Sky-Navy 18 - Rettungskommando. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Sky-Navy
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752922363
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Redfeather stieg über die Bewusstlose hinweg und trat an das Trennschott zwischen dem Cockpit und dem kleinen Aufenthaltsraum heran. Sie legte die Hand an die mechanische Kurbel, mit der es notfalls geöffnet werden konnte. Als sie diese zu drehen begann, spürte sie verblüfft, dass die Bewegung von der anderen Seite erwidert wurde.

      Automatisch machte sie einen Schritt zurück und hob vorsichtshalber die Hände. „Sieht so aus, als hättest du Glück, Oberfrau. Es gibt wohl wirklich noch andere Überlebende.“

      Das feuerfeste Trennschott aus Kera-Plast begann sich zu bewegen und wurde von der Hydraulik in die seitliche Bettung geschoben. Menschliche Gestalten wurden sichtbar, dann trat Hoch-Kommandant Kenlor-dos-Alonges ins Cockpit. Ein kurzer Moment genügte ihm, um sich einen Überblick zu verschaffen.

      Kenlor war ein ausgesprochen fähiger Offizier und einer der wenigen Männer, die es auf der verborgenen Welt in eine Führungsposition geschafft hatten. Er befehligte die Spezialeinheit der Garde, der es gelungen war, die Delegationen gefangen zu nehmen. Dass er stets an vorderster Front kämpfte, bewies die Feuernarbe in seinem Gesicht, die von einem Streifschuss der Kampflanze eines Norsun stammte.

      „Ist sie schwer verletzt?“

      Es war klar, wem die besorgte Frage des Kommandanten galt. Joana schüttelte den Kopf. „Sie hat sich den Schädel angeschlagen, aber sie wird wieder.“

      Kenlor musterte Joana kurz und nickte dann. „Ich und die Leibwache haben nur leichte Prellungen abbekommen. Eine der Wachen bleibt hier. Du, Major, wirst mich und die anderen begleiten. Wir müssen herausfinden, wie es um die anderen und das Schiff steht.“

      Eine der Leibwachen schob sich an Kenlor vorbei, musterte Joana mit kaltem Blick und wandte sich dann Oberfrau Selmira zu, um diese aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Ein anderer Leibgardist nahm einen grünen Kasten mit dem weißen Symbol des „Star of Life“ aus der Wandhalterung im Aufenthaltsraum und warf ihn dem Kameraden im Cockpit zu.

      Joana wusste nicht, inwieweit sich die Negaruyen mit dem Erste-Hilfe-Material der Menschen auskannten und beschloss, in diesem Fall, ihre Hilfe nicht zu verweigern: „In dem Medo-Kasten werden Sie eine Dose mit Medi-Schaum finden. Das Zeug ähnelt dem Bauschaum, den wir beim Gebäude- und Schiffsbau benutzen, beinhaltet aber antiseptische Wirkstoffe. Wenn der Bruch gerichtet ist, kannst du das Handgelenk damit einschäumen und es ist ruhig gestellt.“

      Kenlor sah sie erneut forschend an. „Danke für den Hinweis.“

      Joana zuckte mit den Schultern. „Ich fürchte, in der nächsten Zeit sind wir aufeinander angewiesen.“

      „Akzeptiert. Aber vergiss dabei nicht, dass ihr Menschen und die Norsun unsere Gefangenen seid. Ich werde keinen Widerstand dulden.“

      „So etwas Ähnliches hat Oberfrau Selmira auch schon erwähnt.“

      „Dann erinnere dich gut daran“, mahnte der Hoch-Kommandant und deutete auf das geschlossene Schott, welches vom Aufenthaltsraum auf den Hauptgang hinausführte. Dieser erstreckte sich vom Aufenthaltsraum bis zum Heck des Schiffs. „Wache, öffne das Schott. Sehen wir nach, wer sonst noch überlebt hat.“

      Das nach innen führende Schott war verzogen. Die beiden Leibwächter mussten ihre ganze Körperkraft nutzen, um die Notmechanik in Bewegung zu versetzen. Endlich gab die gepanzerte Türplatte nach und schob sich ein Stück zur Seite. Sofort drangen Dunst und Rauch ein und brachten alle zum Husten, doch zugleich war auch ein Hauch kühler frischer Luft zu spüren.

      „Irgendwo ist ein Schwelbrand“, stellte Joana fest, „und die Hülle muss gebrochen sein. Wir atmen bereits die Luft des Planeten.“

      „Immerhin ist sie atembar und der Luftdruck stimmt“, meinte Kenlor, während die Wachen die Platte mühsam weiter zur Seite schoben, damit sie passieren konnten.

      Schließlich zwängten sich die vier durch den Spalt und standen im Hauptgang des oberen Decks.

      Es wurde sofort deutlich, welchen Schaden die Juliette Beecher erlitten hatte.

      Auf eine Länge von rund dreißig Metern wirkte der Gang völlig unbeschädigt, doch dann waren Streben und Seiten merkwürdig verdreht. Ungefähr auf halber Länge des breiten Korridors klaffte ein Riss, der den Rumpf vollkommen zu durchziehen schien und das Wrack in einen vorderen und einen hinteren Teil trennte. Der Spalt zwischen den geteilten Segmenten des Korridors war gute Meter breit. Es wäre eigentlich nicht möglich gewesen, ihn ohne Hilfsmittel zu überwinden, doch Sand und Erdreich füllten ihn bis zum Niveau des oberen Decks.

      „Anschabb“, murmelte Kenlor. „Dieser Dreck muss das gesamte untere Deck ausfüllen. Dort kann niemand überlebt haben.“

      Joana wusste, dass der Hoch-Kommandant hier weniger an die zivilen Gefangenen von Outer-Rim-Station 47 dachte, als vielmehr an die Mehrzahl seiner Gardisten, die ihre Unterkunft dort unten gehabt hatten. „Vielleicht haben die feuerfesten Kollisionsschotts und die Zwischenwände den Gewalten standgehalten“, sagte sie ohne große Überzeugung. „Suchen wir erst hier oben nach Überlebenden. Dann sehen wir nach dem unteren Deck, denn dort werden wir uns durchgraben müssen.“

      Es gefiel Kenlor nicht, doch er gestand sich ein, dass die Menschenfrau recht hatte. Er deutete den Gang entlang zu dessen Ende. „Der Rauch kommt von dort hinten, wo sich der Maschinenraum befindet. Sucht nach tragbaren Löschgeräten. Wir müssen uns um das Feuer kümmern.“

      Rechts vor ihnen waren plötzlich Rufe zu vernehmen. Dort befand sich der Frachtraum, in dem sich die gefangenen Delegationen aufhielten. Das Schott zum Gang war bei einem erfolgreichen Ausbruchsversuch zerstört worden und offen. Nun zeigten sich dort zwei menschliche Gestalten, in denen Joana ihren Vater John und einen Sky-Trooper erkannte.

      „Manitu sei Dank, du lebst!“, entfuhr es dem erleichterten Hoch-Admiral. Er ignorierte die Negaruyen und umarmte seine Tochter kurz. „Wir haben einen Trooper verloren, aber alle anderen haben überlebt“, stieß er hervor. „Allerdings gibt es etliche Verletzte. Grundgütiger, bei der harten Landung habe ich befürchtet, weiter vorne würde niemand … niemand …“

      Er brach ab und Joana zog ihn nochmals kurz an sich, bevor sie zurücktrat. „Die Veränderte Clifford hat sich den Hals gebrochen, aber ansonsten haben auch vorne alle überlebt. Ich fürchte nur, auf unsere Leute und die Negaruyen im unteren Deck trifft das nicht zu.“

      John Redfeather sah betroffen auf den Sand, der den Riss im Rumpf bis zur Ebene des Oberdecks füllte. „Wir müssen uns vergewissern“, sagte er leise. „Vielleicht gibt es Kammern, die standgehalten haben.“

      Kenlor-dos-Alonges schritt an den beiden Redfeathers vorbei und sah durch das offene Schott in den Frachtraum.

      Dort waren, neben den Gefangenen, Teile der Erstausstattung einer neu zu gründenden Kolonie untergebracht. Mit Polstermaterial, Gurten, Seilen, Decken und allem, das nur irgendwie geeignet schien, war es den Gefangenen gelungen, sich vor dem Schlimmsten zu schützen. Tatsächlich waren sie alle am Leben, auch wenn es zahlreiche Blessuren gab. Die Polsterungen und Gurte hatten nicht alle Stöße der Bruchlandung vollkommen abfangen können. Menschen und Norsun waren nicht nur den Bewegungen des Schiffs ausgesetzt gewesen, sondern auch einigen Transportbehältern, die aus ihren Verankerungen gerissen worden waren.

      Derzeit sahen Captain Wilbur Custer und First-Sergeant Pearl Stevens nach den Verletzten, um diese, so gut es eben ging, zu versorgen. Als Custer sich kurz zu Joana umwandte, erkannte diese eine farbenprächtige Beule an dessen Stirn. Der Offizier erwiderte ihr Lächeln knapp und widmete sich dann wieder Hoch-General Omar ibn Fahed, dessen rechter Arm gebrochen schien.

      Joana sah Kenlor fragend an und deutete in den Raum. „Darf ich?“

      Der Negaruyen nickte schweigend und folgte ihr. Die beiden Leibwachen blieben im offenen Schott stehen. Mit kalten Blicken beobachteten sie die Vorgänge im Raum.

      Kenlor schien seine Absicht vergessen zu haben, sich um die Brandbekämpfung zu bemühen und nach Überlebenden im Unterdeck zu suchen. Joana konnte dies gut nachvollziehen. Nachdem alle in diesem Frachtraum überlebt hatten, verschob sich das Kräfteverhältnis,