Djihad. Christoph Hoenings. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christoph Hoenings
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847623380
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umgehen! An U-Boote trauen die sich nicht ran! Außerdem kenne ich die Budgetplanung für die nächsten Jahre. Kein Wort über U-Boote!“

      September 2009

      Rupert Graf war gerade von einem Abendessen mit Geschäftspartnern in seine Wohnung zurückgekehrt und hörte sich die auf seinem Anrufbeantworter eingegangenen Gespräche an.

      Einen der Anrufe musste er mehrmals abspielen, bis er verstand, was der Sprecher wollte.

      Der Mann hatte sich in stark dialektgefärbtem Englisch als Mahmut vorgestellt und um ein Treffen innerhalb der nächsten Tage gebeten, der Ort sei egal.

      Es gehe um ein äußerst wichtiges Vorhaben.

      Die hinterlassene Rufnummer war, wie Graf feststellte, die eines Anschlusses in Genf. Da eine Zimmernummer genannt worden war, vermutete Graf, dass sich der Anrufer aus einem Hotel gemeldet hatte.

      Rupert Graf putzte sich in aller Ruhe die Zähne und machte es sich vor dem Fernsehgerät bequem, um die Spätnachrichten und eine anschließende Talkshow zu verfolgen.

      Erst dann wählte er die angegebene Nummer.

      Er erreichte eine freundliche Dame, die sich mit Hotel Beau Rivage meldete, und wurde unverzüglich zu der genannten Zimmernummer durchgestellt.

      Dort wurde so prompt abgehoben, dass Graf den Eindruck hatte, der Bewohner habe direkt neben dem Telefon gesessen und auf seinen Anruf gewartet.

      „Ja?!“

      Mehr nicht.

      „Ich bin von Mr. Mahmut gebeten worden, diese Nummer anzurufen. Mein Name ist Graf.“

      „Einen Moment.“ Kein `Bitte`!

      Das war nicht die Stimme auf dem Anrufbeantworter.

      Graf hörte im Hintergrund Stimmengewirr, das er als Arabisch deutete, Stimmen ausschließlich von Männern, Gelächter. Zumindest hatte er niemanden aus dem Schlaf geschreckt. Wahrscheinlich lief dort ein Kartenspiel, und anschließend würde man essen gehen. Genf, so wusste Graf, hatte sich auf arabische Gäste bestens eingestellt, und dort würde ungeachtet jeder Polizeistunde auch um drei Uhr früh noch Essen serviert, solange gut bezahlt würde.

      Der Hörer wurde wieder aufgenommen.

      „Vielen Dank für Ihren Rückruf, Mr. Graf. Wann können wir uns sehen?“

      Das war die Stimme des Anrufers auf seinem Band.

      „Darf ich fragen, um was es geht?“

      „Das ist nichts für das Telefon. Aber es ist sehr wichtig. Wann?“

      „Woher haben Sie meinen Namen und meine Rufnummer?“ fragte Graf ungerührt.

      „Von einem Freund. Einem gemeinsamen Freund aus Monaco. Er liebt es, viel und gut zu essen.“ Gelächter.

      „Die nächsten zwei Wochen bin ich ausgebucht,“ antwortete Graf. „Danach gerne.“

      „Solange kann ich nicht warten. Entweder Sie sagen jetzt zu, mich in den nächsten drei Tagen zu treffen, oder ich wende mich heute noch an einen Ihrer Wettbewerber.“

      Graf verfluchte Norbert Schmehling. Nur Schmehling konnte es gewesen sein, der diesem unverschämten Patron seine Rufnummer gegeben hatte. Trotzdem bemühte er sich, höflich zu bleiben.

      „Ich müsste andere Termine umschichten. Das kann ich um diese Tageszeit nicht. Können Sie nach Deutschland kommen?“

      „Kommen Sie zu mir! Ich bin ab morgen in Cannes. Im Carlton. Kommen Sie dorthin! Ich schicke ein Flugzeug, das Sie abholt.“

      „Ich kann das jetzt nicht zusagen. Ich rufe Sie morgen wieder an.“

      „Ich muss jetzt wissen, ob Sie kommen, oder ich rufe sofort einen Ihrer Konkurrenten an. Die kommen!“

      Rupert Graf hatte oft genug mit Vertretern aus arabischen Ländern zu tun gehabt, um zu wissen, dass dort gerne und häufig mit Erpressung gearbeitet wurde. Das war wie auf einem Bazar. Wenn er jetzt nachgab, würde Mahmut ihm gegenüber immer wieder zu diesem Mittel greifen, um was auch immer es gehen mochte.

      „Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, Mr. Mahmut.“ sagte Graf und legte auf.

      Trotz der dort schon viel weiter fortgeschrittenen Stunde saßen in einem Privathaus in der saudischen Hauptstadt Riad drei Männer zusammen. Sie hatten erst gegen 23 Uhr begonnen, zu Abend zu essen. Der Besitzer des Hauses, Vize-Admiral der Königlich Saudischen Marine Zaif al Sultan, hatte seine Frau gemeinsam mit den beiden philippinischen Hausmädchen ein erlesenes Mahl zubereiten lassen. Der Sohn von Zaif, Hakeem, hatte bei dem Essen dabei sein dürfen, um den Gästen die Teller zu füllen, sobald sie leer waren.

      Hakeem bin Zaif war Student, zwanzig Jahre alt, und würde in Kürze nach Europa gehen, um an einer Technischen Hochschule eine Ausbildung zum Maschinenbauingenieur aufzunehmen.

      Die beiden Gäste hatten weder die Frau von Zaif, Jasmin, noch eines der Hausmädchen zu Gesicht bekommen.

      Jetzt servierte Hakeem den Tee.

      Sein Vater und seine beiden Besucher saßen in dem großen Wohnraum, an dessen Wänden Sofas und Sessel standen, mit jeweils kleinen Tischen davor.

      Hakeem waren beide Männer gut bekannt.

      Abdallah bin Athel war einer der Stellvertreter seines Vaters in der Marine, im Rang eines Konteradmirals, zuständig für Planungen und Beschaffungen.

      General Faisal bin Salman war als Mitglied des Generalstabes verantwortlich für Fragen der Strategie der Streitkräfte.

      Auch wenn alle drei Herren tagsüber Uniform zu tragen pflegten, waren sie jetzt in Burnusse gehüllt und trugen auf dem Kopf das landesübliche Tuch, die Kufiya, gehalten von mehreren elastischen Ringen.

      Eindringlich hatte Admiral Zaif während des Essens die Notwendigkeit erläutert, die Saudische Marine mit U-Booten auszustatten. Eine Marine ohne U-Boote war keine richtige Marine! Und trotz der Fregatten der Sawari-Klasse, die in den achtziger Jahren in Frankreich gekauft worden waren, fehlte der Marine eine wesentliche Komponente, die der Kriegsführung unter Wasser!

      Konteradmiral Abdallah hatte Zaif nur halbherzig unterstützt. U-Boote waren sicherlich wichtig, aber die Saudische Marine hatte schon genügend Probleme, ausreichend ausgebildete Mannschaften für ihre Überwasserflotte zusammenzubekommen. Fachleute zum Betrieb von U-Booten auszubilden, würde noch viel schwieriger.

      General Faisal hatte seine Skepsis offen zum Ausdruck gebracht.

      Er hielt nichts von einer Waffe, die die meiste Zeit unter Wasser und für den Feind somit unsichtbar war. Nicht, dass ihm die Argumente Zaifs nicht einleuchteten: Eine derartige Waffe vermochte ungeheuren Schaden anzurichten. Faisal widerstrebte es, dem Kauf von etwas zuzustimmen, das unsichtbar und ungeeignet war, Freund und Feind zu beeindrucken. Zudem teilte er die Ansicht Abdallahs, die Marine verfüge nicht über genügend ausgebildetes Personal für eine neue Waffengattung.

      Zaif hatte nicht locker gelassen.

      Hakeem hatte aufmerksam zugehört, als sein Vater beiden Offizieren strategische und taktische Vorteile von U-Booten auseinandersetzte. Zaif beabsichtigte nicht, die Marine mit großen Booten auszustatten, sondern zunächst eine Anzahl kleiner Einheiten zu beschaffen. Auf denen konnten Experten ausgebildet werden, die ihrerseits zu einem späteren Zeitpunkt als Nukleus für die Ausbildung von Mannschaften für größere U-Boote dienen könnten.

      „An welche Bootsgröße denken Sie?“ hatte General Faisal schließlich gefragt.

      „Zweihundert, dreihundert Tonnen.“

      „Wie groß sind U-Boote normalerweise?“

      „Nehmen wir die Scorpene aus Frankreich oder die Sauro-Klasse aus Italien, oder den Typ 209, den die Deutschen in alle Welt geliefert haben. Das sind Boote in der Größenordnung von 1.200 bis 1.800 Tonnen. Ich spreche von einem winzigen Boot!“

      „Und