3 Kapitel
Iulia und ich gehen zu den Veranstaltungen im Circus Maximus, zu den Spielen. Es ist das großzügige Geschenk des Lucullus an die plebejische Bevölkerung Suburas. Die Konsuln Pompejus und Caesar lassen Wein und Geld verteilen und eine imponierende Menge Gladiatoren gegeneinander kämpfen. Iulias Vater Caesar hat Grund, sich spendabel zu zeigen. Ihm ist von den Senatoren erlaubt worden, sein Konsulat von Gallien aus zu verlängern, ohne erst nach Rom zu kommen. Die Lex Iulia ist beschlossen worden. Anderenfalls müsste Caesar sein Kommando über seine Legionen abgeben und ohne Amt, das ihn vor der Strafverfolgung schützt, stände er schneller als Angeklagter vor dem Richter, als er Gallia Cisalpina schreiben kann.
Iulia hat die Leidenschaft der Römer für die Spiele. Die Entwicklung der Veranstaltungstechnik und der Massenunterhaltung in Rom ist atemberaubend. Riesige ausfahrbare Sonnensegel schützen die Zuschauer im Circus maximus vor der grellen Sonne. Niemand auf der Welt kann mit solchen Detailverliebten Spielen aufwarten. Zuerst werden in den Morgenstunden Verbrecher unter dem Gejohle der Glücklichen, die eine der begehrten Eintrittsmarken ergattern konnten, einem Rudel ausgehungerter Hyänen vorgeworfen. Nachdem am frühen Mittag die römische Verbrecherwelt in die Geschichte der Freizeitunterhaltung eingegangen sind, beginnt der aufregendere Teil. 300 Kriegsgefangene auf jeder Seite, Alboringher aus Germania superior und Sueben, die von Natur aus verfeindet sind, werden in einer taktisch inszenierten Feldschlacht gemetzelt. Es gibt stehende Ovationen und frenetischen Beifall, als die Wachen Leichen, in den Blutspuren in die Löwenkäfige schleifen. In den Pausen wird das Blut mit frischem Sand abgedeckt. Hunderte Sklaven karren Schubkarren voller Meeressand heran. Die Menge der Zuschauer ist vom Aroma des Blutes der von der Arena aufsteigt in einen wahren Rausch geraten.
Ich hatte mit herkömmlichen Spielen gerechnet, mit den üblichen Scherzen, wie Centurien von Blinden, als Soldaten zu verkleiden und Schlachten gegeneinander führen zu lassen. Oder Verkrüppelte gegeneinander mit dem Schwert kämpfen zu lassen. Es ist nicht herkömmlich, es ist der reinste Mord! Die Männer und Weiber kämpfen nackt. Jeder Schwerthieb schneidet, unter Gejohle Gliedmaßen von Körpern. Schädel werden gepalten, Leiber aufgeschlitzt.
Das Schreien des Schmerzes vermischt sich mit dem Brüllen der Löwen, die der Blutgeruch und Hunger in Wahnsinn versetzt. Was sind schon Gladiatorenkämpfe anderer Städte. Wer von den Gladiatoren diesen Tag überlebt, den sparte man, für das Gemetzel am anderen Tage auf. Vierhundert wurden an einem einzigen Tag abgeschlachtet, verkündet man am Ende des ersten Durchgangs stolz. Ist das nicht der Beweis, das Rom über allem herrscht. Das Ende für die Kämpfer ist immer der Tod, für uns ist es eine Feier bei einem Sponsor der Spiele. Es wird noch Tage lang, Gladiatorenkämpfe geben, sowie eine Zuteilung an Getreide, Öl, Schweinefleisch und Wein und für die Witwen gibt es 70 Denare obendrein. Morgen lässt Caesar seinen Merkurtempel auf dem Marsfeld weihen, sein zweites Geschenk an die Stadt, Merkur ist beliebt bei uns Plebejern.
Iulia betrinkt bei der Feier furchtbar und benimmt sich ziemlich daneben. Ich habe die ehrenvolle Aufgabe sie in der Nacht in ihr Domus zu bringen, ich habe mein altes Schwert umgeschnallt. Wir laufen die Clivus Patricia hoch. Die Frau ist sturzbetrunken und klammert sich an meiner Schulter fest und erzählt mir alles über ihr angespanntes Familienverhältnis. Caesar war selten zu Hause, er ist ein Fremder für sie.
Der Geruch des Blutes bei den Spielen hat sie in Stimmung gebracht. Kaum zu Hause reißt sie mir die Kleidung vom Leib und wir versinken in eine dunkle Lust, befeuert vom Wahnsinn der Arena.
Nachdem ich Iulia, der Tochter Gaius Iulius Caesars zu gefallen war, erwache ich am Morgen, mit Kratzern verziert, als hätte ich in der Nacht mit einem Löwen gerungen. Angezogen und zurecht gemacht erscheint sie im Schlafgemach und sieht sich meinen Körper zufrieden an.
»Lese die Acta diurna, dann geht es dir besser«, meint sie und wirft sie mir in die Hände. Ich starre auf das, vom Caesar eingeführte Nachrichtenbulletin. Die acta berichtet über die Verhandlungen des Senats und den Klatsch, Vorzeichen und sensationelle Kriminalfälle.
»Senator Flavianus ist erschlagen worden, geschieht ihm recht«, sag ich mit dem Gefühl, das die Welt manchmal gut ist.
Flavianus war ein Denunziant. Unter Dictator Sulla, als er die blutigen Proskriptionen durchführte, erhielten die Denunzianten sieben Prozent vom Besitztum des Opfers Sullas. In der Zeit ist Senator Flavianus zu seinem sagenhaften Reichtum, Blutgeld gekommen. Ich unterbreche kurz die gute Laune Lektüre und trinke meinen mit Wasser verdünnten Wein. Im Rest der acta steht nichts außer den militärischen Erfolgsmeldungen.
»Im Moment kann mir der Senat gestohlen bleiben und der Erfolg der XII Legion auch«, beschwere ich mich.
»Nicht der Krieg gegen die Alboringher, Decimus«, schimpft Iulia und setzt sich neben mich. Sie tippt mit dem langen roten Fingernagel auf eine Zeile im Papyrus.
»Das.«
Von Messerstichen zerlöcherter Leichnam ... entdeckt. Die Leiche Kassiopeia Tiberius der Bekannten des Praefectus Urbi gestern Nachmittag von seiner Exgattin gefunden. Sie hatte K. Tiberius aufsuchen wollen, um Valerius zu finden. Von dem Sie annahm, er halte sich vor ihr Verborgen. Jemand erklärte. Aulus Calpurnius der neue Mann an ihrer Seite habe, als sie die Wohnungstür der Ermordeten aufbrachen und das Domizil betraten, Frau Tiberius mit 14 Einstichen im Schlafzimmer vorgefunden. Das Opfer starb, noch ehe Hilfe zur Stelle war. Aedil Petronius gab an, den Stadtpräfekten seit längerer Zeit nicht gesehen zu haben. Er behauptet gegenüber dem Acta diurna, dass Valerius eine Verabredung mit ihm getroffen habe, zu der er nicht erschienen sei. Der Aedil bestreitet, das Versteck seines Freundes zu kennen. Kassiopeia Tiberius ist seit der Scheidung des Stadtpräfekten eng mit ihm vertraut gewesen. Dass sich die Tote diese vielen Wunden im Akt des Wahnsinns selbst zugefügt hat, ist unwahrscheinlich. Die Prätorianischen Garden haben die Ermittlungen übernommen.
Ich lege die Acta diurna auf das Tischen.
»Glaubst du er, hat sie umgebracht?«
»Ja, verrückt genug ist er. Du weißt der Staatsdienst macht korrupt, nachdem man ein paarmal das Gesetz gebeugt hat, kommt man sich wie einer der Götter vor.«
»Hast du sie gekannt?«, fragt Iulia.
Sie hat wohl einen Narren an ihren Witwenmacher gefressen.
»Ja sie ist seine Freundin gewesen.«
»Wie sah sie aus?«
»Nicht unerfreulich.«
»Nicht schlecht also«, sie zieht die Augenbraue hoch. »Erzähl mir was von ihr.«
»Sie sah nicht übel aus und sie hatte was auf dem Kasten. Sie kannte sich mit Zauberei und solchen Kram aus. Sie musste Opfer bringen, um Valerius auf sich aufmerksam zu machen, nehme ich an.«
»Kassiopeia komischer Name. Ist sie eine Freigelassene? Die haben alle komische Namen.«
»Keine Ahnung.«
»Sabiner halten Freigelassene für Abschaum und der Stadtpräfekt ist einer.«
»Sie verstand sich auf Magie. Sie opferte dem Eros Tiere. Eine Woche stank seine Amtstoga nach Tierblut, wie ein Schlachthaus. Du weißt die vor den Toren der Stadtmauer. Und nun will ich was zu trinken haben, wegen des Schocks bitte.«
»Hast du schon gegessen?«
Ich schüttele den Kopf, während meine Besitzerin unser Frühstück plant, als gäbe es nicht wie in jedem Haus Roms dasselbe zur selben Zeit. Brot, Oliven, Käse und Wein.
»Hat er sie geliebt und sie ihn, oder ist sie eine Männerjägerin gewesen?«
»Ich denke, wenn sie was von Zauberei verstand, wird er sie gemocht haben.«
»Aha.«
»Was?«
»Mir ist eingefallen, dass das Gepardenfutter leer ist.«
»Ich weiß und es tut mir Leid, ich habe als Petronius weg war die Stierherzen braten lassen und gegessen. Das liegt am kriegerischen