PENNYFLAX und die Rache des Hexenmeisters. Andreas Bulgaropulos. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Bulgaropulos
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738030488
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Jahre hatte er im Feuerberg gelegen, war zu einer Zeit hierher geflüchtet, als seine Art durch die Großen Drachenjäger des Elfenreichs fast ausgerottet worden war. Jene Elfenjäger hatten ihn schwer verwundet, bis Sulferion ihn vor tausend Jahren gefunden und gesund gepflegt hatte. Und wie seinen Herrn dürstete es Pyros nun danach, Rache an den Elfen zu nehmen. Er stieß ein Ohren zerreißendes Brüllen aus, blies eine Flammensäule in die Luft und entfaltete seine mächtigen Flügel.

      Sulferion hatte sich inzwischen von dem Feuersturm in seine Dunkelelfenform zurück verwandelt. Er schwang sich auf sein Ross und beobachtete den Drachen, der auf der Spitze des Vulkans hockte und seine Kräfte sammelte. Der Hexenmeister wusste, dass Pyros bis zum morgigen Tag brauchen würde, um seine Schwingen nach dieser langen Zeit im Berg zu stärken, damit er zuerst nach Garstingen und später nach Viancáru fliegen konnte.

      Voller Zufriedenheit lächelte Sulferion beim Anblick seiner Armee und der Dämonen, die durch die Glutadern strömten. Nichts und niemand würde ihn mehr aufhalten können.

      *** 5 ***

      Während Pennyflax, Shirah, Fauch und Minky von Garstingen aus über die Landstraße Richtung Nordosten eilten, huschten ihre besorgten Blicke regelmäßig zum Horizont gen Westen. Dort, aus der Richtung des Feuerbergs, flackerte noch immer rotes Licht durch die tief hängenden Wolken, und ab und an donnerte es. Selbst die Natur schien angesichts der Bedrohung den Atem anzuhalten, denn man hörte weder die Vögel zwitschern, noch regte sich ein Tier im Unterholz entlang des Weges. Nicht einmal der Wind wehte, obwohl der Herbst geradezu danach verlangte.

      Stundenlang wanderten die vier Freunde über die Landstraße, vorbei an matschigen Feldern, Wäldern und Tümpeln. Sie passierten den ehemaligen Gelbsumpf, wo Pennyflax und Shirah im Sommer die Elfenprinzessin Candela Lavendel von ihrem Sumpfmonster-Fluch erlöst hatten. Und am Nachmittag schließlich, als es bereits dämmerte, gelangten sie ans Druntertal, um kurz darauf ihr erstes Etappenziel zu erreichen, die Große Wegkreuzung. Hier, am Rand einer von Fichten umgebenen Schlucht, teilte sich die mit Steinplatten ausgestattete Straße. Sie führte nach links zum Drüberhügel, geradeaus nach Norden in Richtung Finsterwald und rechts nach Osten, zum Elfenreich Viancáru.

      Pennyflax spekulierte darauf, eine der berittenen Elfenpatrouillen zu treffen, die die Oststraße von Viancáru bis hierher überwachten und dafür sorgten, dass sich Räuberbanden von ihr fernhielten. Doch so wie es aussah, war kein einziger Elf in Sicht, den man hätte vor Sulferions Kriegsplänen warnen können. Deshalb setzten sich die drei zur Rast auf einen Baumstamm neben dem Wegweiser und beauftragten Fauch damit, sofort Alarm zu schlagen, sobald er ein Langohr erblickte.

      Wie es der Zufall so wollte, hatten sie gerade ihre Brotzeit beendet, als Fauch weiter vorne an der Straße eine Stichflamme in die Luft pustete. Die zwei Kobolde und der Rotzling packten ihre Rucksäcke und hetzten auf die beiden Reiter zu, die eben um die Wegbiegung galoppierten und wegen des Feuers alarmiert ihre Bögen zückten. Als die Elfensoldaten vergeblich nach der Ursache der Flammen suchten, weil Fauch sich hinter einem Baum versteckt hatte, schauten sie umso strenger den drei Freunden entgegen.

      »Hey! Ihr da!«, rief der Anführer der beiden Elfen, die sich mit ihren Lederrüstungen, Schwertern, Bögen und den blonden Haaren ziemlich ähnlich sahen. »Wisst ihr nicht, dass es verboten ist, Feuermagie im Wald anzuwenden? Die kann nämlich auch feuchte Bäume entzünden!«

      Pennyflax blieb einige Meter vor den großen Pferden stehen und schaute zu ihren Reitern hinauf. »Garstigen Tag, ihr Langohren«, begrüßte er die Elfen und lüftete seinen Hut, woraufhin seine Wuselhaare in alle Richtungen abstanden. Die Ermahnung wegen des Feuers überhörte er, da er wusste, wie verantwortungsvoll Fauch mit seinem Flammenatem umging. »Wir haben eine dringende Nachrichten-Wichtigkeit für euer Oberlangohr Lavendel«, erklärte er und deutete nach Nordwesten Richtung Feuerberg. »Sulferion will Eraluvia abfackeln und zieht mit seiner Armee nach Viancáru. Ihr könntet uns mitnehmen, damit wir euren König warnen und um Hilfe für Garstingen bitten können, abgedingst?«

      Die zwei Elfen starrten den Kobold mehrere Sekunden an, dann blickten sie sich gegenseitig in die blassen Gesichter – und begannen zu lachen. Fast eine Minute lang grölten die beiden so laut, dass die Echos weithin durch den Wald schallten und sie schließlich mit Tränen in den Augen nach Luft japsten.

      »Kleiner …«, prustete derjenige, der ihn ermahnt hatte, »du … du bist mit Abstand das Lustigste, das uns in dieser Woche passiert ist. Gehört ihr drei Witzfiguren vielleicht zu einem Zirkus oder zu einer Gaukler-Truppe? Wenn ja, würden wir uns eure Vorstellung auf jeden Fall anschauen!«

      Shirah stemmte die Hände in die Hüften und konterte ärgerlich: »Wir sind keine Lügner! Sulferion rückt tatsächlich mit seiner Armee nach Osten vor, und ihr beiden wärt mal lieber so schlau, uns das zu glauben! Oder was meint ihr, wo sonst das Donnergrollen und die roten Blitze am Himmel herkommen, wenn nicht vom Feuerberg, hä?!«

      »Ach das …«, winkte der Elf ab und grinste zu ihr herunter. »Das ist doch bloß eine Gewitterfront und der Lichtschein der Blitze in den Wolken. Man nennt das Wetterleuchten, und es besteht kein Grund, sich Sorgen zu machen … ihr ›Experten‹!« Dann fingen beide wieder an zu lachen.

      »Ihr habt ja wohl keinen schummrigen Schimmer!«, fauchte die Koboldin. »Der Vulkan bricht aus, weil sich Sulferions Drache aus dem Berg befreit. Außerdem ist der Lichtschein beim Wetterleuchten weiß und nicht rot, klarifari?! Deshalb müssen wir sofort mit eurem König spre…«

      Minky schob Shirah beiseite und schnarrte ihr zu: »Lass mal den Fachmann rrran. Ich verrrsuch’s mal in Elfisch.« Der Rotzling zog seinen Rotzfaden hoch, trat einige Schritte nach vorne und hob die Hand. »Gloriel!«, begrüßte er die Elfen mit dem offiziellen Gruß aus Viancáru. Er machte eine ausholende Geste und flötete in melodischem Tonfall: »Schnösel di Dösel, lall Dusel und Fusel?«

      Den zwei Elfen klappten die Münder auf. »Willst du behaupten«, fuhr der Anführer den Rotzling wutentbrannt an, »dass wir Aufschneider sind, die nur Quatsch erzählen, weil sie zu viel getrunken haben?«

      »Äh, nö …«, stotterte Minky und verbesserte sich: »Larilum libri Löffelstiel, flumsi-klumsi zu Lavendel?«

      »Jetzt reicht’s aber!«, brauste der Elf auf. »Wenn du auch noch unseren König als ›kleckernden Bücherwurm‹ beschimpfst, führen wir euch alle in Ketten ab und lassen euch zur Strafe in unseren Silberminen schuften, verstanden?! Und jetzt macht die Straße frei!« Ohne die drei Winzlinge noch eines Blickes zu würdigen, wendeten die Elfen ihre Pferde und preschten davon. Glücklicherweise waren sie schon außer Hörweite, als Minky ihnen zum Abschied ein »Buenas-Nachos« hinterher rief.

      »So’n Pech«, seufzte Pennyflax und schnallte seinen Rucksack um. »Biste denn sicher, dass das Elfisch war?«

      »Selbstverrrständlich!«, schnarrte Minky beleidigt. »Hab ich im Gasthof oft genug gehört. Kann ich ja nix dafür, wenn die feinen Herrschaften Grrrütze in ihren Langohren haben!« Dann zog er die Kapuze seiner Regenjacke auf, denn es begann wieder zu tröpfeln.

      Shirah schaute besorgt zu den dunklen Baumspitzen und zum Himmel hoch, an dem die letzten Lichtstreifen verblassten. Zudem kroch Nebel aus der Schlucht bei der Straße herauf. »Wir müssen unsere Füße sputen, wenn wir Viancáru rechtzeitig erreichen wollen. Aber erst mal sollten wir einen Unterschlupf zum Übernachten finden, denn man weiß ja nie, welche Diebe und Monster im Dunkeln ihr Unwesen treiben.«

      Pennyflax gab seiner Freundin recht, denn die Straße war bis zur nächsten Elfenpatrouille wegen der Räuber zu unsicher. Während die drei also Richtung Osten losmarschierten und Fauch neben ihnen her flatterte, holte der Kobold seine Glühwürmchen-Laterne aus dem Rucksack und begann, im grünen Schein der Lampe seine Karte zu studieren. Darauf hatte er bei jeder Wanderung die wichtigsten Orte und Wegpunkte markiert und durch Hinweise von Meister Snagglemint ergänzt. Zu seiner Erleichterung musste in nur wenigen hundert Metern eine kleine Höhle am Wegesrand kommen, in der man bestimmt ein Lager für die Nacht aufschlagen konnte – sofern es sich nicht um einen Bären- oder Wolfsbau handelte.