebens. Sich umschauend, suchte er in der hellen Mondnacht die Schönheiten der Natur im Einvernehmen mit seinem Gott.
Eingebettet in dem reizvollen Tal der Wasatch lag der große Salzsee in prachtvollem Mondlicht vor ihm.
Draußen auf dem großen See fuhr ein Schiff hell erleuchtet mit bunten Lichterketten geschmückt über das ruhige Wasser, des großen Sees. Eine leichte Prise Ostwind trug jetzt den Klang der Tanzmusik von Bord des Schiffes bis herüber zu ihm.
„Waren dies die Tränen des Glücks oder der Ausdruck seines seelischen Zustandes, den er in diesem Augenblick nach außen brachte.
Oder war es der Schmerz, der ihn quälte, weil er Abschied nehmen musste von all den wertvollen Dingen, die er liebte, auf dieser irdischen Welt", fragte er sich.
>>Papa mir ist kalt<<, vernahm er plötzlich die Stimme von Ron, der aus dem Schlaf aufgewacht war.
>>Ja wir sind zu Hause mein Sohn. Ich bringe dich hinein in unser gemeinsames Heim. <<, erwiderte er leise, streichelt ihm liebevoll über sein Haar, küsste ihn vorsichtig und ging in sein sehr schönes Haus.
Seine bittersüßen Tränen und das Leid, das er in diesem Augenblick in sich spürte, sah nur der wahre Gott, der mit dem erfundenen Glauben der Menschheit, nichts zu tun hatte.
*
Frankfurt Airport
Drückende feuchte Schwüle bestimmte die Atmosphäre in der Abflughalle am Frankfurter Airport. Vor einer Stunde war ein Wolkenbruch über die Großstadt herniedergegangen.
Die heiße Sonne hatte sich wieder durchgesetzt und lies das Thermometer auf die 30-Grad-Marke klettern.
Hunderte Fluggäste warteten genervt auf das Einchecken ihres Reisegepäcks.
Auch Achmed El-amin stand ungeduldig zur Reisgepäckabgabe nach Agadir in einer langen Schlange eingereiht und wartete auf seine Abfertigung.
Ohne Probleme bekam er acht Tage Urlaub von seinem Chef, um in seine Heimat zu fliegen.
Nicht weit von ihm in der Wartehalle, am Gate B 4, saß Michael Schmidt mit seiner Frau Martina und den zwei Kindern. Sie warteten auf das Einsteigen in das Flugzeug, das auch Achmed El-amin gebucht hatte.
>>Oh, ich freue mich riesig auf die 14 Tage Urlaub, die wir endlich einmal gemeinsam verbringen. <<, sagte Martina Schmidt, schmiegte sich an ihren Mann und sah ihm tief in die blauen Augen. Ja, sie war glücklich mit ihm und den Kindern, in all den Jahren, die sie zusammen waren. Immer öfter dachte sie in den letzten Monaten daran, dass diese schöne Zeit einmal durch ein schicksalhaftes Ereignis zu Ende ging. Sie spürte jetzt innerlich die Gefahr, die auf sie und ihre Familie zukam.
>>Liebst du mich noch? <<, fragte sie, nachdem sie bemerkte, dass ihr Mann nicht an ihrer Freude teilnahm und sehr nervös sich verhielt.
>>Warum nicht! Wieso? Und weshalb fragst du mich so merkwürdige Dinge. Du weißt doch der Stress in der Firma und überhaupt. Du hast doch keine Begründung für dein Mistrauen. <<, erwiderte er ungehalten, aufgeregt in seiner Angst vor dem Ungewissen, das ihn in Marokko erwartete.
>>Ach, ich mein ja nur. Entschuldige meine blöde Frage. <<, sagte Martina enttäuscht nach seiner abweisenden Antwort.
Daniel und Annette saßen neben ihnen in der Sitzreihe. Sie hatten das Gespräch ihrer Eltern gar nicht bemerkt. In froher Urlaubsstimmung kicherten sie und tranken ihren Orangensaft, den sie sich im Duty-free-Shop vor dem Abflug gekauft hatten.