Mehr als Freundschaft?. Sandra Grauer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sandra Grauer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738005851
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noch blöder läuft, hatten sie dann bereits mehr miteinander«, fuhr Pitt fort, ohne Leon zu Wort kommen zu lassen. »Und? Ich glaub zwar nicht, dass Mia gleich mit ihm ins Bett hüpft, aber selbst wenn. Sie wird drüber wegkommen und schon nicht gleich schwanger werden.«

       »So genau wollte ich da gar nicht drüber nachdenken«, erwiderte Leon und nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche. »Sollte das erste Mal nicht was Besonderes sein?«

       Pitt lachte. »Klar, wär ihr zu wünschen, aber wegen 'nem miesen ersten Mal geht nicht gleich die Welt unter. Deswegen kann man trotzdem noch ein tolles Sexleben haben. Guck mich an …«

       »Uhh, zuviel Information«, unterbrach Leon seinen besten Freund. Manchmal wunderte er sich schon, dass sie trotz ihrer Unterschiede so gut miteinander auskamen. Zumal Pitt wie Mia ja auch noch andere Freunde hatte, die mehr auf seiner Wellenlänge waren.

       Lachend stieß Pitt Leon in die Seite. »Nun lass doch die gute Mia ein bisschen Spaß haben. Und den solltest du auch haben. Ehrlich, Mann, wir sollten dringend 'ne Frau für dich finden. Es wird höchste Zeit.«

       Tja, Leon hatte sie schon mal gefunden. Zwei Mal war er so richtig verliebt gewesen. Bloß hatten die Mädchen damals nichts von ihm wissen wollen. Die Körbe, die er sich eingefangen hatte, waren schmerzhaft gewesen. Seitdem hatte er sich nicht mehr verliebt und hatte im Moment auch keinen Bedarf danach.

       Da Pitt ihn immer noch ansah, hob Leon nun abwehrend die Hände. »Bitte verschon mich mit irgendwelchen Verkupplungsversuchen. Das kann doch nur schiefgehen.«

       »Ach, ich weiß nicht, wenn man's richtig anstellt …«

       Leon beschloss, das Thema zu wechseln. »Also um noch mal auf Mia zurückzukommen …«

       Doch Pitt ging nicht darauf ein. »Mensch, Leon, ich dachte, das hätten wir. Lass sie ihre Fehler machen.«

       Leon nutzte diese Steilvorlage sofort. »Dann findest du also auch, dass es ein Fehler ist, sich auf Patrick einzulassen?«

       »Sicher ist es das, aber soll sie machen. Es ist ihr Leben, und wir sind nicht ihre Eltern. Sie wär nur sauer, wenn wir uns da einmischen. Wir sind da, wenn's nicht klappt, oder?«

       Leon nickte gequält. Sicher, er war immer für Mia da, das stand außer Frage. Und er würde auch dieses Mal die Scherben wieder zusammenfegen. Trotzdem hätte er Mia die bevorstehenden Tränen gerne erspart.

       »Und wegen der anderen Sache, da lass mich mal machen.«

       »Was für 'ne andere Sache?« Leon sah Pitt einen Moment verständnislos an, bevor er begriff. Es ging immer noch ums Verkuppeln. »Mensch, Pitt, ich hab dir doch gesagt …«

       Im selben Moment läutete es zum Ende der Pause, und Pitt nutzte die Gelegenheit sofort. Er sprang auf. »Ich darf nicht zu spät zu Mathe kommen. Die Polt hat's eh schon auf mich abgesehen.«

       Und damit war er verschwunden, noch ehe Leon etwas erwidern konnte.

      »Stell dir vor, wir sind jetzt offiziell zusammen«, flüsterte Mia Leon zu. Wie üblich saßen sie in Geschichte nebeneinander. Mia strahlte übers ganze Gesicht.

       »Hab schon davon gehört«, antwortete Leon. Was sollte er auch sonst dazu sagen? Solche Floskeln wie »Freu mich für dich« oder »Wie schön« wären glatt gelogen.

       »Du könntest wenigstens so tun, als würdest du dich für mich freuen«, sagte Mia und verschränkte die Arme vor der Brust. »Du bist schließlich mein bester Freund.«

       Leon überkam das schlechte Gewissen, auch wenn er es ja eigentlich nur gut mit ihr meinte. Er wandte sich ihr zu. Sie sah fast ein wenig traurig aus. »Du hast recht, Mia. Ich will doch nur, dass du glücklich bist.« Und das war nicht gelogen.

       Nun lächelte sie schon wieder. »Es ist schön, dass du dir Sorgen um mich machst, ehrlich. Aber übertreib es nicht, okay?«

       »Geht in Ordnung, ich reiß mich zusammen.« Vielleicht hatte er es wirklich ein wenig übertrieben. Wenn er genauer darüber nachdachte, dann hatte er sich noch nie so in Mias Beziehungen eingemischt. Auch wenn sie weiß Gott nicht immer die beste Wahl getroffen hatte, was Jungs anging. Andererseits war bisher auch nie von einer intimeren Beziehung die Rede gewesen. Das Thema war jetzt zum ersten Mal aufgekommen. Und ob Leon wollte oder nicht, die Vorstellung gefiel ihm ganz und gar nicht. Dass Mia mit Typen rumknutschte, die nicht gut genug für sie waren, war eine Sache. Doch dass sie weiter ging … Darüber konnte er nicht mal nachdenken, ohne dass sich sein Magen verkrampfte.

       »Ich hab auch schon 'ne Idee, wie du's wieder gut machen kannst«, sagte Mia nun und lächelte Leon zuckersüß an.

       Leon schwante nichts Gutes. »Und das wäre?«, fragte er dennoch.

       »Wir gehen morgen alle zusammen schwimmen, gleich nach der Schule. Und du kommst mit.«

       »Mit den Hühnern und Patrick? Ist das dein Ernst?«

       »Leon, sie sind meine Freunde und du bist auch mein Freund. Ich möchte, dass ihr miteinander auskommt. Außerdem kommt Pitt wahrscheinlich auch mit.«

       »Haben Sie etwas Wichtiges zur französischen Revolution beizutragen, Emilia?«, ertönte die strenge Stimme von Herrn Feldner. »Ansonsten würde ich Sie bitten, dem Unterricht zu folgen.«

       Mia nickte und konzentrierte sich auf den Lehrer. Als er der Klasse jedoch für einen Moment den Rücken zudrehte, wandte sie sich noch einmal an Leon und sah ihn fragend an.

       Leon verdrehte die Augen, musste aber lächeln. Er freute sich immer wieder darüber, dass er Mia mindestens genauso wichtig war wie ihre anderen Freunde. Und wer weiß, vielleicht konnten sie ja wirklich alle miteinander auskommen, wenn sie es nur genug wollten. »Na gut, ich überleg's mir«, flüsterte er ihr deshalb ins Ohr.

       Emilia

      Völlig durchgeschwitzt kamen wir am nächsten Tag nach der Schule am Baggersee an. Auch wenn es echt eklig war, den ganzen Schultag über im Badezeug zu verbringen, hatte ich es bereits wie die anderen drunter gezogen. In diesem Moment war ich mehr als froh darüber. Wir brauchten uns nur die Klamotten vom Leib zu reißen und konnten sofort Richtung Wasser stürmen.

       Kaum stand ich im Wasser, blieb ich jedoch stehen. Das Wasser war kalt, richtig kalt. Doch Patrick kannte keine Gnade. Mit Schwung nahm er mich auf den Arm und lief mit mir in den Baggersee. Ich schrie, als er mich hineinwarf, sobald es tief genug dafür war. Auch die anderen Mädels hörte ich schreien. Aber bevor ich mich umdrehen konnte, tauchte Patrick plötzlich vor mir auf und küsste mich. Ich war vorbereitet, als er mich schon im nächsten Moment unter Wasser drückte und revanchierte mich, indem ich versuchte, ihm unter Wasser die Badehose herunterzuziehen. Er reagierte blitzschnell und lachte, als ich wieder auftauchte.

       »Netter Versuch, aber da musst du schon früher aufstehen.«

       »Ich dachte, du hättest sicher nichts dagegen.«

       »Prinzipiell nicht«, meinte er, während er mich hochhob.

       Ich schlang meine Beine um seine Hüften und hielt mich mit meinen Armen an seinem Nacken fest. Dann küssten wir uns eine ganze Weile. Irgendwann wurden wir jedoch geschubst, verloren das Gleichgewicht und fielen ins Wasser. Als ich wieder auftauchte, stand Pitt grinsend neben uns. Die anderen um uns herum lachten.

       »Nehmt euch 'n Zimmer«, sagte Pitt.

       Patrick und ich warfen uns einen kurzen Blick zu, bevor wir uns auf Pitt stürzten.

       Eine Weile tobten wir noch herum, dann liefen wir zurück zu unseren Sachen, die überall verstreut auf der Wiese lagen. Ich holte die Sonnencreme aus meiner Tasche und begann mich einzucremen. Patrick beobachtete mich, das sah ich aus den Augenwinkeln. Anne, Wencke und Jasmin sowie Pitt und Fabian beäugten sich einen Moment gegenseitig, um auszuchecken, wer wem den Rücken eincremen sollte. Ich musste grinsen. Pitt bekam gleich zwei Mädels ab: Wencke und Jasmin. Leon stand ein bisschen abseits. Das war so typisch für ihn. Wer weiß, vielleicht hätte Wencke sich sogar von ihm helfen lassen, aber Leon traute sich mal wieder nicht.

       Patrick stand auf einmal neben mir und grinste mich an. »Würdest du