nur diesen alten Fernseher an. Der ist ja noch aus den Fünfzigern.“ „Wen kümmert das schon, Roy?“, sagte Sam. „Ich finde es ziemlich gemütlich hier.“ „Recht hast du“, pflichtete ihr Anna bei. „Ich finde, es hat Charme. Was meinst du, Jim?“ Jim sah sich um. „Doch, ist nett hier. Wie wollen wir die Zimmer aufteilen?“ Roy sah ihn an. „Sag bloß, du willst schon wieder…?“ „Nein“, antwortete Jim gelangweilt. „Aber irgendwo sollten wir doch unsere Sachen unterbringen, oder willst du alles hier einfach ins Wohnzimmer werfen?“ „Jim hat Recht“, meinte Sam. „Wollt ihr in ein bestimmtes Zimmer?“ Jim sah Anna an. „Ich denke, wir nehmen das Zimmer hier unten, wenn ihr nichts dagegen habt?“ „Nein, kein Problem“, antwortete Sam. „Dann gehen Roy und ich nach oben. Aber seid nicht zu laut.“ Sam zwinkerte Anna zu. „Hast du wohl Angst, wir könnten euch beide übertönen?“ Jim grinste frech zurück. Wieder wurde Sam rot. Schon wieder hatte er sie auf dem falschen Fuß erwischt. Doch auch dieses Mal kam sie um eine Antwort herum, da die anderen schon wieder auf dem Weg hinaus zum Wagen waren, um ihr Gepäck auszuladen. Als Sam ebenfalls nach draußen ging, bemerkte sie, dass es bereits zu schneien begonnen hatte. Sie sah nach oben und unzählbar viele dicke, weiße Flocken kamen ihr entgegen. Gutes Timing, gerade rechtzeitig, dachte sie bei sich und ging zum Wagen, aus dem die anderen drei bereits ihre Taschen ausluden. Voll gepackt schleiften sie ihre Sachen in die Hütte und bezogen die einzelnen Schlafzimmer. Während Anna und Jim ihre Taschen in das Schlafzimmer im Erdgeschoss trugen, schleppten Sam und Roy ihr Gepäck nach oben. „Warum haben wir eigentlich vier Schlafzimmer? Drei hätten doch gereicht“, keuchte Roy, als sie die Treppe hinaufstiegen. „Ich weiß“, antwortete Sam. „Aber das war die einzige Hütte, die noch kurzfristig zu haben war. Außerdem kostet sie nur geringfügig mehr, weil sie eben so abgeschieden liegt. Wenn dir das zu viel ist, kann ich ja deinen Anteil der Mehrkosten übernehmen. Wie gesagt, so viel ist das nicht.“ Sie waren beide oben angekommen und standen vor den Schlafzimmertüren. Sam sah Roy kurz fragend an, da dieser sich scheinbar entschlossen hatte, sich direkt neben Sam einzuquartieren. Eigentlich hatte sie erwartet, dass ein Zimmer zwischen ihnen beiden frei bleiben würde, doch nun schliefen sie quasi Wand an Wand. Sam wusste nicht wirklich, was sie davon halten sollte. Roy riss sie aus ihren Gedanken. „Nein, ist schon in Ordnung, ich kann das schon bezahlen. Ich war nur neugierig.“ Im ersten Moment wusste Sam schon gar nicht mehr, worum es ging, so tief hatte sie sich in den Gedanken verirrt. Doch sie fand schnell ihre Fassung wieder. „Gut. Dann würde ich sagen, wir packen erst einmal aus und treffen uns dann in zwanzig Minuten unten, ja?“ „Guter Plan“, antwortete Roy. „Dann habe ich noch ein wenig Zeit. Vielleicht finde ich doch noch einen Winkel in dieser Bude, in dem mein Handy Empfang hat.“ Sam lächelte und schüttelte abermals den Kopf, während sie ihr Zimmer betrat. Sie stellte ihre Tasche mitten in den Raum und sah sich erst einmal um. In der Ecke stand ein Bett, direkt daneben befand sich ein Fenster. Außer Wald war zwar nichts zu sehen, das würde sie aber für die paar Tage nicht weiter stören. In der Ecke auf der anderen Seite befand sich ein kleiner Tisch mit einer Sitzgarnitur unterhalb der Dachschräge. Hinter ihr neben der Tür befand sich ein leerer Schrank. Sam war mit der Wahl ihres Zimmers zufrieden. Froh, endlich ihrem Alltag entflohen zu sein und die Anfahrt gut überstanden zu haben, streckte sie sich noch einmal und fuhr sich durch die gelockten, schwarzen Haare. Sie fühlte richtig, wie sich die Glücksgefühle langsam aus ihrem Versteck heraus wagten. Viel zu lange waren sie dort schon im Dunkeln gelegen, endlich durften sie wieder Tageslicht sehen. Das würden ein paar herrliche Tage werden. Sie beugte sich zu ihrer Tasche hinunter und kramte einen Bettbezug hervor. Sie würde nur schnell ihr Bett beziehen, die restlichen Sachen konnte sie dann auch später noch aus ihrer Tasche holen. Vielleicht würde sie auch ihr sonst so ordentliches Leben für ein paar Tage komplett vergessen und einfach aus der Tasche leben. Sie musste lächeln. Welch revolutionärer Gedanke. Das würde sie sich noch überlegen. Sie ging hinüber zum Bett, legte dort den Bezug ab und öffnete dann das Fenster. Die frische Waldluft strömte sofort in das Zimmer und vertrieb den abgestandenen Geruch, der sich in den letzten Wochen in dem Zimmer gebildet haben musste. Sam blieb am Fenster stehen und atmete einige Male tief durch. Ein paar Schneeflocken flogen durch das offene Fenster, überlebten in der Wärme des Raumes jedoch nur ein paar Sekunden. Sie blickte an der Holzwand hinunter. Allzu hoch war es von hier aus nicht. Sie überlegte, wie viele Meter es wohl bis zum Boden waren, doch der Schnee machte es quasi unmöglich, von hier aus eine ungefähre Höhe zu bestimmen. Sie konnte zwar erkennen, dass er auf der Rückseite des Hauses bis knapp unterhalb des Fensters lag, wie hoch das allerdings war, konnte sie nicht feststellen. Aber eigentlich war ihr das im Moment auch egal, wie so vieles andere auch. Sie wollte einfach ein paar sorglose Tage verbringen. Wenn sie wieder zu Hause war, hatte sie wieder genug Dinge, um die sie sich kümmern musste. Jetzt aber würde sie erst einmal ihre Freiheit genießen. Sie begann, ihr Bett zu überziehen und versuchte, sich daran zu erinnern, wann sie dabei zuletzt so viel Spaß gehabt hatte. Sam war nicht sonderlich überrascht, dass ihr kein Moment einfiel, was ihre Laune nur noch verbesserte. Vergnügt machte sie ihr Bett fertig, blickte sich nochmals in dem Zimmer um und ging nach unten. Was für ein wunderschöner Tag.
Drei
Nein.
Doch.
Nein.
Warum denn nicht?
Es geht nicht.
Natürlich geht das.
Ich kann nicht.
Natürlich kannst du.
Ich will auch gar nicht.
Sicher?
Nein.
Siehst du.
Ich darf nicht.
Sagt wer?
Alle sagen das.
Wer genau?
Alle eben.
Wer genau?
Niemand.
Na also.
Trotzdem.
Trotzdem was?
Trotzdem kann ich das nicht tun.
Natürlich kannst du, du hast es schon oft gekonnt.
Ich weiß.
Immer und immer wieder hast du es gekonnt.
Ich weiß.
Wo ist dann das Problem?
Ich weiß es nicht, ich will es auch nicht wissen.
Du suchst nur Ausflüchte.
Stimmt nicht.
Natürlich stimmt das. Und das weißt du auch.
Und wenn schon?
Du weißt, dass du es willst, dass du es brauchst.
Ich brauche es nicht.
Natürlich brauchst du es.
Nein, nicht mehr.
Seit wann das denn?
Seit dem letzten Mal.
Und das glaubst du wirklich?
Ja.
Ich glaube dir kein Wort.
Mir egal.
Mir aber nicht.
Lass mich doch einfach in Ruhe.
Warum sollte ich?
Weil ich nichts mehr mit dir zu tun haben will.
Dabei brauchst du mich.
Nein.