Sinnvoll zu betrachten. Geshe Kelsang Gyatso. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Geshe Kelsang Gyatso
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Философия
Год издания: 0
isbn: 9783752999372
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fährt in seinem Text mit Ratschlägen fort, wie man sich gegenüber einem Bodhisattva verhalten sollte. [34] Er zitiert Buddha Shakyamuni, der sagte, daß ein einziger Moment von Wut gegenüber einem Bodhisattva, diesem unvergleichlichen Wohltäter aller fühlenden Wesen, den Geist mit einer gewaltigen nichttugendhaften Prägung verunreinige. Infolgedessen wird man für so viele Äonen in den äußerst leidvollen Höllenbereichen bleiben müssen, wie man Momente von Wut hatte. [35] Wenn man andererseits eine tugendhafte Geisteshaltung wie zum Beispiel Vertrauen in einen Bodhisattva erzeugt, werden sich die Früchte dieser Handlung noch weitaus stärker vermehren, als es die Folgen eines wütenden Geistes tun. Während Wut gegenüber einem Bodhisattva Tausende von Malen nichttugendhafter ist als gegenüber einem gewöhnlichen Wesen, ist Vertrauen in einen Bodhisattva weitaus verdienstvoller als Vertrauen in ein gewöhnliches Objekt.

      Bodhichitta hat so viele gute Qualitäten und führt zu so vielen nützlichen Resultaten, daß der Körper einer Person, die diesen höchst wertvollen Geist entwickelt hat, es verdient, daß wir uns vor ihm verbeugen. In einem seiner früheren Leben als Bodhisattva erschien Buddha Shakyamuni als König Maitribala. Er war ein weiser und gütiger König, der von seinen Untertanen sehr geliebt wurde. Sein Ruhm verbreitete sich bald weit über die Landesgrenzen hinaus. Auch fünf kannibalische Dämonen hörten schließlich von diesem König. Sie waren sehr neidisch auf seine guten Qualitäten und schmiedeten deshalb einen Plan, ihn zu ermorden. Weil sie seinen Ruf kannten, außerordentlich großzügig zu sein, erschienen sie vor ihm und baten um Almosen. Sofort gab ihnen der König viel Gold und Silber, aber statt dies anzunehmen, antworteten sie: «Diese Gabe ist ungeeignet. Wir sind Kannibalen, bitte gib uns dein Fleisch und Blut!» Der König stimmte diesem grausamen Wunsch zu, und als er ihnen von seinem Blut gab, betete er: «So wie ich sie jetzt mit meinem Blut sättige, möge ich sie eines Tages mit dem reinen Dharma sättigen und ihnen damit von wirklichem Nutzen sein.» Als der König später als Buddha Shakyamuni wiedergeboren wurde, wurden die fünf Dämonen als seine ersten Schüler wiedergeboren. Nachdem sie die erste Lehrrede Buddhas gehört hatten, die er in Sarnath gab und die der Beginn der ersten Drehung des Dharma-Rades war, erlangten diese fünf Schüler die Arhatschaft: die vollständige persönliche Befreiung von allen Leiden. [36] So geben Bodhisattvas sogar denjenigen, die ihnen schaden, vorübergehende und endgültige Freude und Nutzen zurück. Da die Bodhisattvas die Grundlage für das Glück aller Lebewesen sind, ist es angemessen, immer wieder Zuflucht zu ihnen zu nehmen.

      Obwohl es sowohl in der Sutra- wie in der Tantra-Kategorie zahlreiche Mahayana-Übungen gibt, gibt es keine wichtigere Praxis als Bodhichitta. Wenn man beispielsweise dem Pfad des Tantras folgt, ist es möglich, die Erleuchtung in einem kurzen Leben zu erlangen. Wenn man aber nicht bereits Bodhichitta entwickelt hat, dann spielt es keine Rolle, wie ausgiebig und lange man praktiziert, denn es wird absolut unmöglich sein, Erleuchtung zu erlangen. Es ist daher ein großer Fehler, wenn wir denken, daß Tantra der schnelle Pfad zur Erleuchtung ist und wir sofort diesen Pfad begehen sollten, und dabei die Entwicklung von Bodhichitta völlig vergessen. Solch eine fehlgeleitete Art des Praktizierens wird ohne jedes Resultat bleiben.

      Es ist von größter Wichtigkeit, den spirituellen Pfad korrekt und Schritt für Schritt zu begehen, ohne dabei irgendwelche Stufen auszulassen. Unseren Geist auf diese Weise zu schulen heißt, die Beispiele der großen Praktizierenden wie Milarepa nachzuahmen, der die Erleuchtung in einem einzigen Leben erlangte. Milarepa sagte einmal: «Zuerst fürchtete ich mich vor den acht Zuständen der Gefangenschaft. Ich meditierte über Unbeständigkeit, Tod und die Fehler Samsaras. Ich hielt das Gesetz von Handlungen und Wirkungen sorgfältig ein, und ich verließ mich einzig und allein auf die drei kostbaren und erhabenen Juwelen der Zuflucht. Lange Zeit schulte ich mich in den zwei Methoden zur Entwicklung von Bodhichitta. Später erkannte ich, daß allem, was meinem Geist erscheint, eigenständige Existenz fehlt und alles wie eine Illusion ist. Jetzt habe ich keine Angst mehr vor einer Wiedergeburt in den niederen Bereichen.» Eine systematische Methode der Praxis wie diese sollte unser Leitfaden sein, wenn wir dem Bodhisattva-Pfad folgen.

      Damit endet das erste Kapitel «Der Nutzen von Bodhichitta» des Textes Sinnvoll zu betrachten, der ein Kommentar ist zu Shantidevas Leitfaden für die Lebensweise eines Bodhisattvas.

      2. Kapitel

      Das Aufdecken von Negativität

      Im ersten Kapitel seines Leitfadens behandelte Shantideva den Nutzen, den Geist des Bodhichittas zu entwickeln. Im zweiten Kapitel zeigt er uns, wie wir Hindernisse beseitigen können, die uns normalerweise davon abhalten würden, diese erleuchtete Absicht zu entwickeln. Der Kommentar ist daher weiter wie folgt unterteilt:

      WIE WIR UNS IN DEN SECHS VOLLKOMMENHEITEN SCHULEN, NACHDEM WIR BODHICHITTA ENTWICKELT HABEN

      1. Bodhichitta bewahren

      2. Die Schulung in den Sechs Vollkommenheiten

      BODHICHITTA BEWAHREN

      Dieser Abschnitt enthält zwei Teile, die dem zweiten und dritten Kapitel dieses Kommentars entsprechen:

      1. Wie man Hindernisse beseitigt und Negativität reinigt

      2. Wie man den eigentlichen Bodhichitta annimmt und bewahrt

      WIE MAN HINDERNISSE BESEITIGT UND NEGATIVITÄT REINIGT

      Wie zuvor erwähnt, ist unsere Ansammlung von Negativität oder Nichttugend das Haupthindernis für die Entwicklung des Erleuchtungsgeistes. Wenn wir tugendhafte Geisteshaltungen wie Bodhichitta entwickeln wollen, müssen wir diese Negativität reinigen und sie durch positive Energie oder Verdienste ersetzen. Dieser zweiteilige Prozeß des Ansammelns von Verdiensten und der Reinigung unserer Nichttugend oder Negativität erfolgt, indem wir die folgenden vorbereitenden Übungen und das Bekenntnis durchführen:

      1. Die vorbereitenden Übungen

      2. Das Bekenntnis der Nichttugend

      Dies hat drei Teile:

      1. Darbringungen

      2. Verbeugungen

      3. Zuflucht nehmen

      DARBRINGUNGEN

      Die erste der vorbereitenden Übungen sind Darbringungen. Diese können gemäß Shantidevas Erklärung wie folgt unterteilt werden:

      1. Die Notwendigkeit von Darbringungen und das Erkennen ihrer Objekte

      2. Die eigentliche Darbringung

      DIE NOTWENDIGKEIT VON DARBRINGUNGEN UND DAS ERKENNEN IHRER OBJEKTE

      In diesem zweiten Kapitel übernimmt Shantideva die Rolle von jemandem, der bemüht ist, sich von angesammelter Nichttugend zu reinigen. Er sieht die Notwendigkeit ein, die vorbereitenden Übungen auszuführen und bekennt es offen, wie folgt:

      Um diesen kostbaren Bodhichitta, die Quelle des Glücks für alle Lebewesen, zu bewahren und zu vollenden, werde ich jetzt allen Objekten der Hingabe Gaben darbringen: allen Tathagatas (denjenigen, die so dahingegangen sind, d.h. den Buddhas), dem Dharma-Juwel und allen Söhnen der Buddhas wie dem jugendlichen Manjushri, Avalokiteshvara und anderen, die Ozeane hervorragender Eigenschaften besitzen. [1]

      DIE EIGENTLICHE DARBRINGUNG

      Shantideva beginnt jetzt eine ausführliche Auflistung der verschiedenen Arten von Darbringungen, die den drei erhabenen Objekten - Buddha, Dharma und Sangha dargebracht werden können. Es gibt drei Kategorien von Darbringungen:

      1. Darbringungen, die niemandem gehören

      2. Der eigene Körper

      3. Geistig umgewandelte Darbringungen

      DARBRINGUNGEN,