+ Viele schreiben freier, wenn sie für sich allein und für den eigenen Geldbeutel arbeiten können.
± Fehlende Deadline. Nimmt einerseits den Druck. Andererseits aber verführt es zu einer lässigen Einstellung, mit der sich kaum oder zu wenig Text produzieren lässt.
– Ist beim Schreiben allein. Kleine Krisen können sich so leichter zu großen Krisen auswachsen.
– Der Selfpublisher braucht meist noch mehr Selbstdisziplin beim Schreiben als sein Kollege im Verlag.
– Motivation kann fehlen oder geht leicht verloren, wenn Sie vor allem von außen angetrieben werden müssen, etwa durch Geld, Lektorenzuspruch, Leserzuschriften, gute Besprechungen.
– Keine institutionelle Hilfe und Unterstützung im Schreibprozess.
– Das Fehlen eines Vorschusses bringt finanzielle Probleme, die sich auch aufs Schreiben negativ auswirken können.
Diese Fragen sollten Sie sich ehrlich beantworten:
Arbeite ich besser und effektiver unter einer Deadline? Oder stört mich der Druck, das Buch zu einem bestimmten Termin fertig haben zu müssen, so sehr, dass ich kaum noch etwas zu Papier bringe? Achtung: Ist diese Beanspruchung von Freiheit in Wahrheit nur Angst vor dem Versagen oder Angst, das Manuskript zu beenden?
Bringe ich genug Disziplin auf, mir selbst eine Deadline zu setzen, wenn es nötig ist?
Kann ich als Autor und Mensch mit Druck oder mit dem Fehlen von Druck besser umgehen?
Schaffe ich es, mich von innen heraus und immer wieder selbst zu motivieren?
Kann ich es mir überhaupt leisten, so viel Zeit mit Schreiben zu verbringen?
Reicht die Zeit, die ich mit dem Schreiben verbringen kann, dafür, eine Verlagsdeadline einzuhalten?
Finde ich ausreichend Unterstützung für mich und meine Arbeit, etwa durch einen gut verdienenden Partner oder hilfsbereite Kollegen?
Entscheidungshilfe: Verlag oder Selfpublishing?
Wie wichtig ist mir das Thema »Schreibprozess«?
(1 = weniger wichtig; 2 = wichtig; 3 = sehr wichtig.)
Welcher Publikationsweg passt beim Thema »Schreibprozess« besser zu mir?
(Vergeben Sie an Verlag oder Selfpublishing je nach Wichtigkeit 1, 2 oder 3 Punkte.)
Ihre Entscheidung:
Verlag: ___ Punkte; Summe: ___ Gesamtpunkte
Selfpublishing: ___ Punkte; Summe: ___ Gesamtpunkte
Literaturagenten: Finden und Zusammenarbeit
Literaturagenten vermitteln Ihr Manuskript an einen Verlag. Dafür bekommen sie eine Provision von allen Ihren Einnahmen, die aus dem Verlagsvertrag zu dem vermittelten Werk entstehen. Diese liegt bei 15 bis 20 %. Agenten haben Kontakte in die Verlage und kennen den Markt. Agenten sind ein Filter für die Verlage und nehmen ihnen Auswahlarbeit ab. Einen Agenten zu finden, ist ebenso schwierig, wie einen Verlag zu finden.
Brauchen Autoren einen Agenten? Wenn Sie Agenten fragen, ist die Antwort: »Ja.« Wenn Sie Verlage fragen, ist die Antwort: »Ach was.« Fragen Sie Autoren, ist die Antwort entweder »Kommt darauf an.« oder »Keine Ahnung.«
Manche Selfpublisher lehnen jede Art von Filter- oder Torwächterfunktion ab. Das ist zu kurz gedacht. Agenten bewachen nicht nur die Tore in die Verlagswelt, sie können sie für den Autor auch öffnen.
Wenn ein Autor sich an einen der großen Publikumsverlage wendet, hat er ohne Agent keine Chance. Doch, die hat er. Aber sie ist winzig und wird immer winziger. In den zehn Jahren nach 2003 wurden 80 % aller Romane, die in einem großen Verlag erschienen sind, von Agenten vermittelt (Quelle: »The Tempest« vom August 2014).
Positiv ausgedrückt: Es gibt noch immer Chancen auch für Verlagsautoren ohne Agent. Von diesen 20 % dürfte allerdings nur ein winziger Teil über unaufgefordert eingesandte Manuskripte zustande gekommen sein. Durch die Branche geistern Zahlen zwischen einem und drei Prozent. Der weit größere Rest der Bücher kommt von bereits bekannten Autoren, wenn sie etwa den Verlag wechseln, oder wird von Verlagslektoren und über Beziehungen angestoßen.
Wendet ein Autor sich hingegen an einen mittelgroßen oder kleinen Verlag, kann sich die Sache mit den Agenturen sogar in ihr Gegenteil verkehren: Viele der kleineren Verlage mögen Agenten nicht sonderlich. Weil sie Dinge von ihnen verlangen, die sie kaum leisten können oder leisten wollen: (hohe) Vorschüsse. Der Agent will möglichst viel Geld verdienen, der Verlag will das auch. Wer aber stellt das Beste für den Autor an erste Stelle?
Manche Autoren haben kein gutes Gefühl, jemandem etwas von ihrem Geld abzugeben – und das langfristig bis ewig. Agenten bekommen ihre Provision, solange Geld aus dem Verkauf der Rechte an dem Buch fließt, das sie vermittelt haben. Sprich: Auch wenn sie längst nichts mehr für den Autor tun oder der Autor längst bei einem anderen Agenten unter Vertrag ist.
Diesen zweifelnden Autoren empfehle ich folgende simple Rechnung: Was ist mehr: 85 % von etwas oder 100 % von nichts? Diese Rechnung ist immer dann gültig, wenn ein Agent einen Verlag gefunden hätte, Sie selbst aber nicht. Ob der Agent das tatsächlich schafft, steht auf einem anderen Blatt. In vielen Fällen tut er das, sonst würde er umsonst arbeiten.
Richtig ist: Die meisten Agenturen verlangen 15 % Provision. Die bezieht sich auf alle Einkünfte, die sich aus dem durch die Agentur vermittelten Verlagsvertrag ergeben: Einkünfte aus Vorschüssen, Rechten für eine Hörbuchlizenz, Auslandslizenzen, bibliophile Sonderausgaben usw. Die Provision wird auch dann noch fällig, wenn Sie sich von der Agentur getrennt haben oder sogar mit ihr im juristischen Clinch liegen!
Doch keine Panik. Die Provision bezieht sich nur auf bestimmte Bücher. Bei anderen, nicht von der Agentur vermittelten Werken brauchen Sie nichts von Ihren Einkünften abzugeben. Wie das im Einzelnen aussieht, entnehmen Sie bitte dem Agenturvertrag.
Für die Suche nach einem Agenten gilt im Groben das Gleiche wie für die Suche nach einem Verlag: Suchen Sie die Agenturen für sich heraus, die seriös sind und zu Ihnen und Ihrem Manuskript passen. Nicht jede Agentur vertritt alle Genres, manche spezialisieren sich auf Sachbücher oder Kinderbücher.
Seriös sind auf den ersten Blick die, die erst und nur dann Geld von Ihnen wollen, wenn sie Ihr Manuskript vermitteln. Das ergibt Sinn. Denn warum sollte eine Agentur noch Mühe in die Vermittlung Ihres Manuskripts stecken, wenn sie schon reichlich Geld an Ihnen verdient hat – und zwar ohne Arbeit? Finger weg von allen Angeboten, bei denen Sie schon vor Vermittlung zahlen sollen. Egal, unter welchem schönen Namen Ihnen diese Kosten untergejubelt werden.
Achtung: Lassen Sie sich nicht von einer Liste angeblich vermittelter Manuskripte täuschen! Gerade die unseriösen Anbieter brüsten sich gerne mit erfundenen Erfolgen. Fragen Sie im Zweifel doch einfach direkt bei einem der dort angeblich vertretenen und vermittelten Autoren nach. Die meisten Autoren sind nette Menschen und auskunftsfreudig. So wie Sie.
Haben Sie sich die Agenten herausgepickt, denen Sie Ihr Roman- oder Sachbuchmanuskript anbieten möchten, beginnt die eigentliche Arbeit: Schreiben Sie ein knackiges Exposé oder bringen Sie das vorhandene auf Hochglanz. Dito den Anfang Ihres Manuskripts. Die ersten Seiten des Manuskripts, die Leseprobe, sollten Sie nur in möglichst perfektem Zustand (das heißt, so gut, wie Sie das eben hinkriegen) an die Agentur schicken.