Sky-Troopers. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Troopers
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752910704
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sich zur Abwehr vorzubereiten. Die Truppen der FLV betrachteten sich daher nicht ganz zu Unrecht als die Elite unter den Sky-Troopern.

      In den Gängen des Trägers war stete Bewegung. Überall waren Besatzungsmitglieder des Schiffes zu sehen, vor allem jedoch Soldaten und Wartungstechniker. Joana musste sich immer wieder vor Augen führen, dass sie zwar subjektiv erst sechs Wochen auf der Trafalgar war, sich in Wirklichkeit aber zwölf zusätzliche Jahre an Bord befand, die sie im Kälteschlaf verbracht hatte. Sie war während dieser Zeit nicht gealtert, aber das galt nicht für die Ausrüstung, so gut diese auch gelagert gewesen sein mochte. Jetzt wurde alles mehrfach überprüft, damit es für den Einsatz bereit war. Aus diesem Grund empfand sie eine gewisse Unruhe beim Gedanken an „ihr“ Landungsboot und sie wollte sich persönlich vergewissern, dass mit ihm alles in Ordnung war. Eigentlich war das die Aufgabe der Bootsbesatzung und der Wartungstechniker, aber schließlich waren es ihre Leute, die in das FLV einsteigen und mit ihm fliegen mussten.

      Die Hangardecks zogen sich entlang der Längsachse des Trägerschiffes, jeweils zwei übereinander an der Backbord- und Steuerbordseite der riesigen Trafalgar. Zweihundert Landungseinheiten waren über die vier Großhangars verteilt. Ihre Aufgabe war nicht nur der Transport der Truppen, sondern auch der von Nachschub und der Opfer der Kämpfe. Zusätzlich gab es an Bord noch eine gleiche Anzahl an Jagdbombern, deren Aufgabe es war, während eines Landungsunternehmens die Verteidiger beschäftigt zu halten.

      Zwischen den jeweils fünfzig Booten eines Hangars gab es herabsenkbare Zwischenwände, die aber nur genutzt wurden, wenn eines der kleinen Raumfahrzeuge einen Einzelflug unternehmen musste. Joana Redfeather trat somit in eine schlauchartige Halle, die rund dreißig Meter hoch und zweihundert Meter breit war, sich aber zugleich fast anderthalb Kilometer in Längsrichtung erstreckte. Man musste es erleben, um das klaustrophobische Gefühl nachempfinden zu können, das jeden Neuling automatisch innerhalb des Hangars befiel. Der Anblick der massigen Landungsfahrzeuge verstärkte diesen Eindruck sogar noch.

      Joana Redfeather hingegen genoss ihn. Es war ihr erstes Einsatzkommando und sie sog jeden Eindruck, der sich ihr bot, förmlich ekstatisch in sich auf. So blieb sie im offenen Schott des Zugangs stehen und sah sich mit einem merkwürdigen Lächeln auf dem Gesicht um.

      Wände, Decke und Boden des Hangars waren im eintönigen Standardgrau der Flotte gehalten, aber die Zeit hatte ihre Spuren hinterlassen. An der Innenwand und auf dem Boden waren die Spuren von Triebwerksfeuer zu erkennen. Flecken von Schmiermitteln und Betriebsstoffen verzierten den Boden ebenso wie die Kratzer von Werkzeugen oder den Landekufen der Boote. Mit nur wenigen Metern Zwischenraum standen FLV und TLV Seite an Seite, von oben und den Seiten durch grelle Lichter angestrahlt, während unter ihnen am Boden nur trübes Zwielicht herrschte. Dies wurde von den Arbeitslampen der Techniker erhellt, die an offenen Wartungsklappen und Schächten arbeiteten. Rollbare Werkzeugschränke standen unter und zwischen den Raumfahrzeugen, Ersatzteile lagen unter den Rümpfen, Kabelstränge zogen sich wie Schlangen über den Boden. An einigen Stellen war das grelle Aufblitzen von Schweißgeräten zu sehen. Der Geruch nach heißem Metall, Ölen und Schweiß hing in der Luft und überall waren die Rufe und Flüche der Männer und Frauen zu hören, die hier arbeiteten. Im Hintergrund ertönte das, was Joana als Kaufhaus-Gedudel bezeichnete, doch dies war sicher erträglicher als die Beschallung aus jenen zahlreichen Geräten, mit denen die Wartungsmannschaften ihren verschiedenen Auffassungen von guter Musik Nachdruck verliehen. Insgesamt gesehen machte das Hangardeck einen sichtlich chaotischen Eindruck. Die Rümpfe der Landungsboote schienen hier die einzige militärische Präsenz zu verkörpern.

      „Hör mal, Trooper, entweder verschwindest du oder du packst mit an“, ertönte eine weibliche Stimme hinter Joana. „Hier kannst du jedenfalls nicht stehen. Es gibt Leute, die haben ernsthaft zu arbeiten.“

      Die Offizierin wandte sich um und sah eine Wartungstechnikerin, die einen Wagen vor sich herschob, der mit tetratronischen Bauteilen beladen war. Möglicherweise hatte die junge Frau Joanas Rang nicht bemerkt, obwohl die goldene Schulterlitze so befestigt war, dass man sie auch von hinten sehen konnte.

      Die Technikerin salutierte flüchtig. „Tut mir leid, habe Sie nicht erkannt, Lieutenant. Wollen Sie sich einfach nur umsehen oder suchen Sie jemand Bestimmten?“

      Joana Redfeather sah keinen Anlass die Tech zu maßregeln. Der leicht gehetzte Gesichtsausdruck verriet, dass diese bis über beide Ohren in Arbeit steckte und letztlich war es ihre eigene Schuld gewesen, dass sie deren Weg blockiert hatte. „Ich suche die FLV 5-27.“

      „Einen der Langärsche?“ Die Tech deutete mit dem Kopf in die Tiefe des Hangars. „Nicht zu verfehlen, Lieutenant. Die stehen alle da hinten, ab Stellbucht sechsundfünfzig – können Sie echt nicht übersehen.“ Sie grinste müde. „Der fette Hintern von denen ragt aus der Reihe der normalen Landungsboote heraus.“

      Die junge Frau ging weiter und Joana hörte ein leises Quietschen, das von einer defekten Rolle des kleinen Schubwagens herrührte. Joana fragte sich, was die Tech wohl mit der Bezeichnung „Langarsch“ gemeint hatte und folgte der angewiesenen Richtung.

      Die Troop Landing Vehicles standen in langer Reihe und unterschieden sich nur durch die aufgemalten Kennziffern und die individuellen Bezeichnungen, mit denen ihre Besatzungen sie verziert hatten. Joana sah eine Reihe von Comicfiguren und Fantasiegestalten, meist in Kombination mit einem markigen Motivspruch.

      Ein Landungsboot war rund fünfunddreißig Meter lang, fünfzehn breit und knappe acht Meter hoch, wenn man die ausgefahrenen Landekufen nicht einrechnete. Die drei Stützen hoben den Rumpf nochmals drei Meter über den Boden. Joana vermied es, unter ihnen hindurchzugehen. Das Gefühl, eine der massiven Federstützen könnte nachgeben und das Boot sie unter sich begraben, war bedrückend. Die Rümpfe wirkten insgesamt massig und gedrungen und waren in graugrüner Tarnfarbe lackiert – eigentlich eine eher unsinnige Maßnahme, aber es entsprach schlicht der militärischen Tradition. Die Bauchseite war sanft gerundet und wirkte als Tragfläche. Sie war mit Hitzekacheln bedeckt, die in dunklem Grau schimmerten.

      Es gab keine Flügel, nur ein V-förmiges Leitwerk auf dem Heck, das bei Bedarf abgesenkt oder ausgefahren werden konnte. An den Flanken und der Oberseite waren die ausladenden Schächte der Staustrahltriebwerke zu sehen. Ihre Ansaugöffnungen waren mit Tri-Stahl-Gittern versehen. Am Heck befand sich die breite Rampe für die Truppen, an der Backbordseite die kleine Mannschleuse für die Flugbesatzung. Die vollverglaste Kanzel am Bug war ein wenig nach links versetzt, neben ihr befand sich die tonnenartige Schutzhülle der schweren Gatling-Revolverkanone.

      Joana orientierte sich an den großen Ziffern an der Innenwand des Hangars, die die Stellbuchten markierten. Immer wieder musste sie geschäftigen Arbeitern oder Besatzungsmitgliedern ausweichen, bis sie endlich die Plätze der Fast Landing Vehicles erreichte. Nun begriff sie auch, was die junge Technikerin mit „Langarsch“ gemeint hatte.

      Die FLV waren gute fünfzehn Meter länger, da sie zusätzlichen Raum für den interplanetaren Antrieb benötigten.

      Da auch hier die Heckrampen herabgelassen waren, suchte Joana Redfeather nach der entsprechenden Kennzeichnung an der Flanke. Alle Boote zeigten am Leitwerk das geflügelte Pferd der Sky-Cav, dazu an den Seiten das Wappen des fünften Regiments. Schließlich fand sie das gesuchte Boot und sah sich unvermittelt einem stämmigen Mann im Overall der Wartungstechniker gegenüber. Kleidung, Gesicht und Hände starrten vor Schmutz und der Mann arbeitete im offenen Schacht einer Landekufe. Trotz der Geräusche im Hangar und des Wirrwarrs aus menschlichen Stimmen schien er Joanas Schritte gehört zu haben, denn er beugte sich von seiner Trittleiter herunter und musterte die Offizierin forschend.

      „Sie gehören zu den Sky-Troopern und nicht zur Flugcrew“, stellte er fest und wischte die Hände an einem Tuch ab, das mit Öl, Fett und Farbresten verziert war. „Ich hoffe, Sie bringen mir keine zusätzliche Arbeit, Lieutenant, die kann ich nämlich gar nicht gebrauchen.“

      „Keine Sorge, ich wollte nur nach dem Rechten sehen“, versicherte sie und fragte sich, welchen Rang der Mann haben mochte, falls er denn überhaupt zum Militär gehörte. Der Not gehorchend hatte die Invasionsflotte eine Menge ziviler Handwerker an Bord.

      Das Gesicht des Mannes verfinsterte sich ein wenig. „So,