Lucullus muss sterben. Ann Bexhill. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ann Bexhill
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847682035
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ist es den edlen Centurio zum Sühnesklaven zu machen. Das ist eine Gesetzeslücke, die man unter Juristen „Jupiters Schlupfloch“ nennt. Mehrmals sagte er mit erhobenem Zeigefinger, die Zeichen der Götter lügen nicht. Er sagte, bevor der Anwalt des Anklägers, Tullius Cicero sein Schlussplädoyer hielt, er muss als oberster Priester an die Sicherheit aller denken. Und falls man mich zum Tode verurteilt, schlägt er eine Evakuierung Roms vor. Der Flug der Falken war eindeutig ein Fingerzeig in diese Richtung. Er meinte zu dem, immer panischer werdenden Publikum, er will sich nicht in die Strafordnung einmischen. Gesetz ist Gesetz, selbst wenn das Leben aller davon abhängt, ob der Jupiter seinen Sühnesklaven für 27 Monate bekommt oder wir eine Naturkatastrophe, die sich gewaschen hat, die Hühner lügen nicht. Diese Vogeltiere sind kein so imposanter Anblick wie ein Adler, Sperber oder Falke aber es sind den Weissagern heilige Tiere. Jeder Augur hat seinen eigenen Hühnerstall und am Morgen erkennt der Seher, am Fressverhalten der Tiere, was es für ein Tag wird. Stürzen sich die Hühner auf das Frühstück ist es ein gutes Zeichen, kommen die nur zögerlich aus den Käfigen, soll man schwerwiegende Entscheidungen nicht treffen und den Tag am besten im Bett verbringen.

      Das Gute an der Situation tagtäglich der von mir zur Witwe gemachten Frau gegenüberzustehen ist, sie hasste ihren Mann und ist mir tief im inneren dankbar. Das Erste was sie tat, als man ihr vom Unfall des ungeliebten Ehemannes mit meinem Schwert erzählte, außer sich was Schönes zum Anziehen zu kaufen. Iulia die Tochter Gaius Iulius Caesars ließ die Porträts ihres Gatten aus dem Stadthaus entfernen und gab eine Feier. Mein Los, als ihr persönliches Eigentum ist also nicht unangenehm.

      »Wie geht es deinem Vater?«, frage ich, mich wieder ums hier kümmernd.

      Sie lacht gekünstelt auf, es klingt nicht unangenehm. Ich frage mich, zu welcher Orgie sie gehen wird, ihre Familie ist im Bacchantenkult und ziemlich frivol. Leider steht da dieser dumme Kodex zwischen Beziehungen von Sklaven und Bürgerinnen. Wie erst zu sprechen, wenn man dazu aufgefordert wird, und zwar keine Anmachsprüche. Sklaven die eine Herrin nackt sehen sollen nach dem dummen Zwölftafelgesetz kastriert werden. Für das Risiko muss es sich lohnen. Und es lohnt sich, sie besitzt eine fabelhafte Figur und ein Gesicht, süß wie Honig von den Tischen des Olymps.

      »Das wollte ich dich fragen. Wir hören nie von ihm. Sein Name wird in Rom auch nur noch geflüstert.«

      Was meint sie? Ich war in Pompeji, wo meine Besitzerin eine Villa Rustica und Weinberge besitzt. Ich habe vom Klatsch nichts mitbekommen. Außer, das es wie üblich Spannungen zwischen Iulias Vater, Caesar und dem Senat gibt. Den Ärger hat er, seit ihn seine Mutter auf die Welt gebracht hat, er sucht ihn regelrecht und nutzt jede Chance dem Senat eins auszuwischen. Das Einzige, was er noch nicht getan hat, ist mit einer Legion über den Rubikon zu marschieren und damit dem Senat den offiziellen Krieg zu erklären. Ich denk kurz an Valerius, ist er wegen Unterschlagung oder Bestechung ins Exil gegangen, das ist üblicherweise der Hauptgrund bei Beamten.

      »Das Exil ist nicht das Übelste. Er hat Geld, wie ein Freigelassener und er ist ja nicht in Judäa«, tröste ich sie.

      Sie sieht mich an und ihre Wimpern klappern als wollen die mich einladen. »Wieso Judäa? Er treibt sich in Ostia rum. Besuchst du ihn nicht? Du bist sein Centurio?«

      Ich murmel etwas von „Zeitknappheit“ und wundere mich, dass man die Feinde des Senats direkt vor die Tore Roms nach Ostia verbannt. Ich werde ihn nicht besuchen, ich bin nicht verrückt, wenn Valerius verbannt wurde, hat er mächtige Feinde. Bestimmt haben die Prätorianer ihre Fruttarii, ihre Spitzel da postiert, die sich notieren, wer Valerius besucht. Ich soll schön meine Finger von Senatoren und von der Politik lassen. Mein Krug Bier scheint versiegt zu sein, denn getrunken habe ich es nicht. Heiß ist heute und nirgendwo ein lauen Windchen in Sichtweite. Ich frage das Mädchen was sie trinken will. Sie will natürlich das Teuerste von der Karte, Schnee gekühlten Wein.

      Kaufe frischen Schnee, rufen die Anpreiser von jedem Platz der Stadt in dieser Mörderhitze. Das Eis ist teurer als der beste Retsinawein. Man karrt das Eis von den Gipfeln der Sabiner Berge. Der Schnee wird in Gruben geworfen und gepresst und mit Holzbrettern Stroh und Gras verdichtet. Die Eisblöcke aus den Eisfabriken sind gigantisch. Ich hatte vor Jahren, verkleidet als Arbeiter in der Eisfirma des Scipio Craccus ermittelt. Man hatte Leichen in den Eisblöcken eingefroren gefunden. Es stellte sich aber nicht als Verbrechen, sondern als Unfälle heraus. Ein paar seiner Sklaven hatte es erwischt sie waren beim Eissägen an Erschöpfung verreckt. Ich bestelle schriftlich beim Wirt unsere Getränke. Er knallt mir das kleine Wachstäfelchen hin und knurrt mich bestätigend an. Die Kleine blickt mich so enttäuscht an, dass ich ein schlechtes Gewissen bekomme.

      »Warum ich ihn nicht besuche? Ich lebe momentan als Sklave, ich sehe selten Leute von früher.«

      »Ich würde ihn gerne treffen«, sagt sie.

      »Und warum tust es nicht?«, will ich wissen.

      »In der tullinischen Strasse auf dem Aventin wohnt er nicht mehr. Er verkaufte das Domus für eine Million Denare. Seine Adresse ist auch nirgendwo verzeichnet, nicht mal im Steuerbuch wegen der vielen Leute die ein Huhn mit ihm rupfen wollen.«

      »Ich weiß, wer dir helfen kann. Frage den Aedilen des Marktes, Claudius. Er ist ein guter Freund von mir und Valerius, ein guter Mann.«

      »Ein guter Mann?«, fragt sie amüsiert.

      Ich nicke er ist es. Claudius Petronius ist einer der sechs plebejischen Aedilen. Die Bürger und Bürgerinnen können bei ihm einen Wasseranschluss beantragen, sich in die Listen der Getreideempfänger eintragen. Er ist ein Mann, der aus dem Nichts aufgetaucht ist. Er stammt nicht aus Rom, sondern aus der Stadt Brundisium. Petronius hat in den Augen des Censors Cato einen Makel, weshalb er Petronius das Leben schwer macht. In den Augen von Cato ist er kein Römer. Die Menschen unterschätzen die Macht des Censoramtes, Cato verfügt zwar über kein militärisches Kommando, doch ist es seine Befugnis die Liste der Senatoren von denjenigen zu säubern die angeklagt und per Handzeichen der urteilenden Senatoren für unwürdig befunden werden. Catos Listen sind immer sehr lang, er betrachtet sein Amt als persönliches Werkzeug und rächt sich an den Enkeln für die Beleidigungen, die ihm von deren Großvätern angetan wurden. Censoren werden auf 18 Monate gewählt und seit der Zeit versucht Cato, den Praefectus urbi mit irgend etwas anzuklagen. Valerius Vater kritisierte vor 40 Jahren Catos Buch „von den Ahnen“, als eine Zumutung. Es ist ein Kreislauf solange Valerius der Praefectus urbi Roms ist, kann er ihn nicht anklagen, was Valerius zwingt, dieses ungeliebte Amt auszuüben.

      »Du meinst den Aedilen vom Schweinemarkt?«

      »Genau der, vom Speck und Schweinemarkt!«, sage ich und denke gerührt an Suburas Marktplatz. Ein halbkreisrundes Forum und in den 120 Buden und Ständen auf drei Etagen gibt es alles zu erwerben. Getreide aus Nordafrika, Olivenöl aus hespania attica und Garum aus Hybernica. Kosmetik aus Germanien, Schweine, Gewürze, Seide und Sklaven. Die Geschäfte werden auf dem, von Kolonnaden gesäumten schattigen Platz abgewickelt, vor Zeugen und mit Handschlag besiegelt. Es geht nicht ums Kaufen und Verkaufen. Der zentrale Schweinemarkt ist ein Treffpunkt, um sich mit seinen Klienten zu zeigen. Vormittags trifft man dort zusammen, um zu sehen und gesehen zu werden. Er dient auch als Gerüchteküche, Heiratsvermittlung und Pfandleiher und Taverne. Der Markt gibt vielen Leuten ihr tägliches Auskommen, den Händlern, ihren Gehilfen, Bettlern und Taschendieben. Auf meinem Weg ins „Rufus“ habe ich kurz auf dem Markt nachgesehen, die Preise sind gefallen. Ein Sklave kostete jetzt weniger als eine Kuh. Neben dem Schweinemarkt liegt die Garnison der Cohorte Urbanae, der Prätorianer und der Feuerwehr. Im Erdgeschoss befinden sich die Räume der Vigiles, der aus ehemaligen Sklaven bestehenden Feuerwehr. Die 700 Vigiles sind auch für den Alltagskram wie Ladendiebstahl zuständig, außer ein Feuer bricht aus und Feuer brechen häufig aus und nehmen oft katastrophale Formen an. Über den Räumen der Feuerwehrleute sitzt die Prätorianische Garde, die Verschwörungen und Mordanschläge, die in der Subura geplant werden vereiteln sollen. Der Eingang der Kaserne wird streng bewacht, es kommt vor das ein Mob versucht einen Verbrecher zu befreien noch öfter einen zu lynchen. Das ist das Vorrecht der Spieleveranstalter. Bei großen Feierlichkeiten wie denen die anstehen werden an einem Tag, im Circus maximus oder dem Circus Flaminius ganze Massen von Verbrechern und Kriegsgefangenen und Sklaven abgeschlachtet. Wenn du die Geier über dem Circus maximus