„Vielleicht sollten wir uns ein Haus im Ausland zulegen, von dem Geld. Was meinst du Karl?“
„Es ist dein Buch, und dein Geld Ben, auch wenn wir beide an der Story gesponnen haben, aber geschrieben hast du es alleine.“
Beide neideten sich nichts, und um Geld hatten sie sich noch nie gestritten. Es war nur Mittel zum Zweck, und auf Luxus konnten beide prima verzichten. Man nahm mit, was man kriegen konnte, ohne sich die Art von Eigentum und Luxus zu leisten, die weitere Anstrengungen zum Erhalt des Status „Q“ nötig gemacht hätten.
Sie hatten noch nie Neufahrzeuge gekauft, oder geleast, weil beide das als unsinnig empfanden, soviel Geld für dieselbe Ware auszugeben, obwohl der Markt mit Angeboten aller Art überschwemmt war. Damit waren sie zwar als Kunden nicht überall beliebt, aber die Freunde wollten ohnehin nicht den Wettbewerb des größten Verschwenders gewinnen.
Sie hatten oft genug gesehen, wie solche Sachen in die Hose gegangen waren. Autos für über 1.000 Euro Leasing pro Monat, Telefonanlagen für über 10.000 Euro, teure Mobiltelefone, und so weiter. Lieber arbeiteten sie etwas weniger, und genossen dafür das Leben ein bisschen mehr, oder aber sie kamen auf die blödsinnige Idee ein Buch zu schreiben, mit allen Verschwörungstheorien derer sie habhaft werden konnten, um sie zum Schluss noch ins Detail hin auszuschmücken. Ben kam allmählich aus dem Grübeln wieder heraus.
„Ich kenn’ da einen Geschäftsmann, der sich mit seinen Sachen ein wenig übernommen hat. Der hat eine riesige Hütte in Italien zu verkaufen. Die könnten wir für kleines Geld haben, und für uns zum Feriendomizil ausbauen. Dann arbeiten wir von da aus, wenn uns hier wieder das Wetter auf den Keks geht. Da kommt man auch noch einigermaßen mit dem Auto hin, in einem Tag. Was meinst du Karl?“, fragte er mit dem Anflug eines Lächelns.
„Klingt jedenfalls nicht schlecht, auch wenn ich ja schon was in Portugal habe.“
„Stimmt, aber da muss man immer mit dem Flieger hin, und im Sommer kann man es da kaum aushalten. Wir könnten unseren Freund Nicolae hinschicken, dass der uns die Innenräume herrichtet, sodass wir im nächsten Frühjahr schon mal zur Probe dort arbeiten könnten.“
„Weißt du denn, was die Bude kosten soll?“, fragte Karl, und runzelte dabei die Stirn
„Ne, nicht genau, aber ich habe schon die Adresse. Da ist kein großer Tourismus, und das Gründstück hat eine eigene Wasserversorgung. Es liegt in einem eigenen Tal ohne Nachbarn, wenn man von dem Kloster auf dem Berg mal absieht.“
Karl lächelte nun ebenfalls wieder ein wenig.
„Du hast ja seit Wochen keine Pläne mehr für irgendwas gemacht. Es geht tatsächlich wieder bergauf mit dir, oder?
Morgen sehe ich ja Groth auf der Messe in Düsseldorf, da werde ich ihm schon klarmachen, dass ich mich aus dem Schriftstellerleben vorerst zurück ziehe. Er wird zwar nicht begeistert sein, aber die goldenen Eier der Gans darf er ja behalten. Den Rest lassen wir unseren Anwalt machen, und dann haben wir unser Leben wieder.“
Sie nahmen sich beide noch einen Kaffee mit ins Büro, und machten sich ans Tagwerk. Es war noch viel zu tun, bevor Karl heute Abend nach Düsseldorf fahren konnte. Er hatte sich für morgen Vormittag um 11 Uhr in der Messehalle verabredet, um noch vor 14 Uhr wieder abzureisen zu können.
Der Verkehr am Freitagnachmittag auf dem Kölner Ring und der A 3 war mörderisch, und wenn man es vermeiden konnte, fuhr man nicht nach dieser Zeit in den Ruhrpott, zumindest nicht mit dem Auto.
8. Kapitel
Pavel hatte sich vorgenommen dem Lektor des Verlages an diesem Tag auf den Zahn zu fühlen.
Ein erstes Telefongespräch, als Anwalt getarnt, verlief nicht nach seinem Geschmack, aber von diesem Vorhaben wussten Karl und Ben nichts, und hätten sie es gewusst, hätte es ihnen auch nicht geholfen.
Nach der Analyse der Quelle war es unmöglich, dass alle Informationen rein fiktiv zu Stande gekommen waren.
Ausschlaggebend war der Passus, in dem der Autor auf die globalen Kapitalflüsse einging und deren Verschwinden im Nichts, in Verbindung mit Projekten am Nord- und Südpol, und das noch Wochen bevor die ersten Informationen der Allgemeinheit bekannt wurden. Solche Quellen konnten nur von Insidern stammen.
Tatsächlich wurden in den letzten 19 Monaten insgesamt fast 1,5 Billiarden Euro aus allen beteiligten Staaten, Konzernen und privaten Aktionären seiner Auftraggeber zusammengetragen, mit Hilfe der fingierten globalen Wirtschaftskrise.
Ab einer Milliarde Euro Einlage, konnte jeder „Aktionär“ werden. Es fehlten aber noch über 200 Milliarden Euro, um das „Projekt“ zu vollenden, und ein öffentliches Interesse durfte nicht geweckt werden.
Zu oft hatten in der Vergangenheit durchgesickerte Informationen zu einem Aufschrei in der Bevölkerung, und damit auch zum Abbruch von Projekten, oder zumindest unliebsamen Verzögerungen geführt, da abgetretene Regierungschefs durch Neue ersetzt werden mussten, und die waren alle geldgierig, oder zumindest schwierig zu instruieren. Schließlich waren diese doch ihrerseits als „Befreier“ oder „Erneuerer“ an die Macht gekommen, um Korruption, Armut und Ungerechtigkeit zu besiegen.
Der Journalismus war heute auch nicht mehr so gut zu kontrollieren, wie in den 60er oder 70er Jahren, auch wenn es natürlich möglich war, den einen oder anderen Journalisten oder Redakteur mit eigenen Verfehlungen unter Druck zu setzen.
Heute stirbt ein Staatsmann, oder es beginnt ein Krieg, und sofort werden wirtschaftliche Interessen vermutet oder zumindest Militärische. Die Zeiten waren vorbei, wo man Völker von einer politischen Knechtschaft erlösen konnte, und Armeen als Befreier gefeiert wurden. Deshalb sollte er mit aller Entschlossenheit eine weitere Eskalation in dieser Angelegenheit verhindern.
Wie er aus dem Terminkalender von Reiner Groth wusste, hatte er ein Treffen mit dem Autor des Buches.
Pavel war dankbar für das Internet. Ermöglichte es doch den Zugriff auf alle Daten der Zielpersonen, ohne Mikrofone oder ähnliches Equipment in Fahrzeugen, Wohnungen oder Büros unterzubringen. Computer waren eine wunderbare Sache, auch wenn er selber keinen hatte, wie fast niemand den er kannte in seiner Branche.
Sie bedienten sich öffentlich zugänglicher Terminals in Internet Cafes, Tourismus Büros oder noch besser, in jeder Hotellobby der Welt.
In den besseren Hotels waren diese sogar frei zugänglich, und es war nicht einmal nötig sich diese frei schalten zu lassen. Gab es eine Kamera am PC wurde diese abgeklebt, und man konnte seine Daten und Anweisungen in aller Ruhe abrufen. So gab es keine Spuren, die irgendjemand hätte zurückverfolgen können.
Es war zu einfach an jegliche Information ranzukommen, ob Terminkalender, Steuererklärung, Online-Banking, Smart Phones oder Vatis schmutzige Fantasien.
Alles war frei verfügbar mit den richtigen Hilfsmitteln, und diese waren in seinem Job ohne Limit verfügbar. Er würde nicht lange brauchen, um alle Informationen von Groth oder Blanke zu bekommen. So oder so.
Tatsächlich war er bei der Überprüfung bei den Beiden auf keine Informationen gestoßen, die irgendwie mit der Quelle zu tun hatten.
Bei Groth war das eigentlich kein Problem, war er ja nur der Verlagsangestellte, aber bei Blanke sah das ganz anders aus.
Kein Manuskript, keine Mails, keine Nachforschungen, nichts, was darauf hindeuten würde, dass er das Buch überhaupt geschrieben hatte. Entweder war er ein Anhänger von Schreibmaschinen oder der Handarbeit, oder es war etwas faul.
Blanke war ein Internet Händler und ziemlich Rege, soweit Pavel das feststellen konnte. Also warum gab es nicht den geringsten Hinweis, weder auf seinem PC noch bei den Internetprotokollen oder gar E-Mails?
Jeder Datenverkehr der letzten sechs Monate war sauber, was auf einen Profi im Datengeschäft schließen lies. Weiter zurück konnte auch seine Firma nicht zurückgehen, da dass der maximale Zeitraum war,