In Berlin vielleicht. Gabriele Beyerlein. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gabriele Beyerlein
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847654285
Скачать книгу
von anderen, die Atemzüge der Lehrerkinder in den letzten Jahren oder die ihrer Mutter und der Kühe in ihrer Kindheit.

      „Er zählt den Lauf der heißen Tränen und fasst zuhauf all unser Sehnen. Gib dich zufrieden!“

      Ja, das musste sie wohl: sich zufrieden geben. Sie war jetzt in Berlin, und da hatte sie schließlich hin gewollt, und dass alles ganz anders war, als sie es sich vorgestellt hatte, das war eben so, wie es war. Es hätte ja alles noch viel schlimmer kommen können, wenn sie nur daran dachte, was das vielleicht mit dieser grell geschminkten Dame am Bahnhof zu bedeuten gehabt hatte ... Der Herr Lehrer hatte sie ja gewarnt: So schnell konnte es gehen, dass man in Berlin in der Gosse landete. Jetzt war sie jedenfalls bei anständigen Leuten und der Herr Polizeihauptmann passte auf, dass sie nicht unter die Räder kam. Sollte sie sich da etwa nicht zufrieden geben?

      Fünfzehn Mark Lohn, das war doch was, auch wenn sie davon erst mal die Schürzen bezahlen musste, was sie nicht gerecht fand, aber es musste wohl so sein. Die gnädige Frau tat bestimmt nichts gegen das Gesetz. Aber dass sie nicht mit bei Tisch sitzen durfte! Als sei sie aussätzig. Da kam man sich nicht als Mensch vor, sondern wie ein Stück Vieh.

      „Er hört die Seufzer deiner Seelen und des Herzens stilles Klagen, und was du keinem darfst erzählen, magst du Gott gar kühnlich sagen ...“ Ja, das wollte sie, Gott wollte sie es sagen, weil es ihr bei der gnädigen Frau die Sprache verschlagen hatte. Kein Wort hatte sie herausgebracht, als die gnädige Frau nach dem Abendessen die Reste von der Tafel — das große Stück Fleischwurst und das Eckchen Käse und das schöne frische Brot und die Äpfel und den Butternapf — in der Speisekammer verschlossen hatte, den Schlüssel eingesteckt und ihr einen Kanten vertrocknetes Brot mit der Bemerkung hingeschoben hatte: Das kannst du in die Kartoffelsuppe brocken, dann wird es weich. Altes Brot ist viel gesünder als frisches und sättigt besser. Und hier, den Milchreis kannst du auch haben!, und dabei mit dem Löffel die Schimmelschicht abgehoben hatte, die auf dem Reis wuchs, als ob Lene es nicht längst gesehen hätte, dass der Brei ganz verdorben war!

      Nein, den Milchreis hatte sie nicht gegessen, sie wollte nicht krank werden an ihrem ersten Arbeitstag. Sie hatte sich den Rest Suppe mit Wasser verdünnt und das Brot drin eingeweicht, aber satt war sie nicht geworden von dem alten Brot. Und das war so gemein, so gemein, so gemein, denn sie hatte gut gearbeitet, hatte schnell und gründlich Staub gewischt trotz all dieser blöden Sachen, die auf den Möbeln herumstanden, und hatte beim Abspülen nichts kaputtgemacht und hatte jeden Auftrag ausgeführt und bis nach zehn Uhr noch die vorknöpfbaren Hemdbrüste für den gnädigen Herrn gestärkt und gebügelt, dass sie ganz steif geworden waren und glänzten wie Seide! Und für gute Arbeit gab es gutes Essen, so war es immer gewesen daheim, aber hier war es nicht so, und das tat so weh, dass ihr schon wieder die Tränen kamen.

      „Es kann und mag nicht anders werden: alle Menschen müssen leiden; was webt und lebet auf der Erden, kann das Unglück nicht vermeiden ...“, sang Lene schluchzend vor sich hin. Langsam wurde sie ruhig. Und müde, so unendlich müde. Gib dich zufrieden, zufrieden!, raunte es in ihrem Kopf. Sie tastete neben sich auf den Boden, wo sie vor dem Zubettgehen das Gedichtbuch hingelegt hatte. Sie schob es sich unter den Kopf, drehte das Gesicht darauf, berührte es mit den Lippen, sog den Duft ein: Pfeifentabak und Schulstube, der Geruch des Herrn Lehrer.

      Daheim ...

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCA4QCWADASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwD3Ciii uM3CkNLSGgApaSloAKSlooASijFFABRRRQAtFFFABSGlo60AJS0YooAKSlpKACiiigBaKKKACiii gBKUUlLQAUlLRigBKWkpaAA0lLSUALRQKKACiiigApDS0lABRRRQAUUYoxQACloFFACUUUUAFFFF ABSikxS9KACkpc0lABS0lLQAUUUUAJRRRQAUUUUALRRRQAUlLRigBKKKKACiiigAooooAKKKKACl FJSigAooooAKSlpKAAUtJS0AJRRRQAopO9FFABRRRQAUtJS0AFJS5pKAAUtIKWgBKKKKACiiigAo oooAUdaSiigApaSloADSUtFACUUUUAFFFFAC0hpaSgAooooAKKKKACil4pKACiiigA9hRnFLxSYo ADS9aT8KKADHFJ9aUmjrQAg46Up5oIxQKADNHvSEUAUAAHNL3oooABRzQfpR1oAKSlxg0vFACUUU UAJjmloooAM0CigUAFLikpcUAJRRRQAUUUooASilpKACiiigAoopcUAB60lBooAOtFLRQAntRRRQ AUUUuKAEFLSUtABQaDSUAFFFFABRRRQAUopKXpQAUUZooASlpKWgAooooAKKKKACiiigA6UlFGKA ClpKWgAooooADSUtJQAp60lFFABRRRQAtBopKAClpKWgAooooADSUtJQAtFFFACUUUUALRRRQAUl LSUAFFFFAAKWkFLQAUUUUAJRRRQAtIaWkoAKKKKAClpKWgAooooAKKKKAEooooAKUUlLQAUUUUAF FFFACCloooAKKKKAEooooAWkNLSUAFLSUuaACkpaSgAooooAWiiigAooooAKMUUUAJS0UUAFFFFA AaSlpKACiiigBaKKKACiiigAooooAKKKM0ABpKXrSUAFFFFAC0UUUAIKDS0mKAClpKWgAooooADS UppKAFooooAKKKKAEooooAKKKKACiiigAooooAWiiigBKKXFJQAtIaXNJQAUtGKKACiijNABR1pM 0UAFFLRigAopM0UAFKKSlFABRRRQAUUUUAFJSmkoAKKKXFABRSZooAWiiigAooooAKSlpKAFpMUC loAKKKKAEopcUUAFFJRmgBaKM0UAFJS0YoAQUtJRmgAooooAMUtFFABSGlpDQAUUUUAFFFFAAKWk FLQAlFFFAC0UmaKAClFFFABRSZozQAtJRmigAFLSCloASiiigAopcUUAJSikozQAtFJmjNAC0Uma M0ALRRRQAlFLRigBKKXFJQAvWkoooAKKKKACiilxQAgooooAWiijNACUUuKKAEooooAKKKMUAFLR iigAooNJmgBaKKKACikzRmgBaKKKACkozRQAUUUuKAEopcUUAJRRRQAUUZooAWkopc0AJS0lFABR RRQAUdOlGaXtQAlFGKO9AAaKOtHagAoHNFFAC0lGKKACjmiigAFFFFAC0ZpKKACilxRQAlKKSjNA C0lLSUAFFFFAAKWkozQAUUUUALRSZooAKKKKACiiloASloooADSUppKAFopKM0ALRSZooAWkNLRi gBKKXFJQAUUUUAApaSjNABRS0YoAKKTNFABSikozQAtFJmjNAC0lFLigBKKXFGKAEooooAWiiigB KKKAKACloxSUALSUUuKAEopcUYoAO1JQaKACilxRQAlFLRigBKWjFJQAtJRS4oAQUtJRmgAooooA WiiigBKKXFIaACiijFABS0UUAFFBozQAlFFLigAooooAKKKKACkpaMUAJS0UmaAFopM0uaAEoopc UAJRRRQAUUUUAFFFFABRRS4oASigiigAopaMUAFFJmigBaKSjNAC0lGaKAClpKWgAooNGaAEoopc UAJSijFFABRRRQAUlGaWgBKKMUUAApaQU