»Des brauchst ned glauben, der hat doch nur Angst, dass er keine Rohrnudel mehr kriegt.«
Uschi eine Kollegin von der Tagesschicht betrat den Raum. »Bei mir am Empfang da ist ein junges Paar, dass eine Vermisstenmeldung aufgeben will, das könnte eventuell mit eurem Fall zu tun haben.«
»Schicke sie herein, Uschi«, sagte Evi.
Ein junges Pärchen betrat Hand in Hand das Zimmer. Beide in knielangen Shorts und neonfarbenen Shirts gekleidet, näherten sie sich dem Schreibtisch von Evi.
»Servus, ich bin Evi Kramer und wer seid ihr?«
»Jochen Schros und das ist meine Schwester Carla«
»Aha, setzt euch«, sagte Evi und deutete auf die zwei Stühle neben ihrem Schreibtisch. »Was kann ich für euch tun?«
»Wir vermissen seit gestern Nacht unseren Freund Ralf.«
»Ward's ihr schon bei ihm daheim?« Beide nickten heftig. »Klar«, gab Jochen von sich.
»Okay, jetzt erzählt's einmal, wie es dazu kam.«
Das Pärchen erzählte fast lückenlos, wo sie waren und dass Ralf nach dem Erscheinen des Phantoms verschwunden war.
»Okay und wie schaut dieser Ralf aus?«
Evi gab die Beschreibung im Computer ein, als Rudi der ihr gegenübersaß, bereits nickte. Evi sah Rudi an »stimmt's?«
»Die Beschreibung ist korrekt«, bestätigte er. Evi räusperte sich.
»Also eurer Beschreibung nach, handelt es sich um den jungen Mann, den wir heute früh aus dem Isar- Kanal gefischt haben.«
»Ist er tot?«, fragte Carla erschrocken. Evi nickte und sah beide prüfend an.
»Wie ist er ums Leben gekommen, ertrunken?«, fragte Jochen.
»Ja. Also da können wir noch nichts Genaueres sagen, da müssen wir auf den Bericht vom Rechtsmediziner warten. Einer von euch müsste ihn identifizieren, wer macht des?«
»Ich mache es«, sagte Jochen. »Weißt du, wo die Rechtsmedizin ist?« Jochen schüttelte den Kopf.
»Die ist in der Nussbaumstraße.«
»Die kenne ich.«
»Okay, dann machst für heut Nachmittag einen Besuchstermin aus.«
Sie reichte ihm die Telefonnummer, die Jochen nickend entgegennahm. »Das war's, ihr hört dann von uns.« Carla und Jochen standen auf und gingen.
»So jetzt haben wir wenigstens einen Namen für den Toten«, stellte Evi fest.
»Aber hundert Prozentig erst, wenn er identifiziert ist«, erklärte Rudi.
»Auf jeden Fall müssen wir den Gruber informieren«, sagte Evi und stand auf.
»Bring mir doch eine Rohrnudel mit, bitte.« Evi schüttelte den Kopf.
»Ich schicke den Popeye raus, lang genug war er ja im Aufenthaltsraum, dann kannst du deine Rohrnudeln essen.«
Evi verließ den Raum und ging in Grubers Büro, das aber leer war.
»Aha, der ist auch beim Essen.«
Bereits durch die geschlossene Tür hörte sie Vronis Stimme. Evi ging ins Zimmer.
»Des mag ich. Sag mal Popeye, klebst du am Stuhl?«
»Geh Evi. Lass doch den Buben in Ruh, du siehst doch, dass er mit dem Essen noch ned fertig ist«, ermahnte ihre Tante sie.
»Jetzt reicht's«, sagte Evi, den Blick auf die restlichen Rohrnudeln gerichtet.
»Die schmecken lecker«, gab Popeye kauend von sich.
»Sag mal spinnst du, schau einmal, wie viel Rohrnudeln übrig sind, ganze vier Stück und der Rudi, die Emma der Ludwig und ich, wir haben noch nichts abgekriegt. Also Tante Vroni, des ist schon unfair.«
»Wo ist das Problem, ihr seit zu viert und vier sind übrig«, gab Popeye grinsend von sich. Evi holte tief Luft.
»Bevor du dich hier künstlich aufregst, im Auto hab ich noch ein ganzes Reindl mit Rohrnudeln und eine Vanillesoße hab ich auch noch.«
»Also Evi du kränkst mich, glaubst du im Ernst, ich würde eure Rohrnudeln essen, natürlich wusste ich das die Vroni noch welche dabei hat.«
»Okay und jetzt schleich dich, damit der Rudi auch essen kann, der hat schon Hunger.«
Popeye schob sich den letzten Bissen in den Mund stand auf und klopfte Vroni auf die Schulter.
»Danke Vroni, du bist eine tolle Köchin.«
»Es freut mich, wenn's dir schmeckt.« Evi setzte sich an den Tisch und langte zu.
»Chef, vorhin war ein Pärchen da, das eine Vermisstenanzeige aufgeben wollte, nach ihrer Beschreibung, handelt es sich genau um unseren Toten an der Isar. Sie identifizieren ihn heut Nachmittag und dann wissen wir mehr.«
»Das ist gut, dann sind wir ja schon ein bisserl weiter«, stellte Gruber fest und stand auf.
»Jetzt bleiben's doch noch ein bisserl«, sagte Evi.
»Das geht ned, mein Schreibtisch ruft nach mir.«
»Herr Gruber sagen's uns dann, wie es weiter geht?« Gruber nickte und verließ den Raum.
»Evi, du hättest ned so gemein zum Popeye sein müssen. Du hast es ned nötig, dass du Brot neidisch bist!«, schimpfte ihre Tante mit ihr.
»Des bin ich doch gar ned, aber der sitzt jetzt mindestens schon ein gute halbe Stunde hier.« Vroni ging zur Tür und öffnete sie.
»Wo gehst hin?«
»Des andere Bratreindl holen, bevor du verhungerst.«
»Mei Tante Vroni, jetzt sei ned so «, weiter kam sie nicht, weil der Rudi hereinkam. Sein Blick fiel auf die Rein mit den restlichen Rohrnudeln. »Bevor du meckerst, ich hol gerade den Nachschub«, sagte Vroni und gab dem Rudi einen kleinen Klaps auf den Po, dieser setzte sich neben die Evi und fing zu essen an.
Nach einer Weile öffnete sich die Tür und Emma und Ludwig kamen auch dazu.
»Hmm, fein ich könnte für das gute Essen deiner Tante sterben«, stellte Emma fest.
»Wirf ned so leicht dein Leben weg«, warf Ludwig grinsend ein.
»So, ich bin fertig«, sagte Evi, sie stand auf und streckte sich genüsslich. »Dann schau, dass du an die Arbeit gehst«, sagte Ludwig frech. Evi schüttelte den Kopf.
»Irgendwann erschlag ich ihn«, gab sie nebenbei von sich und ging auf Ludwig zu. Sie schlug ihm mit der flachen Hand auf die Brust, dass dieser zusammenzuckte.
»Aua, he spinnst du, des hat wehgetan.«
»Des soll's ja auch. Ludwig verschluck dich ned beim Essen«, erwähnte sie noch und ging. Emma streichelte über Ludwigs Kopf.
»Armer Ludwig, die Evi war so bös zu dir.«
»Was heißt hier bös, des ist ein ganz rabiates Frauenzimmer.« Vroni betrat den Aufenthaltsraum mit den Rohrnudeln.
»Jetzt setzt euch hin und lasst es euch schmecken, ich geh inzwischen putzen«, erklärte Vroni.
Evi hämmerte in ihren Computer hinein. »Hoffentlich haben wir bald wieder einen Einsatz, mir tut schon der Hintern vom Sitzen weh.«
»Mir ned, aber Zeit wird's trotzdem«, antwortete Rudi.
»Was machst heut Nachmittag?«, fragte sie. Rudi überlegte kurz. »Nix, ich leg mich auf den Balkon und schlaf eine Runde, schließlich sind wir schon seit drei Uhr auf.«
»Magst ned zu mir kommen? Wir könnten uns eine Pizza kaufen und uns dann auf die Terrassen legen?«